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„Mein bester Moment ist, wenn ich vor dem Regal stehe und eine Platte auflege, an der ich mitgearbeitet habe“– Robert Winter über seine Cover-Artworks

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robert winter

Zu einem stimmigen Gesamtbild musikalischer Natur gehört nicht nur der gute Sound, sondern auch das Artwork. Egal ob früher im Plattenladen oder heute bei den Streamingdiensten – ein gutes Cover überzeugt manchmal dann doch in neue Musik reinzuhören.

Aus diesem Grund unterhalten wir uns mit kreativen Köpfen, um herauszufinden, was ein gutes Cover ausmacht. Dieses Mal haben wir uns mit dem Grafiker und Fotografen Robert Winter unterhalten.

Seine Arbeiten könnten genreübergreifend ganze Plattenkisten füllen und ich bin fasziniert davon, welche Cover alle von ihm stammen. Aufmerksam geworden bin ich auf ihn, da er die letzte beiden Cover von T9 (Doz 9 & Torky Tork) designt hat.

Interview mit Robert Winter

Wie kam die Zusammenarbeit mit Doz9 zustande?

Robert Winter: Das lief über Torky. Er selbst und seine Jungs aus Berlin – wie Enoq, Ali oder auch eben Doz9 – gehören dank Suff Daddy zu meinem erweiterten Freundeskreis in Berlin. Suff und Torky haben eine gemeinsame Platte, wofür ich das Cover gemacht habe und auch sonst kenne ich ihn durch die „Beatszene“ ganz gut. Doz habe ich so richtig erst auf Teneriffa für T9-2 kennen und lieben gelernt.

Soweit ich weiß, stammt das Foto des ersten T9-Albums von Torky Tork selbst. Aber die Idee mit dem Handy in der Hand wurde auf den letzten beiden Alben von dir fortgeführt. War es schwierig für dich, der Idee deinen eigenen Stempel zu verpassen?

Robert Winter: Ich muss sagen, dass die beiden Cover auch immer in enger Absprache mit Torky entstanden sind. Torky ist selbst Fotograf und wir konnten da gut gemeinsam flashen und Ideen spinnen.

Es gab verschiedene Ideen, wie wir das mit dem Handy fortführen oder ob wir es irgendwie anders einbinden können. R.I.F.F.A. ist ja auf einer gemeinsamen Reise entstanden, wo die beiden sich in eine Finca am Meer eingeschlossen haben und ich die meiste Zeit über die Insel gefahren bin und versucht habe, das perfekte Coverbild zu machen.

t9

Ich hatte bei den Trips auch immer das original Handy dabei, um es vor verschiedene Hintergründe zu halten. Wir haben uns am Ende aber dann doch aus verschiedenen Gründen für die Stickervariante entschieden. So war es nur logisch, für die dritte Platte den Sticker fortzuführen.

t9

Du hast auch Cover-Arts für Megaloh, Veedel Kaztro, die Dramadigs und Audio88 & Yassin gestaltet. Darüber hinaus sind auch einige Mark Forster Artworks in deinem Portfolio zu finden. Ist es für deine Arbeit wichtig, dass du dich mit der Musik der Künstler identifizieren kannst?

Ich versuch’s mal so zu erklären: Mein Job ist es meist, die vorhandene Musik in etwas zu visualisieren. Sei es ein Coverbild, ein Musikvideo oder die Plakat- und Pressebilder zu einem Projekt – in den Fällen eben ein Album.

Meist kommen die ersten Anfragen über das Label, weil ich schon mal für einen anderen Künstler mit denen zusammen gearbeitet habe. Oder die Anfragen kommen von einem Künstler direkt, für dessen Kollegen ich schon mal gearbeitet habe. Dass ich mich mit der Musik identifizieren kann, ist dafür eigentlich nicht so wichtig.

Wichtig ist vor allen Dingen, dass die Auftraggeber cool sind und ich mich mit denen identifizieren kann. Eher der Mensch, als die Künstlerfigur, die der oder diejenige darstellen will.

Ich mache das jetzt zehn Jahre und ich musste leider auch feststellen, dass es Menschen gibt, deren Schaffen, Sound und Musik ich feier‘, die aber menschlich die absoluten Vollpfosten sind. Dann gibt es auch Dudes wie Mark Forster zum Beispiel, deren Sound ich privat nicht so auf den Plattenteller lege, aber mit denen das gemeinsame Reisen, Arbeiten und Brainstormen einfach entspannt und cool ist.

umse hawaiianischer schnee cover

Es ist wichtiger, wie ich mit den jeweiligen Leuten zusammenarbeiten kann, da ich mit denen meist eine sehr intensive Zeit verbringe. Die Musiker sind häufig nervös und meist im Endspurt zur Fertigstellung ihrer Platte.

Oder wie in dem Beispiel mit T9, da war ich bei der kompletten Produktion der Platte dabei. Da gehe ich mit denen dann durch Höhen und Tiefen. Es ist schon wichtig, dass alle in dem Moment cool bleiben. Ich habe nix davon, eine Woche mit Künstler XY rumzuhängen, der dann da die geilste Platte des Jahres macht, aber sonst ein absoluter Idiot ist.

Aber klar, ich habe die meisten meiner über 100 Plattencover für Kumpels oder Freunde gemacht. Für die meisten Musiker habe ich mehr als einmal gearbeitet und meistens sind gute Bekanntschaften daraus entstanden. Wenn der Sound auch noch meinem privaten Geschmack entspricht, fällt es mir leichter etwas zu entwickeln. Wenn das Album am Ende fertig ist, macht es mich auch um so stolzer.

Der beste Moment ist und bleibt: Wenn man Musik hören will, vor seinem Regal steht und eine Platte auflegen kann, an der man mitgearbeitet hat. Wenn dann noch finales Coverbild und Sound sich ergänzen: Mega! Und wenn das auch für Außenstehende, also nicht nur für Musiker und mich, diese gemeinsame Ebene hat: Unbezahlbar.

like songs while high

Gibt es einen Künstler, mit dem du unbedingt Zusammenarbeiten möchtest?
Ich glaube, ich würd gern mit … (Robert denkt lange nach und möchte dann keine Namen nennen, da es zu viele sind, um sie hier einzusortieren). Aber irgendwie hätte ich auch Angst: „Never meet your Idols.“ Ich habe auch einige Platten im Regal, die ich nicht mehr hören kann. Deswegen ja, nein, ich will was mit jeden machen, den ich noch nicht kenne!

carpet patrol cover

Machst du alle Cover-Fotos selbst?
Ja klar, ausnahmslos sind alle Fotos von mir. Manchmal arbeite ich mit anderen Grafikern zusammen. Entweder weil die geil sind und ich mit denen arbeiten will oder sie können Dinge, die ich nicht kann. Es kommt auch vor, das deren Kunst perfekt zum Album XY passt.

Persönliche Helden sind da: Rocket&Wing, meine Frau Gizem Winter – die unfassbar zeichnen kann, die Typoholics und die Sons of Ipanema – um nur einige zu nennen.

hi hat club vol10

Was inspiriert dich und deine Arbeit am meisten?

Die Musik, Reisen und das Fremde. Ich bin ein bisschen hyperaktiv und kann mich auch nicht so gut lange konzentrieren. Aber wenn ich in eine neue Stadt komme, fällt es mir sehr leicht, geile Ecken und Dinge zu finden, die mich flashen und aus denen man was geiles machen kann.

Gibt es ein CD- / Platten-Cover was du selbst richtig gut findest?

Oh ja klar. Sehr viele, aber auch hier gibt es mehrere Faktoren: Ist das Bild geil? Passt es zum Sound? So was eben. Manchmal übertönt die Geilheit der Platte die Geilheit des Covers. Ich meine, oftmals mag man die Musik eines Albums so sehr, dass man das Cover direkt damit verbindet und es deswegen mag. Losgelöst von der Musik feier’ ich zum Beispiel folgende Cover:

  • Isaac Hays – „Choclat Chip“ (die Big L LP „Big Picture“ greift den gleichen Stil auf)
  • Steelay Dan – „Aja“
  • Art Ensemble of Chicago Nice Guys
  • Marvin Gaye – „I Want You“ (Campl Lo haben das nachgemacht)
  • Miles Davis – „Bitches Brew“
  • Lauryn Hill – „Miseducation“
  • Madvillain
  • Digital Planets- „Blowout“
  • Gravediggaz
  • Pusha T – „Darkest before Dawn“
  • Mos def – „Black On Both Sides“
  • De La Soul – „Stakes Is High“

Eigentlich fast alles vom Blue Note Katalog. Obwohl ich da glaube, dass die oftmals nen fick geben, wie die Platte klingt. Es ist eher eine Serie an geilen Grafiken und Artworks. Weniger speziell auf den Musiker und den Sound zugearbeitet. Aber alle geil!

Robert Winter
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Der Beitrag „Mein bester Moment ist, wenn ich vor dem Regal stehe und eine Platte auflege, an der ich mitgearbeitet habe“ – Robert Winter über seine Cover-Artworks erschien zuerst auf RAP-N-BLUES.com.


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