Quantcast
Channel: Interviews – RAP-N-BLUES.com
Viewing all articles
Browse latest Browse all 466

Artist Feature #120: Audio88 & Yassin

$
0
0

audio88-yassin-interview-cover

In der Artist Feature Serie stellen wir euch regelmäßig interessante Musik-Künstler vor. Grundlage des „Artist Feature” sind 15 Fragen, von denen einige immer gleich und einige individuell sind.

Follow Audio88 & Yassin
Facebook, Bandcamp, Twitter

Audio88 & Yassin zu Gast bei RAP-N-BLUES: Im Artist Feature #120 sprechen die beiden Berliner Rapper über den alltäglichen Schmutz, feuchtfröhliche Tour-Erlebnisse als „Die Bestesten“, das neue Album und vieles mehr. „Normaler Samt“ erscheint am 13. März über Heart Working Class. Checkt hier das vollständige Interview.

Wo in Berlin geht ihr gerne essen? Habt ihr eine Art Lieblingslokal?

Beide: Zuhause ist es am schönsten. (lachen)

Yassin: Wenn wir rausgehen, variiert es meistens. Generell gehen wir aber schon gerne in diese alten, originalen Berliner Eck-Kneipen, von denen es mittlerweile leider nicht mehr so viele gibt. Glücklicherweise hatten wir an dem Ort, an dem wir gewohnt haben, aber immer eine Kneipe ums Eck. In den Kneipen ist meistens sehr leise, das gefällt uns. (lachen)

Was ist eure Leibspeise?

Audio88: Spaghetti mit Tomatensauce, von meiner Freundin kocht. Macht sie echt gut.

Yassin: Auch wenn ich in letzter Zeit versuche weniger Fleisch zu essen, ist ein gutes Steak natürlich immer was feines. Wenn es wirklich gut ist, dann ist das einfach unschlagbar.

Welches Buch habt ihr zuletzt gelesen?

Audio88: Ich kann gar nicht lesen. (lachen) Das letzte Buch was ich gelesen habe ist der zweite Teil von „Check The Technique“, da bin ich auch immer noch dran.

Yassin: Bei mir ist es tatsächlich der erste Teil von „Check The Technique“. Das Buch habe ich nämlich gerade von Audio zum Geburtstag geschenkt bekommen. Ich habe aber gerade mal zwei Seiten gelesen, hat mich einen ganzen Abend gekostet. (lacht)

Was ging am letzten Silvesterfest bei euch? Halli Galli oder eher ruhig?

Audio88: Ehrlich gesagt bin ich mit meiner Freundin zuhause geblieben.

Yassin: Meine Freundin und ich haben bei mir zuhause Gäste eingeladen. Es wurde ziemlich kräftig getrunken an dem Abend, was auch daran lag, das die Leute so viel Zeug mitgebracht haben, das es für zwei Partys gereicht hätte. Es gab auch nie eine Situation, in der jemand ein leeres Glas in der Hand hatte.

Wie habt ihr zur Hip-Hop Kultur gefunden?

Audio88: Bei mir war es so, das ich vor dem Rappen zuerst Graffiti gesprüht habe. Parallel dazu habe ich aber schon damals viel Rap gehört. Irgendwann war ich mit meinen Kumpels auf Freestyle Partys und habe es dann aus Spaß auch einfach mal versucht. Irgendwann war ich halt besser als die Leute auf der Party. (lacht)

Yassin: Bei mir war es so, das ich schon mit sieben oder acht Jahren die Fantastischen Vier gehört habe. Einen ersten Berührungspunkt gab es also schon sehr früh. Später habe ich dann immer mehr Rap gehört und auch aufgelegt. Danach habe ich mich am Produzieren versucht und hatte immer einen Haufen Beats rumliegen, die niemand haben wollte. (lacht) Das hat dann dazu geführt, das ich angefangen habe Texte zu schreiben und über meine eigenen Beats zu rappen. Im Laufe der Jahre sind dann immer mehr Leute in meinen Freundeskreis dazu gekommen, die auch was mit Hip-Hop am Hut haben. Vor allen Dingen mit Audio habe ich dann viele Sachen gemacht, so dass das Rappen vom Hobby zu einem zweiten Job wurde.

Wie habt ihr euch eigentlich kennengelernt? Ich habe gehört, das Herr Soda – ein gemeinsamer Bekannter von euch beiden – eine gewisse Rolle dabei gespielt hat. Was hat es damit auf sich?

Yassin: Soda kenne ich noch aus Darmstädter Zeiten. Wir haben in Berlin in einer WG zusammengewohnt. Audio88 war uns damals schon ein Begriff und irgendwann hatte Soda über MySpace Kontakt zu ihm. Wir sind uns dann einmal zufällig auf einem El-P Konzert hier in Berlin über den Weg gelaufen und haben uns da quasi das erste mal gesehen. Später war Audio dann mal zu Besuch und weil die beiden keine Ahnung von Technik haben, habe ich das dann mal übernommen. (lacht) Den ersten Song, den wir zusammen gemacht haben war „Krieg ist cool“ auf einem Beat von mir. Wir waren dann auch mal zusammen trinken und haben festgestellt, das wir uns auch abseits der Musik ganz gut verstehen. So kam das dann.

Audio88: Der Rest ist Geschichte. (lacht)

2010 habt ihr mal eine spezielle Limited Edition einer Hulk Hodn Platte auf Ebay versteigert. Die Einnahmen wolltet ihr im Anschluss in einer Bar versaufen. Was ist daraus geworden?

Audio88: Ein Kollege von uns hatte die Möglichkeit mit einem Vinyl-Schneider Unikate anzufertigen. Wir haben dann eine 12″ von einem Hulk Hodn Remix angefertigt, die Platte auf Ebay gestellt und von dem Geld dann tatsächlich einer Kneipe geholfen.

Was für Musik hört ihr nebenbei?

Yassin: Bei mir ist es ehrlich gesagt immer so ein Phasending, ob ich zuhause Musik höre oder nicht. Im Auto höre ich auf jeden Fall immer gerne Musik und weil ich zu faul zum CD wechseln bin, habe ich dann immer eine CD im Player, die ich mir wochenlang anhöre. Meistens ist das dann eher was in Richtung Deutschrap. Sofern ich nicht von Audio irgendwelche Links zu phantastischen neuen Videos geschickt bekomme, versuche ich schon auf dem Laufenden zu bleiben. Zuhause höre ich allerdings weniger Rap, sondern eher Sachen, die ich früher gerne gehört habe, wie zum Beispiel Björk oder die alten Jazz-Platten meiner Eltern.

Audio88: Bei mir ist es so, das ich schon sehr viel Musik zuhause höre. Natürlich viel neuere Sachen, es gibt aber auch Platten, die ich einmal pro Woche höre, weil ich sie einfach sehr gerne mag. Das ist bei meiner Musik auch der Anspruch, den ich an mich selbst stelle: Ich möchte gerne „nachhaltige“ Musik machen, die man nicht einfach so veröffentlicht um etwas abzugreifen, sondern auch nach Jahren noch gerne hört.

2010 ist eurer bislang letzter Longplayer „Das Gleiche Wie Immer, Bitte“ erschienen. Mit welchen Gedanken verbindet ihr diese Zeit?

Audio88: Das war geil. (lacht)

Yassin: Wir wohnten damals nicht weit voneinander entfernt und haben uns so zwei bis drei mal die Woche gesehen, um am Album zu arbeiten. Wenn der nächste Tag es zugelassen hat, saßen wir oft bis spät abends zusammen, haben getrunken und bei 50-80% der Treffen kam dann ein Song bei rum. So ist das Album relativ schnell entstanden. (lacht)

Audio88: Ich fand die Zeit damals tatsächlich wesentlich weniger unbefangen, vor allem, wenn es wirklich um das Musik machen ging. Nicht dass das heute weniger Spaß machen würde, aber da gibt es im Kopf einfach wesentlich mehr Sachen, auf die man achtet. Früher haben wir nicht so viel nachgedacht über das was wir machen. Das hängt auch damit zusammen, das die Außenwahrnehmung damals noch nicht so hoch war wie heute.

Drei Jahre später seid ihr zusammen mit Morlock Dilemma und Hiob als „Die bestesten“ durchs Land gezogen. Wie hat sich das damals ergeben und was habt ihr unterwegs alles erlebt?

Audio88: Die Storys dürfen wir alle nicht erzählen. Das war so wild, so das wir nach der „Bestesten Tour“ beschlossen haben, einfach nicht mehr darüber zu reden. (lacht). Wie sich das damals ergeben hat, kann ich dir aber gerne erzählen: Breaque von Ecke Prenz ist ja sowieso schon seit Jahren unser DJ. Mit Hiob und Morlock haben wir ja auch schon lange zusammengearbeitet. Die waren beide schon auf dem letzten Album und sind beide auch wieder auf dem aktuellen Album.

Die Anfrage kam allerdings mehr vom splash!, denn die wollten quasi eine „Super Group“. Es war jetzt aber nicht so, das die uns irgendwie gecastet haben oder so – wir hatten da schon Bock drauf. Wir haben es dann geschafft ein Lied zu machen und sind mit diesem Lied auch jahrelang getourt und dann irgendwann nicht mehr. (lacht)

audio88-yassin-interview-cover2

Aber von einem Erlebnis während der Tour könnt ihr uns doch sicher berichten, oder?

Audio88: Na ja, wenn du schon so fragst: Wir haben in Hamburg mal ein Interview mit Mixery Raw Deluxe zur Tour gegeben, bei dem ich so gar keine Stimme mehr hatte. Da kann man sich mal ein Eindruck von verschaffen, was da so abging. Für den Auftritt war das natürlich nicht so gut, weil ich wirklich gar keinen einzigen Part rappen konnte und mehr so „dandymäßig“ auf der Bühne stand und Whiskey getrunken habe. Ich bin dann beim Set zwischendurch auch mal von der Bühne runtergegangen um mir was zu trinken zu holen – ist glaube ich niemandem aufgefallen. (lacht)

Yassin, beim letzten splash! hast du den Soundclash zwischen MPM und Jakarta moderiert. Wie hat sich das ergeben?

Yassin: Robert Winter, der auch unser Album Cover zu „Normaler Samt“ designet hat, rief mich 1-2 Wochen vor dem Splash an und fragte mich, ob ich nicht Lust hätte, das Battle zu moderieren. Der arbeitet nebenbei nämlich noch beim MPM Label. Ich hatte sofort Bock drauf, da ich auch alle teilnehmenden Producer sehr cool finde.

Ich bin dann hingefahren, habe das erste mal die Moderator-Rolle übernommen und gelernt, das man davor vielleicht nicht ganz so viel trinken sollte. (lacht) Das war allerdings sehr schwierig, weil es einfach so ein geiler Abend und neben dem KIZ-Auftritt einfach die beste Show war – musikalisch gesehen. Ich hab mich auch einfach wahnsinnig für die Jungs gefreut, das sie mal eine Bühne bekommen haben, um zu zeigen, wie dope sie sind. Ich fands nur schade, dass das Battle auf einen so späten Slot beim splash! gelegt wurde, denn es war einfach richtig gute hochklassige Musik.

audio88-yassin-interview-cover3

In Kürze wird nun euer neues Album „Normaler Samt“ erscheinen. Wie verlief die Produktionsphase?

Audio88: Torky, Yassin und ich sind im November 2013 eine Woche nach Polen gefahren und haben uns in einem kleinen Dorf ein Haus gemietet. Wir dachten dann, das wir in der einen Woche das Album fertig machen können, was natürlich totaler Quatsch war. (lacht) Trotzdem war es super, weil uns die Zeit einfach näher zusammengebracht hat und wir uns noch einmal sehr deutlich auf den Sound fokussieren konnten. Es war zwar arschkalt, weil die Heizung ausgefallen ist. Dazu hatte ich auch noch starke Zahnschmerzen – war aber trotzdem eine super Zeit.

Yassin: Ich erinnere mich noch daran, das wir wahnsinnig viel getrunken haben. Das hatte Ausmaße wie früher auf einer Klassenfahrt oder so, wo man einfach jeden Tag getrunken hat und das über eine Woche lang. (lacht)

Audio88: Polnischer Wodka ist halt sehr günstig und total lecker. Die Mischung mit Haselnussgeschmack war auch richtig geil.

Die meisten Beats auf „Normaler Samt“ stammen von Torky Tork. Wie hat sich das ergeben?

Audio88: Das hat keinen bestimmten Grund. Wir haben sowieso viel zusammen rumgehangen zu der Zeit und wollten eigentlich eine EP rausbringen. Aus der EP ist dann ein Album entstanden, weil es einfach immer mehr Songs wurden.

Audio88: In einem anderen Interview habe ich gelesen, das du nicht so gerne Hooks schreibst. Woran liegt das?

Audio88: Was heißt nicht so gerne? Ich kann es nur nicht so gut wie Yassin. Ich glaube auf „Normaler Samt“ ist genau eine Hook von mir, die anderen sind entweder zusammen oder durch Yassin alleine entstanden.

Spotify oder CD/Vinyl kaufen?

Audio88: Vinyl kaufen.

Yassin: Kaufen, vor allem – egal welches Medium.

Ich frage vor allen Dingen deswegen, weil ich gelesen habe, das Yassin nicht so gut auf Spotify zu sprechen ist. Ist da was dran?

Yassin: Das stimmt schon. Ich verstehe das Medium Spotify und weiß auch, dass das die Zukunft ist. Ich will mich jetzt auch nicht an alte Dinge klammern, aber mir gefällt das Gefühl, ein physisches Produkt zu kaufen, einfach viel besser. Ich habe als Kind noch wie bekloppt CDs gekauft, da ist quasi mein ganzes Taschengeld für drauf gegangen. Vielleicht bin ich in der Hinsicht auch tatsächlich etwas konservativ, aber ich weiß einfach nicht, wie sich das Musik streamen auf die neue Generation von Musik-Konsumenten auswirken wird. Ich bin da einfach kein großer Fan von. Mag sein, das sich Spotify noch in eine Richtung entwickelt, in der auch die Künstler wahnsinnig davon profitieren – momentan ist es halt nicht so.

Audio88: Ich finde es teilweise erschreckend, mit welcher Selbstverständlichkeit verlangt wird, das du als Künstler bei Spotify dabei bist. Da gibt es Leute, die ihre 10 EUR im Monat zahlen und dich dann richtig anmeckern, weil du mit deinem Album nicht bei Spotify gelistet bist. Über die Hintergründe, warum das so ist, macht sich niemand Gedanken.

Audio88: Das Problem bei diesem System ist doch, das total unausgereift ist. Selbst Spotify profitiert nicht sehr groß davon. Es gibt einfach zu viele Mittelsmänner, die in dem Prozess mitverdienen. Am Ende landet der Vorwurf dann immer beim Künstler. Leider hat aktuell noch niemand eine Ahnung davon, wie das ganze am Ende so aussehen kann, das jeder davon profitiert und am Ende glücklich ist. Solange das nicht der Fall ist, bin ich bei Spotify einfach vorsichtig und skeptisch.

audio88-yassin-interview-cover4Foto: (c) Robert Winter

Fünf Minuten, bevor die Show losgeht, …

Yassin: Suchen wir immer einen von uns.

Audio88: Ja, das stimmt. (lacht)

Yassin: Meistens ist es Breaque, der irgendeinem von der Bühne aus Signale gibt, das es gleich losgeht. Einer von uns steht dann schon neben der Bühne und guckt sich dumm um, wo der andere ist. Das ist unser Ritual. (lacht)

Audio88: Ja, das stimmt. WhatsApp-Gruppen-Nachricht: „Wo seid ihr, wir fangen jetzt an?“ (lacht)

Eine Hörspiel-CD über mein Leben sollte gesprochen werden von …

Audio88: Ich finde wir haben beide sehr schöne Stimmen. Das könnten wir selbst machen.

Yassin: Bei mir müsste das jemand sein, der dicke Schauspieler spricht. Mit einer tiefen Stimme quasi.

Audio88: Die Synchronstimme von John Goodman.

Yassin: Ja, das würde mir gut gefallen. Bei dir ist es schwer zu sagen. Vielleicht die Frau, die Alfred Jodokus Quack gesprochen hat. (lacht)

Wenn es mit der Musik nicht geklappt hätte, dann…

Audio88: Krank.

Yassin: … wäre ich nicht so glücklich geworden.

Audio88_Yassin_NormalerSamt

„Normaler Samt“ enthält 15 Tracks und wird am 13. März 2015 auf Heart Working Class erscheinen. Hier könnt ihr euch die Platte vorbestellen.

Tracklist:
01 Normaler Samt
02 Schmutzige Rapper
03 Das Orakel von Delfin
04 Der Rest der Band stellt sich vor
05 Mann im Mond
06 Gangzeichen (Dresden)
07 Hundestammbaum
08 Die Welt dreht sich weiter
09 Köfte und Schnitzel
10 Dieses Interlude
11 Täter oder Opfer
12 Taschentuch
13 Nett sind sie alle
14 Normale Freunde
15 Das letzte Lied


Viewing all articles
Browse latest Browse all 466

Trending Articles