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Who’s On Next: Zack Jack – Trotz rosaroter Brille ist alles grau in grau (Videos, Snippets + Interview)

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Manchmal befindet sich in dem imaginären Stapel an Videos, Audios, Streams, Downloads und CDs von Newcomern auch ein vielversprechender Rohdiamant. Manchmal reicht eben auch ein kurzes: „Hallo Rap and Blues-Team, ich habe gestern ein Video zu meinem Song ‚Cognac’ herausgebracht.“.

Eine Video und CD-Sendung später, stellt es fast schon eine echte Herzensangelegenheit für mich dar „Zack Jack“ vorzustellen. Der 26-jährige Regensburger veröffentlicht am 10. Juli sein Debüt-Album „Trotz rosaroter Brille ist alles grau in grau“ in das ich netterweise schon reinhören durfte. Drei Begriffe kamen mir dabei spontan in den Sinn: „Raptechnik“, „Düsterheit“ und „Unkonventionalität“. Sein musikalischer Anspruch bewegt sich irgendwo zwischen Absztrakkt und Tua. Wie diese beiden Künstler auch hat er für mich den Spagat zwischen „technikfixiert“ und „lyrischen Tiefgang“ gemeistert.

Damit ihr euch ein noch besseres Bild von seiner Musik machen könnt, gibt es hier die bisherigen Videoauskopplungen und ein „5 Fragen zum Album“ mit ihm:

Welche Assoziationen fallen dir in Bezug auf dein anstehendes Album bei den drei Begriffen, „Raptechnik“, „Düsterheit“ und „Unkonventionalität“ ein?

Eine solide Raptechnik hat heutzutage fast jeder Rapper. Die Kunst besteht für meine Begriffe darin, sie mit einer inhaltlichen Tiefe und Sprachgewandtheit zu verknüpfen. Ich denke, das ist mir auf dem Album an vielen Stellen gut gelungen.

Die Düsterheit ist dem Kernthema „Depressionen“ geschuldet. Sie spiegelt sich in der Musik und vor allem in den Texten wieder.

Unkonventionalität ist von deinen genannten Schlagwörtern der wichtigste Punkt für mich. Auf Dauer will ich sie zu meiner Norm machen. Wenn der unkonventionelle Ansatz zu deiner Regel wird, kannst du zwischendurch auch mal was konventionelles machen, was nach eigenem Kodex dann ja wieder unkonventionell wäre. Da will ich hin. Songs wie „Spiegelbild“, „1929“, „Grau in grau“ und auch „Cognac“ gehen schon mal stark in diese Richtung.

Das Album wurde in kompletter Eigenregie produziert. Glaubst du, dass man es im Endprodukt heraushören kann, wenn ein Künstler von Beginn an in die Produktion mitinvolviert ist?

Auf jeden Fall. Man erkennt eine klare Soundästhetik. Ich bin auch großer Fan von Alben, die ausschließlich von einem Produzenten produziert wurden. Es muss ja nicht zwingend der Künstler selbst sein, der die Beats macht. Aber es kann einem Album nur gut tun, wenn man nicht zu viele Köche daran herumrühren lässt. Bei solchen Alben hört man häufig raus, dass der Interpret keine Vision hatte, wie das am Ende eigentlich klingen soll. Wenn man als Künstler bei der Produktion involviert ist oder die Beats selbst macht, hat man unmittelbaren Einfluss auf das Soundbild des Albums, was meistens auch im Endprodukt herauszuhören ist.

Wieso sollte man sich dein Album anhören?

Inmitten der Startphase habe ich mir die Frage natürlich häufig gestellt, aber (noch) keine richtige Antwort darauf gefunden. Es ist sowohl inhaltlich, als auch von der Soundästhetik her größtenteils recht sperrig geraten. Aber eben auch so, wie ich es haben wollte. Ich fühle mich zurzeit ein wenig wie Michael Keaton in „Birdman“. Eine Stimme flüstert mir permanent ins Ohr, ich sollte dies oder das tun, damit meine Hörerschaft wächst. Dabei will ich doch einfach nur Kunst machen, wie ich sie mir vorstelle, was in mancher Hinsicht eben wenig Schnittmengen mit dem Geschmack der Masse hat. Doch jeder Künstler, der etwas veröffentlicht, will natürlich auch Gehör finden.

Wenn ich also klipp und klar auf deine Frage antworten müsste, würde ich sagen: Das Album hat lyrische Tiefe, ausgefeilte Reimschemata und eröffnet dem Hörer sowohl inhaltlich, als auch musikalisch einen neuen Blickwinkel. Ich weiß, dass es da draußen Menschen gibt, die diesem Stil etwas abgewinnen können, da sie auf der Suche nach Alternativen zum herkömmlichen Hip Hop-Sound sind. Rap ist noch lange nicht am Limit seiner Vielfalt. Das Album ist ein erster Schritt in die richtige Richtung. In Zukunft sollen meine Werke noch wesentlich radikaler und eigenständiger werden. Sowohl lyrisch, als auch musikalisch.

Platt gefragt: Wieso ist deine Musik so depressiv? Denkst du nicht, dass deine Musik dich nur noch mehr runterzieht?

Das hat verschiedene Gründe. Zum einen natürlich der Aspekt, dass ich das Grundgefühl sehr gut kenne, über das ich schreibe. Doch natürlich spielt in meinen Texten auch das Stilmittel der Übertreibung eine große Rolle. Ich nehme ein Thema und blase es so groß auf, dass es zu zerplatzen droht. Jeder, der mich näher kennt, weiß, dass ich nicht „die Personifizierung des Hasses“ und auch kein „Menschenfeind“ bin. Das sind überspitzte Statements, um dem Hörer ein gewisses Grundgefühl zu veranschaulichen. Außerdem spiegelt sich im eigenem Schaffen bei jedem auch wieder, was für Entertainment er selbst konsumiert. Wir lassen uns klar auch immer von dem inspirieren, was uns selbst gefällt und das sind bei mir eher Platten, Filme und Bücher mit düsterem Einschlag.

Ich denke nicht, dass meine Musik mich noch mehr runterzieht. Eher das Gegenteil. Jeder kennt am Morgen nach einer durchgezechten Nacht dieses flaue Gefühl in der Magengegend und dann die Erleichterung, wenn man es schließlich schafft, sich auszukotzen. Danach geht’s einem viel besser. So ist es auch mit meiner Musik. Ich arbeite an einem Song und wenn ich dann irgendwann damit fertig bin, kann ich mich nicht mehr erinnern, aus welchem Impuls heraus ich diesen Text überhaupt geschrieben habe. Das ursprüngliche Gefühl hat sich bis dahin in Luft aufgelöst.

Eine Frage zu deinem Pressetext: Ist es nicht das Ziel eines „Unglücklichen“ irgendwann ein „Glücklicher“ zu werden, also sich mit dem Vorgesetzten zufrieden zu geben oder was ist das Ziel?

Im Prinzip hast du damit natürlich Recht. Jeder Mensch strebt nach Zufriedenheit. Aber das Glücklichsein geht eben oft auch mit großer Ignoranz des Glücklichen einher. Wenn ich mich jetzt nur noch auf mich und meinen eigenen Kosmos besinne, werde ich auf Dauer sicher recht glücklich sein. Aber das hat dann nichts mit objektiver Realität zu tun, falls es sowas gibt. Das ist ja auch das, was mein Albumtitel impliziert. Du kannst dir zwar eine rosarote Brille aufsetzen und so tun als wäre die Welt aus Zucker, doch in Wahrheit ist sie eben oft das blanke Grauen. Ich persönlich möchte einfach nicht mit Gute-Laune-Filter vor den Augen durch das Leben spazieren und so tun, als wäre alles ein großes Wattepusten. Wonach ich allerdings strebe, ist mehr innere Ausgeglichenheit. Diese dauerhafte Gedankenspirale zu unterbrechen und mehr im Jetzt zu sein. Ein Thema, worum es auch im Song „…also bin ich.“ geht.

Gibt es noch etwas, dass du bzgl. „Trotz rosaroter Brille ist alles grau in grau“ besonders hervorheben oder noch erwähnen möchtest?

Das Album ist mit viel Hingabe entstanden und hat einen langen Entstehungsprozess hinter sich. Ich freue mich über jeden Einzelnen, der sich darauf einlässt und mal reinhört. Wem die bisherigen Videos und Snippets gefallen, darf das Album ab sofort gerne auf meiner Homepage vorbestellen. Und an alle Labels: I’m unsigned. Holla at me.

Cover Art

Zack_Jack_Cover

Tracklist
01. Cognac
02. Hass
03. Gleis 3
04. Spiegelbild
05. Ich denke…
06. Angela
07. 1929
08. Sterben (feat. Kaveli)
09. Ground Zero
10. Auf der anderen Seite
11. …also bin ich.
12. Grau in grau

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