Wir durften bereits in das am 21. August erscheinende Debüt-Album „Die Guten Alten Tage“ vom Berliner Junior Jero hineinhören um euch hier nun unsere Eindrücke zu präsentieren.
Review
Die Ende Mai veröffentlichte Free-EP „Keep It Kiez“ mit Figub Brazlevic diente dabei als Vorbote für Junior Jero’s Debütalbum, das eine Mixtur aus Rap und klassischen Boombap-Beats bereithält. „Die Guten Alten Tage“ dienen dem Berliner als roten Faden um einen Blick in seine Vergangenheit zu werfen. Der böse Kritiker würde ihm jetzt Einfallslosigkeit unterstellen. Doch schließlich fing der Berliner bereits mit 14 Jahren an zu freestylen und nutzte die Hip Hop Kultur von Anfang an als Ventil der Frustbewältigung. Stoff zum Erzählen gibt es somit genug.
Sehr eigentümlich ist die charismatisch-verschrobene Laid Back-Delivery, die keine Bestrebungen macht, den technologiebasierten Ansprüchen heutiger Rap-Hörer gerecht zu werden – der Mann bleibt lieber entspannt und umhüllt die fünfzehn Lichtsäulen der LP mit Gedankensträngen über seine Jugenderinnerungen. Diese bestehen aus Abhängen („Ich will nur chillen“), der Hip Hop Kultur („Jugendclub“), Frauen („Dreckige Liebe“) und Berliner Alltagsproblemen („Schwarze Schafe“). In der Galaxie des Jeros darf sich „lachen“ noch auf „krachen“ reimen, Reimsilben werden wild aneinandergereiht – alles für die Lässigkeit!
Und was eignet sich dafür besser als die relaxten Drumsounds aus den Maschinen von den Homies und Stammproduzenten Figub Brazlevič und AT Beatz? Die beiden verstehen es wie kein anderer, den Vibe der Instrumentals zu catchen und sogar noch zu strecken und zu ziehen wie Bongköpfe. Alles klingt sehr aufgeräumt und nicht vollgepackt.
Stream: „Keep It Kiez“ (EP)
Junior Jero ist ein Freigeist dem Konventionen wenig anhaben können, wodurch er gerade deswegen in der Lage ist, teils plumpe Aussagen wie „USA der Hundesohn nahm uns Kultur und Religion“ aber auch Erfahrungsberichte über seinen Alltag hochunterhaltsam und unpeinlich vorzutragen. Es kommt einem so vor, als würde man nach den 45 Minuten genau wissen, warum aus einem kleinen unbesorgten Jugendlichen, der eigentlich nur Fußball und Rap im Kopf hatte, über die Jahre durch falsche Bekanntschaften/ Beziehungen und schlechte Erfahrungen ein junger Erwachsener wurde, der eher Pessimist statt Optimist zu sein scheint und eine sozialkritische Ader für sich entdeckt hat.
Trotz alledem kann man das Album entspannt nebenbei hören. Atmosphärisch ähnelt es einem Release von Sonne Ra oder Devin The Dude. Auch dank vier Sing Sang-Hooks von Kumpel Dizzech. So bettet Jero den Hörer mit „Die Guten Alten Tage“ auf einer einzigen Wolke der Lässigkeit.
Stream: „Dreckige Liebe“
Um an dieser Stelle nicht den Eindruck entstehen zu lassen, dass sich das Album bewege durchweg auf einem perfektionistischen Niveau bewegt, muss man sagen, dass aufgrund der für so manchen Rapper verhältnismäßig langen Spielzeit drei, vier Stücke einfach zu einheitlich klingen. Ebenso ist Jero’s „Couchmucke“ eine echte Geschmacksfrage. Aktive und energiegeladene Persönlichkeiten können sicherlich herzlich wenig mit seinem Rapstil und der „Ich will nur chillen“-Seite des Albums anfangen.
Apropos „Ich will nur chillen“: Dieser und zwei weitere Tracks aus der bereits erwähnten Juice-EP befinden sich auch auf dem Album. Einfach so – nicht überarbeitet. Bei gestanderen Künstlern würde man hier höchstwahrscheinlich von einer Mogelpackung sprechen. Doch Junior Jero steht noch am Anfang seiner Laufbahn und stemmt sein Debütalbum komplett alleine. Ohne großen Geldgeber oder (Major)-Label im Rücken. Von daher kann man getrost über diesen „Makel“ hinwegsehen. Hinzukommt, dass diese Songs zu den Highlights auf dem Album zählen. Allerdings stelle ich es mir schwer vor mit diesem Sound live restlos zu überzeugen. Wir werden sehen!
Fazit
Kurz und knapp: „Die Guten Alten Tage“ ist wohl einer der lässigsten Deutschrap-Releases des aktuellen Sommers. Ein Dauerbrenner wird es höchstwahrscheinlich nicht in meiner Anlage werden. Aber hier und da, und sei es nur als Hintergrundmusik, werde ich trotzdem wohl öfter mal wieder reinhören. Ab dem 21. August könnt ihr es im Handel erwerben.
Cover-Artwork
Tracklist
01. Intro
02. Jugendclub (Anspieltipp!)
03. Hochhinein
04. Ich will nur Chilln feat. Dizzech
05. Glücklicher Idiot feat. Dizzech
06. Dreckige Liebe (Anspieltipp!)
07. Beute des Teufels feat. Dizzech (Anspieltipp!)
08. Schwarze Schafe
09. Kein Geld feat. Dizzech
10. Romeo & Hülyet
11. Du willst es auch feat. Mortis
12. Tussi feat. Greeny Tortellini
13. Partychick
14. Grau feat. Cedric Till
15. Outro
Videos
Weitere Informationen zu Junior Jero findet ihr bei Facebook.