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„Rap Kitchen“– ein Deutschrap-Kochbuch: Interview mit Autor Johann Voigt

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Rap Kitchen Cover

Hip-Hop ist vielfältig, was sich nicht nur nicht nur in der Sprache, dem Aussehen und den Werten, sondern auch in der Küche widerspiegelt.

Der Musikjournalist Johann Voigt und Fotograf Emil Schramm haben sich diesem Punkt angenommen und veröffentlichen mit ‚Rap Kitchen‘ nun ein Deutschrap-Kochbuch. Knapp 20 Rapper sind dabei, präsentieren zusammen 60 verschiedene Rezepte zum Nachkochen und verraten noch das eine oder andere interessante Detail dazu.

Zu Wort kommen bzw. zum Löffel greifen Sido, Chefket, Haiyti, Eunique, MC Bomber, Omik K, Plusmacher, Chakuza, Eko Fresh, Jaysus, 3Plusss, Mauli, Manny Marc & Tai Jason, Harris, Bass Sultan Hengzt, Haze, Prinz Pi, Marvin Game, Silla und Maeckes.

Erhältlich ist das Buch ab dem 8. September. Cover (Eine Anspielung aus das Albumcover „Chicken-n-Beer“ von Ludacris), Vertrieb etc. wurde vom Callwey Verlag und Walk This Way übernommen. Passend dazu haben wir uns mit dem Autor Johann Voigt über sein Projekt unterhalten.

Interview mit Johann Voigt

Wie bist du auf die Idee gekommen, ein Kochbuch zu veröffentlichen? Damit verbunden: Gibt es etwas, dass alle Rapper gemeinsam haben, wenn sie kochen?

Emil Schramm hatte die Idee zu ‚Rap Kitchen‘. Er hat schon mehrere Kochbücher veröffentlicht und fotografiert nebenbei zudem oft Rapper. Das Buch verbindet nun beides. Ich bin als Autor dazugestoßen, als das Konzept schon stand und fand es sofort gut.

Gerade weil es nichts gibt, was alle Rapper im Bezug aufs Kochen gemeinsam haben. Die Vorlieben sind total unterschiedlich. Harte Straßenrapper ernähren sich furchtbar bewusst, andere träumen sich beim Kochen von der Küche in Berlin-Tempelhof nach Thailand. Durch die verschiedenen kulturellen Hintergründe der Rapper im Buch, treffen unglaublich viele Rezepte aufeinander.

Für mich war auch interessant, dass ich in den Interviews mit den Künstlern eine andere Perspektive als sonst einnehmen konnte. Ich wollte vordergründig nichts hinterfragen, nichts kritisieren, nichts einordnen wie ich es in meiner journalistischen Arbeit mache. Ich konnte viel über das Leben der Künstler erfahren, denn Kochen und Essen sind gute Aufhänger für Gespräche. Oft sind damit intime Erinnerungen verknüpft und einige davon kann man jetzt im Buch nachlesen.

Nach welchem Muster habt ihr die Rapper ausgewählt? Gab eseine Auswahl nach verschiedenen Kulturen oder Städten? Gab es auch Rapper, die kein Interesse hatten?

Wir haben überlegt, welche Rapper wir interessant und welche wir relevant finden. Dadurch ist automatisch eine gute Mischung entstanden. Natürlich hatten manche Künstler kein Interesse am Buch. Einige, weil sie einfach nicht Kochen können, andere, weil sie keine Zeit hatten oder Interviews nur dann geben, wenn sie ein Album verkaufen wollen.

Gab es auch Teilnehmer, die euch mit ihren Kochkünsten überrascht haben?

Überrascht haben mich alle Rapperinnen und Rapper und das auf unterschiedliche Weise. Entweder während der Interviews, weil die Situation so absurd war oder mit ihren Geschichten rund ums Kochen.

Omik K hat von Fleichdieben auf Kuba erzählt, die nachts irgendwo einsteigen und Rinder schlachten, weil sich Rindfleisch dort nur die Reichsten leisten können. Dafür drohen dann krasse Gefängnisstrafen.

Chakuza hat von seiner Zeit in einem abgelegenen Koch-Internat und seiner Stelle als Küchenchef in einem Edelrestaurant erzählt. Solche Details fand ich spannend.

Einmal kam aber auch ein Rapper mittags direkt von einer Party zu uns in ein Restaurant, hatte sich vorher noch, sagen wir mal „Helfer“, genehmigt und das Interview war auf produktive Weise unberechenbar. Das war dann auch eine Überraschung.

Was war der schönste Moment bei der Arbeit am Buch?

Der Moment, an dem ich mit meinem Teil des Buchs endlich fertig war. Es ist zwar ganz schön, sich über Monate hinweg mit kochenden Rappern zu beschäftigen, aber irgendwann reicht es.

Ist das Buch nur für Rap-Fans geeignet oder können auch nicht Rap-affine Leser etwas daraus ziehen?

Ich denke, das Buch ist interessant für Rapfans, die Rapper aus einer neuen Perspektive kennenlernen wollen. Viele Themen wurden so in anderen Interviews noch nicht durchgekaut. Für Leute, die gerne Kochen, ist es vor allem deswegen spannend, weil Rezepte aus unglaublich vielen Esskulturen zusammenkommen. Wenn man sich einmal durchs ganze Buch kocht, ist das wie eine kulinarische Weltreise.

Wie wichtig war hier die Mischung aus gut geschriebenen Texten und Bildern, die den Rapper und ihre Kochkünste gut in Szene setzen?

Emil hat großartige Bilder gemacht, die eben nicht nur auf eine super sleeke Weise irgendwelche drapierten Gerichte abbilden. Um zu erfahren, warum das so ist und wer die Leute sind, die da mit Joint am Kottbusser Tor stehen oder Oberkörperfrei vor einer Baustelle, ist der Text wichtig. Für ein Kochbuch ist ‚Rap Kitchen‘ ziemlich textlastig.

Ich glaube sogar, dass das Buch unterhalten kann, wenn man gar nichts daraus kocht, sondern nur die Texte liest und sich die Bilder anschaut.

Was ist spontan dein persönliches Lieblingsrezept aus dem Buch und warum?

Das eine Lieblingsrezept gibt es nicht. Ich kann es auch deswegen nicht sagen, weil ich viele der Rezepte noch nicht selbst gekocht habe.

Gespannt bin ich aber auf Sidos Rouladen. Wir saßen bei DJ Desue im Studio, Sido schwärmte von seinen krassen Rouladen, die er manchmal macht. Sogar auf Tour. Für die ganze Crew. Sowohl Sidos Tourkoch, der im übrigen die Rezepte für unser Buch nachgekocht hat als auch DJ Desue haben bestätigt, dass die wirklich richtig gut sind.

Ist eine Fortsetzung geplant?

Erst mal gibt es ja genügend Rezepte und Geschichten in diesem Buch zu entdecken. Darum ist eine Fortsetzung momentan kein Thema. Aber wer weiß, wie das in fünf Jahren aussieht, wenn sich die Rapszene wieder verändert und erweitert hat. Ich denke die Rap & Kochen-Geschichte ist noch nicht auserzählt.

‚Rap Kitchen‘ ist ab dem 8. September über den Callwey Verlag auf allen gängigen Plattformen erhältlich.

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Emil Schramm, Patrick Thiede, Johann Voigt (v.l.n.r. – © Emil Schramm)

Der Beitrag „Rap Kitchen“ – ein Deutschrap-Kochbuch: Interview mit Autor Johann Voigt erschien zuerst auf RAP-N-BLUES.com.


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