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Interview mit ISSO über seine EP „Goldener Kompass“

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In der Kategorie “5 Fragen zum Album” stellen wir euch ausgewählte Musik-Künstler und ihre bald erscheinenden oder vor kurzem veröffentlichten Alben vor. Grundlage sind fünf kurze Fragen, die sich rund um das Release drehen.

Einleitung

ISSO ist ein 26-jähriger Wahl-Hannoveraner, der drei Jahre nach seinem ersten Release am 23. September seine neue EP „Goldener Kompass“ veröffentlichen wird. Der Titel verweist dabei auf ein Medaillon, das ihn stets begleitet hat. Wir bekamen die Möglichkeit, uns im Vorfeld die Tracks anzuhören. Man bekommt einen geläuterten Rapper zu hören, der sich von seiner reflektierten Seite zeigt und den Anstoß dazu geben will, dass der Zuhörer auch einmal beginnt über sich selbst nachzudenken. Auch wenn das letzte musikalische Lebenszeichen von ihm VBT-Battlelyrics waren, überwiegen auf seiner EP nun ernste und persönliche Songs und auch seine Performance wurde experimenteller. So dominieren Tracks über den Alltags-Hustle zwischen Liebeskummer und Siegeswillen. In unserem Interview sprachen wir ihn mit über unsere Eindrücke zu „Goldener Kompass“ und noch mehr.

Album Facts

  • 8 Tracks
  • produced by Babino, Jannic CHOPPEDe und LouisVito
  • Label: Etwas Echtes
  • Releasedate: 23. September 2016

Interview

Erzähl uns doch etwas über deinen „Goldenen Kompass“. Ab wann stand fest, dass du deinem Medaillon ein Release widmen wirst?

Das Cover stand schon eine ganze Zeit. Wir hatten uns schon etwas länger mit dem Projekt befasst, nur nie den richtigen Zeitpunkt für uns gefunden – bis zum jetzigen Moment. Ich brauche für ein Release immer ein gutes Gefühl und das hatte ich, als ich mit Jannic CHOPPEDe die ersten Songs für die EP zusammengestellt habe.

Du thematisiert deine Vergangenheit, indem du andere vor den gleichen Fehlern bewahren willst. Mal ganz direkt gefragt: Inwiefern sollten die Zuhörer gerade aufgrund deiner Tracks über ihr eigenes Leben nachdenken?

Ich denke mittlerweile, dass jeder Mensch sehr ähnliche Phasen im Leben durchmacht – ob positiv oder negativ. Schwierig zu bewältigen sind ja dann trotzdem nur die schweren Zeiten. Über die Jahre habe ich von Freunden, aber auch von kurzzeitigen Begegnungen öfters ein „Danke“ nach Gesprächen in diese Richtung gehört, da ich anscheinend gute Worte gefunden hatte. Deswegen habe ich dies in dem einen oder anderen Song versucht als Inspiration zu nehmen. Ich hoffe es ist mir gelungen! (grinst)

Dein Leben ist ein „Kreuzfahrtschiff“ und du bist auf der ständigen Suche nach einem „Sandkorn“. Wie findest du solche Vergleiche oder finden sie dich?

Die finden eindeutig mich! (lacht) Also ich lasse mich sehr gerne vom Leben treiben. Songs, die ich schreibe, entstehen zu 90 Prozent aus Lebenssituation. So habe ich die Musik kennengelernt und als ich damals Probleme hatte mit meiner neuen Heimat, habe ich Zuflucht in der Musik gesucht. Sie kam also auch einfach zu mir. (grinst) Ich glaube auch nur auf diese Art und Weise kann „Etwas echtes“ entstehen.

Auffällig ist das organische Soundbild aus optimistischen und hellen Klängen. Man merkt deine Vorliebe für Gitarren und reduzierte Sounds. Hattest du bereits vor der Produktion ein bestimmtes Bild vor Augen oder war es eher ein Prozess?

Seitdem ich denken kann, mache ich Musik mit Jannic. Alles was jetzt entstanden ist oder bald entsteht, ist ein Prozess. Wir wissen mittlerweile beide was der andere will. Er fühlt mittlerweile auf welche Art von Beats ich schreiben kann, genauso habe ich mich auch von seiner Vorstellung wie man über den Beat geht, leiten lassen: Wir spielen zusammen eine gute Partie. Früher beim Fußball, heute mit der Musik. (lacht) Dieser Prozess ist noch lange nicht beendet!

Deine EP klingt sehr live-tauglich – ich könnte mir die Tracks bspw. sehr gut als Akustik-Version vorstellen. Schon einmal darüber nachgedacht?

Nein, überhaupt nicht. Wir wollten eigentlich „nur“ gute Musik machen und die eben auf unsere eigene Art und Weise. In den letzten Jahren haben wir aber einfach festgestellt, dass analoge Sounds genauso wichtig sind wie Plastikdrums. Ob man mal eine Akustik-Version daraus macht steht in den Sternen, aber danke für den Hinweis. (lacht)

Die erste Single „Hustla“ inkl. Video spiegelt für mich das Album nicht vollends wider. Wieso habt ihr euch dafür entschieden?

Um ehrlich zu sein ist das einzige, was diesen Song anders macht, der Beat, allerdings auch nicht so sehr wie es sich jetzt anhört. Es ist ja auch analoger Sound, aber das Drumset ist härter – ich wollte eben das der Song klatscht. Denn ein Song, sollte mehr nach vorne gehen als die anderen. Zudem war „Hustla“ der erste komplett fertige Song und die Videoidee kam eigentlich schon während des Recordings – und dann haben wir einfach den als erste Single genommen. Lyrisch hebt er sich aber, wie ich finde, nicht ab. „Hustla“ ist genauso eine Story wie „Sandkorn“ oder „Kreuzfahrtschiff“ und es ist genauso viel Gefühl wie in den anderen Songs vorhanden.

Kommen wir zu deinem Style: Ich würde es weder Rap noch Gesang nennen. Konntest du entspannter an die LP gehen, weil du dir vorher beim VBT die Hörner abgestoßen hast?

Das VBT is für mich eine coole Sache gewesen. Es hat Mega Spaß gemacht, man fährt in der Weltgeschichte rum, dreht Videos, schreibt viel und ist oft im Studio. Ich finde das war gutes Training für einen selbst. Aber die Hörner abgestoßen habe ich mir diesbezüglich noch lange nicht, auch wenn der Pressetext das behauptet. (lacht) Ich werde sicherlich auch noch mal etwas „böseren“ Rap machen. Natürlich bin ich kein Gangster, aber ich denke schon dass auch ein ISSO gute Schläge verteilen kann.

Diesbezüglich: Wie ist dein Style entstanden?

Ich bin schon der Meinung, dass ich Rap mache, nur mit dem Unterschied, dass ich keinen Bullshit quatsche. Kein Front an andere! Jeder soll es so machen wie er will, aber ich könnte heute nicht mehr so einfach sagen – „Ich hab deine Olle gebumst,“ wenn es nicht so wäre. Die Zeiten sind vorbei. Ich bin ein emcee und werde es bleiben. In welche Schublade man mich steckt, bleibt anderen überlassen. Solange sie sagen „Das ist geile Mukke“, bin ich von mir aus auch „Schmusesänger“.

Gibt es für dich denn gerade eine bestimmte Richtung in der Rapszene, der du dich zuordnen würdest und gibt es dabei für dich jemanden, der dich beeinflusst hat?

Einfluss ist für mich zurzeit schwer zu sagen. Ich höre überall hin, aber irgendwie nicht mehr nur mit den Ohren. Ich bin so fixiert, egal um welche Musik es sich handelt. Deshalb kann ich mich während eines Songs mit niemanden unterhalten, weil ich ihm oder ihr nicht zuhören kann. Außer die Musik läuft nebenbei, aber wenn mich etwas abholt, dann verliere ich auf jeden Fall einen Moment die Zeit.

Sitzt du schon an neuen Projekten und willst du diesen Stil weiter ausarbeiten oder kann man irgendwann mal mit etwas straight-gerappten wieder rechnen?

Ich hab’ noch mehrere Songs im Petto. Da wird auch nochmal aussortiert und geschaut welche wirklich Potenzial haben – und dann werden wir sehen welche Richtung wir einschlagen. Wie ich gesagt habe, ich lass mich sehr vom Leben leiten, sollte mich irgendwas richtig anpissen in nächster Zeit wird wohl auch etwas „straighteres“ kommen.

Gibt es noch etwas, das du unbedingt loswerden oder den Lesern auf unserer Seite über „Goldener Kompass“ mitteilen willst?

Macht euch euer eigenes Bild, hört euch die Songs an und ich verspreche das ich nicht eure Zeit stehle. ISSO!

Letzte Frage: Ist „ISSO“ ein Anagramm von „SSIO“ oder umgekehrt?

Nein, als der Name ISSO (rückwärts OSSI) zustande gekommen ist, habe ich noch nicht einen Song von SSIO gehört. Da gibt es keinen Zusammenhang. (grinst)

Cover & Tracklist

cover-goldenerkompass

01. Brief an dich selbst
02. All die anderen
03. Hustla
04. Wollen
05. Kardeş
06. Sandkorn
07. Jede Nacht
08. Kreuzfahrtschiff

Der Beitrag Interview mit ISSO über seine EP „Goldener Kompass“ erschien zuerst auf RAP-N-BLUES.com.


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