
Illustrator und Graffiti-Künstler Hombre SUK
Zu einem stimmigen Gesamtbild eines gelungenen Albums gehört nicht nur der gute Sound, sondern auch das Artwork. Egal ob im Plattenladen oder bei den Streamingdiensten: Ein gutes Album-Cover überzeugt manchmal dann doch, in neue Musik reinzuhören.
Aus diesem Grund unterhalten wir uns in der Cover-Artist Interviewreihe von Zeit zu Zeit mit kreativen Köpfen, um herauszufinden, was ein gutes Album-Cover ausmacht.
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Dieses Mal ist der Illustrator und Graffiti-Künstler Pablo Fontagnier aka Hombre SUK zu Gast. Seine Murals waren schon an Wänden in Berlin, Bilbao, Eindhoven, Jerusalem, Moskau, New York, Shanghai, Warschau und Zürich zu bewundern. Doch auch auf Cover-Artworks von Hip-Hop Alben sind seine Bilder zu finden, bspw. auf denen von Marz sowie Vega & Bosca. Im folgenden Interview lernt ihr Hombre SUK etwas näher kennen. Enjoy!
Interview mit Hombre SUK
Wie kam der Kontakt jeweils mit Marz und Vega & Bosca zustande?
Hombre SUK: Marz kenn ich schon eine Weile. Der erste Kontakt kam glaube ich zustande, als wir uns den Boden bei einer Übernachtung nach einem Mos Def Konzert in Münster teilten. Ich habe für Black and Proud damals schon ein paar kleine Sachen gemacht und feier die Sachenseit Ewigkeiten. Wenn es dann auch noch Menschlich passt , ist vieles möglich!

Album Cover: Marz – „Hoes. Flows. Falmingos“, VÖ: 2017
Zum Cover von Vega und Bosca: Da hat eines Tages das Telefon geklingelt. Das ging über meinen Bruder Mikis (Interview) der für Vega und Bosca auch schon Videos gedreht hat. Wir hatten ein Abendessen und ein bisschen Austausch in Frankfurt und da die beiden wirklich kaum Einfluss genommen haben in meinen künstlerischen Part, war das eine sehr angenehme Zusammenarbeit. Das Album, wie fast alles der Jungs, feier ich bis heute sehr.
Es war auch darüber hinaus eine Zusammenarbeit geplant und angedacht, aber meine Verpeiltheit und ein bisschen persönlicher Hickhack hat mir das damals verbaut, wofür ich mich auch hier nochmal entschuldigen möchte.

Album Cover: Vega & Bosca – „Alte Liebe rostet nicht“, VÖ: 2016
Kommt es oft vor, das du komplett frei bist oder gibt es manchmal auch Vorgaben der Künstler?
Hombre SUK: Meistens sind es Ideen, die man dann gemeinsam weiterspinnt. Wirklich fesselnde Vorgaben wären für mich wahrscheinlich auch ein Grund, den Auftrag nicht anzunehmen. Wenn Leute bei mir anläuten, dann wollen sie meinen Style haben – davon geh ich ganz großkotzig mittlerweile einfach aus.
Wie bist du eigentlich zum Graffiti gekommen?
Hombre SUK: Mitte der 90er haben so ziemlich alle, die ich kannte, eine Dose ausprobiert, um zumindest mal Buchstaben zu malen. Man kam fast nicht dran vorbei. Aber zusammen mit Rapmusik, der Nähe zu Heidelberg – wo ja damals wie heute die Kultur in jeder Gasse zu spüren ist – war Hip-Hop insgesamt für mich etwas, dem ich mich nicht ansatzweise entziehen konnte.
War es schon immer dein Ziel, mit Graffiti deinen Lebensunterhalt zu verdienen?
Nein, natürlich nicht. Damals waren selbst legale Wände super selten. Aufträge oder gar eine Karriere waren nicht vorstellbar. Wie sehr Graffiti heute mein Leben bestimmt, konnte ich mir damals nicht erträumen. Ich bin unendlich dankbar, dass ich heute mit dem, was ich so lange liebe und lebe, auch mein Leben bestreiten kann.
Gibt es für dich grafische No-Gos?
Ach, ich hatte schon so viel No-Gos und habe dann doch fast immer wieder gesehen, dass es doch funktionieren kann. Zu Beginn waren Verläufe für mich der Antichrist beispielsweise. Heute ist das fester Bestandteil meiner Arbeit. Klar bekommt man auch im Studium viele Dinge beigebracht, bspw. den Einsatz von Typos, Composing und so was. Aber wer die Regeln kennt, darf sie auch brechen.
Siehst du deine Kunst lieber an der Wand oder auf Alben-Covern?
Ich bin froh, dass es kein entweder oder gibt. Meine Kunst auf Wänden, Covern, Shirts und Kinderspielen zu sehen macht mich stolz und glücklich gleichermaßen. Warten wir ab, was da noch kommen wird.

Hombre SUK, Foto: (c) facebook.com/hombreSUK
Ist es dir wichtig, dass du dich mit der Musik identifizieren kannst?
Ja und nein. Ich muss kein Über-Fan der Musik sein um mich einzufühlen und gute Arbeit abzuliefern. Aber es hilft natürlich ein wenig. Ich halte mich für sehr eklektisch was Musik angeht.
Es gibt wenig Genres, denen ich gar nichts abgewinnen kann. Egal ob man dran arbeitet oder die Musik „nur hört“, finde ich es gut, auch über den persönlichen Geschmack und die Komfortzone hinaus Musik zu hören und auch Qualität über das Persönliche zu stellen.
Gibt es einen Musiker, mit dem du unbedingt zusammenarbeiten möchtest?
Wenn ich darüber nachdenke, muss ich sagen, die Leute die ich im deutschen Sektor am meisten feiere, die würde ich nicht in meinem Style sehen.
Da kann ich das Gesamtbild klar über den Wunsch der Zusammenarbeit stellen. Ich bin da ganz offen und freu mich auf das was noch kommt.

Foto: (c) facebook.com/hombreSUK/
Was inspiriert dich und deine Arbeit am meisten?
Mein Umfeld und das auch schon seit Tag 1. Da ich definitiv die Glut der Golden Era am Leben halte, diese aber nie stehen geblieben ist, sind auch meine Einflüsse immer mit gewachsen und variieren bis heute. Waren es früher zu 90% Breaker, kamen in den letzten Jahren Tattoos und vermehrt Kinder mit dazu. Ich versuche die Bildsprache meiner Arbeit klar zu definieren, die Motive aber aus jedem Genre zu ziehen.
Du setzt dich dafür ein, dass die Stigmatisierung von Graffiti aufgehoben wird. Ist das dein persönliches Ziel als Künstler?
Für mich als Künstler ist das überhaupt kein Ziel. Ich brauche keinerlei Bestätigung oder Absolution von außen. Ich weiß was ich tue, ich weiß warum ich es tue. Ich kenne meinen Wert, den Wert meiner Kunst und der Kultur, als deren Teil ich mich sehe.
Aber ich sehe mich Aufgrund meiner Reputation und meines Standings ein Stück weit in der Verantwortung, genau dies zu nutzen, um aufzuklären. Es geht mir darum, denjenigen etwas mitzugeben, die bereit sind mir zuzuhören.
Gibt es ein CD- / Platten-Cover was du selbst richtig gut findest?
Um eins mit Bezug zu picken: Ganz weit vorne,und völlig unf*ckbar ist das das Mode2 Cover für Daft Punk vs Slum Village. Boom!

Album Cover: Daft Punk vs Slum Village, by Mode 2 (2001)
Der Beitrag „Ich bin froh, dass es kein entweder oder gibt“ – Interview mit dem Illustrator und Graffiti-Künstler Hombre SUK über seine Cover-Artworks erschien zuerst auf RAP-N-BLUES.com.