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Interview mit Joy Denalane über ihr neues Album „Gleisdreieck“ + Stream

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Joy Denalane - Gleisdreieck

Letzte Woche überraschte Joy Denalane Fans und Fahrgäste mit einem spontanen Auftritt in der Berliner U-Bahn-Linie U1, heute präsentiert sie nun ihr neues Album „Gleisdreieck“. Der Albumtitel ist dabei nicht zufällig gewählt, sondern bildet vielmehr einen zentralen Punkt ihrer Heimat ab.

Sechs Jahre sind seit ihrem letzten Album verstrichen. Eine Zeit, in der sich einiges im Leben der Berlinerin verändert hat. Diese Eindrücke und viele weitere Themen bilden das Fundament ihrer neuen LP „Gleisdreieck“, die sie heute erhältlich ist (VÖ: 03. März 2017). Unterstützt wird Joy Denalane dabei von Ahzumjot, Megaloh, Tua und ihrem altbewährten Produzenten-Team Kahedi.

Wir haben uns im Vorfeld mit der Berlinerin zum Interview verabredet und präsentieren euch hier zum einen den vollständigen Album Stream, alle Videoauskopplungen sowie die Tour Dates und zum anderen ein interessantes Gespräch über ihre Berliner Heimat und wie es ihr in den letzten Jahren ergangen ist.

„Gleisdreieck“ – Album Stream

Joy Denalane Interview

Wir beginnen unsere ‚Artist Feature‘ Interviews immer mit einem kulinarischen Teil. Welches Restaurant würdest du Freunden empfehlen, die in Berlin zu Gast sind?

Das hängt von mehreren Faktoren ab und kommt auch immer ein bißchen auf die Leute an, denn Gastronomien haben Gesichter und stehen für ein bestimmtes Klientel. Ich finde, das es auch abhängig davon ist, was man sich vom Abend und vom Essen verspricht und wie viel es kosten darf. In dieser Hinsicht ist Berlin natürlich gespickt von tollen Restaurants. Einer der Läden, die ich super interessant finde und weiterempfehlen würde, ist die ‚Paris Bar‘ auf der Kantstraße in Berlin-Charlottenburg. Die Küche ist französisch geprägt und es herrscht durch die vielen Kunstwerke, die in dem Laden hängen, eine tolle Atmosphäre. Vor dem Mauerfall war die ‚Paris Bar‘ bereits ein Treffpunkt der kreativen Szene Berlins und das hat sich in den letzten Jahren noch einmal verstärkt. Man muss den Laden aber auch ein bißchen aushalten können, denn er lebt von einem gewissen Bourgeoisie-Stil. (lacht)

Passend dazu: Was ist deine Leibspeise?

Vor ein paar Jahren hätte ich sicher noch Reis mit Huhn gesagt – entweder als Curry oder gebacken. Heute würde ich eher Dal-Linsen sagen. Das liegt daran, das sich meine Essgewohnheiten in den letzten Jahren ein bißchen gewandelt haben. Ich esse mittlerweile nicht mehr so viel Fleisch und wenn, dann mit einem ganz anderen Bewusstsein, als in früheren Jahren.

In einem Interview mit der ‚taz‘ habe ich gelesen, das du vor dem Release deines letzten Albums „Maureen“ für ein Semester an der FU Berlin eingeschrieben warst. Wie hat sich das ergeben und mit welchen Gedanken blickst du heute auf diese Zeit zurück?

Ich denke, das ich grundsätzlich ein Mensch bin, der gerne in Bewegung bleibt und seiner Neugierde auch nachgeht. Vielleicht hat es auch mit einem Urkomplex zu tun, das ich nie eine ordentliche Ausbildung gemacht habe. Ich trage deshalb glaube ich eine gewisse Sehnsucht mit mir herum, nach einem strukturierten Lernprozess mit Abschluss. Diese Sehnsucht in Kombination mit einer grundsätzlichen Neugierde hat mich dann wohl in die Universität getragen. Im Nachhinein sehe ich es als eine Art Sabbatical an. In mir reifte damals der Wunsch, genau in dem Moment eine Auszeit zu nehmen und etwas anderes zu erleben, bevor ich an der nächsten Platte arbeite.

Im Nachhinein muss ich sagen, das ich das super gerne gemacht habe und denke, wenn Menschen die Möglichkeit haben, in andere Felder einzutauchen, dann sollte man das auch auf jeden Fall machen. Es ist ja auch nicht so, das man dadurch irgendetwas verliert – ganz im Gegenteil: Man nimmt aus diesen Phasen immer etwas mit – sei es eine neue Erfahrung, neue Leute, neue Gespräche oder neue Sichtweisen. Das ist das schöne daran, was mir auch sehr gut gefallen hat.

Nach dem Ausflug an die Universität folgte die Rückkehr zur Musik. Wie hat sich die Umstellung damals für dich angefühlt?

Ich hätte den Universitäts-Modus auch fortführen können. Einfach mal nur lernen und sich um nichts anderes kümmern. Für mich stand aber von vornherein fest, das ich das wirklich nur für kurze Zeit mache – einfach mal, um neue Seiten des Lebens kennenzulernen. Nachdem das Semester dann zu Ende ging, war ich voller Energie und habe mich gefreut, mit einem neuem Blickwinkel zu meiner Musik zurückzukehren.

Kommen wir zu deiner aktuellen Platte: Mit „Gleisdreieck“ hast du am 03. März dein neues Album veröffentlicht. Wie sah ein typischer Produktionsalltag in dieser Zeit bei dir aus?

Bei mir teilt sich das immer in verschiedene Phasen auf. Es fängt mit der Schreibphase an – den Sessions, in denen ich mich mit Produzenten, Instrumentalisten und Textern zusammensetze und erst einmal grundsätzliche Weichen stelle. In dieser Phase sammeln wir Material und wissen noch gar nicht so genau, in welche Richtung es geht. Wenn wir genügend Material gesammelt haben, geht es über in die Produktionsphase. Steht dann eine Auswahl der Songs fest, die auf dem Album landen sollen, bin ich ab diesem Zeitpunkt täglich im Studio und versuche zusammen mit meinem Team alles zu straffen. Darum kümmert sich dann hauptsächlich das Team um Kahedi – also Max Herre, Samon Kawamura und Roberto Di Gioia, die auch das eine oder andere Musikstück beigetragen haben.

Ein weiterer Produzent auf deinem Album ist Tua. Wie kam die Zusammenarbeit mit ihm zustande?

Tua habe ich ursprünglich über Max (Herre) kennengelernt. Ich fand ihn schon immer ganz speziell, da er einen ganz besonderen Flow hat. Mir gefällt seine Vorstellung von Rhythmik und ich mag an ihm sehr, dass er ein Musiker ist, der Grenzen zwar sieht, sich davon aber nicht beeindrucken läßt. Mit Tua und auch Maxim saß ich einige Tage im Studio, wo wir uns gegenseitig Ideen hin- und her geworfen haben. So ist der Song „So sieht man sich wieder“ quasi unter uns dreien entstanden. Das ging dann auch nicht mehr in die Produktion zu Kahedi, sondern wurde in dieser Konstellation fertiggestellt. Es gab auch zwei Stücke, die ich direkt mit Alex Freund gemacht habe – „Zuhause“ und „Blut ist nicht dicker als Wasser“.

Du bist nun schon seit gut 20 Jahren als Musikerin aktiv und hast dutzende Konzerte und Festivals im In- und Ausland gespielt. Gibt es eine bestimmte Phase oder Erinnerung, die dir ganz besonders am Herzen liegt?

Was mir unverschämt gut gefallen hat war die Zeit mit den FK-Allstars. Gentleman, Afrob, Sekou, Max Herre, Brooke Russell, Deborah und ich – wir haben die größten Bühnen bespielt, uns gleichzeitig aber überhaupt keine Gedanken darüber gemacht, wie wir möglicherweise in der Szene wahrgenommen wurden. Es war ein sehr reines, sehr verspieltes miteinander und mir ist erst viel später bewußt geworden, welchen Impact wir eigentlich mit Freundeskreis ausgelöst haben. An diese Zeit erinnere ich mich gerne zurück, weil sie auch einfach sehr lustig war. Uns verbindet ein gemeinsames Band und mit mit den meisten bin ich auch heute noch sehr eng befreundet.

Zum Schluss haben wir noch ein paar Sätze zum Vervollständigen. Fünf Minuten, bevor die Show losgeht, …

… brauche ich meine Ruhe.

Fünf Minuten nach der Show, …

… brauche ich auch meine Ruhe. Wobei nein – Fünf Minuten nach der Show bin ich mit der Band.

Eine Hörspiel-CD über mein Leben sollte gesprochen werden von, …

Nicolette Krebitz, eine großartige Schauspielern aus Berlin mit einer sehr schönen Sprechstimme.

Musikvideos

Album Cover + Tracklist „Gleisdreieck“

Joy Denalane Gleisdreieck Cover

01. Gleisdreieck (Intro)
02. Himmel Berühren
03. So Sieht Man Sich Wieder feat. TUA
04. Hologramm
05. Venus&Mars
06. Wieder Gut
07. Alles Leuchtet (G3E Version)
08. Zwischen Den Zeilen
09. B.I.N.D.A.W.
10. Elli Lou
11. Vorsichtig Sein
12. Schlaflos feat. Megaloh
13. Deshalb feat. Ahzumjot
14. RotSchwarz
15. Stadt
16. Gleisdreieck (Outro)
17. Zuhause

Tour Dates

20.04.2017 Gera – Comma (“Songtage Gera”)
21.04.2017 Erlangen – E-Werk
22.04.2017 Frankfurt – Gibson
24.04.2017 Berlin – Astra
25.04.2017 Hamburg – Docks
26.04.2017 Köln – E-Werk
27.04.2017 München – Muffathalle
29.04.2017 Stuttgart – Im Wizemann
30.04.2017 Heidelberg – Karlstorbahnhof
02.05.2017 Krefeld – Kulturfabrik

„Das Gleisdreieck ist das Zuhause meiner Kindheit und Jugend. Hier bin ich aufgewachsen und hier haben wir auch Hologramm gedreht: Auf einem Dach mit Blick auf mein altes Wohnhaus, in dem Park, den es damals noch nicht gab. Hologramm hat daher auch visuell einen Bezug zu meinem Album Gleisdreieck.“ (JOY DENALANE)


Alle Fotos: (c) Eva Baales

Der Beitrag Interview mit Joy Denalane über ihr neues Album „Gleisdreieck“ + Stream erschien zuerst auf RAP-N-BLUES.com.


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