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Interview mit Blut & Kasse: Artist Feature #161

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Blut&Kasse

In der „Artist Feature“ Serie stellen wir euch regelmäßig interessante Musik-Künstler vor. Grundlage sind um die 15 Fragen, von denen einige immer gleich und einige individuell sind. Heute mit Blut & Kasse.

Wir dürfen vorstellen: Blut & Kasse – Lieblingsrapper deiner Lieblingsrapper. Der Würzburger überzeugt nicht durch Dinge abseits der Musik, sondern zu 100% durch seine Musik. Quasi jeder namenhafte Rapper würde ihn gerne auf seinem Album haben und so kam es unter anderem zu Zusammenarbeiten mit Azad, Sido, Olexesh und der 187 Straßenbande. Nun trafen wir ihn zum Interview – es geht um seine letzten Urlaube, Features, Familie und Business und natürlich sein neues Album „Jooj“, das seit dem 03. März erhältlich ist.

„Jooj“ – Album Stream

Interview

Wir beginnen das Artist Feature immer mit einem kulinarischen Teil. Welches Lokal würdest du jemandem empfehlen, der zum ersten Mal in Würzburg zu Gast ist?

Ganz unparteiisch, also ohne dass ich die Besitzer kenne, würde ich sagen Restaurant Hubland – ein Grieche mit einem geilen Ambiente, der zwar etwas teurer ist, aber einfach immer Bombe schmeckt und alles frisch zubereitet.

Ich hätte gedacht, du würdest „Mr. Satchi“ sagen…

(lacht) Wenn ich auf dem Weg ins Studio bin, kaufe ich dort immer Getränke.

Passend dazu: Was ist deine Leibspeise?

Hähnchen-Cordon-Bleu mit Kroketten.

Wie hast du dein letztes Silvester verbracht? Lässt du es mittlerweile durch deine Familie etwas ruhiger angehen?

Ich hab’ die letzten Jahre über eine gute Mischung hinbekommen. Letztes Jahr war es ziemlich ruhig, weil ich einfach nicht in der Stimmung war. Nur weil Silvester ist, muss man nicht unbedingt feiern.

An der Stelle fragen wir immer nach einem Lesetipp. Du hast „Der Todestrieb: Autobiographie eines Staatsfeindes“ von Nautilus Paperback als dein Lieblingsbuch bezeichnet. Was gefällt dir an dem Buch besonders?

Es ist noch immer mein Lieblingsbuch. Das Buch handelt von einem französischen Verbrecher, der kurz nach seiner Rückkehr aus Algerien angefangen hat Banken zu überfallen und später auch mit Kalaschnikows aus dem Gefängnis ausgebrochen ist. Action vom feinsten, mitreißend und realistisch, da es eine wahre Geschichte ist. Autobiographien finde ich allgemein geil, weil man sich oft in die Person hineinversetzen kann und in gewissen Situationen anders reagiert hätte. Das macht es so interessant.

Kann man sich überhaupt in eine solch extreme Situation hineinversetzen?

Auf jeden Fall, ich habe eine starke Empathie.

2016 hast du zunächst in Zürich und dann in Phuket Urlaub gemacht. Was hat dir an beiden Locations besonders gut gefallen?

Ich bin davor auf zwei Tourneen gewesen mit Silla (hier ein Tour-Bericht) und der 187 Straßenbande. Ich bin aber auch generell jemand, der gerne reist – alleine schon wegen der Musik. Obwohl 2016 musikalisch ziemlich ruhig war, habe ich das Reisen beibehalten. Ich habe Freunde in Zürich besucht, aber der Trip nach Thailand war wirklich Erholungsurlaub. Da wäre ich gerade auch gerne wieder.

Bestimmt wegen dem Wetter und dem Essen oder?

Voll! Dieses Jahr habe ich mir vorgenommen, mir die Schweiz mal im Sommer zu geben und im Winter nach Thailand zu fliegen. In der Schweiz gibt es so geile Seen, die man im Winter natürlich nicht nutzen kann. Thailand ist einfach geil zum Entspannen und Abschalten. Ich war davor kurz vorm Burnout. Musik, Familie und teilweise dann noch zehn Stunden normales Arbeiten machen einen fertig.

Gibt es etwas, das man sich von den Thailändern abgucken kann?

Das Entspannen. In Thailand gibt es an jeder Straßenecke einen Essensstand und die Leute dort verkaufen und essen gleichzeitig. In anderen Ländern wollen dir die Leute direkt etwas andrehen, wenn sie sehen, dass du ein Tourist bist. In Thailand geht dir keiner auf den Sack. Außer eine Transe, dir mir nachts gefolgt ist, als ich auf dem Heimweg war. Am Schluss habe ich sie gefilmt und es auf Instagram gepostet.

Die Deutschen sind oft Höhlenmenschen – sprich das Zuhause ist immer ganz wichtig. Deswegen sehen die Häuser hier auch immer so perfekt aus. Woanders findet das Leben draußen statt. Ich bin auch eher ein Fan davon. Schon während meiner Zeit in den USA war ich immer unter Menschen.

Sind die Thailänder auch offener gegenüber Fremden?

Voll! Ich habe dort auch einen echten Gangster kennengelernt, der zu mir gesagt hat: „Ich bin offen und ehrlich zu dir, aber wenn du eine falsche Schlange bist oder mich beklaust, dann knall’ ich dich ab.“ Die Thailänder sind gerade und spielen dir nichts vor. Das mag ich.

Generell hast du es 2016 eher ruhig angehen lassen. War es eine bewusste Entscheidung?

Das Musik-Ding ist natürlich sehr zeitaufwendig. Ich hab’ etwas mehr an meine Familie und mich denken müssen. Trotzdem war ich als Feature auf vielen Alben vertreten gewesen und hab’ das Video „GTA VI“ sowie ein Free Mixtape herausgebracht. Aber eben kein Album.

Celo-Olexesh-Blut&Kasse

Du hast in deiner Karriere schon sehr viele Features gemacht. Ich kenne kaum jemanden der in meiner Wahrnehmung mehr gemacht hat. Was glaubst du ist der Grund für diese vielen Anfragen?

Sehr oft entsteht so etwas durch den persönlichen Kontakt. Ich bin viel rumgekommen und versteh’ mich mit den meisten einfach gut. Aber ein großer Punkt ist vielleicht, dass die Leute in mir einfach nur einen vielseitigen Rapper sehen. Weil ich nicht in eine Schublade passe und mich jeder, egal was er macht, mich auf seinen Tracks vorstellen kann.

Sido hört mich auf einem feinsten BoomBap Instrumental („Stiche zählen“), Azad auf einem düsteren ‚Azad-typischen‘ Beat („Blind“) und die Features mit Olexesh („Unter der Brücke“, „Saftige Schluhas“) sind nichts von beidem. Ich würde mich auch freuen, wenn mich Bonez für einen Afrotrap-Song fragen würde. Natürlich liefere ich dann auch dementsprechend ab, sodass sie zufrieden sind. So macht man wiederum auch Werbung für sich. (lacht)

Ist dein Musikgeschmack auch so vielfältig?

Voll! An Lil’Wayne mag ich das bunte, an Mobb Deep das dunkle, an Trap die Melodie, an Dancehall den Rhythmus – an allem kann man etwas feiern. Wieso sollte man sich dann beschränken? Wenn ich immer die gleichen Sachen höre wird mir schlecht. Ich brauche Abwechslung, weil ich mich einfach gerne in Musik reinfühle und meinen Senf hinzugebe.

Ich mag es einfach, mich auszutoben. Man hört es auch auf meinen Alben, die alle unterschiedlich klingen. Den Track „Karma“ auf „Machermodus“ habe ich innerhalb von 15 Minuten geschrieben, während Abaz und Joshimixu noch das Piano-Sample eingespielt haben. Auf „Jooj“ hat Macloud fast alles produziert und alles klingt ein wenig rougher. In ihm habe ich nun meinen Produzenten gefunden und irgendwann entsteht dann dadurch vielleicht auch mein eigener Sound.

Obwohl dass nicht heißen soll, dass ich in Zukunft nicht weiterhin das mache, was ich will. Nimm zum Beispiel Jay-Z. Auf „Magna Carta…Holy Grail“ hat er sich auch mal einen Trap-Beat geschnappt und drauf gerappt, obwohl er Jay-Z ist.

Auf ein ganz besonderes Feature möchte ich dich noch direkt ansprechen. Wie war es mit Azad im Studio?

Im eigentlichen Moment nimmt man das alles nicht wahr. Man fühlt sich geehrt und der Tag ist gerettet, wenn die Anfrage kommt. Es ist einfach nur krass, wenn man bedenkt, dass man anfangs nur den Traum hatte, mit seiner Musik erfolgreich zu sein und Anklang zu finden. Plötzlich wird dann alles wahr. Hört sich wie eine Filmstory an.

Azad hat mich zu sich nach Frankfurt eingeladen, wir sind durch die Stadt gefahren, ich hab’ all seine Jungs kennengelernt und alles war so wie man es sich vorgestellt hat. Wir waren lange im Studio und haben viel ausprobiert. Ich habe etwas gebraucht und mich hineinzufühlen, weil es Azad ist und ich mir dachte „Fuck, du musst nun die krasseste Hook deines Lebens abliefern!“ Er ist ein Perfektionist und wir haben viel ausprobiert. Irgendwann kam er mit der Hook, die er noch nicht einmal aufgeschrieben hat. Leider ist man heutzutage nur noch selten mit einem Künstler im Studio und vieles entsteht über Hin- und Herschicken.

Was wurde eigentlich aus der Kollabo mit Eko Fresh, Olexesh, Capo, Veysel, Celo & Abdi, Hanybal und Milonair?

Ich weiß nicht wie viel ich dazu sagen kann, aber da kommt ein krasses Ding auf euch zu! Leider kann ich nicht sagen wann.

Jooj-Releasepaty-Odeon

So langsam würde ich dann zu deinem neuen Album „Jooj“ kommen. Was glaubst du ist der Grund dafür, dass Deutscher Rap so viele Ausrufe und neue Wörter hervorbringt?

Weil es von der Straße kommt.

Ist es so einfach? Die 257ers sind aber auch keine typischen Straßenkinder und haben „Akk!“ etabliert…

Doch! Von ihren Persönlichkeiten her, so wie ich sie kennengelernt habe, würde ich schon sagen, dass sie von der Straße kommen. Auch in kleinen Dörfern gibt es Jungs, die unter sich sind und die ich in diese Ecke packen würde. Da entstehen schneller solche Begriffe als bei Leuten, die perfekt Hochdeutsch reden müssen. Natürlich gibt es auch andere Gründe, aber die Straße ist schon ein großer Bestandteil davon.

All deine bisherigen Albentitel trugen das Wort „Macher“ in sich. Wieso plötzlich „Jooj“?

Wir hatten drei Alben mit dem Wort „Macher“ und es war für mich eine klassische Trilogie und irgendwann ist ja auch mal gut. Das Label heißt ja noch immer „Machermusik“.

Wer steckt denn alles hinter „Machermusik“?

Im Grund genommen sind das mein Partner Isso, der meine ganzen Videos gedreht hat und mit mir gemeinsam die Labelarbeit macht und Karos One, der all meine bisherigen Cover designt hat. Dazu hab’ ich noch einen starken Freundeskreis und Partner wie zum Beispiel Wolfpack, die mir auch Labelarbeit abnehmen. Aber im Großen und Ganzen machen das Isso und ich. Von der Planung bis zur Umsetzung. Du hast ja auch mich für ein Interview angeschrieben und nicht irgendein Management. Pressearbeit läuft auch über uns.

Während der Entstehungsphase hast du auch ein eigenes Studio gebaut. Wie kam es dazu?

Ich kann zwar produzieren, aufnehmen und alles weitere, aber mir war es immer wichtig vorab die richtigen Leute dafür zu treffen. Wir haben das Studio danach in wenigen Wochen aufgebaut und haben hier nun unsere Homebase. Mittlerweile herrscht dort ein reger Betrieb und es passiert ziemlich viel.

Du wolltest absichtlich kein „perfektes“ Album machen. Was hast du damit gemeint?

Ich sage im Intro „Bisher haben wir alles richtig gemacht und es wird an der Zeit alles falsch zu machen“. Ich wollte alles anders machen als ich es bisher gemacht habe. Damit meine ich hauptsächlich die Herangehensweise. Ich hab’ mich einfach locker gemacht und geschaut was dabei rauskommt, wenn ich einfach mal schreibe worauf und worüber ich Bock habe. Ich hab’ Lieder auf „Machermodus“ wie „Kopfkino“ oder „Zwei Minuten Schlaf“, die sehr durchdacht sind und bei denen ich mir wirklich Mühe gegeben habe. Titel wie „Jooj“ hätte ich damals niemals aufs Album gepackt.

Es gibt Rapper, die Ecken und Kanten brauchen und ihre Musik dadurch erst „perfekt“ klingt.

So seh’ ich es auch. Viele Rapper werden für ihre Fehler gefeiert, weil es persönliche Eigenschaften von ihnen sind. Man sieht sie als Fehler, weil sie nicht perfekt ins Bild passen. Dadurch habe ich mich auch etwas mehr öffnen und eine andere Seite zeigen können.

Was denkst du über Major Labels im Bezug zu deiner eigenen Karriere?

Wo mehr Geld ist, ist auch mehr Spielraum. Mit einem Major werden dir ganz neue Möglichkeiten eröffnet. Doch auch hier kommt es auf die Musik an. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass viele erfolgreiche Major-Acts zu Beginn ihrer Karriere eine große Fanbase aufgebaut haben, die ihnen beim Wachsen zugesehen hat, was ein wichtiger Schlüssel für den Erfolg ist. Die Majors haben das mittlerweile auch begriffen und signen keine Künstler, die sie noch aufbauen müssen. Von daher würde ich nicht sagen, dass ich mit einem Major sofort erfolgreicher wäre und ob deine Musik ein Hit wird, weiß auch keiner…

Gibt es abschließend noch etwas, dass du über „Jooj“ sagen willst?

„Jooj“ ist der Anfang von irgendetwas neuem. Was es ist und woher es kommt, kann ich noch nicht sagen. Es gibt mir das Gefühl von meinem ersten Album „Macher oder Träumer“. Ein Gefühl von Frische. Jeden muss sich einmal selbst neu erfinden. Auch wenn ein Künstler mit einem Image kommt, kann er es nur bis zu einem Gewissen Grad ausreizen.

Mittlerweile bist du auch Vater geworden. Inwieweit hat sich dadurch deine Musik verändert?

Mein Sohn hat mich auf jeden Fall verändert. Ich bin verantwortungsvoller geworden. Man denkt darüber, was man von seinen Eltern nicht bekommen hat. Wenn man ein Kind hat, macht man alles um es ihm später leichter zu machen. Bevor mein Sohn auf der Welt war, wusste ich gar nicht, wofür ich all das mache. Das „Macher-Ding“ ist nicht nur ein Ansporn für meine Hörer sondern auch für mich. Mein Sohn sorgt dafür, dass ich immer in Bewegung bleibe. Ich kann nicht chillen, Scheiße bauen oder Dinge tun, bei denen am Ende nichts herausbringt.

Zum Abschluß haben wir ein paar Sätze zum Vervollständigen. Fünf Minuten vor der Show…

…sind fünf Minuten vor der Show.

Fünf Minuten nach der Show…

…brauch ich dringend eine Dusche.

Eine Hörspiel-CD über mein Leben sollte gesprochen werden von, …

…Slavi. Mein Bruder von der andern Mudda.

Dort, wo ich herkomme, ist das Wichtigste…

…nicht abzukacken.

Musikvideos

Album Cover + Tracklist „Jooj“

Blut und Kasse Jooj Cover

01. xyu
02. Wohin woher feat. Instinkt
03. Nie wie die
04. Asche und Staub feat. Marcella Mc Crae
05. 2 Uhr nachts feat. Macloud
06. Reden wild
07. Boden oder Thron
08. Jooj feat. Instinkt
09. Alkohol (Skit)
10. Kaputto
11. Immer das Gleiche
12. Asi feat. Bonez MC
13. Angehalten (Skit)
14. Ich bin hier
15. Kein Thema
16. Boden oder Thron feat. Olexesh, Mortel (RMX)

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