
1988 posieren „CanTwo“ und „Jase“ an der legalen „Hall of Fame“ bei der Baumschule „Pein & Pein“ in Halstenbek, direkt an der S- Bahn Linie S3. | © Eine Stadt wird Bunt. | 1988 | Foto: Fedor Wildhardt
Das Buch EINE STADT WIRD BUNT visualisiert die Anfänge der Graffiti- und Hip-Hop-Szene in den 80er und 90er Jahren in Hamburg. Im Interview verraten uns die Macher, wie es dazu überhaupt gekommen ist, was sie alles dabei erlebt haben und warum die SOKO bei der Bildrecherche wohl indirekt mithalf.
Doch das ist noch nicht alles: Neben dem Interview findet ihr hier auch jede Menge original Bildmaterial inklusive begleitendem Kommentar. In drei Jahren intensiver Recherche haben die vier Herausgeber Andreas Timm, Frank Petering, Oliver Nebel und Mirko Reisser rund 30.000 Fotos, Skizzen, Dokumente und Zitate zusammengetragen und ausgewertet. Die Sammlung des größtenteils noch unveröffentlichten Materials erzählt ein neues Stück Hamburger Stadtgeschichte und zeigt die Entstehung einer ganzen Subkultur.
EINE STADT WIRD BUNT: Hardcover Buch und Collectors Edition
Noch sind die Seiten allerdings nicht gedruckt. Das Buch soll im Frühjahr 2020 als streng limitierte Hardcover und Collectors Edition erscheinen und muss noch bis Oktober auf startnext.com finanziert werden. Ein Großteil davon ist bereits erreicht. Wer also noch eines der streng limitierten Exemplare ergattern möchte, sollte sich beeilen!
Crowdfunding – WWW – Instagram – Facebook – Twitter
Bis zum 6. Oktober könnt ihr euch noch beteiligen und eines der 500 Hardcover Exemplare, 150 der Collectors Editions oder einen der Kunstdrucke sichern. Erscheinen soll die Publikation im April 2020. Für die kommenden Jahre sind zudem mehrere Ausstellungen zum Thema in Planung.
Interview
Bis heute ist die Hamburger Graffiti-Landschaft tief in den 1980er und 1990er Jahren verwurzelt. Ihre Protagonisten gelten nicht nur in der Szene als Wegbereiter. Sie haben Hamburg als Stadt sichtbar verändert. Das Buch zeigt herrliche Fotostrecken, die das Lebensgefühl dieser Generation vermitteln. Einige der Bilder stellen wir euch hier im Interview mit den Herausgebern und am Ende des Beitrags vor.

Junge Graffiti Writer beim taggen in der S-Bahn.
Aus der Serie „Graffiti – Die Kunst aus der Dose“, die Bernd Euler 1989 über die deutsche Hip-Hop Szene für das stern Magazin fotografierte. | © Eine Stadt wird Bunt. | 1989 | Foto: Bernd Euler
EINE STADT WIRD BUNT nennt sich euer Projekt, in dem ihr die Anfänge der Graffiti- und Hip-Hop-Szene in Hamburg während der 80er- und 90er Jahre dokumentiert. Wie ist die Idee entstanden, die Publikation zu veröffentlichen?
Davis: Cario, der damals das „Daily Bombs“ Magazin mit herausgegeben hat, spielte schon länger mit dem Gedanken ein Bildband unter diesem Namen raus zu bringen und sprach darüber auch immer mal wieder mit Frank vom Backspin Magazin. Ich hatte parallel ebenfalls schon länger die Idee, etwas in die Richtung zu machen.
Und als dann Daim mit der Idee, die Entstehungsgeschichte der Hamburger Graffiti Szene zu dokumentieren, um die Ecke kam, waren wir alle Feuer und Flamme.

„Eat the Rich“, 1988 aus Protest gegen die Gentrifizierung Ottensens an das Tor zum Hinterhof des Wohnprojektes Der Turm, angrenzent zu den Zeisehallen in der Bergiustraße in Hamburg- Ottensen, gesprüht. | © Eine Stadt wird Bunt. | 1988 | Foto: Antje F. Herbst
In dem Buch kommen zahlreiche Personen zu Wort, die in den Anfängen aktiv waren und es teilweise heute noch sind. Wie seid ihr auf die Protagonisten aufmerksam geworden?
Davis: Wir hatten schon eine Vorstellung, wer als Gesprächspartner interessant sein könnte. Denn natürlich kennen wir auch Bilder, die vor unserer Zeit entstanden, und hatten von einigen dieser ganz frühen Writer zumindest schon mal gehört. Und so ergab sich nach und nach, wer für uns als Gesprächspartner interessant sein könnte.
Dennis: Bei der Auswahl der Gesprächspartner wurde außerdem darauf geachtet, dass diese Leute in den meisten Fällen sozusagen Schnittstellen der damaligen Szene waren, so dass wir durch die Interviews mit denen nicht nur über sie selbst, sondern auch über den ganzen Kontext vieles erfahren konnten. Daher sind es auch gar nicht so viele Interviewpartner geworden, wie man vielleicht meinen würde.

Die Graffiti-Writer Master Pit, Shane und Rest aus Steilshoop beim überqueren der S-Bahngleise an der Brücke Rübenkamp. Im Hintergrund das legendäre Funky Music Piece, 1987 von Eric gesprüht.
Ein 1988 entstandenes Foto aus der Serie „Writer“ von André Lützen, der im Fachbereich Visuelle Kommunikation an der Hochschule für Bildene Künste Hamburg studierte. Im dortigen „material Verlag“ brachte er die Publikation „ZeitBild Nr. 5“ im Dezember 1988 heraus, die sich ausschließlich mit seiner Recherche in der Hamburger Graffiti Szene beschäftigte. | © Eine Stadt wird Bunt. | 1988 | Foto: André Lützen
War es schwierig, die einzelnen Personen vom Projekt zu überzeugen oder gab es eine hohe Bereitschaft mitzumachen?
Davis: Bei den allermeisten war die Bereitschaft, das Projekt zu unterstützen, sofort da. Schwierig wurde es allerdings bei der Fotobeschaffung, als es darum ging, uns tatsächlich das Bildmaterial, bestenfalls sogar die Negative, auszuhändigen. Man glaubt gar nicht, wie viele Wasserschäden und Brände es in Hamburger Kellern schon gegeben haben muss. Jedenfalls dachten viele, dass sie noch mehr Material irgendwo gebunkert hätten, als sie dann tatsächlich hatten.
Bei vielen Leuten, die uns helfen wollten, sind die alten Fotos und Negative auch im Laufe der Jahrzehnte irgendwie weggekommen, verloren gegangen oder weggeschmissen worden. Wie das halt mit Dingen ist, für die man sich länger nicht interessiert hat. Aber letzten Endes haben wir dennoch unglaublich viel Material zusammenbekommen. Der am weitesten weg lebende Fotolieferant lebt übrigens in Arizona. An ein paar Leuten graben wir übrigens noch heute, weil es einfach schade wäre, wenn wir von denen nichts fürs Buch hätten.
Dennis: Bei den Interview-Partnern war es bisher nicht so schwierig. Hatte man den Kontakt geknüpft und einen Termin ausgemacht, klappte es fast immer.

Prime, Sir, Sene und Show von der RTA Crew, ein 1988 besprühter S-Bahn Zug, abgestellt im Depot am Altonaer Bahnhof. Ein für die damalige Zeit legendärer Doppel-End-to-End, der auch in dem ersten deutschlandweiten Bericht über die Hip-Hop-Szene des stern Magazins 1989 abgebildet wurde. | © Eine Stadt wird Bunt. | 1988 | Foto: Christine Plößer & Bettina Fickel
In den 3 Jahren der Recherche sind über 30.000 Dokumente, Bilder und Skizzen zusammengekommen. Wie seid ihr an das Material gekommen und wie habt ihr es geschafft, bei der Vielzahl an Medien die Übersicht zu behalten?
Davis: Als wir anfingen, Leute, die wir kannten, nach Fotos und Negativen zu fragen, kamen immer neue Namen hinzu, die uns genannt wurden, die wir auch noch Fragen sollten. So hat sich das im Grunde verbreitet wie eine Telefonkette oder ein Lauffeuer. Dazu kommen einige Fotografen, die früher für Zeitschriften, Magazine oder Zeitungen mal etwas über Graffiti oder Hip-Hop in Hamburg gemacht hatten. Die haben wir ausfindig gemacht und angefragt.
Dass wir an deren alten Fotos Interesse zeigten, hat die meisten von denen übrigens sehr gefreut. Und so kam über inzwischen dreieinhalb Jahre sehr, sehr viel zusammen. Teilweise haben uns Leute auch einfach ihre alten Fotosammlungen vermacht, die so sorgfältig archiviert werden können.
Das war schon alles sehr spannend und abenteuerlich. Als die Website dann da war, meldeten sich aber von selbst noch einige Leute bei uns, die am Anfang wohl noch nicht so richtig glauben konnten, dass es zu dem Buch kommen würde.
Dennis: Das eingesammelte Material wurde dann von einem professionellen Scan-Service digitalisiert, die Daten haben die Herausgeber katalogisiert und verschlagwortet, so dass man den Überblick nicht verliert. Das Archiv, das so entstanden ist, ist schier unglaublich.

„Funky Music“, von dem aus Bramfeld stammenden Writer Eric 1987 an der Bahnbrücke Rübenkamp gesprühtes Piece.
Eric war ein Urgestein der Hamburger Graffiti-Szene und einer seiner wichtigsten Vertreter, so sprühte er sehr früh, die Szene stark inspirierende Bilder und trug Anfang der 1990er Jahre maßgeblich zur Vernetzung der Hip-Hop Szene bei, in dem er den wöchentlichen Treffpunkt im Ahio, einer Kneipe in den besetzten Hafenstraßen Häusern, betrieb. | © Eine Stadt wird Bunt. | 1988 | Courtesy: Peter Hildenbrand | Foto: Erich Siemens
Welche weiteren Herausforderungen gab es bei der Planung zu meistern?
Davis: Die größte Herausforderung war sicherlich, das Projekt finanziell zu stemmen. Um alles richtig gut und in hoher Qualität machen zu können, braucht es einfach eine ordentliche Summe. Darum haben wir uns für das Crowdfunding entschieden, weil wir dachten, dass der direkte Weg wohl am sinnvollsten wäre. Mit einem Verlag hätten wir sicherlich nicht das Budget gehabt, das wir für die Umsetzung gebraucht hätten.
Übrigens: Beim Crowdfunding sind wir zwar schon über das Ziel hinausgekommen, aber wir haben da auch bewusst etwas tiefgestapelt, weil wir uns nicht sicher waren, ob wir diese Summe überhaupt erreichen.
Allerdings würde ich jedem, der die Hardcover-Variante oder die Collectors Edition haben möchte, dringend raten, sich die über unsere Crowdfunding-Plattform bis Anfang Oktober noch zu besorgen, denn die werden nicht im Handel erhältlich sein. Das Geld, das nach der Bezahlung der Produktionskosten übrigbleibt, fließt dann in verschiedene Ausstellungsprojekte rund ums Buch. Da ist noch einiges in Planung.
Dennis: Eine weitere Herausforderung für das gesamte Team ist sicherlich, dass keiner hauptberuflich an dem Projekt arbeitet. Alle gehen die ganze Zeit über ihren normalen Jobs nach, und stecken ihre Freizeit und manche auch privates Geld in das Projekt.

„Suckers“, ein 1988 von den Writern „Justus“ und „Cisco“ gesprühtes Graffiti an einem Gebäude eines Kartoffelhändler an der S-Bahnlinie zwischen Langenfelde und Stellingen. | © Eine Stadt wird Bunt. | 1988 | Foto: Andreas Timm
Welche Geschichten sind euch bei der Recherche ganz besonders in Erinnerung geblieben?
Davis: Eine einzelne Anekdote herauszupicken, ist gar nicht so einfach. Die Geschichten, die wir bei der Recherche erlebt haben, sind abendfüllend.
Eine interessante Entdeckung will ich Euch aber nicht vorenthalten. Als wir im Altonaer Museum, wo ja 1991 die erste deutsche Museumsausstellung mit deutschem Graffiti stattfand, das Archiv durchsehen durften, fiel uns ein Karton mit Fotos in die Hände, in dem wir unter anderem auch Fotomaterial seitens der SOKO entdeckten, welches dem Altonaer Museum damals wohl zur Verfügung gestellt wurde.
Wir gehen davon aus, das Vieles davon noch gar nicht bekannt ist. Lasst Euch überraschen.

„Swipe“ beim Headspin, einer der erfolgreichsten deutschen Breakdancer der sich später „Storm“ nannte. Im Hintergrund bereitet sich „Steve“ auf seinen nächsten Einsatz vor.
Aus der Serie „Graffiti – Die Kunst aus der Dose“, die Bernd Euler 1989 über die deutsche Hip-Hop Szene für das stern Magazin fotografierte. | © Eine Stadt wird Bunt. | 1989 | Foto: Bernd Euler
Gibt es einige Hamburger Hip-Hop- und Graffiti-Mythen, auf die sich das Buch bezieht?
Dennis: Ob wir Dinge zum Beispiel entmythisiert haben, weiß ich gar nicht so genau. Aber uns sind in den Interviews viele Dinge, die vorher für mich jedenfalls urbane Mythen waren, bestätigt oder eben richtig und aus erster Hand erzählt worden. Um welche Geschichten es da geht, wird man im Buch lesen können.

Schulterblatt, Hamburg-Schanze. Foto von Milan Horacek. Aus der Serie von Hamburg-Bildern die zwischen 1981 und 1983 entstanden sind und ein Gegenentwurf zum polierten Image der Hansestadt, das Horacek 1981 für eine Fotostrecke des Reisemagazins Merian eingefangen hatte. | © Eine Stadt wird Bunt. | um 1982 | Foto: Milan Horacek
Finanziert wird das Buch über Crowdfunding. Gibt es darüber hinaus auch Unterstützung der Stadt Hamburg, bspw. von der Kulturbehörde?
Dennis: Finanziell wurde das Projekt bisher nicht von öffentlichen Institutionen unterstützt. Allerdings gab es Unterstützung materieller Natur etwa vom Altonaer Museum oder auch durch Geschichtswerkstätten und Stadtteilarchive, die das Projekt mit Fotos supportet haben. Dazu konnten einige Unternehmen dafür gewonnen werden, das Projekt in verschiedenen Bereichen zu unterstützen.
Wir hoffen sehr, dass auch die Stadt erkennen wird, welchen historischen Schatz wir da zusammengetragen haben und wie viele Menschen sich stark dafür interessieren und sich noch Wege der Förderung auftun werden.

„CanTwo“ 1988 beim breaken am „Jungfernstieg Corner“. Einer der wichtigsten Treffpunkte für Jugendliche, Ende der 1980er Jahre, die sich für die noch junge Hip-Hop und Skateboard Szene begeisterten oder einfach nur auf der Suche nach „Abenteuern“ waren. | © Eine Stadt wird Bunt. | 1988 | Foto: Fedor Wildhardt
Könnt ihr uns zum Abschluss noch eine Anekdote rund um die Entstehungsgeschichte des Buches erzählen?
Davis: Die größte Anekdote ist wahrscheinlich von heute aus gesehen das Crowdfunding. Jahrelang haben wir Arbeit, Zeit und Geld investiert, und als der Start dann näher rückte, wurden die meisten von uns doch etwas nervös, weil sie sich nicht vorstellen konnten, dass wir es tatsächlich schaffen würden, ein allein auf Hamburg bezogenes Graffiti-Geschichtsbuch über Crowdfunding zu finanzieren.
Wir hatten alle keine Ahnung von diesem Thema und mussten dafür auch viel um Hilfe bitten, damit wir es verstehen. Und dann läuft das so erfolgreich ab. Einfach unglaublich! Danke an die Crowd!!! Bitte unterstützt uns auch weiterhin, erzählt euren Freunden und Bekannten von dem Projekt und teilt es über eure Kanäle.

„King Zack“ 1987 beim posierenneben seinem Graffiti-Piece, gesprüht direkt am „Jungfernstieg Corner“.
Einer der wichtigsten Treffpunkte für Jugendliche, Ende der 1980er Jahre, die sich für die noch junge Hip-Hop und Skateboard Szene begeisterten oder einfach nur auf der Suche nach „Abenteuern“ waren. | © Eine Stadt wird Bunt. | 1987 | Foto: Sali Landricina
Die letzten Worte gehören euch.
Dennis: Ich glaube, hier kann ich für alle Beteiligten sprechen: Wir können es selbst kaum abwarten, das Buch endlich fertig in den Händen zu halten. All die Fotos, die Interviews und das ganze Drumherum kennen wir zwar schon vorab, aber der Moment, wenn es denn alles fertig layoutet und gedruckt zwischen zwei Buchdeckeln am Start ist, der wird für uns alle sicherlich sehr, sehr groß.
EINE STADT WIRD BUNT: Fotostrecke

„Platsch“ Graffiti von der TFZ Crew. Gesprüht um 1985 auf dem Roof-Top zwischen der S-Bahnlinie Holstenstr. nach Sternschanze. Diese legendären Wandflächen werden bis heute immer und imemr wieder von neuen Sprüher-Generationen neu gestaltet. | © Eine Stadt wird Bunt. | um 1985 | Foto: Sali Landricina

Der Graffiti-Writer „Kane“, um 1988, beim posieren mit einer original Krylon-Sprühdose aus den USA. | © Eine Stadt wird Bunt. | Foto: Oliver Hoppe

„Jase“ beim sprühender an der legalen „Hall of Fame“ bei der Baumschule „Pein & Pein“ in Halstenbek, direkt an der S-Bahn Linie S3. | © Eine Stadt wird Bunt. | 1988 | Courtesy: Andreas Timm

„Jace“ mit Breakdance-Move am posieren vor seinem Graffiti-Piece auf dem Gelände von Kampnagel in Hamburg-Winterhude. Sprühdosen, Ghetto-Blaster und „Goldketten“ waren wichtige Utensilien eines damligen Hip-Hop Begeisterten. | © Eine Stadt wird Bunt. | um 1988 | Foto: Jennifer Kauka

Ein junger S-Bahn Surfer, 1988 auf der S-Bahnlinie S3 zwischen Eidelstedt und Stellingen.
Kurz danach ist der erste Surfer in Hamburg abgestürtzt und gestorben, einige der Jugendlichen die sich eher als Graffiti-Writer denn als Surfer verstanden haben, hörten danach mit dem surfen auf. | © Eine Stadt wird Bunt. | um 1988 | Foto: © Werner „Mr.W“ Skolimowski

1988 posiert „Maro“ mit hochgestreckten Armen bei voller Fahrt auf einer S-Bahn der Linie S3 auf dem Weg von Pinneberg Richtung Altona auf Höhe von „Pein & Pein“ in Halstenbek. Ein weiterer hängt an der Seite der S-Bahn während andere Jungendliche am Bahndamm der vorbeifahrenden Bahn zu jubeln.
Die ersten S-Bahn Surfer beschrängten sich noch darauf an der Seite der geöffneten Türen zu hängen. Durch die Türgriffe und Regenrinnen der damaligen S-Bahnen war es aber auch ein leichtes auf das Dach zu klettern.
Am nächsten Tag versuchte an gleicher Stelle Ingo T. auf das Dach zuklettern, stürzte ab und prallte gegen einen Betonpfeiler. Er war der Erste der beim Surfen gestorben ist. | © Eine Stadt wird Bunt. | Courtesy: Werner „Mr.W“ Skolimowski | Foto: Frank Petering

Viel Spaß mit gleichgesinnten haben, ein wichtiger Antrieb der jungen Graffiti und Hip-Hop Szene. 1988 aufgenommenes Foto am Diebsteich Bahnhof. Zu sehen sind Sam, Dash, Baby Chip, Rick, Kane, Ren One. | © Eine Stadt wird Bunt. | um 1988 | Foto: Tom

Master Pit, sitzend, und Rest, mit Marker im Mund, aus Steilshoop posieren in einer S-Bahn.
Ein 1988 entstandenes Foto aus der Serie „Writer“ von André Lützen, der im Fachbereich Visuelle Kommunikation an der Hochschule für Bildene Künste Hamburg studierte. Im dortigen „material Verlag“ brachte er die Publikation „ZeitBild Nr. 5“ im Dezember 1988 heraus, die sich ausschließlich mit seiner Recherche in der Hamburger Graffiti Szene beschäftigte. | © Eine Stadt wird Bunt. | 1988 | Foto: André Lützen

Pepermölenbek, Hamburg-Altona. Foto von Milan Horacek. Aus der Serie von Hamburg-Bildern die zwischen 1981 und 1983 entstanden sind und ein Gegenentwurf zum polierten Image der Hansestadt, das Horacek 1981 für eine Fotostrecke des Reisemagazins Merian eingefangen hatte. | © Eine Stadt wird Bunt. | um 1982 | Foto: Milan Horacek

Der original Entwurf zum Graffiti „Crime“, gesprüht 1985 von „King Zack“ an der legendären „Diebsteichwand“. April / Juni 1985, Crime – by Zack, King of Style“. | © Eine Stadt wird Bunt. | 1985 | Courtesy: King Zack

Ein um 1994 entstandes Foto von Walter Josef Fischer alias Oz bei zeichnen an einer Wand, direkt hinter dem DJ während einer Party in einem der besetzten Häuser der Hafenstraße. | © Eine Stadt wird Bunt. | um 1994 | Foto: MRpro

1988 haben sich zwei Writer bei einer nächtlichen Aktion begleiten lassen.
Dieses Foto erschien auch 1989 im stern Magazin, dem ersten überregionalen Bericht, über die deutsche Hip-Hop Szene. | © Eine Stadt wird Bunt. | 1988 | Foto: Christine Plößer & Bettina Fickel

1989, das legendäre S-Bahn-Viadukt zwischen Diebsteich und Altona.
Unzählige Sprüher haben sich hier über die Jahre verewigt. Viele von ihnen sind hier von der „SOKO Graffiti“, der Sonderkommission der Bahnpolizei, beim illegalem Sprühen erwischt worden. | © Eine Stadt wird Bunt. | 1989 | Foto: Andreas Timm

Im S-Bahn Bertriebswerk Ohlsdorf werden die besprühten Bahnen wieder gereinigt.
Aus der Serie „Graffiti – Die Kunst aus der Dose“, die Bernd Euler 1989 über die deutsche Hip-Hop Szene für das stern Magazin fotografierte. | © Eine Stadt wird Bunt. | 1989 | Foto: Bernd Euler

Rizky präsentiert sein „Backpiece“.
Aus der Serie „Graffiti – Die Kunst aus der Dose“, die Bernd Euler 1989 über die deutsche Hip-Hop Szene für das stern Magazin fotografierte. | © Eine Stadt wird Bunt. | 1989 | Foto: Bernd Euler

„Crime“, gesprüht 1985 von „King Zack“ an der legendären „Diebsteichwand“. Ein S-Bahnbrücken-Viadukt von Diebsteich nach Altona. | © Eine Stadt wird Bunt. | 1985 | Foto: Sali Landricina

Ein 1988 von „Poze One“ gesprühter Character. Links daneben ist noch ein „Sigz“ piece zuerkennen.
Ort ist die legendäre „Diebsteichwand“. Ein S-Bahnbrücken- Viadukt von Diebsteich nach Altona. | © Eine Stadt wird Bunt. | 1988 | Foto: Sali Landricina

„CanTwo“, „Jase“ und „Skena“.
Gesprüht 1988 an der legalen „Hall of Fame“ bei der Baumschule „Pein & Pein“ in Halstenbek, direkt an der S-Bahn Linie S3. | © Eine Stadt wird Bunt. | 1988 | Courtesy: Andreas Timm

„prime“, ein 1988 besprühter S-Bahn Zug, abgestellt im Depot am Altonaer Bahnhof.
Ein für die damalige Zeit legendärer doppel End-to-End, der auch in dem ersten deutschlandweiten Bericht über die Hip-Hop Szene des stern Magazins 1989 abgebildet wurde. | © Eine Stadt wird Bunt. | 1988 | Foto: Christine Plößer & Bettina Fickel

Zwei Writer um 1988, bei nächtlicher Sprühaktion im „Chanel“ an der „Kingstreet“, dem S-Bahn Notausgang an der Königstraße. | © Eine Stadt wird Bunt. | um 1988 | Foto: Jennifer Kauka

1989 von DEZ und SEC gesprühte Silber-Pieces an der Zeisehalle zur Behringstraße in Hamburg-Ottensen. | © Eine Stadt wird Bunt. | 1989 | Courtesy: MK

Ein, für die damalige Zeit nicht untypisches, Jugendzimmer eines aktiven Graffiti-Writers, Ende 1980er Jahre. | © Eine Stadt wird Bunt. | um 1988 | Foto: © Werner „Mr.W“ Skolimowski

„Mr.W“ posiert vor seinem legendärem „Kanonenpiece“. 1988 an der S-Bahnlinie zwischen Altona und Holstenstraße. | © Eine Stadt wird Bunt. | um 1988 | Foto: © Werner „Mr.W“ Skolimowski

Graffiti Bilder, 1989, auf einer Gebäudeseite von Kampnagel in Hamburg Winterhude. Das Graffiti im Vordergrund wurde damals von „Jace“ und „Joyce“ als Cover-Motiv, einer im Raum Hamburg vertriebenen Beilage, „Sonderteil für die Freie und Hansestadt“, des stern Magazins gesprüht. | © Eine Stadt wird Bunt. | 1989 | Foto: © Werner „Mr.W“ Skolimowski

Die Giebelwände der besetzten Hafenstraßen Häuser waren beliebte Flächen sich politisch und kreativ auszudrücken. Aber auch die Bauwagen wurden immer wieder von Writern der Graffiti- Szene als Untergrund genutzt. | © Eine Stadt wird Bunt. | 1989 | Foto: © Werner „Mr.W“ Skolimowski

1989 lobte der HVV einen Graffiti-Wettbewerb aus, um den jungen Graffiti Sprüher legale Entwicklungsperspektiven aufzuzeigen. Gleichzeitig ging es auch darum die komplett illegal voll getaggten Wartehäuschen am S-Bahnhof Langenfelde atraktiver zu gestalten. Im Vordergrund die Gewinnerbilder des Writers „B-Base“. | © Eine Stadt wird Bunt. | 1989 | Foto: © Werner „Mr.W“ Skolimowski

Writer im „Chanel“ um 1988, dem S-Bahn Tunnel zwischen Altona und Königstraße. | © Eine Stadt wird Bunt. | um 1988 | Foto: Sali Landriciona
Über die Herausgeber

Sparvar-Sprühdosen, eine damals beliebte Marke. Hier verraten die Aufkleber auf einigen der Deckel, dass die Dosen über „Tapeten Hesse“, einem Farben- und Tapeten Laden aus Langhorn bezogen worden sind. Frank Kühnemund, der Inhaber, gab Graffiti- Sprühern großzügige Rabatte, so das viele ihre Dosen nicht mehr klauen mussten. Aus ganz Norddeutschland kamen jungen Sprüher zu „Hesse“ und kauften hier ihr Material und auch druckfrische Graffiti-Magazine ein.
Aus der Serie „Graffiti – Die Kunst aus der Dose“, die Bernd Euler 1989 über die deutsche Hip-Hop Szene für das stern Magazin fotografierte. | © Eine Stadt wird Bunt. | 1989 | Foto: Bernd Euler
Andreas Timm gehört seit 1988 als aktiver Graffiti-Writer, unter dem Namen Cario, der Hamburger Szene an. Von 1992 bis 1999 war er Herausgeber eines der ersten Graffiti-Magazine in Hamburg – Daily Bombs. Über lange Jahre war er ebenso Mitglied im Team des Backspin Magazins.
Frank Petering war von 1986 bis 1995 aktiver Writer in der Hamburger Graffiti-Szene. Zum Graffiti brachte ihn dabei eine VHS-Kassette mit Breakdance-Ausschnitten und dem Film U-Bahnzüge und verrückte Beine. Er ist Gründer und war Herausgeber des international bekannten Hip-Hop Magazins Backspin.
Oliver Nebel alias Davis One ist aktiver Graffiti-Writer seit 1988. Ab 1992 war er Herausgeber des Dosenspuk Magazins und bis 2001 des Beastie Boyz Magazins. Seit 2001 ist Oliver Nebel freier Grafiker und Graffiti Artist. Bis 2009 war er für das Backspin Magazin und seit 2010 als Trainer an der Hip-Hop Academy Hamburg tätig.
Mirko Reisser ist seit 1989 aktiver Writer. Erste Kontakte zu Graffiti erlangte er ab 1986 über Hip-Hop-Musik und Reisen in die USA. Er studierte freie Kunst in Luzern. Bis heute realisierte er zahlreiche Großprojekte im In- und Ausland und ist an diversen Galerie- und Museumsausstellungen beteiligt.
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Nutzung der Abbildungen mit freundlicher Genehmigung im Rahmen der Berichterstattung für das Projekt „EINE STADT WIRD BUNT. Hamburg Graffiti History 1980-1999“.
Der Beitrag Eine Stadt wird Bunt: Hamburg Graffiti der 80er und 90er Jahre (Interview mit Fotostrecke) erschien zuerst auf RAP-N-BLUES.com.