Wir haben uns das neue The Weeknd Album „Beauty Behind the Madness“ angehört. Kann der Future-Soul-Poet sich mit seinem neuen Longplayer die R&B-Krone aufsetzen? Die Antwort gibt es hier.
Einleitung
Ich begegne The Weeknd und seiner Musik mit gemischten Gefühlen. Nachdem ich vor Jahren das starke „House of Balloons“ Mixtape zum ersten mal gehört habe, war auch ich Teil des Hypes um seine Person. Die Qualität seiner Musik, das mysteriöse an seiner Person und sein musikalischer, fast schon ungezügelter Umgang mit Sex und Drogen, ließen den Kanadier für mich zu einem der interessantesten Künstler aufsteigen. Komischerweise verlor ich dennoch irgendwann das Interesse an seiner Musik. Ich denke der steigernde Bekanntheitsgrad, die damit verbundene Präsenz, das enttäuschende „Kiss Land“ sowie seine unzähligen Gastauftritte waren die Gründe dafür.
All das hat sich in diesem Jahr zum Teil geändert. Die bisherigen Hörproben weckten die Hoffnung, dass mir „Beauty Behind The Madness“ wieder etwas mehr zusagen könnte. Hier nun meine ersten Eindrücke zum Album:
Track by Track + Videos
„Real Life“
Ein epischer Sound mit verschiedensten Klangbildern, die großartig miteinander harmonieren. Schwere und umherwirbelnde Violinen auf denen sich Weeknd gewohnt präsentiert. Eine triumphale Eröffnung.
„Losers“ feat. Labrinth
Ein Piano begleitet uns in ein funkiges Stück Musik mit elektronischen Vibes von einer „Futuristischen Big Band“. Eine Hälfte der Big Band heißt Labrinth, ein Sänger, der mir bis dato noch unbekannt war, aber „Losers“ amtlich eröffnet.
„Tell Your Friends“
In alter „SWISH“-Manier legt Kanye hier eine smoothe Gitarre über Klavier-Akkorde und ein akustisches Drum-Set. Das Ergebnis klingt etwas überheblich – Typisch Kanye, aber dennoch gefühlvoll. „Poppin‘ pills, fuckin‘ bitches“ – Typisch Weeknd.
„Often“
Nicht nur das Video ist ein Traum für jeden Mann – die 808’s killen hier einfach alles! Warum er Rick Ross und Schoolboy Q für den Remix ausgesucht hat, werde ich wohl nie verstehen.
„The Hills“
Das Intro sorgt dafür, dass man von Anfang an zuhört. Der Track ist ein gutes Beispiel dafür wie man einen verzerrenden Flanger einsetzt, der sich nicht mit einem angenehmen Klangbild beißt – ganz im Gegenteil. Meine Lieblingsline: „I just fucked two bitches ‚fore I saw you“. Das hochgepitchte Outro hätte ruhig etwas länger sein können.
„Acquainted“
Der Refrain erinnert mich ein wenig an „The Hills“ vom Album „House of Balloons“. Keiner macht das Drogennehmen so verlockend wie er. Es fühlt sich so an, als würde man auf einer großen Welle reiten. Zwar versucht der Bass einen vom Brett zu hauen, doch Weeknd’s summende Stimme sorgt dafür, das man doch noch die Balance behält.
„Can’t Feel My Face“
Ganz gleich ob es hierbei um R&B oder eine Mischung aus Pop, Chillwave und Jazz handelt – dieser Track ist ein Hit! Ich wünschte Michael Jackson würde noch leben, um auf einen Remix davon zu springen.
„Shameless“
Ziemlich ungewohnt, Weeknd von einer Akustik-Gitarre begleitet zu hören. Leider ist der Track für meinen Geschmack zu langsam und fängt schnell an, mich zu langweilen. Daran kann auch das E-Gitarren Solo nichts ändern.
„Earned It“
Der Soundtrack von „Fifty Shades of Grey“. Nicht nur, dass ich kein Fan von besagten Film bin – „Earned It“ fühlt sich für mich einfach so an, als würde man in einem kitschigen Ballsaal dazu tanzen. Vermutlich wollte er den Track nicht aufs Album nehmen, aber im Hinblick auf die Verkäufe war es wohl unumgänglich.
„In The Night“
Das nenne ich mal „Sound of the 80’s“! Der Song könnte genauso gut als Intro für einen Film aus den 80ern fungieren. An welche Band bzw. Song erinnert mich „In The Night“? The Police? Michael Jackson?
„As You Are“
Und weiter geht es mit „Sound of the 80’s“! Im Gegensatz zu Weeknd’s Gleichgültigkeit, die er normalerweise auf seinen Songs ausstrahlt, wirkt hier alles etwas wärmer – so als würde ihn die Person, über die er singt, wirklich interessieren. Nach einem sehr gefühlvollen Beginn, endet der Track doch im typischen Stile Weekend’s, als die Frau ihn verlassen hat und er seine innere Leere thematisiert.
„Dark Times“ feat. Ed Sheeran
Ich war schon immer ein Undercover-Fan von Ed Sheeran. Aber Ed gemeinsam auf einem Song mit Weeknd? No way! „Dark Times“ wird sicherlich nie bei mir auf Heavy Rotation laufen, aber hat durchaus Hit-Potenzial. „Light Times“ wäre hier etwas treffender.
„Prisoner“ feat. Lana Del Rey
Die hiesige Atmosphäre lässt sich mit einem herbstlichen Nebel vergleichen, aus dem Lana Del Rey gelegentlich hervortritt, um ihre Leiden mit uns zu teilen. So ähnlich stelle ich mir auch den Entstehungsprozess des Songs vor. Die im Refrain einsetzende Bassline sorgt dafür, dass man nicht komplett in Selbstmitleid versinkt.
„Angel“
Es fühlt sich so an als wäre „Angel“ gekommen um uns aus der dunklen depressiven Welt Weeknd’s zu befreien. Es klingt fast schon nach EDM, aber im guten Sinne. Ein Remix von David Guetta featuring Sia wäre gut vorstellbar. Apropos Sia: Eine geheimnisvolle Background-Sängerin sorgt dafür, dass ich mir kein besseres Outro für dieses Album vorstellen kann.
Fazit
Alles in allem ist „Beauty Behind The Madness“ ein großartiges R&B-Album. Man bekommt hier einen The Weeknd in gewohnter Form, allerdings mit etwas mehr Persönlichkeit. Auch seine songschreiberischen Fähigkeiten haben sich deutlich verbessert, seine Einflüsse sind breitgefächerter und doch hat er seine Vorzüge nicht vergessen, die ihn so bekannt gemacht haben. Der Sound ist noch immer mit einigen Zugangsschwierigkeiten behaftet an denen ich als Fan manchmal sogar nicht vorbeikomme. Dennoch überwiegt hier das Positive.
Tracklist
1. Real Life
2. Losers feat. Labrinth
3. Tell Your Friends
4. Often (Anspieltipp!)
5. The Hills
6. Acquainted
7. Can’t Feel My Face (Anspieltipp!)
8. Shameless
9. Earned It
10. In The Night
11. As You Are
12. Dark Times feat. Ed Sheeran
13. Prisoner feat. Lana Del Rey (Anspieltipp!)
14. Angel
Stream
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