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Interview mit Mo-D und PCP über ihr Kollabo-Projekt „MRXSGH RHG DRV VH HXSVRMG“

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MRXSGH RHG DRV VH HXSVRMG

In der Kategorie “5 Fragen zum Album” stellen wir euch ausgewählte Musik-Künstler und ihre bald erscheinenden oder vor kurzem veröffentlichten Alben vor. Grundlage sind fünf kurze Fragen, die sich rund um das Release drehen.

Short Facts

  • 12 Tracks
  • Releasedate: 09. Juni 2017
  • Features: OverdOZe, Menna Mulugeta und Luis Steffens

Nach drei gemeinsamen Projekten kann man Mo-D x PCP gestrost als eingespieltes Duo bezeichnen. Drei Jahre nach ihrer letzten Kollabo „Belle Époque“ haben sie letzten Freitag ohne jegliche Ankündigung „MRXSGH RHG DRV VH HXSVRMG“ 4 free veröffentlicht.

Ein Blick auf die in vier Takte aufgeteilte Tracklist lässt bereits erahnen, dass es sich hierbei um ein echtes Konzept-Album handelt, welches den Hörer dazu auffordert zwischen den Zeilen zu lesen und die Chance gibt vieles hineinzuinterpretieren. Auf Mo-D’s kryptische und verworrene Lyrics kontert PCP mit Samples aus Jazz, Funk, Soul und Rock. Wir sprachen mit den beiden über all das.

Video: Mo-D x PCP – „Akt II: Germania“

Interview

Welcher Grundgedanke steckt hinter dem Titel und dem dazugehörigen Artwork?

PCP: “MRXSGH RHG DRV VH HXSVRMG“ ist die Kodierung des eigentlichen Albumtitels. Die Entschlüsselung möchte ich an dieser Stelle natürlich nicht verraten. Das ist Sache des interessierten Hörers. Im Digital Booklet und im Einleger der Kassette sind noch weitere Hinweise zur Entschlüsselung des Kodes versteckt. Der Grundgedanke dahinter ist es die Hörerschaft dazu zu bewegen, sich intensiver mit dem Album auseinanderzusetzen. Gerade heutzutage, in der Social Media Welt des digitalen Zeitalters, wird man ja, anders als zu meiner Jugend, als es viel einfacher war sich in ein Album richtig reinzuhören, dazu verleitet, Musik nur noch oberflächlich zu konsumieren. Mo-D setzt sich ja auch an einigen Stellen kritisch mit den Werten der Social Media Bewegung auseinander.

Das Artwork schlägt in die gleiche Kerbe. Wir haben mit Absicht ein Cover entworfen, das eher an ein Gemälde, das man sich bewusst anschaut, als an einen plakativen Werbebanner, den man unterbewusst konsumiert, erinnert. Mutwillig haben wir auch auf Interpretennamen und Albumtitel auf dem Cover verzichtet um die Kunst in den Vordergrund zu rücken.

Albumtitel und Artwork repräsentieren meiner Meinung nach sehr gut, um was es bei Mo-D x PCP und insbesondere auch bei dem neuen Album geht: und zwar die Kunst an erste Stelle zu setzen, Konventionen zu brechen und wenn es sein muss auch gegen den Strom zu schwimmen.

Was schätzt ihr am jeweils anderen und gab es dieses Mal Unterschiede im Gegensatz zu früheren Zusammenarbeiten?

Mo-D: Ich schätze vor Allem PCP’s Visionen, seine Kreativität und den Willen immer das Beste aus einem Song zu holen. In dieser ausgeprägten Form kenne ich das nur von ihm. Im Gegensatz zu den Alben davor, lief es diesmal automatisierter ab. Früher haben wir uns dann doch öfter getroffen und ich habe nicht selten daneben gesessen wenn P. den Beat gebaut hat. So kam es dann vor, dass wir ein Songkonzept besprochen hatten und zwei Tage später hat er mir schon einen fertig ausproduzierten Beat präsentiert. Wir verstehen uns also mittlerweile blind. Darüber hinaus war für mich die akribische Schreibarbeit neu. Auf den Alben zuvor haben wir die Verse oftmals in 4 Zeiler-Freestyles zusammengebaut. Das war schon eine enorme Umstellung weil ich es dann auch immer perfekt haben wollte. Manchmal hatte ich, nachdem der Rap im Kasten war, alles über Bord geworfen und noch mal von vorne angefangen zu schreiben. PCP hatte da viel Geduld mit mir.

PCP: Ich denke, für eine fruchtbare Zusammenarbeit ist es wichtig, sich gegenseitig als Künstler zu respektieren und offen an die Arbeit heranzugehen. Künstler haben ja bekannterweise ein großes Ego, allerdings ist es gerade für eine gute Kollektivarbeit unvermeidbar Kritik anzunehmen und auch mal sein Ego hinten anzustellen. Kompromisse muss man als Duo sowieso immer eingehen. Das versteht Mo sehr gut und daher ist die Zusammenarbeit auch immer angenehm und produktiv. Ohne das wäre es auch gar nicht möglich gewesen ein Album dieser Art zu produzieren. Daneben schätze ich an Mo auch seine Expertise als Audio-Engineer. Es ist schon viel einfacher und gewinnbringender mit einem Mann vom Fach als mit einem Laien über einen Mix zu diskutieren. Am Ende des Tages kann man davon ausgehen, dass nachdem Mo und ich das OK geben, der Mix nahezu perfekt ist.
Bei dem Album war es tatsächlich so, dass wir uns im Vergleich zu den anderen Alben seltener getroffen haben. Allerdings haben wir diesmal auch weitaus mehr Zeit damit verbracht über Song-Konzepte und das Gesamtkonzept des Albums zu diskutieren.

Video: Mo-D x PCP – „Akt I: Gladiatoren der Manege“

Wie verlief eine typische Aufnahmesession von euch beiden und wie lange habt ihr daran insgesamt gearbeitet?

PCP: Unsere Idee zu Beginn war es ein Album mit einem Aufbau ähnlich einer Sinfonie, ein Album, bei dem alle Tracks zusammenhängen und das als durchgehender Song funktioniert, zu machen. Anstatt jedoch das Album in vier Sätze zu teilen, haben wir es in vier Akte geteilt. Damit die Songs aus einem Guss kommen, habe ich innerhalb von zwei, drei Wochen acht Beats gebastelt. Das müsste so Anfang 2014 gewesen sein.

Die Beats an sich sind ebenfalls von Sinfonien inspiriert. Ich wollte Beats bauen mit viel Abwechslung, in denen viel passiert, und die mit möglichst wenigen Loops auskommen. Das Soundbild ist eher düster und jazzig/psychedelisch gehalten mit der Absicht, dass sich eine filmische Atmosphäre einstellt, auf der Mo gut die Geschichte präsentieren kann. Allerdings wollte ich auch nicht zu abstrakt produzieren und habe daher den klassischen HipHop Sound der Golden Age mit Breakbeats, fetten Bässen und vielen verschiedenen Samples als Fundament für die Produktion genommen. Ich hatte die Beats dann auch schon in eine Reihenfolge gebracht und Mo überlegte sich, was er inhaltlich auf die Beats schreiben möchte. Daraus sind dann Akt I, II und IV entstanden. Mit der Zeit kamen dann auch die Tracks für Akt III hinzu.

Bei den Aufnahmen war ich so gut wie nie zugegen. Mo hat im Studio in Frankfurt aufgenommen und mir dann die Aufnahmen geschickt. Daraufhin habe ich dann die Songs weiter ausproduziert sowie gemischt und gemastert. Obwohl wir nur sehr selten zusammen im Studio waren, konnten wir die Zusammenarbeit recht interaktiv gestalten. Das ist dann wieder die positive Seite des digitalen Zeitalters. Bei uns ist es so, dass jeder seinen Aufgabebereich hat, nichtsdestotrotz haben beide Parteien Mitspracherecht im Bereich des anderen. Mo bringt auch Ideen für die Beats mit ein und ich nehme manchmal auch Einfluss auf Lyrics und Flow.

Video: Mo-D x PCP – „Akt I: Retroperspektive“

Gibt es einen Song, der euch ganz besonders am Herzen liegt oder zu dem ihr eine ganz spezielle Beziehung habt?

Mo-D: Das ganze Album ist ja wie ein durchgängiger Song zu betrachten, deswegen ist es für mich schwierig zu sagen, welcher Teil mir besonders wichtig ist. Präludium höre ich allerdings am liebsten und ich finde das Wordplay „Retro-Perspektive“ aus Retrospektive und Perspektive im Zusammenspiel mit den Lyrics nice. Die Idee zu dem Titel hatte ich übrigens von der französischen Künstlerin Catherine David übernommen und auf das Rapgeschäft umgemünzt.

PCP: Wie Mo schon gesagt hat ist die Frage schwer zu beantworten, da das Album praktisch ein durchgängiger Song ist. Das Projekt ist letztendlich auch ein Appell Alben wieder mehr als Gesamtkunstwerk zu betrachten. Heutzutage ist es in der Regel meistens so, dass ein Album eine Ansammlung von einzelnen Songs ist, aus der dann die eine oder andere Single gepickt wird und mit einem Musikvideo besonders beworben wird. Durch dieses Single-gesteuerte Herangehensweise bleibt die Kunst leider oftmals auf der Strecke. Deswegen haben wir uns auch dazu entschieden zu jedem der zwölf Tracks ein Video zu veröffentlichen.

Könnt ihr uns zum Abschluss noch eine kleine Anekdote rund um die LP erzählen?

Mo-D: Das ist jetzt keine witzige Anekdote, aber ein Beispiel wie verrückt manchmal der Entstehungsprozess ist. Für Intermezzo I haben wir einfach keinen passenden Beat gefunden. Irgendwann habe ich dann einfach drauf los geschrieben und zwar auf irgendeine durchgedrehte Jazznummer. Ich saß dann ein paar Tage später bei P. Zuhause mit dem fertigen Text, so nach dem Motto „wie geht’s jetzt weiter?“. Dann meinte er, wir könnten auch einfach jetzt einen Beat machen und schauen wie der Text drauf passt. Er hatte dann einen coolen Loop am Laptop gebaut und ich dachte, ja das ist es. Ich wollte sofort aufnehmen aber wir waren ja nicht im Studio. P. holte dann ein uraltes SM58 aus der Schublade und wir haben es dann damit aufgenommen. Das muss man sich mal vorstellen, uns zwei Klangästheten ist der beste Sound grade gut genug und dann nehmen wir dieses alte Livemikro für 50 Euro und einen Laptop. Ein paar Tage später schickte mir PCP den Mix auf einen vollkommen anderen Beat mit ausproduziertem Arrangement. Ich bin beim ersten Hören fast vom Stuhl gefallen, den ich hatte einen Skitartigen Minisong auf einen durchgängigen Loop erwartet. Was am Ende rauskam ist wahnsinnig, wenn man bedenkt, wie schwer wir uns zu Beginn getan haben. So kann es manchmal ablaufen.

Video: Mo-D x PCP – „Akt II: Wiege der Kultur“

Album-Stream + Free Download

Cover + Tracklist

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01. Akt I: Retroperspektive
02. Akt I: Gladiatoren der Manege
03. Akt II: Germania
04. Akt II: Wiege der Kultur
05. Akt II: Metropolis Pt. I
06. Akt II: Metropolis Pt. II
07. Akt III: Präludium
08. Akt III: Ein Teil
09. Akt III: Intermezzo I
10. Akt III: To The Beat
11. Akt IV: Intermezzo II
12. Akt IV: Zug 06/16

Der Beitrag Interview mit Mo-D und PCP über ihr Kollabo-Projekt „MRXSGH RHG DRV VH HXSVRMG“ erschien zuerst auf RAP-N-BLUES.com.


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