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5 Fragen zum Album: Svaba Ortak –„Enter Tha Dragon“

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Svaba Ortak

In der Kategorie “5 Fragen zum Album” stellen wir euch ausgewählte Musik-Künstler und ihre bald erscheinenden oder vor kurzem veröffentlichten Alben vor. Grundlage des Beitrags sind fünf kurze und knackige Fragen.

Seit zwei Jahren ist deutscher Straßenrap endgültig salonfähig geworden. Mittlerweile dürfen Rapper brutal, ehrlich, abgründig und gebrochen von ihrem Leben erzählen, solange die Authentizität stimmt, ohne dabei gleich verwunderte Blicke zu ernten. Auch die Wiener Rapcrew Eastblok Family und ihr auffälligster Rapper Svaba Ortak haben sich dem Straßenrap verschrieben. Dementsprechend düster, hart und kritisch sind die ersten Eindrücke aus seiner bevorstehenden EP „Enter Tha Dragon“. Neben der Realness besticht der Rapper besticht der Rapper vor allem durch seine Technik. Checkt hier unser Interview!

Album Facts

  • 9 Tracks
  • Features: Manijak, Pinki D. Ortak, Haze, Olexesh und Metak
  • Produzenten: PMC Eastblok, Doni Balkan und ChrisCrax
  • Releasedate: 05. Februar 2016
  • Vertriebsweg: Digital

Interview

Dein neues Album trägt den Titel „Enter Tha Dragon“, nach dem gleichnamigen von Bruce Lee, „Der Mann mit der Todeskralle“. Gibt es da Parallelen?

Svaba Ortak: Erst einmal Guten Tag und vielen Dank für das Interview! Die Idee hinter dem Titel war folgende: In Serbien gibt es einen Film namens „U Zmajevo Gnezdo“, was übersetzt „Im Nest des Drachen“ bedeutet. Mein Vater nennt mich immer zu Hause „Medjed“, also „Bär“, aber manchmal wenn ich etwas Gutes verrichte und er den stolzen Papa macht, nennt er mich: „Zmaj“ – „Drache“. Bei uns, also in der slawisch-serbischen Mythologie, ist der Drache ein anmutiges und starkes Wesen. Und er ist vor allem eines: Der beste Freund des Menschens. Unsere damaligen Könige und Fürsten hatten Drachensymboliken auf ihren Fahnen, Wappen und Schildern.

Also meines Vaters Worten zufolge bin ich ein Drache und drei Mal darfst du raten, wo mein Nest ist. Mein Nest ist Wien, also „Enter tha Dragon“. Ich bringe dich nach Wien und zeige dir wie ich Feuer spucke – Feuer auf Beats. Es ist auch so etwas wie eine Feuertaufe für mich, da ich das erste Mal eine EP von mir richtig vermarkte, auch wenn es nur digital ist. Auf der EP geht es sehr düster und verrückt zu. Es ist Rap, kein Trap, kein Dirty South, einfach nur Rap to the fullest! Es ist auch eine erste Duftmarke für mein kommendes Soloalbum.

Auch bin ich ein Bruce Lee-Fanatiker seit ich das erste Mal kapiert habe, dass es Fernsehen und Filme gibt. Daher spielte ich mit dem Gedanken für drei Sekunden diesen Titel zu nehmen und ich nahm ihn direkt in der vierten.

Im Großen und Ganzen ist es ein Resümee der Pause, die ich in etwa einem Jahr eingelegt habe. Ich bin hungriger als je zuvor und mit dieser EP ist mir ein kleiner Stein vom Herzen gefallen, da sehr viel Arbeit in ihr steckt. Es sind insgesamt sieben Titel entstanden, mit zwei Bonussongs wurden es schlussendlich neun Tracks. Als Produzenten haben PMC Eastblok, Doni Balkan und Chris Chrax fungiert, denen ich zu riesigem Dank verpflichtet bin. Das Mixing und Mastering hat auch PMC übernommen. Für die Grafiken und visuelle Bearbeitungen waren CNB-Unikat und Sahbigrphx verantwortlich. Das Frontcover wurde von Diadora geschossen und das Backcover von Petar Franculovic.

Gastbeiträge kommen u.a. von Haze und Olexesh. Erzähl uns doch etwas zu den gemeinsamen Tracks.

Svaba Ortak: Haze kenne ich seit glaube ich 4-5 Jahren. Wir haben damals ein bisschen hin- und hergeschrieben. Er fand mich dope, ich fand ihn dope und eins kam zum anderen. Wir hatten aber nie die Möglichkeit uns persönlich kennenzulernen und dementsprechend nur sporadischen Kontakt. Unser Feature stand schon lange aus. Und als ich dann nach Frankfurt kam, hat er das irgendwie mitbekommen, war dort diesbezüglich eines Auftrittes und wir haben uns direkt connected. PMC Eastblok, mein Hausproduzent gab mir ein paar Beats mit, wir hörten rein und nahmen dann etwas darauf in einem Freiburger Studio auf. Ein paar Monate später ging es von Wien aus nach Freiburg und wir drehten ein Video dazu. Das Resultat kann man bereits auf YouTube sehen. Der Song heißt „B-Water“, nach einem alten Zitat von Bruce Lee. Und das war auch nur ein Zufall, weil ich das einfach nur zum Spaß gesagt habe, bevor mein Part losging. Haze ist ein übertrieben guter Mensch und ein echt guter Freund geworden mit dem ich nur gute Erinnerungen verbinde.

Die Zusammenarbeit mit Olexesh ist da ein bisschen zufälliger und verrückter verlaufen, aber das sind typische Frankfurter Geschichten. Als ich dort ankam bekam ich eine Nachricht von einem Jungen. Er meinte, dass er aus Darmstadt bei Frankfurt kommt, ebenso Serbe wie ich sei und er wolle mich kennenlernen. Ich dachte mir „cool, lass treffen!“, düste in die Offenbacher Jugoclubs und er zeigte mir etwas von den Frauen und dem Nachtleben. Dieser Junge heißt Vasic, rappte damals erst seit kurzem auf serbisch, suchte einen Künstlernamen und so gab ich ihm den Namen „Metak“, was so viel wie “Patrone/ Kugel“ bedeutet. Er fuhr nämlich so schnell wie ein Geschoss mit seinem Jeep. (lacht) Er ist heute einer meiner engeren Freunde aus Frankfurt und machte mich zufällig mit Olexesh bekannt. Wir haben uns auf Anhieb gut verstanden. Er lud mich zu sich nach Hause ein, wir tranken Wodka und rappten bis in die frühen Morgenstunden. Also beschlossen wir zusammen einen Song zu machen. Der Song entstand aber erst in diesem Jahr und wir waren bei den Aufnahmen leider nicht im selben Studio. Also lief das ganze per Wetransfer ab. Ich holte Metak auch auf den Song, weil durch ihn die Kombo auch zustande kam. Da Olexesh auf Deutsch rappt und Metak auf serbisch, machte ich einen Part auf deutsch und auch einen auf serbisch, das erste Mal seit circa fünf Jahren, damit ich mit beiden zusammen tanzen kann. Der Song heißt „Assassin“. Ein verrückter Song auf einem düsteren Beat auf zwei Sprachen.

Die bisherigen Video-Auskopplungen fallen düster, hart und kritisch aus. Gibt es auch überraschende Momente auf dem Album?

Svaba Ortak: Die ganze EP ist sehr düster und hart gehalten. Harte Drums, knochentrockene Snares, voluminöse Bässe, tiefe Pianos und Vocalsamples – das ist so eher meine Richtung. Auf solchen Beats entfalte ich mich und mein Können auch am Besten. Wobei ich dazu sagen muss, dass ich sehr flexibel bin, was Beats angeht. Es gibt auch positive Beats, die mich manchmal auch viel mehr catchen als klassisch düstere Teile. Das Gefühl muss stimmen und wenn dieses Vorhanden ist, merkt man das direkt anhand von dem wie sehr jemand abdreht auf dem Beat. Die EP wollten wir vom Sound her stimmig halten. Der Hörer soll quasi in das Nest des Drachen kommen und ihm beim Feuer spucken zusehen, wie schon erwähnt.

Wie sieht die weitere Promophase bis zum Release aus?

Svaba Ortak: Also wir haben noch ein Video mit Pinki & Manijak, meinen Crewbrüdern, in der Pipeline. Des Weiteren noch einen Song, den wir demnächst rausbouncen werden bevor das Release kommt und diverse Fanfragen werden wir beantworten per Videobotschaft. Eben was die ganzen anderen Rapper heute so machen. Eine Releaseparty ist auch schon geplant um das Ganze hochzuheben und zu feiern, sie wird in Wien stattfinden.

Dieses Release ist für mich und meine Leute „Promophasen-technisch“ quasi eine Entjungferung. Kein Büro für Brainstormings, keine Konzepte, nichts. Ich bin der Rapper, der in schiefer Schrift in sein Textbuch reinschreibt wie, was und wo. Und bei Gott, ich halte mich fast gar nicht daran und alles kommt irgendwie doch anders. Aber wird schon, ich lerne dazu. Immer.

Dein Album erscheint ausschließlich in digitaler Form. Wie kam es zu dieser Entscheidung?

Svaba Ortak: Diese Entscheidung traf ich zusammen mit meinem Hauptproduzenten PMC Eastblok. Da wir hier nur über eine EP sprechen, haben wir uns entschlossen diese nicht pressen zu lassen. Da wir aber auch viele Fans auch weit außerhalb von den Grenzen Wiens haben, ist die Nachfrage auch größer nach etwas Handfestem. Mittlerweile sogar so groß, dass wir uns ernsthaft ¸überlegen mit diesem „Opus“ zum Presswerk zu gehen. Wir sehen die EP eher als Sparring an bevor der K.O.-Schlag kommt – mein erstes offizielles Soloalbum.

Was dich von vielen Straßenrappern unterscheidet ist dein variabler Flow. Wie kommts?

Svaba Ortak: Ich denke, das hat damit zu tun, dass ich in meiner Jugendzeit sehr gute Professoren hatte, die mich in meiner Anfangsphase als MC begleitet haben. Aus den Staaten waren das Leute wie z.B. Eazy-E, Dre, Snoop, Ice Cube, The Game – vor allem mit seinem ersten Solo-Debüt „The Documentary“, Biggie, Mobb Deep, meine zwei absoluten Favoriten Big Pun und Big L, CNN, DMX und viele mehr. Die Liste ist also lang.

Anfangs rappte ich auch auf Englisch, bis mir nach 2 Wochen der ältere Bruder von einem Freund damals sagte: „Kein Mensch versteht dich. Mach mal was auf Deutsch“ und so fing der ganze Spaß an. Damals war ich 13. Ich kannte Deutschrap, aber für mich war das damals lächerlich. Damals war Aggro Berlin der Burner, Bushido, Fler, CCN usw. Dennoch hab ich mich dafür nicht interessiert, dachte damals auch das wären so die einzigen. Dann zeigten mir Freunde Azad und die Bozz-Jungs, Savas und die Optik-Crew, Snaga, Lakmann One, Kollegah’s allererstes Mixtape und ich war erstaunt von diesen ganzen Sachen.

Dann gab es noch die Wienerrap Fraktion: Aqil & Mevlut, Ali Capone und Raf Camora. Damals kannte man die einfach und die machten geile Musik. Ich hab das alles gepumpt und aufgesaugt. Die genannten Rapper haben alle gereimt und geflowt. Das war so meine erste Begegnung mit solchen Dingen. Ich meine, in den Staaten konnten sie das alle, aber ich hab sie nicht verstanden wie meine deutschsprachigen Brüder da oben.

Ich glaube darin liegt auch der Unterschied. Viele anderen Straßenrapper von heute hatten einfach andere Rapper im Fokus, eben typische Straßenrapper. Aber ich war mehr fokussiert darauf einen MC zu hören. Rapper & MC ist für mich nicht das gleiche. Ich habe von Anfang an darauf bestanden, dass Gefühl, Technik und Aussage dabei sind, wenn ich jemandem mein Ohr gebe.

Die Sache mit der Sprache ist bei dir insofern interessant, dass du auf österreichischer Mundart, serbisch und deutsch rappst. Glaubst du, dass heute in Zeiten von den Azzlackz und Alles Oder Nix genau der richtige Zeitpunkt dafür ist bzw. die Leute dafür leicht zugänglicher ist?

Meine Form der Sprache auf einem Beat ist nicht Mundart, aber hat auf jeden Fall einen Akzent, durch den man heraushört, dass ich aus Wien stamme. Österreichische Mundart ist total anders, da würde man sehr schwer bis gar nichts verstehen. Aber so wie ich rappe, so spreche ich auch. So sprechen viele hier: Hochdeutsch mit Wiener Akzent. Natürlich sprechen hier Leute auch auf alt-wienerisch, also Mundart und selbst für mich ist es ein schweres Unterfangen diese komplett zu verstehen. Aber hört sich auch geil an und wir haben hier auch sehr gute Rapper, die Mundart-Rap machen.

Ist ja auch so in Deutschland. Ich war kreuz und quer, überall unterwegs. In Hessen sprechen sie anders als in Baden-Württemberg und in Nordrhein-Westfalen sprechen sie anders als im Osten. Ich hab mal richtig brutales hessisch gehört, damals in Frankfurt bei einem alten Kauz, und mir ging es da wie euch mit unserer Mundart. Ein schweres kommunikatives Unterfangen (lacht). Ich finde das gut und bin stolz drauf, dass man das alles bei mir heraushört, Das macht mich unverkennbar. Ich hab ein paar Mal gehört, dass es mit dem Akzent ein Problem sein könnte, aber das ist mir ehrlich gesagt total egal. Ich bin ich. Und wer bist du?

Ich bin durch Amar, der dein Video geteilt hat, auf dich aufmerksam geworden. Inwieweit besteht da eine Verbindung zwischen euch?

Svaba Ortak: Amar war schon immer einer meiner Favoriten in Deutschland neben einem Azad oder Savas. Er war auch einer der ersten MC’s auf Deutsch, die ich je gehört habe und die mir gefielen, etwas länger bevor ich überhaupt anfing intensiv Musik zu machen. Wir hatten vor ein paar Jahren kurz geschrieben und als ich dann damals Haze in Freiburg besucht habe, haben wir uns getroffen und kennengelernt. Ich war noch positiver überrascht von seiner Musik nach der persönlichen Begegnung! Seitdem sind wir manchmal in Kontakt, er unterstützt, was ich mache und so etwas vergesse ich niemals und werde ihn ebenfalls supporten mit allen Mitteln.

Bzgl. des Rap-Ansatzes würde ich es eher umgekehrt ausdrücken. Viel eher würde ich sagen, dass ich den gleichen Ansatz verfolge wie er: Straßenrap mit Technik – da er schon länger dabei und vor allem älter ist als ich. Und das ist genau das worauf ich meinen Fokus lege! So wie ich rappe, was ich rappe, das bin ich und ich stehe einfach drauf wenn ich über den Beat mit einer gewissen Technik gehe. Das ist genau das, was ich möchte, was ich fühle und was meine Musik ausmacht. Das Allerwichtigste ist, dass ich keine erfundenen Stories erzählen will, sondern die ungestreckte und nackte Wahrheit auf Beats repräsentiere. MIT Technik natürlich.

Album Cover

Svaba Ortak Enter tha dragon Cover

Tracklist

01. Enter Tha Dragon
02. Samuraiz & Ninjaz feat. Manijak & Pinki
03. Ibrakasvaba
04. B-Water feat. Haze
05. Teufelsdribbler
06. Kumite
07. Enter Tha Ortak
08. Assassin feat. Olexesh & Ortak
09. Amodenaknockout

Der Beitrag 5 Fragen zum Album: Svaba Ortak – „Enter Tha Dragon“ erschien zuerst auf RAP-N-BLUES.com.


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