Im April 2016 ging der YouTube-Kanal „Der Biograph“ online. Dort werden die Biographien ausgewählter Deutschrapper in kurze Videos umgewandelt. Wir haben uns mit dem Macher des Channels unterhalten und stellen euch hier einige der Biographie-Videos vor.
Viele der damals wie heute angesagten Deutschrap-Künstler können spannende wie lustige Geschichten aus ihrer Rapkarriere erzählen. Geschichten, die oftmals nur einem kleinen eingeweihten Kreis bekannt sind. Doch seit Bushido’s Autobiographie schreiben einzene Künstler immer häufiger ihr eigenes Buch und berichten aus ihrem Künstlerleben aus der eigenen Perspektive. Der YouTube-Kanal „Der Biograph“ fasst diese Infos auf das wichtigste zusammen packt all das in ein kurzes und sehenswertes Video. Wir haben uns mit dem Gründer hinter dem Kanal getroffen, um mehr über ihn und seine Arbeit zu erfahren.
Interview
Hi Tom, stell dich doch bitte einmal kurz selbst vor.
Hallo, mein Name ist Tom und seit April 2016 betreibe ich den YouTube Kanal „Der Biograph“. Auf dem Kanal geht es – wie es der Name schon vermuten lässt – um Biographien berühmter Persönlichkeiten. Dabei liegt ein besonderes Augenmerk auf dem Lebensabschnitt der Personen Vor ihrem Erfolg und auf deutschen Rappern.
In dem Video malst du einzelne Stellen aus der Biographie nach. Wie lange zeichnest du schon und wie hat sich das ergeben?
(lacht) Witzig, dass du das fragst. Auch viele meiner Zuschauer loben mich für meine tollen Malkünste. Tatsächlich male ich in den Videos allerdings nicht selbst, sondern benutze hierfür ein Animationsprogramm. Ich möchte diese Illusion allerdings nicht zerstören – deswegen belehre ich meine Zuschauer nicht.
Wie intensiv verfolgst und hörst du die Deutschrap-Szene und wie hast du einen Zugang dazu gefunden?
Ich höre eigentlich jeden Tag deutschen Rap. Kollegah, Haftbefehl, Celo & Abdi und viele weitere Künstler gehören zu meinen Evergreens, deren ältere Sachen ich in regelmäßigen Abständen immer wieder pumpe. Dann gibt es noch saisonales Zeug, was ich mir nur eine bestimmte Zeit lang anhöre und nach einiger Zeit dann gar nicht mehr, oder es wird zum Evergreen – im Moment ist das gerade die 187 Straßenbande.
Wie bist du auf die Idee gekommen, beides miteinander zu verbinden?
Angefangen habe ich mit Biographien, die gar nichts mit Rap zu tun hatten, z.B. Sylvester Stallone. Erst danach habe ich durch „Trail-and-Error“ gemerkt, dass die Zuschauer scharf auf die Lebensgeschichten deutscher Rapper sind. Deswegen besteht mein Kanal-Inhalt mittlerweile zu über 50% aus Videos über ebensolche Personen. Die kommen einfach am besten an.
Was macht für dich eine interessante Biographie aus?
Jede Biographie ist auf ihre eigene Art und Weise interessant. Ich liebe deutschen Rap und ich feiere die Storys der deutschen Rapper, aber am meisten fesseln mich dann doch die Lebensgeschichten von Unternehmern, die aus dem Nichts heraus große Marken aufgebaut haben.
Wie gehst du bei der Recherche vor?
Da gibt es für mich bisher eigentlich nur zwei verschiedene Herangehensweisen:
- 1. Möglichkeit: Die berühmte Persönlichkeit hat eine Autobiographie geschrieben, die ich mir kaufen, lesen und zusammenfassen kann
- 2. Möglichkeit: Mit der berühmten Persönlichkeit wurden inhaltlich relevante Interviews geführt, an denen ich mich bedienen kann
Gibt es besonders interessante Geschichten, die du erst während der Recherche aufgeschnappt hast?
Ja, die gibt es. Ich bin zwar seit meiner frühen Jugend großer Kollegah-Fan und hege daher keine allzugroßen Sympathien gegenüber Fler, aber seine Biographie fand ich aus psychologischer Sicht bemerkenswert. Der Junge hat viel durchgemacht und man lernt durch sein authentisches Buch, warum er so ist, wie er eben ist. Das finde ich als Psychologie-Student sehr spannend.
Deine Videos sind oftmals eine Mischung aus gezeichneten Videos und Bildern. Wie gehst du an ein solches Video ran und wie lange dauert die Umsetzung ungefähr?
Mittlerweile habe ich von dieser Mischung schon wieder Abstand genommen. Verständlicherweise hat nämlich der Filmverleih vom Film über Bushidos Leben mein Video über ihn sperren lassen, da ich mich einfach ohne zu fragen an Ausschnitten bedient habe. Um solche Probleme zukünftig zu vermeiden, werde ich Videoausschnitte weglassen und nur auf Gezeichnetes und Bilder zurückgreifen. Nichtsdestotrotz bleibt die Anfertigung eines Videos aufwendig. Es dauert ungefähr 2-4 volle Arbeitstage, bis ich ein einziges Video fertig habe.
Wie fällt das bisherige Feedback von Fans und Rappern aus?
Das bisherige Feedback ist enorm. Nach heutigem Stand kann ich nach nur zehn Monaten mit nur 24 Videos und häufigen Pausen, in denen ich nichts veröffentlicht habe, bereits knapp 90.000 Abonnenten und über 5,5 Mio. Gesamtviews zählen. Die Zuschauer sind begeistert und fordern Videos über alle möglichen Berühmtheiten. Rapper haben sich persönlich allerdings noch nicht bei mir gemeldet.
Was glaubst du, macht dein Format so interessant?
Ich glaube das hat mehrere Gründe. Zum einen sind Menschen grundsätzlich interessiert an dramatischen Geschichten, da diese verschiedenste Emotionen in ihnen hervorrufen. Da Biographien dies häufig mit sich bringen, bieten sie für Videos schon Mal eine gute Grundlage. Des weiteren denke ich, dass sich die Leute vor allem auch für ihre Stars interessieren, aber kein Bock haben selbst stundenlang zu recherchieren oder zu lesen. Da komme ich dann eben ins Spiel, komprimiere Informationen und verpacke sie in 5-Minuten-Geschichten.
Welche Rapper stehen noch an und gibt es bereits Pläne, dein Konzept noch größer werden zu lassen?
Ich weiß nicht, wann genau dieses Interview veröffentlicht wird, aber für den 10. März 2017 ist Bonez MC von der 187 Straßenbande an der Reihe. Viel weiter habe ich jedoch noch nicht geplant. Es werden aber auf jeden Fall noch einige spannende Videos folgen.
Der Beitrag „Der Biograph“: Spannende Geschichten aus der Deutschrap-Szene nachgezeichnet (Interview) erschien zuerst auf RAP-N-BLUES.com.