In der Artist Feature Serie stellen wir euch regelmäßig interessante Musik-Künstler vor. Grundlage des “Artist Feature” sind um die 15 Fragen, von denen einige immer gleich und einige individuell sind. Heute mit Appletree.
Facebook – Instagram – YouTube
So schnell kann es gehen: Im Sommer 2015 traf Appletree im Backstage eines österreichischen Festivals auf Samy Deluxe und schwupp – Ende März verkündete er, dass seine neue EP „Zwischen Stiernacken und Tiermasken“ über Samy’s Label „KunstWerkStadt“ erscheinen wird.
Doch der 27-jährige Wiener kann schon jetzt auf eine amtliche Musik-Karriere mit vielen namenhaften Wegbegleitern und einschneidenden Entscheidungen zurückblicken. Wir haben uns mit ihm über seinen Beruf als Booker und Promoter, Rap in Österreich, die aktuelle EP und viele weitere Themen unterhalten.
Wiener Schnitzel, Wiener Melange und Sachertorte – die Wiener Küche hat mehr als genug Spezialitäten zu bieten. Was ist deine Lieblingsspezialität aus der Hauptstadt Österreichs?
Also, Sachretorte gehört auf jeden Fall zu meinen Lieblings-Süssspeisen und ein gutes Schnitzel geht eigentlich immer. Wichtig ist hier, dass es original wienerisch vom Kalb ist.
Hast du einen Geheimtipp für uns, wo man in Wien gediegen essen gehen kann?
Das hängt immer davon ab, worauf man Lust hat. Die besten Schnitzel habe ich auf jeden Fall bei „Joma“ in der Innenstadt und beim „Wickerl“ in der Porzellangasse bekommen. Wenns um vietnamesisch geht führt kein Weg am „Saigon“ am Getreidemarkt vorbei und wenn wir im Buzzment Studio aufnehmen, ist es mittlerweile Tradition, dass wir bei der „Casa Mia“ auf eine „Pasta Siciliana“ vorbeischauen.
Welches Buch hast du zuletzt gelesen?
Also um ehrlich zu sein, bin ich nicht so der große Bücherwurm. Aber ich lese sehr gerne die Beiträge von DJ Khaled. Ich bin überhaupt der Meinung, dass der einzige Grund, warum Social Media existiert DJ Khaled ist. (lacht)
Das obige Foto entstand letztes Jahr an Silvester. Was ist 2 Stunden vor und 2 Stunden nach dem Bild passiert?
Bei genauem Blick auf die Flasche ist zu sehen, dass sie halb voll ist. Daran haben wir die zwei Stunden vor dem Bild gearbeitet und wohl auch die zwei danach. (lacht) Wir haben in einer kleinen Runde der engsten Freunde gefeiert, was sehr angenehm war.
Einer der bekanntesten Kinder aus Wien ist Falco. Welche Bedeutung hat er für dich?
Falco war ein Pionier und definitiv ein großes Vorbild für die heimische Musik und manche meinen auch für den deutschsprachigen Rap allgemein. Natürlich war er immer allgegenwärtig, aber mich als großen Fan zu bezeichnen wäre übertrieben Aber ich war zum Beispiel in der selben Schule wie er, ob das etwas zu bedeuten hatte lasse ich mal so stehen. (grinst)
Appletree – wie ist eigentlich dein Künstlername entstanden?
Diese Frage beantworte ich in meiner großen Enthüllungsstory, die ich demnächst inkl. Sex-Tape-Leak an eine große deutsche Zeitschrift um eine 8-stellige Summe verkaufe! (lacht)
Wie reagieren Leute auf deinen Künstlernamen?
Ihr seid definitiv nicht die ersten, die mir diese Frage stellen, aber nach über 14 Jahren hab’ ich schon jede Reaktion erlebt. Besonders lustig fand ich vor ca. zehn Jahren die Aussage eines Jugendlichen bei einer meiner Shows: „Apfel Drei…wasn scheiss Name!“
Gab es während deiner Karriere auch mal die Option auf Mundart zu rappen?
In meiner Zeit mit den Vamummtn habe ich hier und da einen Mundart-Part gefeatured, aber ich habe mich immer schon wohler auf hochdeutsch gefühlt und werde wohl auch dabei bleiben.
Bist du zufrieden damit, wie und wo in Österreich deine Musik gespielt wird?
Was den Support heimischer Künstler angeht, sind die österreichischen Medien leider immer schon ziemlich hinten nach, was wohl auch die „Größe“ der Musikindustrie hierzulande rechtfertigt. Man darf natürlich nicht pauschalisieren und Medien wie FM4, The Gap und paar andere Blätter haben sich hier auf jeden Fall schon in der Vergangenheit Mühe gegeben. Ich freue mich, dass hier ein starker Umschwung zu spüren ist. Acts wie Bilderbuch, Wanda oder Seiler und Speer haben definitiv neue Türen geöffnet, die hoffentlich auch offen bleiben. Selbst komplett auf internationale Musik eingeschossene Sender wie z.B. Ö3 müssen dieser Tage gezwungener Maßen aus dem Arsch kommen.
Trotzdem ist und bleibt es für den Großteil der Künstler in Österreich noch immer ein Traum von ihrer Berufung auch leben zu können und so etwas wie eine Quotenregelung fungiert weiterhin als Fantasiewort.
Du hast mit 17 Jahren die Schule abgebrochen um hauptberuflich Booker und Promoter zu werden. Wie hat dein persönliches Umfeld auf diesen Entschluss reagiert?
Meine Mutter war nicht gerade begeistert. Als selbstständige Pianistin weiß sie, wie hart das Pflaster als Selbstständiger ist. Meine Schwestern und meine Freunde standen eigentlich immer schon hinter dem, was ich tat und haben mich immer unterstützt, wo es nur ging.
Konntest du in dieser Zeit auch etwas für deine Rap-Karriere mitnehmen?
Natürlich. Man lernt viele einflussreiche Leute kennen und kommt hier und da sicher einfacher an Shows und Slots ran. Jedoch habe ich mit der Zeit gelernt, dass es besser ist zu trennen. Wenn man den Abend lang als Veranstalter und Voract eingespannt ist, macht man am Ende des Tages keinen der beiden Jobs wirklich gut.
Unter anderem hast du auch das Management für die bereits angesprochene österreichische Rap-Crew „Die Vamummtn“ übernommen. Hast du eine Anekdote für uns, die du gemeinsam mit ihnen auf Tour erlebt hast?
Also das Rockstarleben habe ich auf jeden Fall kennengelernt mit den Jungs! (lacht)
Was ich nie vergessen werde war, als wir nachts auf Tour auf der Autobahn unterwegs waren. Auf einmal stand plötzlich eine junge Frau auf der mittleren Spur. Der Fahrer riss zwar das Steuer in letzter Sekunde auf die Seite, aber es macht ein lautes Aufprallgeräusch auf der Seite des Autos. Wir hielten an und gingen eigentlich davon aus eine Leiche vorzufinden. Schlussendlich kam heraus, dass sich die Frau das Leben nehmen wollte aber wir Gottseidank nur ihre Handtasche erwischten und sie wohlauf war.
Du bist schon ein bisschen länger im Rap-Geschäft und hast unter anderem bereits mit Acts wie Lakmann, Keno, Fatoni, Akil The MC (Jurassic 5) oder Sean Price zusammen Musik gemacht. Welchen Einfluss oder auch Schub hat Samy dennoch auf deine Arbeit genommen?
Also mir ist schon wichtig, dass ich die Musik mache, die ich fühle und auf die ich Bock habe. Ich würde niemals etwas veröffentlichen hinter dem nicht voll und ganz stehen kann. Was mir Samy sehr gut gezeigt hat war, Komfortzonen zu verlassen. Ab und zu hätte ich einen Beat einfach geskippt und mir keine Gedanken mehr darüber gemacht. Samy hat mir gezeigt, dass man sich erst nach Vollendung der Gesamtproduktes ein Bild machen sollte und hier und da offen sein sollte auch neues auszuprobieren.
Wie hast du Samy damals eigentlich kennenglernt?
Wir kamen im Backstage eines Festivals ins Gespräch, worauf ich die Chance ergriff ihm zwei meiner Songs zu zeigen. Daraufhin blieben wir in Kontakt und der Rest ergab sich binnen paar Monaten.
In Kürze kommt deine neue EP raus. Was ist die Geschichte hinter „Zwischen Stiernacken und Tiermasken“?
Also das Teil besteht aus knackigen fünf Tracks plus Intro. Ich wollte hier definitiv zeigen was ich technisch drauf habe, finde aber auch, dass die Singauswahl sehr vielseitig geworden ist. Von straightem Bombap bis hin zu trappigem Zeug ist alles dabei. Ich bin sehr stolz auf die Platte und hoffe, dass sie den Leuten da draussen genau so gut gefällt wie mir. Feature gibt es nur eines, dafür mehr als gewichtig: Der Baus hat zum Titelfrack 20 Bars beigesteuert und wie gewohnt alles zersägt!
Auf der ersten Video-Single „Ihr kriegt mich nicht mehr weg“ gab es schon jede Menge Punchlines. Was kann man von der EP noch erwarten – welche Themen werden abgedeckt?
Wie bereits erwähnt geht die EP mehr Richtung Representer bis auf den letzten Song „Reise“. Der ist etwas selbstreflektierender und melancholischer was der Platte ein gelungenes und rundes Ende beschert.
Warum eine EP und kein Mixtape oder eine LP?
Mir war mal wichtig mich vorzustellen und die Leute von meinen Skillz zu überzeugen. Ich schreibe bereits am Album, das musikalisch noch mehr Grenzen sprengen und mehr von meiner Vielseitigkeit zeigen wird.
Das nächste große Ding nach der EP wird die Tour mit Dame sein. War es wirklich so einfach, wie der Chat-Verlauf hier vermuten lässt?
Natürlich! Sowas planen wir immer spontan, wobei buchen muss die Tour ja auch irgendwer! (grinst)
Wie ist dieses Tour-Foto eigentlich entstanden?
Das ist mein Weggefährte DJ „The sexy Sixpack Chicken“ Buzz von den Waxolutionists. Das Foto ist eigentlich nichts Besonderes. Ich würde mir eher Sorgen machen, wenn er mal nicht nackt durch die Gegend läuft…
Zum Abschluss haben wir noch ein paar Entweder/Oder-Fragen und Sätze zum Vervollständigen. Fangen wir mal an: Austria oder Rapid Wien?
Schnitzel!
Eine Hörspiel-CD über mein Leben sollte gesprochen werden von…
…der Synchronstimme von Homer Simpson.
Fünf Minuten, bevor die Show losgeht, …
…ein kleiner Schluck vom Bierchen, nochmal kurz in sich gehen und den Laden abreissen!
Fünf Minuten nach der Show …
…erstmal runterkommen, den Moment genießen und alles Revue passieren lassen.
Dort, wo ich herkomme, ist das wichtigste, …
Gemütlichkeit. Also die Wiener sind auf jeden Fall bekannt für ihre Gemütlichkeit, ja nicht stressen lassen und am Besten egal wie die Situation aussieht möglichst Beschwerde äußern. Wir sind auf jeden Fall die Weltmeister im „Sudern“.
Appletree
„Zwischen Stiernacken und Tiermasken“ (VÖ: 13.05.2016)
01. Intro
02. Hallo (Video)
03. Ihr kriegt mich nicht mehr weg (Video)
04. Skifahrer
05. Zwischen Stiernacken und Tiermasken (feat. Samy Deluxe)
06. Reise
Der Beitrag Artist Feature #150: Appletree erschien zuerst auf RAP-N-BLUES.com.