(c) Alle Fotos – Credit: Einfach#R
In der Artist Feature Serie stellen wir euch regelmäßig interessante Musik-Künstler vor. Grundlage des „Artist Feature“ sind 15 Fragen, von denen einige immer gleich und einige individuell sind. In der heutigen Ausgabe dreht sich alles um die Rapperin Antifuchs.
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Wenn ich an weibliche Rapper hierzulande denke, fallen mir im ersten Moment Künstler wie Schwesta Ewa, Kitty Kat, Cora E und Fiva MC (Artist Feature #87) ein. Am Rande vielleicht noch Esmaticx, Vist und Naya Isso. Vor gut drei Monaten bin ich dann auf Antifuchs aufmerksam geworden. Der diametrale Gegensatz von ihrem Erscheinungsbild sowie der Maskierung und ihrer technischen Versiertheit faszinierten mich gleich zu Beginn. Grund genug, um sie zu einem Artist Feature zu bitten.
Hey Antifuchs, vielen Dank, dass du dir Zeit für das Interview genommen hast. Wo in deiner Heimatstadt gehst du gern essen? Hast du eine Art Lieblingslokal?
Ich habe tatsächlich eine Art Lieblingslokal, nur nicht in meiner Heimatstadt. Wenn ich in Amsterdam bin, zieht es mich immer auf einen Kakao ins Greenhouse.
Was ist deine Leibspeise?
Im Fuxxxbau steht leichte Kost auf dem Speiseplan: Wack MCs, am liebsten frisch und vom Grill.
Welches Buch hast du zuletzt gelesen?
Das wurde ich lange nicht mehr gefragt! (grinst) Mein letztes Buch handelte von Manipulationstechniken und wie man sie erkennt. Sehr interessant.
Was ging am letzten Silvester bei dir? Halli Galli oder eher ruhig?
Neujahr bin ich nach Amsterdam geflogen, deshalb hab ich Silvester ruhig im Familienkreis verbracht.
Du wirst am 13.03. deine EP „Willkommen im Fuxxxbau“ veröffentlichen. Wie würdest du dich selbst als Künstlerin für jemanden beschreiben, der deine Musik noch nicht kennt?
Meinen Sound konnte ich schon immer schwer beschreiben, da ich grundsätzlich das mache, worauf ich gerade Bock habe. Die EP besticht durch puristischen Deutschrap von einer Frau, die sich nichts mehr sagen lässt. Die Beats sind allesamt von Rooq produziert und eher düster als freundlich.
Am besten legt man seine Vorurteile gegenüber Frauenrap kurz beiseite, lädt sich die EP am 13.03. herunter und macht sich einfach ein eigenes Bild vom Fuxxxbau!
Du rappst sehr selbstbewusst. Triffst du da als weibliche Rapperin auf überraschte Gesichter und Verständnislosigkeit? Oder ist Deutschrap mittlerweile so open-minded geworden, dass du endlich das Gefühl hast, ausschließlich an deinen Skills gemessen zu werden?
Tatsächlich ist es so, dass man als Frau hier und da noch durchaus auf Skepsis oder hochgezogene Augenbrauen trifft und belächelt wird. Komischerweise passiert das sogar recht häufig vom eigenen Geschlecht. Aber zum Glück ist das nicht mehr der Großteil.
Die Männerwelt scheint mich zu mögen, nickende Köpfe und Komplimente, vor allem für meine Skills, sind keine Seltenheit. Auch Rapper werfen mit Probs in meine Richtung. Das freut mich natürlich sehr. Ich mach da anscheinend etwas richtig. (grinst)
Wie reagierst du auf extreme Hate-Kommentare? Speziell in einer so männlich dominierten Branche zeigen sich leider hier und da noch sehr traditionelle Denkweisen. Was erwiderst du solchen Leuten?
Haters gon‘ hate and nothing’s gon‘ change! Das sollte sich jeder Rapper zu Herzen nehmen. Wo der Geschmack regiert, wird es immer verschiedene Meinungen geben – das sollte man einfach akzeptieren und nicht versuchen, es jedem Recht zu machen. Sonst fängt man an sich zu verstellen. Ganz im Gegenteil – Hater treiben mich an und inspirieren mich sogar auf eine komische Art und Weise.
Du bist im strengeren Sinne ja keine Newcomerin mehr. Du kannst bereits auf Videorunden für das BRT (BattleRapTime), einen Labelsampler und Live-Auftritte zurückblicken. Wie betrachtest du diese Zeit bzw. deine Anfänge rückblickend? Was hat sich in den letzten Monaten geändert und was war der Auslöser dafür, deine kreative Linie zu finden bzw. hast du sie überhaupt schon gefunden?
Das BRT war anfangs mehr als ein Experiment gedacht. Ich wollte einfach mal schauen, ob sich mit meinen Battle-Skills ein paar Gegner rauskicken lassen.
Parallel dazu wurde Rooq auf mich aufmerksam. Wir fingen an zusammen zu arbeiten und merkten schnell, dass es einfach passt. Nachdem BRT haben wir dann die Arbeit an „richtigen“ Tracks aufgenommen. Die Zusammenarbeit mit ihm ist unkompliziert und ich bin jedes Mal so unglaublich glücklich, wenn ich mir eines seiner Goldstücke picken darf!
Bei den kurzen Live-Auftritten, auf die ich zurückblicken kann, bin ich besonders stolz auf meinen Back-Up, den Schakal. Sie ergänzt mich perfekt und gemeinsam rockt die „Anti-Army“ jede Bühne. Ich hoffe natürlich, dass dieses Jahr noch mehr Auftritte dazu kommen werden. Sobald etwas feststeht, halte ich euch über Facebook und Twitter auf dem Laufenden.
Mittlerweile bin ich wieder labellos, werde aber durch mein Management 1plus1 tatkräftig unterstützt. Ich freue mich über meine wiedergewonnene Freiheit und konzentriere mich weiterhin auf meine Musik, hinter der ich zu 100% stehen kann.
Wie kam es zu der Maske? Welche Idee steckt dahinter? Gibt es schon den Plan sie irgendwann abzusetzen?
Die Maske. (lacht) Ein Thema für sich. Aber eigentlich war sie Zufall. Zum Geburtstag habe ich sie mal geschenkt bekommen. Die Idee sie anzuziehen, kam dann genauso spontan, wie beim BattleRapTurnier mitzumachen.
Als ich mich dann entschlossen habe, weiterhin auf die Maske zu setzen, habe ich sehr, sehr, sehr, sehr lange nach geeignetem Ersatz gesucht. Mit der handgeschnitzten, schwarzen Leder-Maske einer New Yorker Künstlerin, bin ich sehr glücklich. Sie spiegelt den Antifuchs-Charakter einfach perfekt wieder. Ob ich sie irgendwann absetze, möchte ich nicht ausschließen, noch habe ich aber keinen konkreten Plan, das zu tun. (grinst)
Dein Sound klingt sehr frisch und – ohne es negativ zu konnotieren – amerikanisch. Woher nimmst du konkret deine musikalische Inspiration? Gibt es als weibliche Vertreterin des Genres vergleichsweise wenige Künstler, mit denen man sich identifizieren kann?
Meine Inspiration schöpfe ich aus vielen Quellen: Orte, Situationen, Menschen – ich kann mich da gar nicht festlegen. Oft ist es aber auch der Beat. Beats pick’ ich nach Gefühl, wenn mich etwas flasht, kann ich mich nicht zurückhalten, da macht mein Kopf etwas, wogegen sich meine Stimmbänder nicht wehren können. Manchmal habe ich auch schon Themen im Kopf und suche konkret nach Beats, die meine Aussage am besten transportieren können.
Mit der gesamten Hip Hop-Kultur identifiziere ich mich schon mein Leben lang, glaub ich. Mit Techno-Beats konnte ich noch nie etwas anfangen. Zu Hip Hop habe ich getanzt, gesungen, gerappt. Beim Rap bin ich letztendlich auch geblieben.
Geprägt haben mich definitiv Künstler wie Foxy Brown, 2Pac, Capone-n-Noreaga, die Neptunes, Eminem natürlich, aber auch deutsche Künstler wie Kool Savas, Olli Banjo (Artist Feature #117) oder Favorite wurden durch meine Boxen gepumpt. Ich habe mich schon immer quer durch alle möglichen Hip Hop-Stile gehört und glaub, da war ich auch schon immer sehr Frauen-untypisch. Gerade bei „frauenfeindlicheren“ Texten fühle ich mich nicht angegriffen, da ich mich auch nie zu den „Bitches“ gezählt habe, die sich eben dementsprechend benommen haben. Ich konnte eigentlich schon immer gut differenzieren, wer gemeint ist und wer nicht.
Weibliche Künstler konnten mich irgendwie nur im Ami-Rap voll überzeugen. In Deutschland hab ich hier und da gute Tracks gehört, aber auf Dauer hat bisher keine meinen eigenen Hörer-Ansprüchen genügt. Die Themen sprachen mich zu einem großen Teil auch einfach nicht an.
Vor Jahren gab es einen kleinen Hype rund um den Ruhrpott. Wie hast du das wahrgenommen? Wie sehr identifizierst du dich mit der Region? Und wirst du versuchen, das Image ein Stückweit zu verändern?
Ehrlich gesagt habe ich das kaum wahrgenommen. Ich komme aus dem kalten Norden, also denke ich schon, frischen Wind in Pott bringen zu können.
Welchen Sound können wir in Zukunft von dir erwarten? Wird er sich weiterverändern und dem Puls der Zeit anpassen? Hast du dementsprechend schon eine Ahnung, wie dein Album sich anhören wird und wann es an die Arbeit geht?
Anti bleibt Anti. Ich werde mich definitiv ausprobieren, aber wer Liebeslieder erwartet, den werde ich wohl enttäuschen müssen. Die Arbeiten am Album gehen wir zeitnah nach der EP an, denn wer rastet der rostet. Einige Beats sind auch schon gepickt und ich freue mich schon jetzt, mich komplett auf die Arbeit konzentrieren zu können.
Eine Hörspiel-CD über mein Leben sollte gesprochen werden von…
Fünf Minuten, bevor die Show losgeht…
…muss ich wahrscheinlich pinkeln. Ich neige dazu, viel Red Bull vor Auftritten zu trinken.
Dort, wo ich herkomme, ist das Wichtigste…
…die Familie.
Was hast du vor dem Interview gemacht?
Die Sneakersammlung erweitert mit einem Paar Reebok Classics in schlichtem Weiß.
Die letzten Worte gehören selbstverständlich dir:
Am 13.03.2015 erscheint meine EP „Willkommen im Fuxxxbau“! Ich freue mich über jeden Download und über jeden Support!