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Azad –„Leben II“ (Review + Album Stream)

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Azad

Azad bringt die Fortsetzung seines Klassikers. Kann er mit „Leben II“ ein weiteres Mal Geschichte schreiben?

Intro

Als langjähriger Fan vom B.O 2 Zetter muss ich mir eingestehen, dass ich schon nicht mehr daran geglaubt habe, das Azad „Leben 2“ tatsächlich veröffentlicht. Zu groß waren wohl seinen eigenen Erwartungen an den Nachfolger seines Erstlingswerkes, das man 15 Jahre nach dem Release, mit ruhigem Gewissen als Klassiker bezeichnen kann. Hinzu kommt, dass Azad, dessen Musik sich permanent um Kopfkrisen und Melancholie dreht, in eben dieser auch gut mal untergehen kann. Doch spätestens als ich letzten Freitag „Leben 2“ in den Händen halten konnte, waren diese Spekulationen Schnee von gestern und ich konnte mir nach etlichen Verschiebungen doch noch eine eigene Meinung davon bilden. Es ist definitiv kein zweites „Leben“ geworden bzw. hat damit fast nichts mehr zu tun. Trotzdem – oder gerade deswegen – ist es sein bestes Album!

Album Facts

  • 16 Tracks | 48 Minuten
  • Features: Blut & Kasse, Gzuz und Bonez MC, Schatten & Helden und Jeyz
  • Produced Azad, Brian Uzna, Brisk Fingaz, Gee Futuristic & Hookbeats, m3, Nowak, Sti, Undercover Molotov und X-Plosive
  • Released by Bozz Music
  • Releasedate: 15. Januar 2016

Review

Nüchtern betrachtet gleicht vieles dem Debüt-Album: Neben der gleichen Anzahl an Tracks gibt es eine Mischung aus harten Battletracks, die Azad größtenteils alleine bestreitet und selbst-reflektierenden Songs, die in die Tiefe gehen. Mit dabei sind Kollegen wie Blut & Kasse, Jeyz sowie Schatten & Helden. Was ebenfalls dem Werk aus 2000 gleicht und sich wie ein roter Faden durch das ganze Album zieht, sind die minimalistisch gehaltenen, aber facettenreichen Beats. Ebenso präsent sind die sauberen Cuts von DJ Rafik, die sehr zahlreich und stets „on point“ plaziert wurden und entweder als Hook oder Bridge dienen.

Guck, dieses Album ist das Größte, was ich je gemacht hab‘, nach meinem Kind / Muss ich noch mehr sagen? Ich glaub‘ dir nicht / Dieses Album ist mein Augenlicht, mein Herz, mein Blut / Meine Gedanken, alles, was in mir ruht (aus dem Intro)

Azad erzählt uns gleich in seinen ersten Zeilen des Albums, welchen Stellenwert „Leben“ für ihn hat. Und das kauft man ihm ab. Diese Alben sind für ihn Lebenswerke und die Darbietung dessen ist frei von jeglichem Kitsch oder Inszenierung. Doch das war es erst einmal mit der Melancholie.

Als nächstes heißt es „Dreh ab“ und die Frankfurt-Nordweststadt kommt in dein Wohnzimmer. Spätestens nach dem dritten Track weiß dann wirklich jeder, dass man sich mit dem Bozz der Bozze, wenn er den „T-Rex“ mimt, nicht angelegen sollte, weil er er es sonst „Brenn’“ lässt. Weiterhin hält “Leben II“ auf “187“ noch eine gelungene Kollabo mit den Straßenrappern der Stunde aka Gzuz und Bonez MC, bereit, das sicherlich zu einem der Highlights zählt und den Nerv der Zeit von Straßenrap in Deutschland trifft. Vor allem Azad’s ungewöhlich helle Stimmfarbe gibt diesem Synthie-Banger das gewisse etwas und weiß voll zu überzeugen. Das gleiche gilt für seinen sich überschlagenden Flow auf „Kaiserrap“, der Erinnerungen an seine Anfangszeiten weckt. Abschließend zur harten Seite des Album streut er auf „Who’s The Bozz“ dann noch eine gesunde Portion Lockerheit in seine sonst so ernste Attitüde ein.

Neben den erwähnten härteren Songs hat Azad den Pathos und die Darstellung des eigenen Schmerzes und der Welt natürlich nicht vergessen und erst recht nicht verlernt. Egal ob er mit Blut & Kasse „Blind“ ist oder gemeinsam mit dem Duo, Schatten und Helden sein Wunsch-„Weltbild“ zeichnet – diese Tracks sind schön rau und kalt!

Natürlich lässt sich über diese tiefblickenden Tracks genauso streiten wie über die Raps mit großspurigen Ansagen und Selbstüberschätzung. Manch einer denkt sicher, dass Zeilen wie „Von unten nach oben, gehe raus, steh‘ mein‘ Mann / Denn dieses Leben hier ist stets ein Kampf“ inhaltlich nicht wirklich etwas neues bieten. Ganz im Gegensatz zum Erstlingswerk, das von seiner Komplexität, Härte und Facettenreichtum neue Maßstäbe setzte, wie man sie im Deutschrap bis dahin nur selten zu hören bekommen hat.

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azad-cover

So ist durchaus etwas dran, das „Leben 2“ wie die meisten Nachfolger von einer gewissen Reminiszenz lebt und ich dadurch vielleicht auch etwas geblendet bin. Ein gutes Beispiel dafür ist das erwähnte „Weltbild“, das von seiner Konstellation her an „Eines Tages“ vom „Game Over“ Album erinnert. Außerdem kommt „Dreh Ab“ ähnlich brachial wie „Bandog“ um die Ecke. „Der Sound lässt dich Schellen fangen, links, rechts“ – man könnte es auch Azad’s gewohten Stil nennen oder auch sein Steckenpferd, das nie langweilig wird. Ein Fakt, mit dem gestandene Rapper wohl leben müssen, die ihr „Opus Magnum“ schon sehr früh in der Karriere veröffentlicht haben. Aber ist es nicht mindestens genau so schwer einen gelungenen Nachfolger eines Hits zu schaffen, der an den großen Erfolg vom Vorgänger anknüpft?

Fazit

Kurzum: Das lange Warten hat sich für mich tatsächlich gelohnt. Azad besticht mit einem rundum gelungenen Album, bei dem wirklich für jeden etwas dabei sein sollte und die Video-Singles auch im Gesamtbild funktionieren. Klar, der eine oder andere Track verschlägt einem nicht zwangsweise die Sprache und plätschert etwas dahin (z.B. „Werte“, „Narbe & Tränen“, „Nicht wie ihr“) – einen richtigen Fehlgriff gibt es jedoch nicht. Ein klein wenig wünsche ich mir zwar immer noch das Gefühl von damals zurück, was aber so gut wie unmöglich ist. Und ja, ich hätte mich auch extrem über ein einst unumgängliches Jonesmann und Savas-Feature gefreut. Trotzdem wird dieses Album in fast allen Jahresrückblicken dabei sein – wir werden es Ende des Jahres sehen!

Full Stream

Tracklist

01. Intro (Cuts: Azad)
02. Dreh ab (Cuts: DJ Rafik) Tipp!
03. T-Rex (Cuts: DJ Rafik)
04. Brenn‘
05. Rap feat. MoTrip (Cuts: DJ Rafik) Tipp!
06. 187 feat. Gzuz & Bonez MC
07. Werte feat. Jeyz
08. Blind feat. Blut & Kasse
09. Narben & Tränen
10. Phoenix II (Cuts: Azad)
11. Veritas (Skit)
12. Nicht wie ihr (Cuts: DJ Rafik)
13. Kaiserrap
14. Manifest (Cuts: Azad)
15. Weltbild feat. Schatten und Helden Tipp!
16. Who the Bozz? (Cuts: DJ Rafik)

Album Cover

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AZAD - LEBEN II Cover

Azad Interview


Der Beitrag Azad – „Leben II“ (Review + Album Stream) erschien zuerst auf RAP-N-BLUES.com.


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