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In der Artist Feature Serie stellen wir euch regelmäßig interessante Musik-Künstler vor. Grundlage des “Artist Feature” sind um die 15 Fragen, von denen einige immer gleich und einige individuell sind.
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Deutschrap Coversongs – nicht erst seit gestern ein Stilmittel, das sich immer wieder aufs Neue einer großen Aufmerksamkeit erfreut. Beispiele gibt es viele: Schatten und Helden (Interview), Mehnersmoos und Nea – um nur drei zu nennen. Wer sich schon immer mal gefragt hat, wie es klingt, wenn Tracks von Bushido von einer sentimentalen jungen Frau zitiert werden: Vanessa Patrichi weiß Bescheid.
Die Berlinerin und ihre Interpretationskunst lassen Deutschrap in einem ganz neuen Licht erscheinen. In Vanessa’s Welt sind Casper und Das Bo temperamentvoll wie noch nie und Curse noch emotionaler als er eigentlich schon ist… Wieso, weshalb und warum die 33-jährige das alles macht, erfahrt ihr hier im Artist Feature #153.
Hi Vanessa, wir beginnen unsere Interviews traditionell immer gerne mit einem kulinarischen Teil. Du stammst aus Deutschland, hast aber auch jugoslawische Wurzeln. Wo schmeckt es in Berlin am besten, wenn man Bock auf die serbische Küche hat?
Ich besitze neben den serbischen Wurzeln auch chilenische. Mein leiblicher Vater ist Chilene. Ich bin wahrscheinlich eine der wenigen Jugos, die Grillen hassen. Ich bin eine Schande für jeden Jugo! (lacht) Ich esse gerne in Mori’s Café in der Wienerstrasse – brasilianische Küche von meinem besten Freund.
Welches Gericht würdest du dort empfehlen?
Feijoada – das ist ein Eintopf aus Bohnen sowie Schweine- oder Rindfleisch und vielen weiteren Zutaten! Familie kocht immer am Besten. (grinst)
Du hast dein letztes Silvester in Spanien verbracht. Wie ist es ausgefallen: Ruhig oder doch wild?
An Silvester war ich schon wieder zurück in Deutschland. Ich war beruflich in Spanien, da ich dort eine Model- & Schauspielagentur habe. Irgendwo muss das Geld ja herkommen, wa! Mein Silvester hab’ ich in meiner Wohnung mit meinen 2 feuerwerkpanischen Border-Collies verbracht. Zum Glück kamen ein paar Freunde vorbei und es wurde richtig schön. Silvester in Neukölln? – ist wie Krieg! (lacht)
Welche Buch hast du zuletzt gelesen?
Mmmh, Momo! Ich habe es neulich wieder gelesen und seitdem kein Smartphone mehr! (lacht) Außerdem arbeite ich mich gerade durch die bilingualen Gedichte von Pablo Neruda. Läuft stockend. Mein Spanisch ist stockend.
Du hast dir vor allem durch deine Rolle in dem Drama „Little Paris – Step up your Dreams“ einen Namen gemacht. Was hat dich an der Rolle der Chantal so gereizt?
Das ist schon eine ganze Weile her. „Little Paris“ war meine erste Rolle nach der Schauspielausbildung. Ich weiß noch wie ich zum Casting angezogen war. Richtig bunt. Pink war damals ganz ganz gross. Es hieß sie suchen eine Schauspielerin mit Tanzerfahrung und ich holte das B-Girl aus mir raus. Ha! Mit allem – Freezes, Locking, einfach alles war dabei. Crazy Legs wäre stolz gewesen. Niedlich welchen Elan ich damals hatte.
Trailer:
Unter dem Decknamen Jelena Jugovic kann man dich auch mit einem Stand Up Comedy-Programm erleben. Wie bist du zu diesem Namen gekommen? Hat er eine besondere Bedeutung für dich?
Ich kam damals aus NYC zurück, wo ich schon im „Carolines on Broadway“ gespielt hatte. Ich wollte was Neues machen, etwas politisches. Ich hätte mich ohne einen Character gar nicht getraut so schrill zu sein. Es hat viel Spaß gemacht und ich habe viel über die Gesellschaft gelernt. Ein bisschen Jelena Jugovic hab ich mir auch beibehalten. Der Character hatte Power.
In deiner Vita kann man nachlesen, dass du 2003 Backgroundtänzerin für Jay-Z gewesen bist. Wie kam es denn dazu?
Oh je! Du gehst so weit zurück! (lacht)
Als Teenager war ich schon professionelle Tänzerin. Ich habe mit 15 mein erstes Geld mit Backgroundtanzen in den Ferien verdient. Mit 16 kamen dann Auftritte bei „The Dome“ oder der „Bravo Supershow“ dazu. Das war voll das Highlight in meiner Jugend. Andere teilten Zeitungen aus und ich traf die Backstreet Boys. Meine Gagen hab ich nicht ausgegeben, sondern angelegt. Rückblickend betrachtet finde ich das eigentlich am krassesten. Bei Jigga war das nicht so ein großes Ding. Er hatte einen Auftritt bei den EMA’s in Frankfurt am Main und dafür wurde gecastet. Aber cooler Typ.
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Kannst du mir kurz diesen Post erklären? Hast du wirklich mit Mos Def vorm Supermarkt gechillt?
Hell yeah! Ich hab’ eine Zeit lang aus beruflichen Gründen in Kapstadt gelebt. Eines Tages saß ich in meiner Mittagspause mit meinem Homie vorm Supermarkt und Mos Def kam heraus. Zuerst habe ich ihn gar nicht erkannt. Ich fand seinen Style übertrieben fresh. Das ist so eine Angewohnheit von mir, sobald ich etwas feier’, sage ich es ungefiltert der Person, ob ich sie kenne oder eben nicht.
Ich denke, er mochte das, weil er sich zu uns setzte und eine Weile mit uns abhing. Wir haben uns gut unterhalten. Im Gespräch habe ich ihn natürlich erkannt und viel über Schauspiel-Techniken und Filme geredet… obwohl er so ein krass erfolgreicher Künstler ist, hat er mich nicht degradiert. Mein Homie hat es dann zerstört mit: „Weisst du nicht wer das ist?! Das ist Mos Def!“ und ich so: „Klar weiß ich wer das ist. Ich komm’ aus Deutschland – wir sind ein riesiger Markt für Hip Hop Musik, du Idiot! Ich wollte nur nicht wie ein scheiss Fan rüberkommen.“ Wir lachten alle. Er hat uns noch eine Weile begleitet und mich zur Arbeit gebracht. Absurd oder?! Mos Def lief mit mir zur Arbeit.
Letztes Jahr hast du für KC Rebell’s Video „Fata Morgana“ eine männliche Hauptrolle gecastet. Wie bist du in diesem Fall vorgegangen?
Das Video ist sooo toll geworden! Es hat sogat eine Auszeichnung fürs „Beste Video“ bekommen. Yay! Michael „Bazz“ Jackson von „Ich sehe schwarz“ wollte jemanden der Zwiespältigkeit spielen kann. Ich arbeite gerne mit Freunden und Blake war perfekt dafür. Hat er unfassbar gut gemacht.
Wie sieht eigentlich deine Rap-Sozialisierung aus?
(lacht) Jetzt willste es wirklich wissen, wa?! Ich würde mich freuen, wenn Bildungsbürger, die nichts mit Rap zu tun haben, es belächeln und die, die es degradieren durch, Rapsodie einen anderen Einblick zu Deutschrap gewinnen. Es gibt keinen Fried oder Brecht unserer Zeit. So ist es eben. Man muss sich damit auseinandersetzen, was die Zeit bzw. der Zeitgeist so mit sich bringt. Und Deutschrap ist nun mal eine Spiegelung unserer Gesellschaft.
Es ist laut und vor allem will es Gehör finden. Für manche ist Rap immer noch eine klassifizierende Musikrichtung. Es gibt Menschen in meinem Alter, die noch nie auf einer Hip-Hop Party waren und sich wundern – ich hab’ das selber miterlebt – dass Hip-Hop in Deutschland so groß ist. Dieses Erlebnis hatte ich mit einem Großstädtler. Und genau so ist meine Intention. Ich möchte Hip-Hopper zeigen und verständlich machen, dass die Texte übergreifend sind. Wie bei Curse zum Beispiel als pure Lyrik einfach wunderschön und zerbrechlich sind und für sich selbst stehen können.
Was hörst du aktuell in Sachen Deutschrap und auf welches Release freust du dich?
Oha! Ich höre gerade gerne Die Säcke (Artist Feature #126), Dendeman, Mortis (in dem „Engelstaub“-Video habe ich ihm eine gepfeffert). Eunique finde ich sehr spannend. Und tatsächlich höre ich sehr viel Ali As im Auto. Ich liebe es, wie man im Auto zum absoluten Gangsta-Rapper mutiert. Meine Freunde und ich hören dann nicht Bushido und Co. Wir sind dann Bushido und Co! (lacht) Kennen wir alle oder? Ich freue mich auf das nächste Release von Ferris MC (Artist Feature #130)! Wird ja auch Zeit!
Neben einem Schauspielkurs in London hast du unter anderem auch ein Stipendium am Broadway Acting Studio in New York erhalten. Wie kam es dazu und was fühlst du, wenn du an diese Zeit zurückdenkst?
Das ist schon lange her: Da war ich keine 20 Jahre alt. Ich denke nicht viel über die Konsequenzen meiner Arbeit nach und was sein könnte, wenn es in die Hose gegangen wäre. Das ist Segen und Fluch zugleich. Ich habe eine Idee und setze sie dann um. Und wenn ich mit dem einen Projekt fertig bin, entsteht etwas Neues. So ist das bei Künstlern oder eben bei mir. Meine Projekte sind meine Projekte – andere klauen. Wenigstens kann ich das immer sagen!
Wenn man angstfrei auf Dinge zugeht machen sie einfach mehr Spaß. Selbst wenn sie nicht zu dem gewünschten Erfolg führen. Ich bereue meine Schritte selten. Sich in London oder New York mit darstellender Kunst auseinanderzusetzen hat mein Leben geprägt.
Umgangssprachlich gesagt würde man dich einen Tausendsassa oder auch einfach ein Multitalent nennen: Schauspielerin, Stand-Up Comedian, Tänzerin, Aikido, Theaterfechten, Tauchen – welche Tätigkeiten davon ist deine Favorit?
Weißt du, das Absurde ist, das alles muss in einer Schauspiel-Vita stehen. Als ob ich jemals einen Tiefseefilm drehen würde und die Produktion es dann nicht doublen würde. (lacht)
Dieser Beitrag ist auf zwei Seiten aufgeteilt:
Seite 1: Vanessa über ihre Modelagentur und die Tanzkarriere
Seite 2: Vanessa über ihr aktuelles Projekt „Rapsodie“
Der Beitrag Artist Feature #153: Vanessa Patrichi – die Frau hinter „Rapsodie“ erschien zuerst auf RAP-N-BLUES.com.