In der Serie „Jedes Foto eine Geschichte“ stellen uns ausgewählte Künstler jeweils zehn Fotos aus ihrem Künstleralltag vor und schreiben darüber.
Während Taiga Trece aus München vor einigen Wochen den Anfang machte, geht es heute mit der Rap Crew Neonschwarz weiter. Die vier Hamburger könnt ihr übrigens am kommenden Freitag (6. März) auf ihrem (leider inzwischen ausverkauften) Zusatzkonzert im Übel & Gefährlich live sehen. Bis dahin erst einmal viel Spaß beim Lesen!
Die erste Releaseparty im Gängeviertel
Neonschwarz: Wir schreiben das Jahr 2012. Im Hamburger Gängeviertel laufen mitten im Sommer bei strömendem Regen die Vorbereitungen zu unserer ersten Releaseparty. Wir haben uns den Namen „Neonschwarz“ ausgedacht, eine EP gemacht, sie „Unter’m Asphalt der Strand“ genannt und die Party Open Air zwischen Hochhausschluchten mitten in einem von Künstler*innen besetzten Viertel auf die Beine gestellt. Das war so eine Art Startschuss!
Die ersten größeren Konzerte
Neonschwarz: Noch einmal 2012: Nach der Gründung der Crew haben wir eine unserer ersten großen Shows in Mölln gespielt. Warum in Mölln? Warum groß? Es wurde der Opfer der rassistischen Anschläge von 1992 gedacht. Das war sehr bewegend, da die Angehörigen vor Ort waren. Wir finden es wichtig als Band auf solche Dinge hinzuweisen. Auf dem aktuellen Album mussten wir mit dem Song „2014“ feststellen, dass sich an der rassistischen Stimmung in Teilen der Gesellschaft seit 1992 nicht viel verbessert hat. Im Gegenteil: Angriffe auf Flüchtlinge finden in Deutschland täglich statt.
In Mölln spielten auch Jan Delay und Samy Deluxe soli für die Angehörigen, was wir gut fanden. Deshalb fand das Ganze in einer Halle statt. Hier auf dem Auf dem Foto sieht man die Schwizzys sehr aufgeregt vor ihrer Show in einer Umkleidekabine.
DJ Spion Y kommt an Bord
Neonschwarz: Seit 2 Jahren sind wir zu viert! Spion Y ist fester Teil der Crew geworden, hier im Bild ganz rechts, mit energischem Blick und dem Ruder in der Hand. Deshalb haben wir ihm auf „Fliegende Fische“ auch einen Lovesong geschrieben. Einer besten HipHop-DJs weit und breit… und ein Spion… und Magier. Echt.
Besprechungstreffen mit Audiolith
Neonschwarz: Der Star Imbiss in Hamburg-Bahrenfeld. Hier hatten wir unser erstes unseriöses Besprechungstreffen mit Audiolith Labelchef Lars Lewerenz. Es sollten noch einige folgen.
Die Entstehungsphase zur „Fliegende Fische“ LP
Neonschwarz: Ein Höhepunkt in der Entstehungsphase unseres Albums „Fliegende Fische“ war ein Wochenende in diesem dreieckigen Haus im Wendland. Wir haben wenig geschlafen, am Kamin geschrieben, vieles erstmals aufgenommen und uns dabei königlich von unserem DJ Spion Y bekochen lassen. Alles in allem hat uns das Wochenende sowohl kulinarisch als auch im Albumprozess ganz weit voran gebracht.
Das Ticktickboom Kollektiv
Neonschwarz: Anfang 2013 gab es die ersten Zeckenrapgalas in Hamburg und Berlin, die wir gemeinsam mit unserem 2012 gegründeten Kollektiv Ticktickboom organisiert haben. Beide waren sofort ausverkauft und das hat sich 2014 und 2015 so wiederholt. Wir sind noch immer überwältigt davon, wie Ticktickboom und die Galas von den Zuschauer*innen angenommen wurden und das Schublädchen „Zeckenrap“ medial Wellen geschlagen hat.
Auch außerhalb der Galas ist bei Ticktickboom viel passiert, es gab ein Crewalbum mit Namen „Herzschlag“ und ganz aktuell eine Broschüre zum Thema Nationalismus im deutschsprachigen Rap.
Erlebnisse mit Fans Teil 1
Spion Y: Oft habe ich schon mit Mauser darüber gesprochen wie schnell die Zeit vergeht und wie rasant sich das Ganze für uns entwickelt hat. Ihn kenne ich aus der Neonschwarz Crew mit weitem Abstand am längsten. In der Zeit, in der wir kleine Hip Hop Jams in einer Kleinstadt veranstaltet haben, hätten wir uns nicht ausmalen können wohin die Leidenschaft zum Rap führt. Umso unglaublicher ist es, wenn uns solche Fotos zugeschickt werden. Zugegebenermaßen sind Körperbemalungen in unserer Fangemeinde keine Seltenheit, dennoch ist es extrem geil und sehr schmeichelhaft so etwas zu sehen.
Wir bauen ein Floß
Neonschwarz: Zwischenzeitlich zweifelten wir an dem ursprünglichen Plan ein Floß für das Coverfoto zu bauen. Schließlich brauchten wir viel Material, einen Transporter, einen Platz zum Lagern und einen Plan, wie wir das anstellen. Es hätte auch sicherlich wunderbar mit Photoshop funktioniert und zu allem Überfluss sprang dann auch der Handwerker ab, der uns dabei helfen wollte.
So mussten wir alles alleine machen und haben mitten in der heißen Produktionsphase des Albums tatsächlich ein Floß gebaut. Es konnte sogar schwimmen (zumindest mit wenig Besatzung)! Das Coverfoto entstand an einem sehr kalten, sehr verregneten Tag, an dem wir in T-Shirt und barfuß gute Mine zum bösen Spiel machen mussten. Der wunderbare Fotograf Till Gläser schoss gefühlte 1000 Bilder, Bastian Böhm hat mit seiner Grafik und vielleicht ein wenig Photoshop den Rest erledigt. Wir waren alle hin und weg, als wir das Resultat das erste Mal in den Händen hielten.
Erlebnisse mit Fans Teil 2
Neonschwarz: An das Autogrammegeben mussten sich Neonschwarz erst gewöhnen. Anfangs gab es sogar Überlegungen sich zu weigern, weil sie mit Starkult eigentlich nicht so viel anfangen können und sich auf einer Ebene mit dem Publikum sehen. Aufgrund großer Nachfrage gaben sie aber schließlich ihren Widerstand gegen das Autogrammeschreiben auf. Inzwischen sieht die Band das nicht mehr so eng und erfuhr immer öfter, dass sie den Menschen mit ihren Unterschriften eine Freude machten und es ihrer Down-to-Earth-Attitüde auch kein Abbruch tat. Deshalb unterschreiben sie nun auf allem und jeden und wenn man möchte gibt’s auch ein „OZ RIP“, so wie hier auf einem Leipziger Oberkörper :)
Das unseriöseste Bandfoto aller Zeiten
Neonschwarz: Das unseriöseste aller Bandfotos von uns entstand bei dem Dreh eines Videoflyers für ein Konzert mit Eljot Quent in Hamburg. Das Video dazu existiert noch heute bei Youtube unter dem Namen „Badabing“ und erfreut sich großer Beliebtheit.
Stream: „Fliegende Fisch“