Wie die meisten Rapfans außerhalb Berlins, wurde auch ich durch seine Auftritte bei „Rap am Mittwoch“ auf Greeny aufmerksam. Sein damaliges Auftreten war an Arroganz und Selbstüberschätzung kaum noch zu übertreffen.
Nun hat der Rapper kürzlich sein Album „Man nennt mich Greeny Tortellini“ als Free-Download bereitgestellt, um sich der Öffentlichkeit genauer vorzustellen. Hat Greeny es geschafft, seine kontroversen Eigenschaften in etwas Eigenständiges und Hörbares umzuwandeln? Wir geben euch hier die Antwort.
DOWNLOAD: Greeny Tortellini – Man Nennt Mich Greeny Tortellini
Betrachtet man das Cover, den Pressetext und die bisherigen Videoauskopplungen, muss nicht mehr weiter ausgeführt werden, dass sich Greeny deutlich am US-Sound orientiert und teilweise großzügig abkupfert. Im Gegensatz zu ähnlichen Deutschrap-Produkten präsentiert sich der Gesamtklang der Platte aber nicht komplett als krasse Kopie der Staaten, sondern wirkt viel harmonischer, weniger aufgesetzt und sogar doch recht eigenständig. Authentizität ist hier alles!
Einen großen Beitrag hierfür leistet das verantwortliche Produzententeam Broke Boys. Die drei Producer zeigen sich für den Großteil des Albums verantwortlich und verstehen es, Greeny einen Soundteppich zu knüpfen, der komplett an dem amerikanischen Südstaaten-Rap angelehnt ist. Klar, French Montana, Rick Ross und Co. dienen als Vorbilder, aber die Beats liefern im Zusammenspiel mit Greeny’s Ignoranz meistens ein rundes Bild ab.
Hier gilt jedoch die Devise: Je lauter die Anlage aufgedreht ist, desto besser wird jeder Song. Solch basslastige, ausgefeilte, knochentrockene und stampfende Instrumentals gibt es in Deutschland selten zu hören. So verdammt club-tauglich wie auf „Hypnotisiert“ ist Harris wahrscheinlich in seiner ganzen Karriere nicht auf den Beat gekommen.
Es wird beinahe ausschließlich geprollt, Clubs abgecheckt und das eigene Ego angepriesen. Abgerundet werden die Proll-Tracks von einigen Stücken wie „Falsche Freunde“, ein Track über Loyalität, deren Klangbild aber nach dem gleichen Muster gestrickt ist. Nichts neues also, dieser langsame-staccato Rapstil von Greeny versprüht allerdings seit der, spätestens von Fler eingeleiteten, Ami-Sound-Offensive die notwendige Ignoranz und Lässigkeit.
Langsamer Rap mit vielen Pausen und nicht gerade umständliche Reimketten sind prägend für „Man nennt mich Greeny Tortellini“. Dazu kommen einfach gehaltene Hooks, die besonders auf Wiederholungen einzelner Phrasen setzen. Die eben bereits angedeutete Art zu rappen zieht sich wie ein Roter Faden durch das gesamte Album, was sicherlich als eintönig, vielleicht sogar langweilig interpretiert werden kann.
Das wusste anscheinend auch Greeny und streut an manchen Stellen etwas Abwechslung ein. Seien es Gesangseinlagen wie z.B. auf „Grün, Grün, Grün“, dessen Unterboden auf dem gleichnamigen deutschsprachigen Volkslied aus dem 19. Jahrhundert basiert oder auf dem Track „Sehen“. Auch raptechnisch blitzt an vielen Stellen seine reimerische Bandbreite auf. Ebenfalls für Abwechslung sorgen Featuregäste wie Ali As oder bereits erwähnter Harris, die sich gegen eine technische Anpassung Greeny’s entschieden haben und dabei fast ausnahmslos eine solide Leistung abliefern.
ATL meets BLN: Wer auf Südstaatenbeats, aggressiv-ignoranten Battlerap mit einem Schuss West-Berlin steht, wird hier hervorragend bedient. Allein die Beats werden vielen sicherlich schon Spaß bereiten. Greeny hat es durchweg recht erfolgreich geschafft seine überhebliche Art mit den passenden Reimen und Beats zusammenzubringen. Dass ein solches Produkt nicht jedermanns Sache ist, sollte mittlerweile klar sein.
Aber so wie Greeny rüberkommt will er es ja auch gar nicht jedem recht machen. Dennoch muss sich Greeny auf den kommenden Releases etwas mehr Eigenständigkeit erarbeiten, um nicht in der Versenkung zu verschwinden. Denn nüchtern betrachtet, bleibt die beste Kopie eben nur eine Kopie.
Tracklist – „Man Nennt Mich Greeny Tortellini“:
01. Man nennt mich
02. Falsche Freunde
03. Ernst
04. Batz (feat. Rapsta & Ali As)
05. Grün Grün Grün
06. Pappbecher
07. Hypnotisiert (feat. Harris)
08. Yalla (feat. Akkurat)
09. Monopoly
10. Jedn Tag
11. Du weißt
12. Hart
13. Kostbar
14. Sehen
Wer mehr von Greeny hören will, kann sich auf seiner Soundcloud-Page die EP’s „Highlife & Direkt“ (2014) und „Talschan“ (2013) kostenlos anhören:
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