Vom Rapper zum ambitionierten R&B-Sänger: Eine gutbesuchte Tour und Platz 3 beim Bundesvision Song Contest 2014 für Sachsen belegen, dass Teesy sich mit Erfolg an ein Genre wagt, das in Deutschland bisher überwiegend Symptome wie Fremdscham hervorgerufen hat. 2014 kam dann das Album „Glücksrezepte“ und jetzt zwei Jahre später haut er „Wünschdirwas“ raus. Geht die Erfolgsstory weiter?
Ein Gastbeitrag von Vanessa (Alphamädchen)
Einleitung
Musikalisch betrachtet kenne ich Teesy schon lange, bevor er bei Chimperator seine Zelte aufschlug. Damals hat er immer mal wieder Hooks für das Rapperduo Mischkonsum eingesungen, ist ansonsten aber nicht viel weiter in meinem Musik-Radar aufgetaucht. Als er dann das neue Signing bei Chimperator wurde, dachte ich zunächst „Halt, ist das DER Teesy?“ und ja, er ist es. Seine Stimme und die Art zu singen ist definitiv der große Wiedererkennungsfaktor. Spätestens nach dem „Sturmgewehr RMX“ mit Kaas war der Ex-Berliner in aller Munde. Nun meldet er sich mit seinem neuen Album „Wünschdirwas“ zurück.
Album Facts
- 14 Tracks
- Features: Cro und Mag Wolfskin
- Released by Chimperator
- Releasedate: 15. Juli 2016
Review
Beim ersten Song denkt man noch, dass „Wünschdirwas“ an die Vorgänger LP „Glücksrezepte“ (2014) thematisch nah herankommt und stellt sich auf ein entspanntes Album ein. Mit Zeilen wie „Denn ich schwöre dir mit mir kannst du alles sein – sogar du selbst.“ macht er sich gleich mal sympathisch. „Beim zweiten Mal“ merkt man aber, dass die Dame um die es sich thematisch im ersten Album drehte, wohl nicht mehr an seiner Seite ist. Denn er ruft eine Verflossene an und freut sich, dass sie Single ist. „Damals hat es nicht sein sollen, doch man sieht sich immer ein zweites Mal.“ und „Alte Geschichten und grinsen – was soll schon passieren.“ zeigen, dass er die alte Geschichte gerne wieder aufwärmen würde. Ich als Frau frage mich da: Melden sich eigentlich wirklich alle Männer bei den Verflossenen, wenn die eine Beziehung nicht funktioniert? Aus meiner Erfahrung kann ich da leider nur sagen: „Irgendwann kommen alle wieder an.“ Ohrwurm-Qualität hat „Jackpot“ definitiv, aber irgendwie ist er für mich haltlos und kein Meisterwerk.
Teesy schafft es auch gleich zu Beginn eines Tracks ein genaues Bild der entsprechenden Situation zu malen. Bei dem Song „Draußen“ hat man das Gefühl, mit ihm am Gartenzaun zu stehen und in die Nacht hinaus zu blicken. Ich weiß nicht, ob Teesy mit „Böse“ sein „Traum-Schwiegersohn“-Image abschütteln will, oder ob er einfach nicht mehr die schlechten Gedanken verdrängt. Aber „In Gedanken misch ich den Zement an deine Füße. Und ich seh dich bei mir zuhaus‘ mit dem Kopf in der Fritteuse“ sind textlich neu, auch wenn der Sound weiterhin pop-lastig ist. Mein absoluter Musik-Diamant auf dem Album ist „Ohne dich“. Chapeau Teesy! Das ist so ein schöner gehaltvoller Seelen-Striptease. Ich liebe Musik, die mich berührt und nicht nur im Hintergrund trällern kann:
„Ich bin schwanger und es ist nicht von dir. Ich lach‘ erst und sag: Warte mal, ich hab den Witz nicht kapiert.“
Jedes Mal bekomme ich an genau der Stelle Gänsehaut, da man fühlt was er beim Schreiben gefühlt haben muss. Der Beat passt auch perfekt und lässt genug Platz für die Message des Tracks. „Wenn rufst du nachts an“ reiht sich thematisch in diese Gefühlswelt ein.
Das Teesy nicht so viel mit Social Media & Co. am Hut hat erfährt man aus diversen Interviews. Auf „Blind“ beschäftigt er sich mit dem Thema. „Wenn sie auf Facebook und Insta ist, Junge, glaub mir sie ist blind für mich.“ Cro übernimmt dabei den Part des Social Media-Profis und erklärt Teesy, wie er Frauen darüber abcheckt und meint auch „komm mal in die digitale Welt, Toni, gib dir einen Ruck.“ Auf „VW Bus“ zeigt der Chimperator-Act mal wieder, dass er nicht nur singen, sondern auch rappen kann.
Fazit
Insgesamt ist das Album wirklich gut, allerdings wird mir zwischen den Tracks zu viel die Gefühlsstimmung gewechselt. Von tiefgründigen Tracks, zu postiven Tracks und wieder zurück. Meiner persönlichen Gefühlswelt ist das zu viel Hin und Her. Irgendwie bin ich traurig, dass abgesehen von Cro und Mag Wolfskin, kein anderer Featuregast mit vertreten ist. Nachdem Megaloh noch auf Teesys ersten Album mit dabei war, habe ich mit einem gleichwertigen Künstler gerechnet.
Tracklist
01. Wünsch Dir was
02. Beim zweiten Mal
03. Elisabeth
04. Jackpot (feat. Cro)
05. Draußen
06. Böse
07. Ohne dich
08. Nie mehr
09. S.C.G.A.
10. Wen rufst du Nachts an
11. Blind (feat. Cro)
12. VW Bus (feat. Mag Wolfskin)
13. Ein Wort
14. Hol es nach Haus
Album Cover
Der Beitrag Teesy – „Wünschdirwas“ (Review) erschien zuerst auf RAP-N-BLUES.com.