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Bonez MC & RAF Camora –„Palmen aus Plastik“ (Review + Album Stream)

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Bonez MC & RAF Camora melden sich mit einem gemeinsamen Album zu Wort und haben bis dato ordentlich vorgelgt: Insgesamt über 15 Millionen Views auf YouTube für ihre drei bisherigen Videoauskopplungen sprechen eine deutliche Sprache. Hinzu kommt die aktuell starke Präsenz der 187 Straßenbande. Hier erfahrt ihr nun, ob der Hype um „Palmen aus Plastik“ von Bonez MC und RAF Camora tatsächlich gerechtfertigt ist.

Album Facts

Einleitung

„Palmen aus Plastik“ bedeutet bei Bonez und RAF keinen Widerspruch. Mit den richtigen Jungs kommen auch in Hamburg, Berlin oder zwischen den Häuserblöcken Bosnien’s Urlaubsgefühle auf. Was nicht heißt, dass sie es nicht mindestens genauso genießen, an endlos weißen Stränden vor türkisfarbenen Wasser zu liegen wie die Video-Singles gezeigt haben. So ähnlich könnte man auch die Stimmung des Albums beschreiben.

Review

Es mag etwas überzogen klingen, aber Bonez MC ist für mich eine Art Visionär. Er hat den Zeitgeist erkannt und es mit seinen 187ern das geschafft, dass harte Jungs in Deutschland auch Hooks singen dürfen ohne dabei peinlich zu wirken. Die 187er, aber vor allem Bonez, haben echten Straßenrap einfach melodiöser gemacht. Auf „Palmen aus Plastik“ sind die stärksten Dancehall-Ohrwurm-Hooks, die ich seit langem gehört habe. Dabei profitieren beide Rapper gegenseitig voneinander, auch wenn nüchtern betrachtet RAF der bessere Musiker ist. Mit seiner Performance und den experimentellen, aber dennoch homogenen Produktionen schafft er eine optimale Grundlage auf der Bonez die Highlights setzen kann. Die rumpelige Art des Hamburgers verhindert zudem stellenweise, dass es ins Kitschige abdriftet, was bei dem typisch freundlichen Klangbild von Reggae durchaus passieren kann.

Hier herrscht eine gesunde Mischung aus sommerlichen Reggae und düster verspulten Dancehall. Die Melodien sind einprägsam und fast alle tanzbar oder wenigstens zum mitviben geeignet. Auf den schnelleren Nummern geben sie die Marschrichtung und die Themenwahl vor und auf den etwas ruhigeren lassen sie genug Raum zur Entfaltung. Besonders hervorzuheben sind hier „Killa“, das einen quasi zum Tanzen zwingt und „Ruhe nach dem Sturm.“ Was mich anfangs etwas an Scorpions‘ „Wind Of Change“ erinnerte, entpuppte sich als den Undercover-Hit auf der Platte. Im Grunde brauchen die Produktionen auf „Palmen aus Plastik“ nicht viel: Eine verträumte, klimpernde Melodiespur, eine organische Bassline und trockene Drums – den Rest erledigen die beiden wie von selbst.

Weg vom Sound, rein in die Lyrics. Auch hier wurde sich lockergemacht. Dementsprechend nichts neues an dieser Front, aber fresh klingt es trotzdem. Es geht um die Liebe zu ihrem familiären Gefüge in allen Gefühlslagen und Lebenssituationen – nie ohne ihr Team! Die etwas helleren Tracks verbreiten Urlaubsstimmung, bieten teilweise köstlichen Trashtalk und konsequent gute Laune und hätten alle mit dem passenden Video zu einem Sommerhit werden können. Die andere Seite ist etwas finsterer, geht mehr in die Tiefe und dreht sich um ihr hartes Leben von damals und heute, bestehend aus falschen Freunden, Hatern, die Ihnen Steine in den Weg gelegt haben. Während Bonez seine harten Raps über den berüchtigten 187-Lifestyle meistens hart rüberbringt und manchmal gekonnt in einen Reggaeton-Dancehall-Gesang switcht, dominieren bei RAF die eingängigen Gesangspassagen. Seine Lyrics klingen auch etwas spielerischer – so sehr es die Themen zulassen.

Auch bei der Wahl der Features machen sie alles richtig. Zusammen mit den 187ern Gzuz und Maxwell sowie dem befreundeten Hanybal und Überraschungsfeaure D-Flame wird kräftig auf den Putz gehauen, attackiert und rumgeprollt. Vor allem letzterer gibt eine sehr gute Figur ab. Der heimliche Hit dieser LP ist für mich dennoch „Evil“ mit Tommy Lee Sparta. Auf Songlänge wird mit jenen Leuten kompromisslos abgerechnet, die ihnen im Weg stehen. Was so erst einmal nicht besonders erscheint, wird von auf einem langsamen und pathetischen Instrumental, das sich klanglich etwas vom Rest abhebt, von RAF standesgemäß eröffnet, sehr verrückt von einem Dancehall-Gastsänger aus Montego Bay/Jamaica weitergetragen und von Bonez schließlich vollendet.

Spätestens wenn der Hamburger zum Ende hin „da-da-da-di-da-da“ auf „ta-tü-ta-ta“ und „187er“ reimt und so dermaßen lässig lethargisch ausspricht, ist der Style auf dem Maximum. Zu guter Letzt ist das noch Trettmann und sein sächsischenr Gesang samt pointiertem New Gen-Vokabular, der mir nicht so ganz gefallen will. Auch wenn er zu einem echten Geheimtipp in diesem HipHop-Subgenre geworden ist und ich mir seine Solo-Releases gut anhören kann, wirkt er hier für mich etwas fehl am Platz. Seine Interpretation von deutschem Dancehall deckt sich nicht zu 100% mit der von Bonez und RAF.

Fazit

Selbst wenn wir uns im Spätsommer befinden: „Palmen aus Plastik“ ist genau die richtige Musik für sommerliche Eskalationen. Bonez und RAF machen dort weiter, wo sie auf „Geschichte“ aufgehört haben. Reggae und Dancehall steckt einfach in ihrer musikalischen DNA. Einzelne Tracks aus einem solch homogenen Album herauszupicken, halte ich für unnötig. Jeder Song ist gelungen und repräsentiert das Album. Es ist ein Paradebeispiel dafür, dass ein solcher Sound auch in Deutschland funktionieren kann. Authentische Instrumentals treffen auf zwei noch authentischere Künstler. Auch das Zusammenspiel zwischen der beiden sowohl musikalisch als auch privat funktioniert so dermaßen gut, dass es wohl nur eine Frage der Zeit ist bis ein weitere Kollabo-Releases folgen werden.

Full Stream

Tracklist & Cover

Bonez Mc & Raf Camora - Palmen aus Plastik Cover

01. Intro
02. Ciao Ciao
03. Tipp: Palmen aus Plastik (Video)
04. Mörder (feat. Gzuz) (Video)
05. Ohne mein Team (feat. Maxwell) (Video)
06. Erblindet
07. Tipp: Evil (feat. Tommy Lee Sparta)
08. Attackieren (feat. Hanybal)
09. Tipp: Killa (feat. D-Flame)
10. Tipp: Ruhe nach dem Sturm
11. Vaporizer (feat. Trettmann)
12. Dankbarkeit
13. Tipp: Skimaske (feat. Gzuz)
14. Cabriolet
15. Daneben (feat. Trettmann)

Der Beitrag Bonez MC & RAF Camora – „Palmen aus Plastik“ (Review + Album Stream) erschien zuerst auf RAP-N-BLUES.com.


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