Auch in diesem Jahr empfehlen sich uns eine Vielzahl von Newcomern als musikalische Begleitung. Chima Ede ist einer von denen, die wir euch hier wärmstens ans Herz legen wollen.
Ein 23-jährige Berliner mit afrikanischen Wurzeln, der anscheinend von der Welt nicht mehr verlangt als Leben zu dürfen. Ein Name, den man bisher, wenn überhaupt, nur als Gast auf Tracks von u.a. Marvin Game, Dieser Morten, Megaloh, MoTrip, DJ Vito und Abaz lesen konnte. Was diesem Namen bisher jedoch noch fehlt oder gefehlt hat, ist ein richtiges Release. Mit „Lebenslust“ veröffentlicht er nun über die Juice seine Debüt-LP, im Stream, auf Soundcloud und als Free-Download.
Short Facts
DOWNLOAD: Chima Ede – Lebenslust
Review
So fragt man sich gleich, was man auf „Lebenslust“ geboten bekommt? Gute-Laune-Musik? Die Antwort darauf darf man gleich verraten: Nämlich ein melancholisches 9-Track-starkes Debüt, welches die gesamten musikalischen Facetten von Chima Ede auf Instrumentals von Afya Music, Dieser Morten und Chima selbst wiederspiegelt und zugleich einen tiefen Einblick in den Menschen gibt. Beides macht Chima auch direkt im Intro klar, das mit einem 2Pac Zitat beginnt und eine leicht angesungene Hook besitzt, die mich umgehend, auch aufgrund Chimas Stimmfarbe, an Jonesmann erinnern lässt.
Dass sich Chimas Talent nicht nur auf Rap beschränkt, sollte spätestens nach dem zweiten Track „Puzzlestück“ klar sein. Auch wenn die Adlips und das gesprochene Intro nicht direkt von ihm stammen, kommt Chimas Gefühl für Rhythmik(-wechsel) und sein lyrisches Talent hier deutlich hervor und ist sicherlich auch für den ein oder anderen die Inspiration zum Nachdenken. Somit verwundert es mich nicht, dass für einen solch vielseitigen Künstler wie Chima es nun einmal ist die Themen-Tracks, die allesamt einen autobiografischen Ansatz besitzen, im Vordergrund stehen.
Dass Chima trotz seinem gesanglichen Talent seine Rap-Wurzeln nicht vergisst, merkt man spätestens auf der dritten Single „Nur Papier“ – energisch, hungrig und mit jeder Menge Flowvariatonen geht es auf einem Trap-Beat, der, wie sollte es auch anders sein, von Dieser Morten produziert wurde, um die bunten Scheine.
Auch der Representer „Ich bin frei“, geschmiedet von Chima selbst, besitzt die trap-typischen schnellen Hihats. Jedoch wird der Track mit dem Gospel-Sample und Chimas Strophen, die sich irgendwo zwischen Poet und Prolet befinden zu einem meiner persönlichen Highlights auf der Platte. Ähnlich geht es auch auf „BXW“ zu.
Gegen Ende gibt es mit „#Bockzuleben“ dann doch noch den einzigen atmosphärisch positiven Track zu hören – ein mehr als nur guter EP-Abschluss, auch wenn die gepitchte Stimme im Refrain nicht hätte sein müssen.
Mit „Lebenslust“ droppt Chima Ede ein vielversprechendes Debüt, dass nicht wirklich Schwächen vorweist. Zwar ist nicht jeder Track der überragende Burner, aber einige Perlen sind auf jeden Fall vorhanden („Puzzlestück“ & „Ich bin frei). Eins stellt Chima hiermit schon einmal unter Beweis, dass er sich nicht nur raptechnisch vor dem Rest nicht verstecken muß, sondern auch problemlos zwischen den verschiedensten Styles variieren kann, ein gesundes Maß an poetischer Schreibweise besitzt ohne dabei zu kompliziert zu wirken und somit ein Newcomer mit Potential ist. Reinhören!
5 Fragen zur EP
Ein kurzer Kommentar zur Review?
Da es die erste Review zu meiner Musik ist find ich sie mehr als gut. Ich finde es interessant wie du das Konzept aus deiner Sicht wiedergibst. Mir gefällt, dass dir meine poetische Schreibweise aufgefallen ist und auch der Gesang gut ankommt.
Ebenso ehrt mich dein Jonesmann-Vergleich, da ich ihn schon oft gehört habe und auch feier. Auch wenn ich eigentlich ein Feind solcher Vergleiche bin.
Wieso ein Titel wie „Lebenslust“, wenn das ganze Album eher eine melancholische und leicht depressive Atmosphäre besitzt?
Ich finde den Titel „Lebenslust“ perfekt für diese melancholische Stimmung. Um zu leben und glücklich zu sein muss man erst mal alles negativ Geschehene verarbeiten und darüber nachgedacht haben.
„Lebenslust“ ist mehr wie eine Erkenntnis! Ich habe Sachen beobachtet und erkannt, die ich in diesen neun Songs auf meine eigene Art und Weise verarbeitet habe, um glücklich zu werden. Ich hab gesehen, dass Geld, Drogen und „Bitches“, auf lange Zeit nicht glücklich machen. Ich bin trotzdem noch immer auf der Suche nachdem was mich frei macht, weil ich nun erkannt habe was es nicht tut.
Wie kam es zu deiner poetischen Schreibweise?
In meiner Jugend habe ich mich sehr viel mit US-Rap befasst. Aber im Gegensatz zu meinen Freunden, die alle Tracks von Snoop Dogg, Dr.Dre, Ice Cube und Wu-Tang Clan gepumpt haben, waren es bei mir immer die nachdenklichen Songs von Nas, 2Pac und Eminem und vielen anderen. Wenn ich damals einen Song gehört habe, wollte ich dabei immer etwas spüren. Ich wollte, dass die Worte mich direkt treffen und ich mich danach frage : „Wie ist er nur drauf gekommen so etwas zu schreiben?“
Dann als meine Mutter verstarb fing ich an eigene Texte zu schreiben und entwickelte so über die Jahre die Fähigkeit über mein Leben zu schreiben und dabei tiefsinnig zu sein.
Wenn du Fremden nur ein Lied von deiner Platte zeigen könntest um sie zu beschreiben – welcher wäre es und warum?
Ich würde ihnen wahrscheinlich „#BockZuLeben“ zeigen. Er beschreibt die „Lust zu leben“ am Besten. Der Track ist sehr einfach gehalten, aber umfasst trotzdem dieses eine Statement. Auch die Bridge spielt ja drauf an, dass wir denken, dass materielles und ähnliches uns glücklich machen, wobei das gar nicht stimmt. Ich denke für die Menge ist dieser Song am besten und einfachsten zu verstehen.
Wie geht es nach dieser EP weiter?
Nach der EP werde ich mich noch ein bisschen mit 1-2 weiteren EP’s austoben und darauf rumprobieren um meinen komplett eigenen Sound zu finden. Ich möchte einen Stempel setzen. Mein Ziel ist es Trap Musik mit sehr viel Gefühl und Lyrik zu vermischen. So wie es kein anderer macht.
„Intro“
„Outro“
Cover
Tracklist
1. Intro
2. Puzzlestück
3. Nur Papier
4. Ich bin frei
5. Nikotin
6. Tarnfarben
7. BXW
8. #BockZuLeben
9. Outro