Egal ob auf dem Motorrad unterwegs oder im Pott an der Ecke mit seinen Jungs – dort wo Manuellsen ist, ist „Gangland“. Kann das Album auch fernab seiner Authentizität überzeugen? Checkt hier unsere Review.
Short Facts
- 18 Tracks | 64 Minuten
- Features von Michelle, Moe Phoenix, Snaga & Pillath, Vega, Zemine, Zuna
- Prod. by Gorex, Juh-Dee und viele mehr
- Label: König im Schatten Records
- Releasedate: 30. September 2016
Review
Das Intro „Ikarus“ macht bereits klar wohin die Reise geht: „Was wisst ihr vom Leben zwischen Licht und Applaus?“ Die Inspirationsquelle von Manuellsen ist und bleibt die gleiche – vor allem aber: „Alte Freunde, die nur lästern, aber Mukke lässt mich träumen und vergessen.“ Manuellsen steht für Rückgrat, Standhaftigkeit, Stolz, Ehre und Prinzipien. Die typischen Eigenschaften des Ruhrgebiets eben, die in diesem Jahr bereits Leute wie Snaga und Pillath aufgezeigt haben. Passenderweise sind beide auch auf „Gangland“ mit Feature Parts vertreten und zwar mit „mehr Eiern als ne‘ Legebatterie!“ Und auch das: „Die echteste Scheiße, die ich geschrieben hab’, N*gga“, verspricht Manuellsen. Um dann auf den folgenden Tracks des neuen Albums genau das zu machen.
Manuellsen wirkt konzentrierter und schafft es seine Texte noch mehr auf den Punkt zu bringen. Insbesondere im Vergleich mit den vorherigen LPs spielt der Mülheimer hier seine Stärken aus und weiß seine Talente zu bündeln. „Money“, „Solang es mir passt“, „Cavemin“ und „Boulevard of broken dreams/ Du bist nicht wie ich“ dürften wohl allen bekannt sein und repräsentieren die Stärken des Albums ganz gut. Trotz seiner weichen Gesangsstimme und den stellenweise seichteren Themen über die Beziehung zu seinem Vater, zeichnet das Album ein klares und in sich stimmiges Bild über die Privatperson Emanuel Awere Twellmann.
Wobei man schon einen Musikgeschmack ohne Scheuklappen braucht und Manuellsen für mich auf seinen Tracks, bei denen der Gesang im Vordergrund steht, noch immer nicht den richtigen Bezug zu seiner Privatperson gefunden hat. Aber im Gegensatz dazu hat er mit Manuellsen, dem Sänger, den wandlungsfähigsten Featurepartner gefunden, der Street („Bereit zu sterben“), einfühlsam („Cavemin“) und auch mal etwas mehr „high-class“ („Boulevard of broken dreams“) klingen kann. Manuellsen weiß sogar mit dem vielfach kritisierten Autotune Effekt umzugehen. Einer davon ist der Titeltrack und definitiv einer der Höhepunkte vom Album. Gerade die Dancehall-angehauchte Hook gibt dem aggressiven Track eine treibende Note mit.
„Gangland“
Hinter jeder Zeile steht ein ausgeglichener Mann, der Mitte 30 ist und seine musikalischen Stärken und Grenzen zu kennen scheint. Auch wenn die Songs „Kimme und Korn“, „Paff Paff“ und „Laufen auf Wasser“ im Gesamtvergleich etwas abfallen, überzeugen mich insbesondere die anderen Tunes immer wieder auf eine ganz besondere andere Art und Weise. Und abgesehen von Moe Phoenix ist größtenteils Manuellsen selbst dafür verantwortlich. Dieses gewisse Etwas lässt sich quasi auf zwei Worte herunterbrechen: „Vibe & Authentizität“. Da kann es schon einmal vorkommen, dass in einem Song gefühlte 1.000 mal das Wort „Money“ gerappt wird, neue Redewendungen wie „Hol’ mir deinen Rücken!“ verwendet werden oder Zeilen für Gänsehaut, Irritation oder Verwunderung sorgen.
Das Gute dabei: Ein Künstler, der über einen soliden Background und genügend Talent in Sachen Rap und Gesang zurückgreifen kann, ist ganz alleine in der Lage auf Albumlänge mit Abwechslung zu unterhalten. Trap, Dancehall, R’n’B, Radiotauglicher Pop oder auch etwas Golden Age – er kann fast alles und es steht ihm auch noch gut. Fast jedenfalls, da die zweite Hälfte des Albums im Vergleich zum ersten Part doch nicht so ganz in Sachen Individualität mithalten kann.
Fazit
Manuellsen hat sich auf „Gangland“ nicht neu erfunden, sondern stetig weiterentwickelt. Vielleicht hat es ganze neun Releases gebraucht, damit er endlich frei aufspielen kann oder Menschen wie ich seinen Film blicken. Auf jeden Fall konnte er durch „Killemall“ viel Ballast abwerfen und sein Gewissen, auch auf kommerzieller Ebene, etwas beruhigen, um wieder mit dem gleichen Hunger und Angriffsfreude, die ihn noch auf dem letzten Album vielleicht etwas behindert hat, den Fokus auf seine Musik zu legen.
Full Stream
Tracklist & Cover
01. Ikarus
02. Money
03. Tipp: Bereit zu sterben feat. Zuna
04. Gedanken aus der Isolation
05. Cavemin
06. Boulevard Of Broken Dreams feat. Vega
07. Du bist nicht wie ich feat. Moe Phoenix
08. Schieß‘ für Sie
09. Tipp: Gangland feat. KEZ
10. Kimme und Korn
11. Tipp: Manta feat. Snaga & Pillath
12. Paff Paff feat. Zemine
13. Laufen auf Wasser
14. Solang es mir passt
15. Überall Zuhaus
16. Was tot ist
17. Gewartet feat. Michelle
18. Die Irokesensituation
Der Beitrag Manuellsen – „Gangland“ (Review + Stream) erschien zuerst auf RAP-N-BLUES.com.