
Dissy präsentiert sein neues Album „Playlist 01“
Dissy ist Rapper, Producer und Videoregisseur zugleich. Ein wahres Multitalent. Er spielt mit den dunklen Seiten und verbindet sie mit dem Schönen. Dabei kombiniert der Erfurter verschiedene Musikstile und lässt so seinen ganz eigenen Sound entstehen.
Nun meldet sich der Erfurter mit einem neuen Album zurück. Thematisch spielen darauf die verlorene Jugend, unsere Generation und die Flucht davor eine große Rolle. Passend dazu sprachen wir mit dem Erfurter über seine „Playlist 01“. Hier könnt ihr euch das Interview durchlesen und das Release in voller Länge anhören.
„Playlist 01“ // Album Streams
„Playlist 01?“ // Short Facts
- Länge: 11 Tracks
- Features: Clueso, Moat, Maeckes,
- Release Date: 28. September 2018
- WWW: dissythekid.de
Interview mit Dissy
Deine EPs und auch das Album „Playlist 01“ klingen nicht nach dem typischen Rap-Sound. Was hörst du privat gerne?
Dissy: Alles mögliche, kommt einfach auf die Stimmung an! Echt viele verschiedene Musikrichtungen. Zum Arbeiten höre ich eher elektronische Sachen, aber sonst auch sowas wie Radiohead und Portugal.
Ist bei „Alles mögliche“ auch Rap dabei?
Dissy: Ja! Vince Staples zum Beispiel.
„Rave on 2018“ ist eine Hommage an Blumentopf. Hast du einen besonderen Bezug zu der Band oder zu der Zeit?
Dissy: Ich glaube, damals auf einer „Bravo Hits“ oder so war mal ein Song von denen drauf. Dadurch kannte ich Blumentopf. Und „Rave on“ lief immer wenn ich mit Homies gechillt habe, irgendwo zwischen vielen anderen Songs.
Bei meinem Track „Rave on 2018“ war zuerst die Zeile „Wir haben die Bassröhre im Heck“ und das hat irgendwie nicht gereicht. Deshalb hatte ich die Idee das mit dem „Rave on“ von damals zu verknüpfen. Krass, dass du das kennst!
Blumentopf – „Rave On“
Gibt’s einen Song, an dem du besonders lange gearbeitet hast?
„Sie kommen in der Nacht“, da haben wir echt ewig dran gearbeitet. Wir hatten die Hook und mussten dann gucken wie wir alles drum rum bauen. Wir wollten die Brüche aufgreifen, aber es sollte trotzdem stimmig klingen. Aber der Song war mal zu langweilig, dann zu sphärisch, und am Ende hatten wir tausend verschiedene Versionen. Der hat sich wirklich lange hingezogen. Dafür ging aber „Peter Parker“ am schnellsten.
DISSY – „Peter Parker“
Am Wochenende lieber Techno-Rave oder Acapella-Battle?
Lieber Techno-Rave. Acapella-Battle ist auch lustig, aber irgendwie bin ich da nicht mehr so drin. Ich hab das mal gefeiert! Aber wenn ich jetzt mal feiern gehe, dann manchmal auch zu HipHop-Partys, aber doch eher zu Techno-Partys – hängt aber auch mit den Freunden zusammen.
Du machst auch Musikvideos für Clueso. Somit sind die Features mit ihm auf deinem Album auch kein Wunder. Ist das dein Versuch in den Mainstream zu kommen?
Nee, wir haben einfach zusammen bei Clueso in Erfurt gechillt und immer Mukke gemacht. Ich habe ihm dann den Beat von „Wagen voll Müll“ gezeigt, den fand er geil und hat gleich eine Melodie drüber gesungen. Der Track ist also in einer Studiosession entstanden.
DISSY feat. Clueso – „Wagen voll Müll“
Aber es sind zwei Tracks mit Clueso auf „Playlist 01“?
Achso ja! Bei „Du passt hier nicht hin“ haben wir mit Dope Est Dope ein expertimentelles Ding gemacht. Clueso hat das auch gehört, aber fand den etwas langweilig und hat dann selber noch was drauf produziert. Danach habe ich in die Hook geschrieben, Clueso hat sie eingesungen. Als das dann alles fertig war, kam Maeckes noch mit drauf. An dem Track haben echt super viele Leute mitgearbeitet.

Das neue Dissy Album „Playlist 01“ als Vinyl-Variante
Also war Maeckes bei der Session nicht dabei?
Nein, wir haben uns mal hier in Berlin getroffen. Da habe ich ihm meine Sachen gezeigt und gemeint, dass in dem Track „Du passt hier nicht hin“ noch ein Part frei wäre. Maeckes hatte Bock drauf und hat dann den Part geschrieben und uns geschickt.
Sind deine eigenen Drogenerfahrungen auf dem Album verarbeitet?
Auch, aber auch vieles aus dem Umfeld. Es geht doch auch bei super vielen anderen Rappern darum. Aber eigentlich beziehe ich es allgemein auf die Gesellschaft; man dröhnt sich zu, verdrängt was in der Welt so abgeht und lenkt sich mit allem möglichen ab. Man kann vieles als „Droge“ sehen.
Dein Track „Die Welt ist böse“ ist in den Parts gesellschaftskritisch, aber die Hook klingt wie ein billiger Anmachspruch. Du spielst gern mit den Kontrasten, oder?
Ich steh wirklich voll auf Kontraste. Am liebsten Dreck in Verbindung mit etwas Schönem. Also das Dunkle hat dann auch immer was romantisches. Es gehören beide Seiten zum Leben dazu und nur dreckig würde nicht zu mir passen. Durch den Kontrast vereine ich auch den naiven Dissy und den bösen Schatten Fynn.
Aber gerade bei dem Track geht es auch darum, dass ich eigentlich eine Frau rumbekommen will, die aber diese ganzen Verschwörungstheorien im Kopf hat und spiele dabei mit dem ganzen Thema.

Dissy’s Alter Ego „Fynn“
Ich bin kein Fan von der Aussage, dass man nur eine Sache machen sollte, aber die dafür richtig. Doch wenn du dich zwischen dem Rappen, Produzieren und Videos machen entscheiden müsstest. Wofür würdest du dich entscheiden?
Das ist so hart zu beantworten, weil egal worauf ich verzichten würde, mir würde das echt fehlen! Ich habe bisher mein Geld mit den Videos verdient, somit wäre es das Vernünftigste das weiter zu machen. Aber Musik machen ist das geilste auf der Welt! Sich dann aber noch zwischen rappen oder produzieren zu entscheiden ist dann echt schwer. Aber nee, ich nehm die Videos. Dann würde ich aber gern irgendwann richtige Filme machen.
Hast du dann auch Phasen, in dem du dich nur auf eine kreative Sache konzentrieren kannst?
Ja, ich kann immer nur eine Sache machen. Ich muss mich immer voll und ganz darauf konzentrieren. Wenn ich zum Beispiel für jemand anderen ein Video mache, dann kann ich parallel dazu keine Musik machen.
Aber wenn du deine eigenen Songs schreibst, dann hast du doch bestimmt schon die Idee zum Video im Kopf?
Klar, aber das gesamte sehe ich dann als ein Projekt an. Das ist dann wirklich das beste. Schreiben, Beats machen und überlegen, wie die Videos aussehen könnten, damit das alles eine Welt ist.
Kannst du auch Musikvideos machen, wenn du den Song nicht feierst?
Leider nein. Ich habe schon ein paar Aufträge abgesagt, wenn mir der Song nicht zugesagt hat.
Wenn alle Welthits nur „Copy- und Paste-Shit“ sind, warum machst du dann selber keinen?
Ich will mit dem nächsten Album Welthits machen!
Also hast du dann keinen künstlerischen Anspruch mehr?
Naja, ich versuch meine Musik immer mehr zu vereinfachen und nicht mehr so verkopft an das Ganze ran zu gehen. Mal gucken, wie weit ich es beim nächsten Album vereinfachen kann, damit es trotzdem noch eine coole, künstlerische Ebene hat.
Beim anhören des Albums ist mir aufgefallen, dass der Song „Lagerfeuer“ fast wie ein Liebeslied für Fynn klingt. Siehst du das genau so?
(lacht) Es geht eher darum, dass ich mich damit abfinde, dass er da ist. Jeder Mensch trägt einen Fynn in sich, da jeder auch negative Seiten hat. Er gehört einfach zu, man kann ihn nicht wegschieben, sondern nur akzeptieren.
Du rappst im Song „Wagen voll Müll“, dass dir Ehrgeiz nicht so gut steht. Aber von außen betrachtet, wirkst du schon ehrgeizig.
Das stimmt, ich arbeite auch viel gerade. Aber in dem Track geht es eher um die Kunstfigur und das Feeling in dem Moment. Sowie früher mit den Homies eben.
Du hast auch schon für einige Musikvideos Regie geführt. Unter anderem „Generation Maybe“ von Teesy & Megaloh und „Mann im Mond“ von Audio88 & Yassin. Ist es von Vorteil, dass du selbst Musiker bist?
Definitiv. Ich weiß, dass es wichtig ist, auf die Grundideen von den Künstler einzugehen. Deshalb beschäftige ich mich davor auch viel mit den Künstlern, zusammen entwickeln wir dann mit denen die Ideen dafür. Ich will niemandem meine Vision aufdrängen.
Du gehst dieses Jahr mit Chefket auf Tour und bist sein Support-Act. Wie kam der Kontakt mit zustande und bist du schon aufgeregt wegen der Tour?
Der Kontakt kam über Clueso zustande. Chefket war Support bei Clueso, da haben wir uns kennengelernt und gleich gut verstanden. Der Rest lief dann über die Booking-Agentur. Aber ich habe auf jeden Fall Bock und wir bereiten auch eine coole Show vor, damit das auch zum Chefket-Publikum und seinem Sound passt.
Vielen Dank für das Interview. Die letzten Worte gehören dir.
Ich grüße alle die mich unterstützt haben und ihr dürft alle gespannt sein auf das Album „Playlist 01“.
„Playlist 01“ // Cover Art + Tracklist
01. Wald Intro 0:45
02. Rave On 2018 3:29
03. Sie kommen in der Nacht (feat. MOAT) 2:46
04. Peter Parker 3:12
05. Die Welt ist böse 3:33
06. Nitro 3:09
07. Du Passt Hier Nicht Hin (feat. Maeckes & Clueso) 3:05
08. Lagerfeuerlied 4:28
09. Wagen voll Müll (feat. Clueso) 3:14
10. Nichts 4:07
11. Fynn Epilog 3:07
Der Beitrag „Ich steh voll auf Kontraste. Am liebsten Dreck in Verbindung mit etwas Schönem“ – Dissy im Interview über sein neues Album „Playlist 01“ erschien zuerst auf RAP-N-BLUES.com.