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Krepelcoverz und Graphizzle Novizzle kommentieren Cover Arts bekannter Deutschrap Alben (feat. Olli Banjo, Harris, Herr Sorge, Die Orsons + more)

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In der Serie “Jedes Foto eine Geschichte” stellen uns ausgewählte Künstler jeweils zehn Fotos aus ihrem Alltag vor und schreiben darüber.

In den ersten beiden Ausgaben hatten wir die aus München stammende Rapperin Taiga Trece und die Hamburger Rap Crew Neonschwarz zu Gast. Für die neueste Ausgabe haben wir uns etwas ganz besonderes einfallen lassen: Die beiden Künstler bzw. Illustratoren Krepelcoverz und Graphizzle Novizzle kommentieren für uns zehn ausgewählte Cover bekannter Deutschrap Alben. Doch bevor es losgeht, wollen wir euch die beiden erst einmal vorstellen.

Kurz vorgestellt: Krepelcoverz

Krepelcoverz_Banner

Auf der Facebookpage von Krepelcoverz findet ihr scheinbar dilettantisch gezeichnete Bilder, die Album Cover bekannter Künstler aus dem Deutschrap abbilden. Die Bilder könnten auch von einem Grundschüler gezeichnet worden sein, aber das wirkt nur auf den ersten Blick so. Hinter den Bildern steckt oft ein bissiger Kommentar, der sich direkt an die manchmal etwas zu ernst nehmende Deutschrap-Szene richtet. So wurden unter anderem wurden bereits die Cover von Audio88 & Yassin, Freunde der Sonne und Massiv neu gezeichnet.

Kurz vorgestellt: Graphizzle Novizzle

Graphizzle_Novizzle_Banner

Graphizzle Novizzle ist ein junger aufstrebender Comiczeichner und Illustrator, der seine Karikaturen über Facebook und Tumblr auf die Menschheit loslässt. Die Karikaturen beschäftigen sich dabei vor allen Dingen mit Themen aus der Deutschrap-Szene. Künstler wie Kollegah, Majoe, Curse, Fler, SSIO, Celo & Abdi hatten bereits die Ehre. In diesem Sinne: Viel Spaß beim Lesen und Sehen!

Olli Banjo – „Dynamit“

Link zum Album
Artist Feature Interview
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Krepelcoverz: Das hat der Olli gut gemacht. Der hat einfach bei der Google-Bildersuche bei „Street Art“ den ersten Hit genommen und dachte sich: „Das passt doch zu meiner Lebenseinstellung. Ich bin unfassbar kreativ und individuell und stelle deshalb das Bild von Banksy nach, das in jeder WG-Küche in Friedrichshain hängt!“ Damit können sich dann genauso viele Menschen identifizieren wie mit den Porno-Ollen in seinen preisgekrönten Videos. Wieder alles richtig gemacht.

Warum Kanye West so scheiße ist und Olli Banjo so cool, wird allein schon durch sein ästhetisches Empfinden erklärt. Olli hat einfach viel mehr Mut. Den Mut, einfach mal das machen zu wollen, was einfach jeden anspricht. Könnte man meinen, aber bei genauem Hinsehen tun sich ein paar Rätsel auf: „Warum ist Olli nur auf der linken Schulter kalt und trägt deshalb auf ihr einen schwarz-roten Schal? Politisches Statement, doch nur an der linken Schulter Grippe oder musste noch irgendein Kleidungsstück ins Bild, um wenigstens ein Argument zu haben, falls doch eine Urheberrechtsklage kommt?“ Ja, sieht genauso aus, aber ich hab da einen Schal auf der linken Schulter…

Graphizzle Novizzle: Ich mag die leuchtenden Farben. Mit Katja Kuhl hat er ja die richtige Connection. Liveshow und Shizogenie hatten auch ein sehr geiles Artwork.

Harris – „Der Mann im Haus“

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Krepelcoverz: Den Mann im Haus erkennt man daran, dass er blöd aus dem Fenster glotzt, anstatt das Baby zu füttern. Der Mann im Haus übernimmt dementsprechend auch die schwierigeren Aufgaben. Mama ist nicht auf dem Foto, weil die gerade das Bad putzt, während der Mann im Haus in einer Schürze den härteren Job am Fenster hat.

Vielleicht guckt er aber auch nur nach den ganzen Asylanten, die er in seinem Hit zur WM „Nur ein Augenblick“ alle abschieben wollte. Da wollte er jedem das Ticket zahlen, der Schland nicht so tight findet wir er. Kann gut sein, dass vor seiner Tür jetzt gut was los ist und die Leute jetzt von ihm ihr Geld wollen. Kann man nur hoffen, dass die keine Vuvuzelas dabei haben, sonst wird das Baby wach und der Mann im Haus hätte wirklich mal irgendwas zu tun. Abturn.

Graphizzle Novizzle: Sehr schön. Das ist an dieses Boogie Down Records Hiphop Album angelehnt, welches wiederum an ein bekanntes Foto von Malcolm X angelehnt war. Kann man machen.

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Eko Fresh – „Eksodus“

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Krepelcoverz: Die Parallelen zwischen Eko und Michael Jackson liegen auf der Hand: Zwei weiße Kinderstars, die geistig nie so ganz da waren, wo all die anderen in ihrem Alter gerade waren. Ansonsten ist das Cover gut gemacht. Man muss sich nur darauf einlassen, dass Interviews mit Niko Hüls und Toxik oder Eko’s HDF-Gold oder seine Teilnahme an diversen Stefan-Raab-Events mit den Ereignissen in Michael Jacksons Leben in einer Liga spielen. Und wenn man es nicht versteht, dann soll es einfach lustig sein, wobei nicht nur lustiges auf dem Cover passiert. Es sind auch ein paar gruselige Elemente enthalten: ein Sarg, Knochen, Blut, Engel, um nur ein paar zu nennen.

Zum Glück sind bei Eko aber auch immer die gruseligen Sachen irgendwie komisch, so wie sein Vampirlied. Deshalb spiegelt es genau wieder, wie Eko ja auch ist: Einfach ein lustiger Typ. Egal ob in Triple-XL oder Cordon Sport. Er macht aus allem etwas Lustiges.

Das Cover ist passenderweise programmatisch für das gesamte Schaffen des Ekrem Bora. Er ist immer der erste, der irgendwas aus den USA adaptiert, um sich dann Respekt dafür einzufordern, mal wieder der Erste gewesen zu sein, der etwas als Erstes in Deutschland gemacht hat. Wenn in Deutschland jemals jemand etwas erfunden hat, dann war das ja wohl Flizzy mit Trap.

Graphizzle Novizzle: Coole Idee! Das „Dangerous“ Cover ist natürlich ein Klassiker. Bei der Eko-Interpretation fehlt mir allerdings die Liebe im Detail und die Atmosphäre vom Original. Alles etwas zusammengeklatscht.

Herr Von Grau – „Freiflug“

Link zum Album

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Krepelcoverz: Ein Cover sollte immer zu der Musik auf dem entsprechenden Album passen. Das ist hier definitiv der Fall. Ein sehr langweiliges Artwork für sehr langweilige Musik. Sieht aber voll schön aus. Eine Feder passt zum Albumtitel „Freiflug“, weil Vögel Federn haben und die ja bekannermaßen fliegen können. Ein Flugzeug fliegt zwar auch, haben aber blöderweise die Beastie Boys schon benutzt und Federn sehen viel mehr nach Kunst aus. Die Feder ist bestimmt nicht grundlos blau. Könnte auf Torch verweisen oder auf die Patronen eines Lamy-Füllers, mit denen der Herr von Grau seine Poesie zu Papier bringt.

Aaaaah! Mit Federn kann man schreiben! Wenn der Herr von Grau schreibt, dann ist das für ihn wie ein Freiflug, weil er all seine deepen Gedanken raus lassen kann. Da muss man erst mal zweimal überlegen und daran erkennt man Kunst! Federn zum Schreiben zu benutzen, ist übrigens sehr dekadent und nicht vegan. Mir persönlich fehlen im Hintergrund der Feder noch so etwas wie ein Textblatt, oder ein paar Musiknoten, das hätte dem Cover noch etwas mehr Hip Hop-Attitude gebracht. Aber man muss ja auch mal einsehen können, dass die bunte Hip Hop-Welt auch manchmal grau sein kann.

Graphizzle Novizzle: Sehr minimalistisch, beruhigende Farben. Stark.

Curse – „Freiheit“

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Krepelcoverz: Ich denke mal für Curse ist Freiheit musikalisch wie privat sehr wichtig. So wichtig, dass er sie sich in Form eines deepen Bilds auf sein Unterhemd gemacht hat. Und weil es ihm so wichtig ist, reißt er sich sein Hemd auf und will es jedem zeigen. Aber vielleicht hat er das Unterhemd auch einfach nur neu und findet es so schön, dass er dachte, es sei deshalb eine gute Idee es auf dem Cover in den Vordergrund zu stellen, denn schließlich ist die Definition von Freiheit ja auch nicht, dass jemand am Strand auf’s Meer zu läuft.

Oder das Unterhemd war ein Geschenk einer Ex-Freundin und als Zeichen der endgültigen Trennung will er gerade sein Hemd zuknöpfen und in die Freiheit aufbrechen. Leider kann man aus Curses Gesicht sein genaues Empfinden nicht herauslesen, da er wie so oft in Gedanken vertieft in eine andere Richtung schaut, als in die Kamera. Am besten am Cover finde ich, dass schnell noch jemand „Freiheit“ über das Bild gekritzelt hat.

Viel mehr gibt es auch eigentlich nicht über dieses Cover zu sagen, außer dass das „s“ in der Curse-Typographie eines der hässlichsten „s“ ist, das ich jemals gesehen habe und dass dank dem Albumtitel Freiheit nicht immer was Schönes ist.

Graphizzle Novizzle: Ich mag diese Goldtöne in Kombination mit dem weiß. Das Album hatte mich leider etwas enttäuscht, vermisste da den Samplesound der ersten Alben.

Maeckes – „Manx“

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Krepelcoverz: Man könnte böswillig behaupten, dass Maeckes vor allem durch sein Aussehen so viel Applaus von der vornehmlich weiblichen Hörerschaft erntet. Aber dann hätte der Maeckes ja ein Bild von sich auf das Cover gemacht, wo er süß guckt oder so. Hat er aber nicht gemacht.

ladyhawke-coverEr geht stattdessen den komplizierten Umweg über eine ach so süße Katze und Pastelltöne in das Herz der Hörerin. Der Katze fehlt der Schwanz. Der bewusste Verzicht auf Phallus-Symbolik wäre mutig, wenn man nicht durch die Striche um den Stumpf herum explizit auf die Abwesenheit vom Schwanz hingewiesen hätte. Das sagt einem sehr deutlich, dass da echt nur einer kuscheln will, aber dann hätte man der Katze auf dem Bild die Pfoten abschneiden müssen, weil die dann auch nicht kratzen können. Der Schwanz kratzt ja nicht.

Graphizzle Novizzle: Erinnert mich an das Artwork zum Debutalbum von Ladyhawke. Bleistiftzeichnungen von ihr und ihren Katzen mit leuchtender Aquarellfarbe. Habe ich gefeiert.

Herr Sorge – „Verschwörungstheorien mit schönen Melodien“

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Krepelcoverz: Bei diesem Cover ist einfach alles komplett grauenvoll. Und damit es im Gesamten noch beschissener aussieht und penetranter ist, hat man einfach alles auch noch extrem groß abgebildet. Vor allem der Kopf hätte gerne irgendwo im Hintergrund viel kleiner stattfinden können. Der 3D Herr Sorge Schriftzug ist zwar passend zu seinem mystischen Äußerlichen gewählt, aber es ist wirklich unverständlich, wieso das Smiley in dem Logo fröhlich ist.

Ich kann verstehen, dass Herr Sorge bestimmt auch etwas Positives ausstrahlen will, aber das Smiley in seinem Namen sollte definitiv traurig gucken. Klar, Menschen mit Sorgen können auch fröhlich aussehen, aber schaut man sich den Herr Sorge mal an, scheint mir das sehr unwahrscheinlich zu sein.

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Auf den ersten Blick sieht auch das restliche Cover so aus, was man sich unter Sorge vorstellt. Auf den zweiten Blick wird aber alles noch sorgenvoller, schaut man sich mal das rechte Auge von Herr Sorge an, aus dem ein türkisfarbener Lichtstrahl zu kommen scheint. Bloß gut, dass er danach noch „Männlich“ gemacht hat. Das schließt da sehr gut an. Auch cool, dass der sowieso schon komisch platzierte Albumtitel so ein traurig zwinkerndes Satzzeichen-Smiley hat. Fast so zeitgeistig wie diese 90er-Jahre-Tank-Girl-Waterworld-Ästhetik.

Die Orsons – „Das Chaos und die Ordnung“

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Krepelcoverz: Sind jetzt Frauen das Chaos und die Männer die Ordnung oder umgekehrt? Oder ist beides zusammen Chaos und Ordnung? Oder wollte man nur dem Pro7-Publikum mit dem Cover sagen: „Ja, da ist auch das dämliche „Horst und Monika“ mit Cro drauf“, weil da ging es ja ganz oberflächlich und ziemlich beschränkt um das Thema Transgender. Und wie zeig ich das besser, als durch so ein komisches Mischwesen, das aber dann doch nur eine Frau zeigt und dadurch nicht ganz so eklig ist wie ein Mann in Frauenkleidern.

Die Orsons sind eigentlich irgendwie welche von den Guten, aber von dem Thema hätten sie die Finger lassen sollen. Oder sich damit weniger hauptschulisch beschäftigen sollen. Abgesehen davon ist auch die sonstige Aufmachung des Covers gar nicht mal so schön.

Graphizzle Novizzle: Hip, grafisch farblich sehr reduziert. Bei dem neuen Album geht es ja auch wieder in diese Richtung. Hat diesen NEON Magazin Vintage/Technicolor Look. Die Jungs sind auf jeden Fall stilsicher.

Majoe – „Breiter als der Türsteher“

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Krepelcoverz: Ein CD-Cover ist 121x121mm breit. Ich schätze (ich bin übrigens sehr gut im Schätzen), dass man mindestens 8-9 CDs nebeneinander halten müsste, um breiter als der Türsteher zu sein. Das Cover ist also Quatsch.

Neue deutsche Reimkultur (Sampler)

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Krepelcoverz: Eigentlich hätte bei so einem krassen Slogan wie „Party Time im Hip Hop Heim“ überhaupt nichts Weiteres mehr im Artwork passieren müssen. Einfach den Titel schwarz auf weiß, das hätte schon gereicht. Umso mehr aber freut es mich, dass es auf dem Cover genauso fetzig zugeht, wie man es sich eben auf einer Party im Hip Hop Heim vorstellt: Der DJ sieht aus wie der Engelfreund Heiko von „Schwiegertochter gesucht“. Aber mit einem Peace-Ring, weil das HipHop ist. Am meisten beeindruckt am DJ hat mich jedoch, dass sein Getränk auf etwas steht, das auf etwas liegt, was auf der Schallplatte liegt, die er gerade am Scratchen ist. Das habe ich vorher weder auf einem Cover, noch im echten Leben schon mal gesehen.

Einen Blick hinter das DJ-Pult links könnte einen meinen lassen, es sei gerade Fußball-WM, aber dann wäre bestimmt anstatt „Mutti“ eine Deutschlandflagge auf dem Lebkuchenherz des DJ’s und der Sampler würde „Party Time im Fußballverein“ heißen. Ah, auf der Schallplatte, die DJ Heiko gerade cuttet, ist aber die Deutschlandflagge. Also ist entweder Fußball oder Krieg.

Keine Ahnung wer da rappt. Könnte einer von Badesalz sein, die auf dieser Compilation vertreten sind. Auf jeden Fall ein Rapper der richtig lustig ist, so wie er lacht. Aber da ist die Auswahl relativ groß auf diesem Sampler: Lotto King Karl, Bürger Lars Dietrich, Stefan Raab, Super Sonnig und wie diese ganzen anderen (Humor-)Rapper von ganz früher alle noch heißen. Quasi die Eltern von Blumio und Edgar Wasser.


Was denkt ihr über die Album Cover? Teilt uns eure Meinung in den Kommentaren mit.


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