In der „Artist Feature“ Serie stellen wir euch regelmäßig interessante Musik-Künstler vor. Grundlage sind um die 15 Fragen, von denen einige immer gleich und einige individuell sind. Heute mit Steasy.
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„Erst das Studium, dann das Album“, dachte sich Steasy wohl nach seinem Sieg beim VBT Splash Edition 2013 und anschließenden Auftritten sowie einer Tour mit Weekend (Artist Feature #124). Statt einer vorschnellen LP und den daraus entstandenen Hype mitzunehmen, brachte er zwei EP’s, diverse lose Videoauskopplungen und eben einen abgeschlossenen Master über die Bühne. Ab diesem Zeitpunkt hieß es dann „Album-Zeit“, die am 17. November 2017 mit „Statussymbol“ ein Ende finden wird. Passend dazu sprachen wir mit dem Kieler Rapper über seinen Auftritt bei „Das perfekte Dinner“, „GZSZ“, sein Axolotl und natürlich das Debütalbum.
Interview
Wir beginnen unser Format mit kulinarischen Tipps: Für „Das perfekte Dinner“ hast du Rote Beete Eis als Dessert zubereitet. Wie bist du darauf gekommen?
Ich habe das Rezept von meinem Bruder, der es auf einem Blog gefunden hat. Ich bin eigentlich gar nicht der Rote Beete-Typ. Doch selbst wenn man Rote Beete nicht mag, kann es als Eis trotzdem geil sein, weil es „schokoladig“ schmeckt, optisch etwas hermacht und es ein wenig „future-cooking“ ist, da man Eis mit Gemüse vermischt. Trotzdem stehe ich nicht jeden Tag in der Küche und mache Rote Beete-Eis.
In der Folge ist mir noch der peinliche „Freestyle-Rap“ von Eva hängengeblieben. Was ging dir dabei durch den Kopf?
Ich denke, dass ich es gut weggelächelt habe. Es war klar, dass so etwas kommt. Was aber kein Grund für mich war, es nicht zu machen.
Mittlerweile wissen eigentlich alle Bescheid, dass Hip-Hop mehr als nur „Yo, yo“ ist. Wir sind da auf einem ganz guten Weg, dass Rap salonfähiger und immer mehr akzeptiert wird. Wenn unsere Generation einmal alt ist, wird sich sicher keiner mehr darüber lustig machen.
An dieser Stelle fragen wir eigentlich immer gerne nach einem Lieblingsbuch. Ich würde aber gerne kurz über dein Studium sprechen. Du hast Deutsch und Sport auf Lehramt studiert. Ein Freund von mir hat ebenfalls Sport auf Lehramt studiert und für ihn war der Übergang zwischen den Probestunden und „echten“ Stunden mit Kids schwierig. War das bei dir auch so?
Es ist schon etwas anderes. Im Studium hat man einfach seine Leute, mit denen man zusammenarbeitet und keine unberechenbare Gruppe voller Kiddies. Letztendlich ist es aber eine gute Übung. Wir spielen auch Szenarien nach und unterrichten auch schon während des Studiums an Schulen.
Ich habe in der Zwischenzeit auch als Lehrer gearbeitet und hatte sehr selten sportfaule Kinder. In der Regel haben die Kids Bock auf Sport – gerade die jüngeren. Am Anfang hat man immer 3-4, die nörgeln, aber kriegst sie zum Schluss doch alle. Wenn du es geschickt anstellst, auch zum Turnen, was offensichtlich weniger beliebt ist.
Für ihn war es auch nicht das anspruchsvollste Studium…
Im Grunde genommen hat er schon Recht, was das Lernen betrifft, aber wir müssen auch die doppelte Prüfungsleistung erbringen. Zumindest in den meisten Kursen müssen wir einmal eine schriftliche und eine praktische Prüfung ablegen. Bis auf Turnen sind die praktischen Prüfungen aber auch alle mit ein bisschen Training easy zu bewerkstelligen.
Deutsch war hingegen ein guter Ausgleich zum Sportstudium. Sport war sehr cool um Leute kennenzulernen, Spaß während des Studiums zu haben und nicht einfach nur zu studieren.
Wie war dein letztes Silvester? Du hast an dem Tag auch einen gleichnamigen Track veröffentlicht.
Ich wollte mal wieder etwas von mir hören lassen und dachte, das wäre die passende Gelegenheit dazu.
Der Song befindet sich auf meinem Album und handelt davon, dass jeder eigentlich nur Silvester feiert, weil es einem gesellschaftlich aufgezwungen wird, es aber total unnötig ist. Man sollte aus dem Trott ausbrechen und einfach mal nicht Silvester feiern. Für viele ist Silvester ja gleichzeitig auch so etwas wie ein Neuanfang. Es ist aber absoluter Schwachsinn auf den kalendarischen Jahreswechsel zu warten, um erst dann etwas zu ändern.
Ich habe aber trotzdem Silvester gefeiert. (lacht) Wir planen wegzufahren und am Ende wird es dann doch nichts, weil sich bis Oktober niemand darum kümmert. Dann kriegt man in Dänemark kein cooles Haus mit Pool mehr. So wie jedes Jahr. Am Ende gehen wir dann immer in Kiel mit mehreren Leuten irgendwo essen und anschließend in unser zweites Wohnzimmer, den Luna-Club. Da legen an Silvester immer meine Jungs auf. Es ist zwar jedes Jahr das gleiche, aber trotzdem cool, gerade weil ich Silvester eben als nichts Besonderes ansehe. Aber wenn jemand das Haus in Dänemark mit Pool bucht, bin ich natürlich trotzdem dabei.
Du kommst ursprünglich aus Münster. Gibt es noch etwas „typisch münsteranerisches“ an dir?
In bin in Münster geboren, aber mit drei Monaten schon weggezogen (worden). Fast alle meine Verwandten wohnen noch dort. Dennoch sehe ich mich schon als Norddeutscher und werde wohl auch so wahrgenommen.
Gerade beim „Perfekten Dinner“ haben aber meine Verwandten aus Münster gesagt, ich hätte einen typisch westfälischen Humor. Die Norddeutschen, z.B. Freunde von meinen Eltern, meinten wiederum, es sei der typisch norddeutsche Humor. Irgendwo in der Mitte liegt wohl die Wahrheit.
Auf deinem IG-Account habe ich gesehen, dass du ein Axolotl als Haustier hast. So etwas habe ich noch nie gesehen. Wie kams?
In unserem Hausflur stand ein Aquarium zu verschenken. Ich habe es mitgenommen und überlegt, was da reinkommt. Eigentlich hatte ich Bock auf ein Chamäleon, was man aber nicht unbedingt in einem Aquarium halten kann.
Ich habe nach einem Haustier gesucht, das pflegeleicht und witzig ist und nicht jeder hat. So bin ich auf ein Axolotl gekommen und hab es bis heute nicht bereut. Mittlerweile habe ich schon mein viertes, der aber schon drei Jahre lebt. Axolotls sind da etwas unberechenbar, was ihre Lebenszeit angeht. Können aber generell bis zu 15 Jahre alt werden.
Ein Axolotl als Haustier wird scheinbar immer populärer. Es gibt da ein Buch „Axolotl Roadkill“, das vor 6-7 Jahren einen echten Hype hatte. In diesem Jahr kam auch der dazugehörige Film „Axolotl Overkill“ raus, der etwas untergegangen ist.
Glück für dich! Dann bleibt es exklusiv.
Eventuell mach’ ich mir auch eine Axolotl-Maske und baue einen Alter Ego auf. (lacht)
Gibt es Dinge, die man wissen muss, wenn man sich ein Axolotl halten will?
Ganz viel Wasser! Leider können wir ihn nicht aus dem Aquarium lassen, deswegen braucht er Aufmerksamkeit, wenn wir zu Hause sind. Ich winke ihm auch immer kurz zu, wenn ich die Wohnung verlasse.
Thema GZSZ: Guckst du die Serie noch? Du hast gesagt, erst wenn Joe Gerner aufhört, wirst du es nicht mehr schauen. Meines Wissens ist Joe Gerner noch dabei.
Stimmt! Aktuell bin ich viel unterwegs und kann es nicht regelmäßig schauen. Aber das Gute an GZSZ ist, dass man schnell wieder reinkommt. Joe Gerner bekommt wahrscheinlich auch keine andere Rolle mehr. Deswegen muss er nun durchziehen. (lacht)
Er hat vielleicht den Absprung verpasst, aber ich könnte mir durchaus vorstellen, ein Leben lang in einer Soap mitzuspielen. Du bist jeden Tag im Fernsehen, hast einen soliden Job und bekommst genug Aufmerksamkeit, aber wirst im Ausland auch nicht erkannt. Privat ist er bestimmt auch ein Netter.
GZSZ steht und fällt mit Joe Gerner. Mal sehen, was passiert, wenn er aussteigt. Aber ein Ende ist noch nicht in Sicht.
Das erste Mal, dass ich von dir gehört habe war auf dem Hollywood Hank Album. Savas sucht aktuell nach Hollywood Hank. Kannst du helfen?
Ich habe es auch mal über ICQ versucht. Dort heißt er „Mr. Love“. Ich schau’ heute mal wieder rein, vielleicht hat er zurückgeschrieben. Oder ich schreibe Savas deswegen.
Hast du abgesehen von seinen Songs als Bak ta ehli noch etwas von ihm gehört?
Die Songs hab’ ich mir auch gegeben, was ziemlich „strange“ war. Er wird wohl irgendwo im Osten, wo er herkommt, sein, einem normalen Job nachgehen und keinen Bock mehr auf den Rapkram haben. Vielleicht passt es auch nicht zu seinem Beruf.
Bak Ta Ehli nimm bitte Kontakt auf… würde mich freuen!
— Kool Savas (@koolsavas) 25. September 2017
Dein Album ist schon lange angekündigt. Gab es einen Zeitpunkt in der Produktion in der feststand, dass nun wirklich ein Album entsteht und auch veröffentlicht wird?
Nach meinem Studium, Ende 2014, hab’ ich mich schon mega darauf gefreut an meinem Album zu arbeiten. Der erste Track war auch der Start des Albums. Ab dann ging es weiter und weiter und am Ende ist das meiste auf dem Album gelandet.
Von daher gab es nicht mittendrin den Zeitpunkt, an dem ich einen Track fertig hatte und gemerkt habe, dass ein Album entsteht.
Was ist noch vom VBT-Sieg und dem Hype danach übriggeblieben? Kontakte, Labels, Booking, Produzenten, Rapper etc.?
Ich habe noch immer die gleiche Bookingagentur wie damals, als die ersten Konzerte und Festival losgingen.
Ein paar Kontakte, die wichtig sind, sind geblieben. Wie z.B. Marc Leopoldseder, der nun bei Believe Germany ist. Ihm hab ich mein Album geschickt. Gar nicht mit dem Gedanken, dass er mir dabei hilft, es herauszubringen, sondern einfach um seine Meinung zu hören. Er hat mir dann den Deal vorgeschlagen, der sich sehr gut angehört hat und auch so war, wie ich es mir vorgestellt hatte – eher selbstbestimmt und möglichst viel selbst machen.
Mit Jungs wie Akne (One) bin ich noch immer befreundet, abgesehen von Hypes usw.
Mit wem hast konkret zusammengearbeitet – hauptsächlich neue oder alte Teilnehmer? Wassily Gradovsky und Donkong sagen mir z.B. noch gar nichts.
Donkong sind zwei Produzenten, die man wohl besser als Cop Dickie und TiKay One kennt und mit zwei Beats drauf sind, die ich echt schon ewig habe, aber die noch immer aktuell sind. Die sind sehr vielfältig, haben früher etwas dubbigere Sachen gemacht, jetzt geht es mehr in Richtung Trap.
Geblieben aus der „alten“ Zeit ist Snew von Crusoe und Snew alias eou. Der wohnt quasi nebenan und mit ihm hab ich fünf Songs gemacht, von denen drei auf dem Album gelandet sind. Peet hat auch noch einen produziert. Mein DJ ist noch immer DJ Cuebic und macht die Cuts auf dem Album.
Der Hauptproduzent kennt – wie den Produzenten von „Gesten“ – auch keiner, was von mir aus auch erstmal so bleiben kann. (lacht) Es ist ein Berliner Produzent namens „Twen-T4svn“, der hauptsächlich Film-Musik macht und auch schon bei der „Bleib smardey“-EP von Zarte Lust und mir dabei war. Auf 2-3 Beats hört man auch heraus, dass er nicht der typische Hip Hop-Produzent ist. Das wollen wir in Zukunft auch weiter ausbauen. Er hat mir sehr viele Beats geschickt und Skizzen von mir ausgearbeitet. Ohne ihn würde es kein Album geben, weil ich keine geilen Beats hätte.
War eher das Ziel deinen alten Style zu “perfektionieren” oder Menschen mit etwas ganz Neuem zu überraschen?
Dadurch, dass ich diesen Pool an Beats hatte und Instrumentals picken konnte, die ich so zuvor noch nicht hatte, sind Songs entstanden, die etwas epischer und größer sind als zuvor. Es ist einfach eine andere Hausnummer. Stilistisch ist es nicht so weit von dem, was ich vorher gemacht habe. Das „Poser-Ding“ ist so ziemlich der rote Faden und was ich auch privat gerne von anderen höre.
Klingt so als hätten die Beats die Marschrichtung vorgegeben und du dich darauf angepasst.
Man kann sich überlegen, was man für einen Sound fahren will, aber ich hatte noch nie den Komfort mir Produzenten auszusuchen. Ich habe mich von den Beats, die ich hatte, inspirieren lassen.
Was feststand war, dass ich alles auf das nächste Level heben und größer denken wollte. Und dazu haben die Beats einfach gepasst bzw. es schon alleine getan. Ich habe mich nicht von den Beats in eine Ecke drängen lassen, sondern ihnen meinen Stempel aufgedrückt.
Wieso kam “Gesten” als erste Videoauskopplung?
„Gesten“ ist im Frühjahr entstanden und noch relativ frisch. Ich dachte mir, dass eine „klassische“ Ansage für ein solches Album passend ist.
Ursprünglich wollten wir das Intro nehmen. Darauf und im Video wird erklärt, was alles in der Zwischenzeit so passiert ist.
Ohne zu viel zu spoilern: Welcher Track wird die meisten überraschen und warum?
Ein Song, der heraussticht, ist mit einer Sängerin und klingt schon sehr poppig. Er geht in die „What’s in it“-Richtung, ist aber etwas lässiger und cooler. Ich weiß nicht, ob er unbedingt überraschen wird, aber ich bin echt gespannt, wie er ankommt. Die bisherigen Meinungen sind sehr zwiegespalten: Die einen sagen, dass es ein Hit ist und die anderen, dass er vom Album herunter soll, da er zu sehr herausfällt.
Hit, weil er sich an bekannten Rastern orientiert?
Das Witzige ist eigentlich, dass es genau das Gegenteil ist. Der erste Part ist mega lang, es dauert ewig bis die Hook kommt und die wiederum ist nur vier Zeilen lang ist. Textlich ist es auch nicht poppig, musikalisch schon. Schwierig. Ich bin aber nicht bewusst da herangehen gegen das Instrumental zu steuern.
Was sind deine Erwartungen an das Album?
Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich keine Erwartungen habe. Dafür habe ich zu lange daran gearbeitet.
Im Prinzip ist es ein Neustart. Für die meisten bin ich ein Newcomer, was auch okay ist.
Mal gucken, was daraus wird. Wenn es läuft, mache ich weiter, wenn nicht, dann hör’ ich einfach auf. (lacht) Ne, ganz so krass ist es dann doch nicht.
Wer kam eigentlich auf die Cover-Idee im Speziellen auf den außergewöhnlichen Grünton?
Die Bildidee hatten wir schon sehr lange. Eigentlich wollten wir farblich in eine ganz andere Richtung, haben es aber im letzten Augenblick noch einmal komplett umgeworfen.
Minze hat auch immer etwas Freshes und man sieht die Farbe tatsächlich nicht so oft auf einem Rap-Cover. Es spiegelt das Album auch gut wider, das teilweise schon poppige Ansätze hat, aber im Kern doch straighter Rap ist.
Was macht Naya Isso eigentlich?
Ehrlich gesagt, habe ich schon länger nicht mehr mit ihr gesprochen. Im stillen Kämmerlein macht sie bestimmt noch Mukke, aber fokussiert sich momentan auf andere Dinge. Bestimmt wird man irgendwann wieder etwas von ihr hören. Vielleicht auch mit mir zusammen.
Zum Schluss haben wir noch ein paar Sätze zum Vervollständigen. Fünf Minuten, bevor die Show losgeht, …
…gehe ich auf Toilette.
Fünf Minuten nach der Show,…
…trinken wir Bier.
Eine Hörspiel-CD über mein Leben sollte gesprochen werden von,…
…Heinz Strunk oder Olli Schulz, weil ich ihre Stimmen angenehm finde und mir nachgesagt wird, dass ich Ähnlichkeit mit Heinz Strunk habe.
Dort, wo ich herkomme, ist das Wichtigste…
…dass Meer vor der Tür ist und kein Sächsisch gesprochen wird?!
Cover + Infos
„Statussymbol“ erscheint am 17. November 2017 über Believe Germany.
Der Beitrag Interview mit Steasy: Artist Feature #164 erschien zuerst auf RAP-N-BLUES.com.