In der „Artist Feature“ Interviewserie erzählen uns Newcomer und etablierte Musiker Geschichten aus ihrem Künstleralltag. Diese Woche mit Klaus Layer.
Klaus Layer aka Captain Crook im Gebäude: Der aus Brandenburg stammende Producer dürfte interessierten Deutschrap-Fans vor allem durch seine Kollabos mit Dudes wie Shacke One und MC Bomber sowie dem Nordachse-Umfeld ein Begriff sein.
Im US-Rap hat sich der Wahlberliner vor allen Dingen durch sein Mitwirken bei Redefinition Records einen Namen gemacht. Dort steht der gute Mann als einziger deutscher Producer unter Vertrag und arbeitete bereits mit Größen wie den Artifacts oder auch Blu zusammen.
Auch abseits der Musik ist Klaus Layer ein höchst interessanter Dude mit einem speziellen Faible für 70er Jahre geprägte Musik und Kunst. Grund genug, Captain Crook zu einem Artist Feature Interview einzuladen.
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Interview mit Klaus Layer
Wir beginnen unsere „Artist Feature“ Interviews immer mit einem kulinarischen Teil. Welches Lokal würdest du jemandem empfehlen, der in Oranienburg zu Gast ist?
Klaus Layer: Alt Berlin, am Kaiserdamm in Charlottenburg.
Passend dazu: Was ist dein Lieblingsgericht?
Klaus Layer: Ich bin da leidenschaftslos. Esse vieles sehr gern.
Bitte nenne uns einige Bücher, die dich geprägt haben oder die du ganz besonders gerne gelesen hast.
Bücher, die mich geprägt haben:
- „Odem: On the run“ von Jürgen Deppe und Odem
- „Der unsichtbare Kreis“ von Bernd Ulbrich
Dazu ein Buch, das ich gerne gelesen habe:
- „Der Totenleser“ von Michael Tsokos
Du stammst aus dem brandenburgischen Oranienburg. Wenn du dich heute zurückerinnerst: Wie hast du damals zur Hip-Hop Kultur gefunden und mit welchen Gedanken verbindest du diese Zeit?
Ich habe damals im Fernsehen „Word Cup 2000“ gesehen. Dort lief dieses eine Video von den Artitacts – „Wrong Side Of The Tracks“ – was mich visuell und auditiv sehr beeindruckt hat. Diese erinnerung ist auf jeden Fall noch sehr präsent.
Zu diesem Zeitpunkt hat mein älterer Cousin auch schon 90s Rap von der Ostküste gehört und mich dahingehend maßgeblich beeinflusst. Er hat mich in die Szene eingeführt; mir Artists wie Pete Rock, A Tribe Called Quest, Big L und andere nahe gelegt. Meine Lieblingssachen hat er mir dann auf Kassette überspielt.
Parallel dazu hab ich angefangen deutschen Hip-Hop wie Westberlin Maskulin, Beatfabrik und MOR zu hören. Auch darauf bin durch meinen Cousin gestoßen. Der hatte alles, was damals nicht selbstverständlich war. Ich spreche hier von 1998/1999, die Mucke wurde nicht im Internet bestellt, sondern auf dem Schulhof getauscht.
Darüber hinaus haben viele Freunde und andere Gleichaltrige in meinem Umfeld angefangen zu sprühen – ein weiterer Zweig der Hip-Hop Kultur, den ich für mich entdeckt hatte. Wir haben unseren eigenen Hip-Hop Film gefahren. Auch bekannte Filme wie Beatstreet oder Juice haben mich zur Hip-Hop-Kultur geführt.
Wann stand für dich fest, das du dich dem Producing widmen möchtest? Gab es einen bestimmten Schlüsselmoment, an den du dich erinnerst?
Schlüsselmoment war für mich auf jeden Fall, als ich die ersten Beatmaking-Videos von Damu the Fudgemunk im Internet gesehen habe (Live Track Muting), die er mit seiner Digitalkamera abgefilmt hatte. Das hat mich gecatched. Ab diesem Moment wollte ich genau das machen.
Du bist nun bereits seit 2012 beim US-amerikanischen Label Redefinition Records unter Vertrag – als erster deutscher Producer überhaupt. Wie hat sich die Zusammenarbeit damals eigentlich ergeben?
Nachdem ich irgendwann eigene Videos bei YouTube kontinuierlich hochgeladen habe, schrieb mich John, der Inhaber von Redef bei YouTbe an und fragte mich, ob ich Bock hätte, bei ihm Vinyl zu releasen.
Passend dazu: In deiner Vita stehen Kollabos mit US-amerikanischen Künstlern wie den Artifacts, Blu und K.A.A.N. Gab es auch persönliche Begegnungen oder lief es eher übers Internet?
Persönliche Begegnungen gab es keine. Absprache und Planung der Projekte liefen über’s Internet ab.
Hierzulande hast du bereits für Künstler wie MC Bomber und Shacke One produziert. Wie kann man sich einen typischen Produktionsalltag mit den Dudes vorstellen?
An sich gibt es keinen typischen Produktionsalltag. Mit Shacke bin ich seit über 10 Jahren befreundet, die Produktion verliefen daher bisher immer atzig und gechillt, wenn auch professionell.
Die Sachen werden bei Achim Funk recorded, ebenfalls seit Jahren ein guter Freund. Beats hören wir bei mir oder unterwegs im Auto. Shacke pickt sich dann die Beats, die er feiert. Für „Boss der Panke“ durfte Shacke sich an meinem vorproduzierten Repertoire bedienen.
Du tauchst auch im Video zu „Bossen & Bumsen“ von Shacke One auf. Kannst du uns eine Anekdote zum Videodreh erzählen? Das Video sieht aus, als hättet ihr großen Spaß gehabt…
Ich wusste bis dato gar nicht, dass Heiko Saxophon spielen kann und war von seinen Skills überrascht.
Deine Produktionen und Artworks verbinden oftmals Vintage-Einflüsse und psychedelische Elemente der 50er – 70er Jahre miteinander. Woher stammt dein Interesse für diese Zeit?
Für mich ist die Musik der 70er der Höchstpunkt der Musikgeschichte. Da geht nichts drüber. Allein das macht einen Großteil meiner Faszination für diese Zeit aus.
Siehst du dich als klassischen Produzenten oder könntest du dir auch vorstellen, ähnlich wie James Last und Günther Fischer, später mal als Komponist und Bandleader aufzutreten?
Derzeit sehe ich mich noch als klassischen Produzenten. Meine Wunschvorstellung wäre es jedoch, irgendwann mit meiner eigenen Band eine konzertähnliche Veranstaltung durchzuführen, ähnlich einem 60er-Jahre Musik-Happening.
Zum Schluss haben wir noch ein paar Sätze zum vervollständigen: Fünf Minuten vor der Show …
… rede ich mit keinem, bin in einem tranceähnlichen Zustand und rauche zu viel.
Fünf Minuten nach der Show …
Verspüre ich Erleichterung und Zufriedenheit, wenns gut lief … und rauche zu viel. :-)
Eine Hörspiel-CD über mein Leben sollte gesprochen werden von, …
Wenn er noch leben würde, von Manfred krug (R.I.P.), nun aber von Thomas Fritsch.
Dort, wo ich herkomme, ist das Wichtigste …
Familie.
Der Beitrag „Wir haben unseren eigenen Hip-Hop Film gefahren“ – Interview mit Klaus Layer (Artist Feature #170) erschien zuerst auf RAP-N-BLUES.com.