
Möchte 2018 voll durchstarten: Haszcara, 2018
In der Kategorie “5 Fragen zum Album” stellen wir euch ausgewählte Musik-Künstler und ihre Releases vor. Grundlage sind fünf kurze Fragen, die sich rund um das Release drehen. Dieses Mal mit Haszcara und ihrer LP „Polaris“.
Mit „Polaris“ erschien am 14. September das Debütalbum der Wahl-Berlinerin Haszcara über das Hamburger Label Audiolith Records. Passend zum Datum zeigt die Rapperin auf insgesamt 14 Tracks, dass sie nicht nur am Mic große Skills hat, sondern auch als Produzentin einiges drauf hat, denn sämtliche Beats stammen von ihr selbst.
In diesem Interview unterhalten wir uns nun mit Haszcara über die LP, wie sie zum Rappen gefunden hat und vieles mehr.
Polaris // Short Facts
- Länge: 14 Tracks
- Features: Spion Y, DJ Bulet
- Producerin: Haszcara
- Release Date: 14. September 2018
- Haszcara auf Facebook
Clip: Haszcara – „Hanna Montana“
Bitte erzähle uns kurz, wie du zum Rappen gefunden hast und wie lange du schon dabei bist.
Ich habe schon recht früh das erste Mal gerappt. Das lag daran, dass ich generell als Kind die ganze Zeit am Musik machen war, ob im Klavierunterricht oder aus Langeweile, ich habe immer irgendeine Musik im Kopf gehabt. Da war Rap einfach ein Teil davon. Als ich Jugendlich war, gab es aber eine kurze Phase, wo ich Rap scheiße fand – da habe ich nur Metal gehört und E-Gitarre gespielt.
2010 hat sich das aber durch meinen Freundeskreis geändert, wo ich viel Rap kennen gelernt habe, der mir bis dahin verborgen geblieben war. Nach und nach kam die Liebe zurück. Als ich eines Tages Èsmaticx entdeckt habe, war ich total beeindruckt davon, wie sie gebattelt hat. Kurzerhand habe ich beschlossen, beim nächstbesten VBT zu beweisen, dass man auch politisch korrekt battlen kann. Ich denke nicht, dass das geklappt hat, aber zumindest haben ein paar Leute mal darüber nachgedacht, wieso „schwul sein“ als Diss gilt, und „homophob sein“ nicht.
Welcher Grundgedanke steckt hinter dem Titel „Polaris“ und von wem stammt das gelungene Album-Cover?
„POLARIS“ ist die Fortführung von „Roter Riese“, meiner ersten EP. Aus Instabilität und Explosionspotenzial, wofür der Rote Riese steht, ist ein selbstbewusster Mensch geworden, der seinen Weg kennen und gehen lernt. Polaris, der Polarstern, ist ein zuverlässiger Fixpunkt, bietet Orientierung und Halt. Dieses Gefühl darf ich auch in meinem Leben fühlen.
Das schöne Albumcover habe ich drei Leuten zu verdanken: Das Foto ist von Nora Lueders, einer großartigen Künstlerin, von der man sicherlich noch etwas hören wird. Ich habe sie über eine gemeinsame Freundin bei einem Projekt kennengelernt. Ohne sie hätte ich vermutlich keine so tollen Fotos bekommen – ich hatte mich anfangs selbst daran versucht und bin kläglich gescheitert. Unsere gemeinsame Freundin war dann so nett und hat Nora für mich gefragt, die sofort JA gesagt hat. Wir haben dann mit allerlei Farbfolien und Outfits herumexperimentiert und dabei sind diese Fotos entstanden. Ich hatte anfangs zwar was anderes im Kopf, bin aber mega zufrieden und finde, dass sich alles gefügt hat und richtig so ist.
Das Layout hat Ashi (Captain Capa) gemacht – den habe ich über Audiolith kennengelernt. Wir sind beide ziemlich nerdig unterwegs, sodass wir uns schnell auf das Galaxie-Thema einigen konnten. Der fabelhafte „Haszcara“ Schriftzug stammt noch von der „Roter Riese“-EP. Diese hat der Künstler Sleepyheadphone gestaltet – ein Freund aus Grundschultagen.
Ich find’s total schön, dass er daran beteiligt ist, weil wir uns schon so lange kennen und das Gefühl der Freundschaft, egal wie lange wir uns mal nicht sehen, immer bestehen blieb.
Clip: Haszcara – „Lauter Rapper“
Wie sah ein typischer Produktions- bzw. Aufnahmetag bei dir während der Arbeit an „Polaris“ aus und wie lange hast du insgesamt an der LP gearbeitet?
Angefangen zu recorden habe ich Ende 2017 bei Unkn0wnz Productions. Wir haben uns kurze Zeit vorher auf einer Party kennengelernt, die wir beide eigentlich total scheiße fanden. Nach unserem ersten Treffen im Studio stand fest: Wir wollen zusammenarbeiten! Dann ging alles ganz schnell.
Wir haben uns fast jede Woche mindestens an einem Tag getroffen und ich habe immer einen anderen Track mitgebracht, den er dann mit mir aufgenommen und gemischt hat. Er hat mich maßgeblich im Prozess unterstützt, sodass daraus auch eine enge Freundschaft entstanden ist. In etwa vier Monaten hatten wir das Album zusammen und Audiolith hat dann den Rest ermöglicht.
Ein typischer Tag sah folgendermaßen aus: Aufstehen, ins Studio fahren, Mukke machen, schlafen gehen. Vielleicht hier und da noch ein Nerdtalk über Star Trek dazwischengeschoben. Das wars eigentlich.
Gibt es einen Track, der dir ganz besonders am Herzen liegt oder zu dem du eine ganz spezielle Beziehung hast?
Prinzipiell liegen mir natürlich alle Tracks am Herzen – denn sie kommen von genau dort! Am wichtigsten ist mir „Nachtdepression“. Den habe ich geschrieben, als ich mal wieder schlaflos durch die Stadt gelaufen bin und dachte „Ok, das wars jetzt. Du kannst nie wieder rappen, da kommt nichts mehr raus.“
Dann kamen mir diese Zeilen in den Sinn. Ich mag den Track auch flow- und reimtechnisch total gerne. Das war auch der erste Track, den ich Unkn0wnz Productions gezeigt habe und wegen dem wir angefangen haben, zusammenzuarbeiten. Wer weiß, ob das Album sonst je so entstanden wäre? Bis heute spiele und fühle ich den Song, weil darin so viel Wahrheit steckt.
Clip: Haszcara – „Nachtdepression“
Kannst du uns zum Abschluss noch eine kleine Anekdote rund um die LP erzählen?
Mich fasziniert am Album, wie es überhaupt dazu gekommen ist, dass alles so geklappt hat. Ich würde sagen, die LP ist ein Werk vieler kleiner Bausteine, die zur richtigen Zeit am richtigen Ort zusammengetroffen sind. Beispielsweise habe ich Unkn0wnz Productions ja erst im Zuge der Sessions im Studio kennengelernt, Nora, die die tollen Fotos gemacht hat, auch nur kurze Zeit bevor wir dann schon den Shoot hatten.
Ich denke oft daran, was gewesen wäre, wenn ich mich in bestimmten Momenten anders entschieden hätte oder auch nur eine Sekunde später irgendwo aufgetaucht wäre. Ich bin daher unendlich dankbar, meinem Bauchgefühl gefolgt zu sein und erreicht zu haben, was ich mir gewünscht habe.

Bild: (c) Nora Lüders, 2018
Haszcara Termine 2018
14.09.2018 Berlin – Monarch („Polaris“ Release Show!)
02.10.2018 München – Feierwerk
13.10.2018 CH-Bern – Reitschule
18.10.2018 Leipzig – Conne Island
27.10.2018 St. Ingbert – JUZ
02.11.2018 Oberhausen – Druckluft
16.11.2018 Kiel – Schaubude
Album Cover + Tracklist
01. Intro (Mittelfinger)
02. Nachtdepression
03. Lauter Rapper
04. Hannah Montana
05. Das ist ein Skit
06. Hast du gedacht
07. Ich bin nicht hier
08. Immer nach dem Training
09. Enjoy : Control (Interlude)
10. Überlebenskünstlerin
11. Rauchen und nix tun
12. Ich mach gar nix (Interlude)
13. Keiner außer mir
14. Outro (Ich bin hier)
Album Streams
Der Beitrag „Es gab eine Phase, da habe ich nur Metal gehört und E-Gitarre gespielt“ – Haszcara im Interview über ihr Album „Polaris“ erschien zuerst auf RAP-N-BLUES.com.