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Bartek – „Servuslichkeiten“ EP (Review + Stream)

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bartek

Vom „Apfel“ zur „Erdbeere“: Bartek hält sich an seinen dreijährlichen Release-Rhythmus und veröffentlicht dieser Tage seine „Servuslichkeiten“ EP. Gilbert und Vanessa haben sich das sechs Track starke Projekt angehört und teilen hier mit euch ihre Gedanken.

Stream

Gilbert’s Review

Nachdem der Schwabe die letzten Jahre als Teil der Orsons mit endlos vielen Wortspielereien, Gesichtskirmes und einer lockeren Hüfte mit viel Rhythmusgefühl zu überzeugen wusste, hat er parallel dazu an seiner eigenen musikalischen Identität gearbeitet. Weit kompromissloser als noch 2013 zieht er hier seinen Schuh durch. Kein Wunder also, dass auf „Servuslichkeiten“ der ganz normale Wahnsinn vorherrscht und das gleich von Beginn an. Der Beat von „Wat is hier“ klatscht, während Bartek hungrig wie nie klingt und das, obwohl er alles andere als ein Newcomer ist.

Trotz des Augenmerks auf livetaugliche Arrangements gehen „Ill Street Blues“ Fans (Snippet) nicht ganz leer aus. Auch ernste Themen wie die Liebe und ein wenig Reflexion („Kleine Welt“) werden wieder behandelt, aber weitaus lockerer und mit weniger Pathos. Schwingt man auf „Wer hat den Woddich“ seine Arme noch im Takt der Musik, steht man einen Track später zu „Wulle Wu“ zum ersten Mal nachdenklich und melancholisch da, fühlt mit, aber formt die Hände dann doch zu einem W.

Textlich ist es mindestens genauso verrückt, aber nicht stumpfsinnig. Bartek gibt zwar viel weniger von sich preis als seine Crewkollegen, aber die Textebenen wurden nicht weniger hinterfragt und sind ineinander verflochten. Allein die musikalische Umsetzung ist leichter zu verdauen. Zwischen all dem Schwabenjargon und Mondegreens („Bin nicht neidisch auf die Gangster-Rapper, die sind vielleicht „Champagner-Reich“ / Na und? ‚Champagne‘ – das sind Schmerzen im Schambereich!“) hat man dennoch das Gefühl, dass hinter dem Klassenclown eine nachdenkliche Haltung steckt. Möglicherwiese „diggen“ das aber auch nur Fans, die ihn nicht erst seit dieser EP kennen. Ansonsten bleibt noch zu sagen: Der Typ hat ein unglaubliches Gefühl für Ohrwürmer. Alle Hooks gehen sofort rein, bleiben auch ein paar Stunden später im Gehörgang und das obwohl ich manchmal gar nicht so recht weiß, worum es eigentlich geht – das nenn’ ich Kunst!

„Ich hab’ mein Gleis gefunden und nen Zug dafür gebaut / Eure eindimensionale Welt, ich frühstück’ drauf“

Fazit
Insgesamt ist „Servuslichkeiten“ eine unterhaltsame EP, die Bartek’s ureigenen Style sehr gut zu transportieren weiß. „Gute Laune Musik“ inkl. raptechnischer Treffsicherheit, Charme und einer ordentlichen Ladung Originalität.

Vanessa’s Review

Als Ex-Stuttgarterin gehören „Die Orsons“ (Review: „What’s Goes“) und somit auch Bartek musikalisch für mich einfach dazu. Bartek steht schon immer für verschiedene Wortschöpfungen und Wortspiele. Das beweist er auch gleich auf dem ersten Track „Wat is hier“: „Die deutsche Szene ist abgestandenes Bier. Ich hätte gerne nochmal zwei bitte – Geilheitsgebot. Ich brauch neue Plürre nach dem deutschen Reimheitsgebot“. Der erste Track der EP überzeugt mich schon mal.

„Whipsch du’s a lot“ wirft mit den typischen Rapper-Prollkommentaren um sich, gekrönt wird das ganze aber mit Selbstironie. „Whipsch du’s a lot ist das neue: Du schaffst es! Whip es a lot heißt: Lass es!“ Was genau „Whipsch du’s a lot“ aber nun genau bedeutet, lässt der Chimperator Künstler damit offen. Mit „Wer hat den Woddich“ sorgt er bei mir für den größten Flashback. Das Wort, wie auch der Konsum des Kartoffelschnaps, gehörte damals einfach zum Wochenende wie … na, eben Woddich. Abgesehen von meiner persönlichen Verknüpfung mit dem Track sorgt die Hook für einen Ohrwurm, der über Tage anhält – versprochen.

Im Stuttgarter Club „Schräglage“ trinkt man am liebsten Wulle Bier. Dadurch entsteht eine Verbundenheit und man trinkt und quatscht mit allen. Aber Bartek hat hier keine Hymne an das Wulle Bier verfasst, sondern kommt mit einer für ihn typischen Wortspielerei um die Ecke. Aus „Voulez-vous coucher avec moi“ wird „Wulle Wu“. Hier schwankt der Künstler zwischen dem Gefühl des Verloren-Seins in Clubs und das Treffen mit einer Person die ihn über dem Abend gerettet hat.

„Erdbeeren Baby“ ist mir soundtechnisch zu stressig. Auch inhaltlich ist er für mich der schwächste Track der EP. Vielleicht feiere ich ihn zur nächsten Erdbeer-Saison. Bartek ist auf dem letzten Track der EP selbstkritisch, was teilweise hinter witzig-verpackten Sprüchen versteckt wird. Auch die Möglichkeiten von Auto-Tune werden hier genutzt. „Sie sagen die Tränen eines Säufers zählen nicht, doch sie lügen auch – wir sind alle Schafe. Ich hab nur ’ne Glitzer-Tüte auf. Müde mit Ausblick, Steinwand gegenüber. Ich schließ alle Fenster und mach halt die nächste Türe auf. Ich fühl mich außerdem auch ausgelaugt.“

Fazit
Selbstironie mit treffenden Zeilen zu aktuellen gesellschaftlichen und persönlichen Themen, so kann man die EP „Servuslichkeiten“ von Bartek beschreiben.

Cover

bartek-servuslichkeiten-cover

Tracklist:

01. Tipp: Was is hier feat. Trettmann
02. Whipsch du’s a lot
03. Tipp: Wer hat den Woddich
04. Tipp: Wulle Wu

05. Erdbeeren Baby
06. Kleine Welt

Der Beitrag Bartek – „Servuslichkeiten“ EP (Review + Stream) erschien zuerst auf RAP-N-BLUES.com.


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