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Chakuza –„Noah“ (Review + Full Album Stream)

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Chakuza 2

Chakuza baut sich mit seinem neuen Album seine persönliche Arche. Droht das Boot zu kentern oder hält es den Fluten stand? Wir haben uns den Longplayer in Ruhe angehört – checkt hier unsere Review.

Wenn ein Künstler im Zuge der Promophase von seinem „letzten Album“ spricht, für das er sich „aufgebraucht“ sowie „gekämpft und verloren“ hat und mit seinem Sound „allein auf weiter Flur“ steht, kann man durchaus davon sprechen, dass er den Mund ganz schön voll nimmt. Kann „Noah“ den getätigten Aussagen standhalten? Mit RAB-Autor Gilbert und Gastautorin Vanessa haben wir heute eine Doppel-Review im Programm – viel Spaß dabei. Doch bevor es inhaltlich richtig losgeht, findet ihr hier erst einmal alle Infos und einen Stream zur LP.

Tracklist und Cover

Chakuza Noah Cover

Tracklist:
01. Anno 1981
02. Wien
03. Bilder
04. Gold
05. Noah
06. Tanzmarie
07. Vorhang
08. Prag
09. Sonnenallee
10. Winterschlaf
11. Mond
12. Dings
13. Wassersturmfeuer

Album Stream

Gilbert’s Review

Chakuza 1

Wir schreiben das Jahr 2016. Cloud-Rap mit dünnen Beats und einfallslosen Lyrics verbreitet sich rasant in der Szene. Nur ein Rapper setzt scheinbar noch auf Innovation. Er heißt Chakuza und baut zu diesem Zweck ein Schiff, um all das zu retten, was ihm wichtig ist – das musikalische Handwerk. So oder so ähnlich könnte das Intro zu Chakuza’s neuer LP „Noah“ lauten.

Eröffnet wird das Album allerdings mit einem Resümee. „Anno 1981“ wartet mit kräftigen und dominanten Trommeln sowie melodischen Orgel- und Piano-Akkorden auf. Chakuza sieht sein bisheriges Leben als abgeschlossen an und blickt von seiner neuen Heimat in Bayern nachdenklich auf sein bisherigen Leben im hektischen Berlin zurück. Brachen auf dem Vorgängeralbum „Exit“ bereits deutlich mehr Sonnenstrahlen durch den dicken Wolkenvorhang auf, ist der Himmel über „Noah“ blau wie das Meer.

„Jetzt gehn‘ die Lichter aus und die Boxen sind stumm / Tränenreicher Abschied, dreh mich trotzdem nicht um“

So lautet ein Satz, der vollends auf die Kompositionen zutrifft, allerdings nicht auf die Themenauswahl, bei der der Rapper sich weiterhin treu bleibt – offen und ehrlich.

Durch eine nüchterne Brille betrachtet schreibt der Österreicher seinen Abschiedsbrief („Tanzmarie“), reflektiert über unbeschwerte Jugendzeiten („Vorhang“) und zieht einen Strich unter die geplatzten Träume („Prag“), nur um am Ende in der Gegenwart aufzuwachen („Sonnenallee“). Angekommen ist er trotz seines angeblich letzten Album und dem bodenständigen Familienleben trotzdem noch nicht. Auf der anderen Hälfte des Albums finden sich neue Träume („Wien“), Aufbruchsstimmung („Mond“) und ein Licht am Ende des Tunnels („Winterschlaf“ und „Dings“). Dazwischen weht der 35-jährige noch völlig unpeinlich mit einer weißen Fahne vor den Augen seiner Frau („Gold“). Die dreizehn Tracks zeichnen einen Chakuza, der abseits seiner Karriere eben immer noch ein bondenständiger Mensch geblieben ist. Teilweise redundant, aber stets mit einem hohen Wiedererkennungswert seiner selbst.

Apropos Zeichnen: In vielen seiner Zeilen lässt der Rapper die Technik einmal Technik sein und malt stattdessen wundervolle Methapher von zahnlosen Drachen, beschreibt Slalomfahrten durch einen Acker voller Minen und träumt von Bergen aus Baklava. Im Falle von „Tanzmarie“ wird mir das Ganze allerdings etwas zu viel und verliert sich durch die Thematik im Kopfkino.

Fazit

So sehr mich die bildliche Sprache auf „Noah“ auch begeistert, bin ich vom Klangbild her doch etwas Zwiegestalten. „Noah“ ist minimalistisch und epochal zugleich und bleibt harmonisch und stets angenehm. Die LP wird zu keinem Zeitpunkt anstrengend und obwohl so viel mehr passiert und hörbar viel Arbeit in der Produktion steckt, bleibt bei mir kaum etwas hängen. Außer dem großflächigen „Wassersturmfeuer“ sticht für mich kein Track besonders heraus, auch wenn sich am Ende alles nahtlos zusammenfügt. Vielleicht wäre eine auf große Stadien ausgelegte Instrumentalisierung auch im Hinblick auf die Texte wohl etwas zu viel des Guten gewesen.

Top 3: „Gold“, „Noah“, „Wassersturmfeuer“

Dieser Beitrag ist auf mehrere Seiten aufgeteilt:

Gilberts Review       Vanessas Review

 

Der Beitrag Chakuza – „Noah“ (Review + Full Album Stream) erschien zuerst auf RAP-N-BLUES.com.


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