In der Artist Feature Serie stellen wir euch regelmäßig interessante Musik-Künstler vor. Grundlage des “Artist Feature” sind 15 Fragen, von denen einige immer gleich und einige individuell sind.
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Im Artist Feature #129 haben wir JR & PH7 zu Gast. Die beiden in Köln lebenden Producer sind seit 2008 als Duo am Start und haben sich kürzlich mit ihrem aktuellen Album „The South Sac Mack“ zurückgemeldet. Entstanden ist der Longplayer in Zusammenarbeit mit Rapper Chuuwee, über den wir im Interview genauso sprechen, wie über viele weitere Themen. Viel Spaß beim Lesen!
Wo in Köln geht ihr gerne essen? Habt ihr eine Art Lieblingslokal?
Jörg (JR): Das überlasse ich Peter. (lacht)
Peter (PH7): Ja, da habe ich einen guten Tipp. Ich arbeite ja noch nebenbei in einer Lokalität namens „Die Wohngemeinschaft“. Das ist eine schöne Bar bzw. ein Hostel im belgischen Viertel, wo es auch ausgewählte Konzerte und Poetry Slams gibt. Da legen immer ganz gute Leute auf – nicht nur im Rap Bereich, sondern auch Soul. Man kann da aber auch ganz gemütlich sein Bier trinken. Ich verbringe da nicht nur arbeitstechnisch sondern auch privat gerne meine Zeit.
Jörg: Kann ich auch nur empfehlen.
Passend dazu – was ist eure Leibspeise?
Peter: (lacht) ich mag das Interview jetzt schon! Ich stamme aus dem schwäbischen Teil Bayerns, deswegen ist meine Leibspeise seit Kindheitstagen einfach irgendwas mit Spätzle. Am liebsten Käsespätzle mit Bratensoße. Wenn mich Freunde und bekannte besuchen, heißt es immer „Ay, Peter, mach mal Spätzle.“ (lacht)
Jörg: Ich weiß gar nicht so richtig.
Peter: Darf ich für dich antworten? Einfach alles mit Früchten!
Jörg: Ja, das stimmt. Ich esse extrem viel mit Gemüse und extrem viel mit Früchten. Mein Spitzname ist „der Kompost“. (lacht) Aber ich habe auch nichts gegen ein richtig gutes Steak.
Welches Buch habt ihr zuletzt gelesen?
Peter: Das letzte, was ich gelesen habe, ist ein wissenschaftliches Buch, also nicht so wirklich spannend.
Jörg: Ich lese hauptsächlich im Urlaub oder wenn ich mal längere Zeit frei habe. Das letzte Buch bei mir war „Das Moskau-Spiel“ – ein Agenten-Thriller. Ein anderes Buch, was ich sehr empfehlen kann – vor allen Dingen für Hip-Hop Nerds – ist „The History of Hip-Hop Business“ von Don Charnas. Das hat um die 800 Seiten, ist also ein richtig dicker Wälzer und hat unglaublich viele Stories über alle möglichen Leute im Hip-Hop Business. Sehr interessant und unterhaltsam.
Was ging am letzten Silvesterfest bei euch? Halli Galli oder eher ruhig?
Peter: Ich habe einfach nur gearbeitet und viel Geld verdient.
Jörg: Ich habe ganz entspannt mit ein paar Freunden in der Wohnung abgehangen. Gut gegessen, mit guten Leuten zusammen sein – war jetzt nicht so Halli Galli. Ich finde an Silvester ist es immer cool, wenn man mit guten Freunden zusammen ist. Ab dem Moment, wo es heißt, das man in einen Club geht, kann man eigentlich auch nach hause gehen. Im Club ist immer alles teuer und laut, aber das ist auch gut, denn dann verdient der Peter viel Geld (lacht).
Peter: Super, deswegen arbeite ich gerne an Silvester.
Welche Musik bzw. welche Künstler hört ihr aktuell besonders gerne?
Jörg: Es gibt natürlich super viele Künstler, aber im Moment feiere ich volle Kanne das Tuxedo Album. Ansonsten noch Todd Terje aus Norwegen, das geht in den elektronischen Bereich.
Peter: Wenn ich unterwegs bin höre ich momentan sehr viel das neue Kendrick Lamar Album. Das ist die Zeit, in der ich am entspanntesten Musik hören und auch zuhören kann und da ist das Album einfach sehr gut für geeignet. Einige Lieder muss man sich ein paar mal anhören, um wirklich die Feinheiten zu entdecken.
Bitte klärt uns einmal darüber auf, wie ihr zur Hip-Hop Kultur gefunden habt. Mit welchen Gedanken verbindet ihr außerdem die ersten Jahre?
Peter: Ich bin 1984 geboren und kam dann so mit 12-13 Jahren über meine Kumpels auf Rap Musik. Anfangs noch rein von der musikalischen Seite, da es in meiner Heimatstadt – einem Vorort von Augsburg – kaum Writer oder Breaker gab. Ich erinnere mich an Zeiten, wo wir mit 15-16 Jahren draußen rumgehangen haben, kleine Boombox dabei und auf der lief dann die ganze Zeit gute Rap Mucke. Das ist für mich sinnbildlich die gute Zeit, wo man im Sommer draußen chillt und gute Rap Musik hört.
Jörg: Bei mir lief es ähnlich. Zu Hip-Hop bin ich mit 13-14 Jahren über meinen Bruder gekommen, der viel deutschen Hip-Hop im Stil der „Klasse von 1995“ gehört hat. Darüber habe ich meinen Zugang gefunden, wodurch es später dann in Richtung amerikanischen Rap ging. Ich habe damals wie heute auch viel Basketball gespielt, das hatte natürlich auch viel damit zu tun. Wie Peter schon sagte, habe ich ganz viele Erinnerungen an Zeiten, wo man mit Freunden einfach draußen rumhing. Ich glaube es gibt nie wieder so eine Zeit wie mit 15 – 20 Jahren, wo man Musik einfach aufsaugt und hinterher ist. Bei neueren Platten kann ich kaum etwas mitrappen, bei älteren Platten aber wahrscheinlich noch fast alles. Geile Zeit war das – will ich nicht missen!
Peter – du stammst ursprünglich aus Bayern, hast aber auch einige Zeit in Mannheim gelebt und unter anderem mit dem Martin Stieber an der „Twin Plastic – Speechless“ EP gearbeitet. Wie hat sich das damals ergeben?
Peter: Ich bin damals von Augsburg nach Mannheim gezogen und war sowieso schon öfters wegen der Wohnungssuche in der Gegend. Martin habe ich irgendwann mal durch seinen Klamotten Laden kennengelernt. Zu der Zeit war es auch so, das sein Bruder Chris grade Vater geworden ist und Martin niemanden so richtig hatte, mit dem er Musik machen konnte. Ich war dann der, der zur richtigen Zeit da rumgehangen hat und so hat sich das dann einfach ergeben, gerade auch weil wir uns sehr gut verstehen. Wir waren dann öfters im Studio, haben an ein paar Sachen geschraubt und irgendwann kam dann die Idee, das wir das ganze ja auch auf Vinyl rausbringen können.
In einem Interview habe ich gelesen, das Jörg (J.R.) hauptsächlich für das diggen und Peter für das Mischen verantwortlich ist. Wie kann man sich einen typischen Tag mit euch im Studio vorstellen?
Jörg: Ja, das kann man schon so sagen. Ich digge viel, hab auch ein ganz gutes Ohr für Samples und bin dann eher der Typ fürs grobe. Meistens ist es so, das ich rohe Beat Skizzen an Peter schicke und er möbelt das dann auf und lässt mich gut anhören.
Peter: Also in Wahrheit ist es so: Jörg schickt mir was, ich lösche alles und fange seine Idee nochmal von vorne an. (lacht) Nein, also Jörg ist eher der, der Ideen hat und aus der Producer Ecke kommt. Bei mir ist so, das ich eher derjenige bin, der die Ideen dann auch ausführt und verfeinert. Wir ergänzen uns da auf jeden Fall sehr gut und sind auf einer Wellenlänge.
Jörg: Wir parken da in einer Garage sozusagen. (lacht)
2009 ist euer Debütalbum „The Standard“ erschienen. Mit welchen Gedanken verbindet ihr dieses Release?
Jörg: Ich verbinde mit dem Release auf jeden Fall den Mega Hustle. Die ersten Überlegungen gingen auch gar nicht in Richtung Album, sondern eher Richtung Single oder EP. Irgendwann bin ich auf Peter zugegangen und habe ihn gefragt, ob er mich beim Mischen unterstützen kann. Daraus ist dann der Gedanke entstanden, ein ganzes Album zu machen.
Zu der Zeit habe ich mein Studium beendet und danach mehr oder weniger hauptberuflich Basketball gespielt. Um die Platte zu finanzieren, habe ich im Sommer dann elende Promo-Jobs gemacht. Ich verbinde mit dem Album von daher eine richtig coole Zeit in Köln, aber auch einen richtig harten Hustle, damit das ganze überhaupt zustande kommen konnte.
Wir hatten damals leider auch ziemlich Stress mit einem Label. Die Platte war im Prinzip fertig und das erste was uns danach passierte: Wir wurden richtig abgefuckt. Wir sind in der Zeit auf jeden Fall gut abgehärtet worden, was die Zukunft anging.
Peter: Am Ende kam es dann über die Supercity Jungs von Waxolutionists heraus. Die lernte ich auf einem Festival kennen und hatte mit ihnen drei gute Tage – so ist dann die neue Connection entstanden. Die Platte ist übrigens zuerst in Japan herausgekommen.
Ich erinnere mich aber auch noch gut an den Videodreh zur „Top Rank“ Single mit Guilty Simpson und Black Milk. Die Drehs zum Video fanden immer gegen 8 Uhr morgens an einem Freitag statt. An zwei Drehtagen war ich vorher noch bis 6 Uhr feiern und hatte viel Alkohol getrunken. Das ganze Video stellt mich in einem Gemütszustand dar, in dem ich einfach nur willenlos verkatert bin, was im nach hinein auf jeden Fall ganz witzig ist. (lacht)
J.R. & PH7 Ft. Guilty Simpson & Black Milk – „Top Rank“
Jörg: Das schlimme ist ja, das der Gemütszustand eigentlich der gleiche ist – egal ob er Alkohol getrunken hat oder nicht. (lacht). Ich erinnere mich auch noch an eine richtig geile Release Party in Wien, wo wir zusammen mit Bobbito Garcia aufgelegt haben. Ich bin da leider über ein Kabel gestolpert, was einen Stromausfall nach sich zog und alle Sicherungen rausgeschossen hat. Da musste ich erst mal richtig schlucken, aber Bobbito war auf jeden Fall richtig cool und hat dann einfach Partylieder angestimmt, bis der Strom wieder da war.
Ihr habt bekanntermaßen einen ganz guten Draht zu US-Rappern. Wie hat sich das entwickelt?
Jörg: Mit Guilty Simpson wollten wir schon immer mal einen Track aufnehmen, wussten aber noch nicht, wo die Aufnahme stattfinden sollte. Bei einem Konzert in Oberhausen oder Duisburg war auch Black Milk mit dabei und so ergab sich eine Möglichkeit. Beide hatten bock und sind dann mit uns um 5 Uhr morgens nach Krefeld ins Studio gedüst um die Aufnahme durchzuziehen. Hätte ich nicht gedacht, dass das ganze noch so gut funktioniert mit den beiden. Gegen 7:30 Uhr habe ich Guilty und Black Milk dann wieder ins Hotel gebracht. Ist schon ziemlich geil gefunden, wenn man bedenkt, in welchem Zustand die Jungs waren. (lacht)
Peter: Wie sagt Guilty Simpson immer so schön? „High of Weed and two shrooms“ – das sagt viel über den Gemütszustand der beiden aus. (lacht)
Vor kurzem ist euer neues Album „The South Sac Mack“ in Zusammenarbeit mit Chuuwee erschienen. Wie hat sich das ergeben?
Peter: Mit Chuuwee haben wir davor schon ein paar Tracks gemacht und es war immer super mit ihm zu arbeiten. Er wußte genau was er wollte und die Zusammenarbeit lief immer sehr produktiv ab. Nach den ersten Tracks kam noch ein Mixtape, in dem Chuuwee den Host gab. In dieser Zeit haben wir dann angefangen neue Lieder zu machen. Ursprünglich sollte es nur eine EP mit ca. 8 Songs werden, aber es hat alles so gut funktioniert, das wir dann doch ein ganzes Album draus gemacht haben.
Jörg: Insgesamt haben wir 19 Beats an Chuuwee geschickt und nur zwei waren Dinger, mit denen er nicht warm wurde. Es hat sich echt alles sehr gut organisch ergeben. War sehr angenehm mit ihm zu arbeiten.
JR & PH7 X Chuuwee – „Florin Light Rail“
Zum Abschluss haben wir noch ein paar Sätze zum vervollständigen: Eine Hörspiel-CD über mein Leben sollte gesprochen werden von …
Jörg: Bei mir sollte es Peter Herrlich sprechen. Peter ist unser Voice Over Talent.
Peter: Ich hätte gerne Thury Tonarm – eine Kölner Größe.
Jörg: (lacht) Das würde ich mir sofort kaufen.
Fünf Minuten, bevor die Show losgeht, …
Peter: Trinke ich ein Bier.
Jörg: Muss ich auf jeden Fall pissen.
Dort wo ich herkommen ist das wichtigste, …
Jörg: Dort wo ich ursprünglich herkomme – aus Krefeld-Traar – ist das wichtigste das Schützenfest. (lacht)
Peter: Wenn ich mich auf Köln beziehe, ist das wichtigste der FC und ein Kölsch dabei.