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„Blockparty – geile Party. Hip-Hop durch und durch“– Streetartist Raws über seine Graffiti-Pieces

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Raws

In der Serie „Jedes Foto eine Geschichte“ stellen uns ausgewählte Künstler einige Fotos aus ihrem Alltag vor und schreiben darüber. Heute mit Kai Imhof aka Raws.

Der aus Berlin stammende Graffiti-Künstler ist durch seine Kunst schon gut herumgekommen. In den letzten beiden Jahren standen für ihn unter anderem Frankreich, Indonesien, Italien und Irland auf dem Reise-Programm. An jeder Location hinterließ der gute Mann ein eigenes Piece für die Nachwelt.

Im folgenden Beitrag stellt uns Raws nun einige seiner Werke vor und erzählt zu jedem Bild die Hintergrundgeschichte. Passend dazu veröffentlichen wir morgen auch ein Interview mit dem Berliner, in dem er uns erzählt,wie es für ihn mimt dem Sprühen eigentlich losging.

Raws im Internet: Website | Facebook | Instagram

Artcaden, 2017

Graffiti in einem Kaufhaus. Klingt erstmal nach viel Adrenalin und Wegsprinten vor den Securities. Ganz so war es zum Glück nicht. Im Rahmen des Kunstprojektes „Artcaden“ hatte ich die Möglichkeit auf ganz legale Weise an einem top Spot in den „Wilmersdorfer Arcaden“ meiner Kunst freien Lauf zu lassen. Das Kaufhaus hat täglich ca. 20000 Besucher und viele von denen müssen genau an meinem Bild vorbei, weil das der zentralste Platz im Kaufhaus ist.

Das „Artcaden“-Projekt wurde 2017 von den Machern von „The Haus – Berlinartbang“, bekannt aus Funk und Fernsehen, ins Leben gerufen. Dabei ging es darum, das Kaufhaus kreativ umzugestalten. Unter anderem gab’s Virtual Reality, klassisches Graffiti, aber auch Tapeart zu sehen. War ne geile Party. Mein Graffiti müsste immernoch stehen.

Wandelism, 2018

Auf dieses Bild bin ich im gestalterischen Sinne sehr stolz, da es das erste größere Wandbild war, indem ich mein klassisches Graffiti mit meinen abstrakten, grafischen Formen verbunden habe. Die Ausstellung „Wandelism“ fand im Frühjahr 2018 statt und war ein absoluter Besuchermagnet. In nur 2 Wochen waren über 10000 Besucher vor Ort, was für eine Urbanart Ausstellung schon sehr gut ist.

Das Konzept bestand darin, dass das umgestaltete Gebäude nach der Ausstellung abgerissen wurde. Kunst auf Zeit also. Ausgestellt haben unter anderem Szenegrößen, wie Loomit, 1UP oder Onur. Und Raws. ;-)

Rawskilde, 2017

Ein absolutes Highlight meiner Reisen 2017 war die Teilnahme am „Roskilde Festival“ in Dänemark. Das Festival ist eines der Größten in Europa und konnte schon Artists wie U2, Eminem, Ice Cube, Nirvana und viele mehr aufweisen.

Umso geiler, dass es dort seit 20 Jahren ein Kreativcamp gibt, in dem sich Künstler aus aller Welt ausleben können. Ich hatte also 2017 die Möglichkeit an einem der geilsten Festival überhaupt teilzunehmen und dabei meine Kunst zu zeigen. Dort ist unter anderem das hier zu sehende Bild entstanden.

Abandoned Spot im Nirgendwo

Abandoned Spots sind für mich mit die Spannendsten, die ich besprühen kann. Ich liebe es raus aus Berlin in die Tundra zu fahren und alte Gelände zu entdecken. Oftmals handelt es sich um verlassene Armeestützpunkte der Russen, aber auch Industrieanlagen oder Wohnhäuser zählen zu meinen Favoriten.

Ich find es total interessant, mir vorzustellen, wer dort wohl damals wie gelebt oder gearbeitet hat und finde es spannend, wie die Natur sich alles zurückholt. Das Bild ist auf einem solchen „Russen“-Gelände entstanden. Während des Malens haben mich ein paar Rehe beobachtet.

Blockparty in Straßburg

Blockparty – geile Party. Hip-Hop durch und durch. Ich war dieses Jahr in Frankreich/Strassburg zur Blockparty eingeladen. Drei Tage Wein, Hip-Hop und Flammkuchen. Ich war total beeindruckt von der Stadt. Gerade der alte Stadtteil ist super urig und verwinkelt. Ganz zu schweigen von dem Strassburger Munster.

Und mitten in dieser mittelalterlichen Stadt: Hip-Hop! Rapper, Breaker, DJ’s und Sprayer. Alle auf einer Art Industrieinsel im Hafen der Stadt. Ich hatte das Glück, einen der begehrten Kranwände bemalen zu dürfen. Mit meinem Bild bin ich auch super zufrieden. Schön klassisches Graffiti.

Raws in Dublin

Ich liebe es zu Reisen, gerade wenn es sich um einen Trip handelt, die mir durch mein Graffiti ermöglicht wurde. So auch 2015 nach Dublin/Irland. Wie man auf dem Foto erkennen kann, war es nass. Aber das ist ganz normal dort oben. Um die Feuchtigkeit nicht nur von oben zu genießen, haben wir uns über die Tage mit dem einen oder anderen Guiness volllaufen lassen. Das können die Iren. Feiern können sie auch. Wir waren in richtig urigen Kneipen unterwegs. War ne geile Zeit.

Achso und Graffiti haben wir auch gemacht. Zur „All City Jam“ sind wir nämlich eingeladen worden und haben auch hier viele internationale Künstler kennenlernen dürfen. Allen voran Scan aus Canada. Rest in peace!

Bella Italia, 2018

2018 war ein gutes Jahr. Neben Frankreich, durfte ich kurze Zeit später auch nach Italien fliegen, um für das „Jump Festival“ zu sprühen. Sehr geile Leute, hammer Pizza und eine geile Altstadt. Bari ist ein Dreh- und Angelpunkt in Süditalien und liegt unmittelbar am Meer.

Nach dem eigentlichen Event waren wir am letzten Tag noch auf einem Abrissgelände, um die Dosen leer zu machen. Für mich sogar so etwas wie das eigentliche Highlight. Wie gesagt, ich liebe diese Spots. An der Stelle „fette Grüße“ an GoldenGreen aus Hamburg, der auch dabei war. Nach der schnellen Session ging’s nochmal im Meer baden und dann ab zurück zum Flughafen.

Indonesien, 2017

Mein bisheriges Reisehighlight überhaupt. Im Winter 2017 bin ich mit dem Kollegen „Hombre Suk“ zum „Streetdealin Festival“ nach Jakarta eingeladen worden. Das zu sehende Bild ist direkt am ersten Tag nach 2 Stunden Schlaf entstanden. Ich wurde vom Flieger abgeholt und direkt in die „Neightborhoods“ gebracht, um dort zu sprühen.

Der absolute Hammer! Ich war so geflasht von den engen, mit Palmen bewucherten Gassen, den spielenden Kindern, den intensiven Gerüchen, der Freundlichkeit der Menschen und der gesamten Atmosphäre, dass der Schlafmangel sofort vergessen war. Für die Anwohner war ich als weißer Mann mit Sprühdose wahrscheinlich das noch größere Highlight.^^

Ich habe neben Heiratsanträgen, exotischen Früchten oder Hühnern auch Katzen angeboten bekommen. Skurril aber witzig. Definitiv einer der eindrucksvollsten Gegenden, in denen ich je war. Ein Herz für die Kids von Jakarta!

Indonesien pt. 2

Das Foto zeigt von Links nach Rechts: Hombre (mein deutscher Sprüherkollege), Tuyu, mich und Darbotz, welcher so ziemlich der bekannteste Urbanart-Künstler in Süd-Ost-Asien ist. Das Foto entstand, nachdem wir direkt an der Hauptstraße an eine Hüttenfront gemalt haben. Das Besondere: wir haben ungefragt gemalt, was laut Darbotz kein Problem ist.

Nach ein paar Minuten kam der Besitzer raus und hat gefragt, was wir da machen. Nach einer kurzen Erklärung, dass wir europäische Kunstler sind, gab’s ein Lächeln und ein Selfie. Das wars. In Deutschland undenkbar. Diese unvoreingenommene Art gegenüber Graffiti hat mich total beeindruckt. Für die Asiaten ist es halt bunte Farbe. Nicht mehr und nicht weniger. Nix Polizei. Nix Anwalt. Nix Knast. Ausgenommen Singapur! Dort lieber nicht sprühen!

Kids in Jakarta

Das Foto zeigt, wie geil die Kids in den Neightborhoods in Jakarta drauf sind. So fröhlich und positiv, obwohl sie nicht viel haben. Da sind wir deutschen Erwachsenen echt noch weit von entfernt und können uns meiner Meinung nach ein große Scheibe abschneiden.

Ein weiteres Abrissgebäude

Raws Abandoned – ein weiteres Bild in einem Abrissgebäude. Ich bin damit sehr zufrieden und habe ein Video dazu produziert, was ich euch nicht vorenthalten möchte. Checkt es aus, um einen Eindruck von meinen Sessions auf diesen Geländen zu bekommen:

Hall of Fame

Dieses Bild möchte ich Euch nicht vorenthalten, weil ich zum einen sehr zufrieden damit bin und zum anderen zeigen möchte, wo es einen legalen Sprüher in der Regel hinzieht. Nämlich an die Hall of Fame. Die ganzen Ausstellungen und Reisen sind natürlich die Kirschen auf der Sahnehaube, der Sprüheralltag sieht bei den meisten aber so aus, dass man sich eine Wand sucht, für die man eine Genehmigung hat, einen Eimer Farbe und Dosen mitnimmt und die hundertste Schicht Farbe aufträgt.

Gerade in Berlin haben wir leider viel zu wenig Flächen und sind somit gezwungen immer wieder über andere Bilder drüberzusprühen. Das ist natürlich sehr schade, aber gerade in Zeiten von Instagram und Co, reicht es mir oft ein gutes Foto zu haben, welche ich auf Plattformen, wie dieser hier, einer breiteren Masse zeigen kann. Und das auch weltweit. Denn auf Grund dieser Fotos sehen Menschen aus Indonesien meine Graffitis und laden mich zu Ihren Events ein. :-)

Lest morgen ab 8:00 Uhr ein Interview mit Raws, in der er unter anderem von seinen Graffiti-Anfängen berichtet.


Alle Fotos: (c) Raws. Mit freundlicher Genehmigung

Der Beitrag „Blockparty – geile Party. Hip-Hop durch und durch“ – Streetartist Raws über seine Graffiti-Pieces erschien zuerst auf RAP-N-BLUES.com.


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