Muss ja nicht alles immer so verdammt ernst gemeint sein, oder? Dementsprechend wollen wir euch auf keinen Fall die neue EP „Subtil“ von Dua & the Pimmelsens vorenthalten.
Hinter diesem doch sehr comedy wirkenden Namen verbergen sich die Berliner Rapper Affenfass, Kuck und Dualizm. Getreu dem Motto „Zu viele Köche verderben den Brei“ stammen die Beats und der Mix ausschließlich von Dualizm. Auf „Subtil“ gibt es die pure Rap-Klatsche und keine natürlich klingenden Indie- oder stimmungsdrückenden Trap-Ausflüge.
Das subtilste an der EP ist eigentlich der Name. Der Rest ist eher plump und einfach gestrickt. Vor allem textlich wird da völlig enthemmt mit Blödsinn aus der untersten Schublade um sich geworfen, da kann man von Feinfühligkeit eigentlich kaum sprechen. (Dua & the Pimmelsens über den Titel)
Oft geht es nicht einmal über eine Kick, Drum und Snare hinaus, was das Textliche natürlich automatisch mehr in den Vordergrund rücken lässt. Wenn es einmal mehr sein soll erinnern manche Beats an einen Stefan Raab-Funk anno 1995. Zwischendurch gibt es auch treibende Synthiebretter ohne den fast schon einhergehenden Street-Rap. Ob Homogen oder nicht, es unterhält!
DOWNLOAD: Dua & the Pimmelsens – Subtil EP (ab dem 1. April)
Affenfass, KucK und Dualizm verstehen es, diese Art der Beats mit ihren Raps gefügig zu machen und variieren dabei spielerisch mit Rhythmen, Schnelligkeiten und Betonungen. Das Ganze wird mit viel Augenzwinkern vorgetragen, läßt allerdings den an den richtigen Stellen notwendigen Ernst keinesfalls vermissen. Dabei wird manchmal einfach erzählt wie in „Kein Mann grosser Worte“ und manchmal auch mehr gespittet wie auf „Party im Bällebad“.
Neben selbsterklärenden Simple- und Doublerhymes finden wir genauso haufenweise angesungene Parts und (Ohrwurm-)Hooks mit Kopfstimme. Neben minimalistischen Clappern gibt es ebenso ohrenbetäubende Banger und um es – schon wieder – mit einem Sprichwort zusammenzufassen: Die Mischung machts!
Alle Songs sind für sich großartige Juwelen. Kronjuwelen. (Dua & the Pimmelsens über die Tracks)
Track für Track
Als wunderbaren Einstieg wird im Intro versucht die Bedeutung von Subtil zu erklären, was die Grundeinstellung der drei zu ihrer Musik herrlich verdeutlicht. So wird sich thematisch nicht festgelegt und der Hörer bekommt eine Mischung aus Ironisch angehauchten und ernstgemeinten „laid-back“ und „straight ahaed“ Sound.
Auf den Funk-geladenen und Sommer-Sonnenschein-inspirierten Track „Sven“ inkl. Ohrwurm-Hook und klassischen Representer-Parts folgt das gewollt oder ungewollt gesellschaftskritische „Geheimnis“. Darauf wird uns in alltagsgeeigneten Häppchen eine Analyse von „Eigentlich-will-ich-aber-kann-nicht“-Situationen geboten. Wenn man erst einmal den Punkt überwunden hat, der auf „Geheimnis“ thematisiert wurde, gelingt es einem auch selbst, sich als „Kein Mann grosser Worte“ zu bezeichnen und gegenüber seiner Freundin und Ex-Kollegen völlig kalt brutal ehrlich zu sein.
„Crowler“ hingegen ist ein typischer Battle-Track. Die Hook einmal ausgenommen, bei der eigentlich nur noch die Talk Box fehlt um ein sommerliches West-Coast Gefühl auch schon im Frühling heraufzubeschwören. Auch wenn das Leben der drei Künstler als selbstironische „Gee“s nicht leicht ist (aber einer muss den Job ja machen) sind sie der Auffassung, dass „Henning“ der neue Chuck Norris ist, der einen Song verdient hat. Props für die E-Gitarre an dieser Stelle.
Der obligatorische Song für die Ladies heißt in diesem Fall „Verliebt“ und ist trotz all dem Kitsch und „Ich bin veeeerliebt in dich“ nicht als erstgemeinte Ode an die besseren Hälften zu interpretieren. Für all diejenigen, die es wie ich lieber rough, rugged and raw mögen, ist „Party im Bällebad“, auf dem unzählbare „ficks“ gegeben oder nicht gegeben werden, genau das Richtige. Würde man die Musik von „Sven“ mit dem Text von „Henning“ mischen, bekäme man „Malte“ – eine gutgelaunte Selbstverliebtheit. Chapeau!
Fazit:
Die EP ist zu einem Großteil stark genug, um in der Breite über kurz oder lang zu überzeugen – auch wenn das vorhandene Potential nach meiner Auffasung noch nicht zu 100% ausgeschöpft worden ist. Etwas ausgefallenere Songkonzepte zu den durchweg unterhaltsamen Themen und etwas mehr Überzeugungskraft wären mir lieber. Die „Subtil“-EP beinhaltet ein paar Lückenfüller, ist im großen und ganzen aber „heiße Ware“ und kommt teilweise sehr unterhaltsam rüber.
Tracklist – „Subtil (EP)“
1. Die Sache mit dem Intro
2. Sven
3. Geheimnis
4. Crowler
5. Henning
6. Gee
7. Verliebt
8. Party im Bällebad
9. Malte
10. Kein Mann großer Worte
11. Balla Balla 2
12. Gee (Remix)
Die EP hat 11 Tracks und ist ca. 5 MInuten länger als „Illmatic“. Nur so am Rande. Wie Album-mäßig solls denn noch werden?!