Es ist Marz am Mic. Es ist Kova am Beat. Es sind die Bixtie Boys an Piano, Drums, Saxophon und Kontrabass. Kann das gut gehen? Wir haben uns im Vorfeld bereits die Platte angehört. Checkt hier unsere Review!
Ein Gastbeitrag von Vanessa (Alphamädchen)
Der Stuttgarter Rapper Marz – ja so wie März nur ohne die Pünktchen – hat sich damals mit dem Track „Arbeitstitel: Neidesliste“ in mein Herz gespielt. Mit „Hoes. Flows. Tomatoes.“ und „Hoes. Flows. Kollabos.“ hat sich der Stuttgarter schon einen Namen in der Szene gemacht. Mit Nasou und seinem wirscheissengold Kumpel Sickless haben sie auch einen Track für das Stuttgarter „Hip Hop Open“ gemacht. In Stuttgart wohnen, HipHop-Fan sein und nicht auf’s Open gehen ist fast unmöglich. „Du kannst nicht daheim sein, wenn alle auf dem Open sind!“
Short Facts
- 15 Tracks
- Features von Lakmann One, Johnny Rakete, Kamp
- produziert von Kova
- Label: wirscheissengold
- Releasedate: 30. September 2016
Review
Marz ist nicht bekannt für Doubletime-Parts und besonders experimentelle Raptechniken, aber eins kann man bei Marz-Tracks immer – mitnicken! So ist es auch hier. Entspannte Beats und ein stimmiger Flow – er ist eben ein HipHop-Fan der alten Schule. Mich überrascht es nicht, dass sein Intro mit dem warmen Knistern einer Vinyl anfängt, denn nichts andere würde besser zu dem wirscheissengold-Image passen. Ich mag es sehr, dass man die Liebe zur Kultur so sehr merkt, ohne dass er sich zu verstellen scheint. Auch die Samples in den Beats gehen gefühlt einmal quer durch die Raphistory.
Selbst Zeilen wie „Alter, ich bin der Shit! Ausrufezeichen!“ kommen nicht zu prollmäßig rüber. In „Zugezogen Feminin“ geht es – anders als der Berliner jetzt denkt – nicht um Leute, die in eine Stadt ziehen, sondern darum, dass seine Freundin bei ihm einzieht. Oder wie er es nennt sein „Hard Knock Life“. Mit der Line „Zieht das Mädel einmal ein, zieh’n die Eier aus“ kann sich wohl jeder Mittzwanziger identifizieren, der mit seiner Freundin zusammengezogen ist. Auf eine trockene selbstironische Weise erzählt der Stuttgarter in dem Track von ihrem Einzug und wie er eigentlich doch nur bemüht ist, dass es ihr gut geht – vielleicht auch manchmal einfach, damit sie Ruhe gibt.
Die HipHop-History wird in „LKS“ aufgegriffen: „Scheiß doch mal drauf, ob es East war, ob West. Dieser Savas hatte recht: Es gibt nur mies oder fresh!“ Die Scratches in der Hook runden den Track für mich persönlich perfekt ab. Den Track „Am Mic“ startet Marz gleich mal damit, dass er zum falschen Zeitpunkt in den Track einsteigt. Anstatt dass wie jeder andere Künstler rauszuschneiden, lässt er es einfach ehrlicherweise drin – wie so ein kleiner musikalischer Blick hinter die Kulissen. Ansonsten geht es darum, wie er sich fühlt, wenn er am Mic ist. Zusammengefasst: Er fühlt sich unbesiegbar. Aber wer tut das nicht, wenn er das macht was er liebt?
Auch wenn es auf manchen Tracks so wirkt, als würde Marz nur in den Tag hineinleben, macht er sich doch auch Gedanken, was passiert, wenn ihm was passiert. „Für den Fall“ irgendwas sollte passieren, die angesprochene adidas-Sneaker wären bei mir in guten Händen. Das der Track auch Scratches hat, brauche ich nicht mehr erwähnen oder?
Der einzige Track bei dem man nicht von Beginn an mitnicken kann ist „Was Melfi für Toni“ – eine Hommage an die Serie „Sopranos“. Denn der Beat und das Schreiben ist für ihn ein Halt, so wie Melfi für Toni in der Serie. Nicht nur Frauen haben so „Lass mich in Ruhe“-Tage, auch Männer haben sie. Das merkt man deutlich auf „Meister Hater“ – auch er möchte einfach mal nur seine Ruhe haben. Den Featurepart auf dem Track übernimmt Johnny Rakete, welche Rolle er in dem Track übernimmt wird mir leider nicht klar. Ich weiß nicht, ob er auch ein „Meister Hater“ ist oder ob er Marz eher aufmuntern will. Auch der österreichische Rapper Kamp ist auf dem Album vertreten und bringt eine Hook auf „Eine Liebe für“, denn Marz kann nicht nur haten, sondern hat auch Liebe für vieles. Lakmann und Marz haben schon mehrmals zusammengearbeitet, somit ist das Lakmann-Feature keine Überraschung und man merkt, dass die beiden einen gemeinsamen Vibe haben.
Fazit
Das Album flasht vielleicht nicht sofort beim ersten Hören. Aber man sollte es sich definitiv mehrmals anhören, denn man entdeckt jedes Mal ein neues Sample, ein paar Bars, die gar nicht so plump sind, wie sie am Anfang vielleicht rüberkommen. Schon alleine das Outro ist ein Kauf wert! Hier wird nochmal alles ausgepackt, denn Marz hat Untergrund-Rap durchgespielt, sowie andere Fifa. Ich kann nur sagen: Hip Hop ist anwesend!
Full Stream
Tracklist & Cover
01. L2H Intro
02. Kerkeling Feeling
03. Wenn du das hörst
04. L2H X Hauptschüler (Skit)
05. Tipp: Zugezogen Feminin
06. LKS
07. Keine Entourage feat. Lakmann One
08. Tipp: Am Mic
09. Sybille (Interlude)
10. Für den Fall
11. Tipp: Was Melfi für Toni
12. Meister Hater feat. Johnny Rakete
13. Dieser Musik
14. Eine Liebe für feat. Kamp
15. L2H Outro
Der Beitrag Marz – „I Love 2 Hate“ (Review + Full Stream) erschien zuerst auf RAP-N-BLUES.com.