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Artist Feature #124: Weekend

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In der Artist Feature Serie stellen wir euch regelmäßig interessante Musik-Künstler vor. Grundlage des “Artist Feature” sind circa 15 Fragen, von denen einige immer gleich und einige individuell sind.

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Im Artist Feature #124 haben wir Weekend zu Gast. Nachdem der unter anderem im VBT bekannt gewordene Rapper Weekend mit seinem zweiten Album „Am Wochenende Rapper“ einen starken dritten Platz in den deutschen Albencharts einfahren konnte, wurde nun dessen Nachfolger „Für immer Wochenende“ für den 24. April angekündigt. Es dauert zwar noch einen Monat, bis zum Release, aber dennoch haben wir uns nicht lumpen lassen und sprachen mit dem Gelsenkirchener über seine Live-Anekdoten, die Wandlung vom Teilzeit- zum Vollzeitrapper, Deluxe-Boxen und vieles mehr.

Wir fragen die Künstler zu Beginn des Interviews immer nach ihrem Lieblingsrestaurant und ihrer Leibspeise. Ich frage mal anders: Wenn du ein Restaurant eröffnen würdest, wo würde es sein und was würdest du dort anbieten?

Ich bin gerade voll auf dem Raclette-Trip. Das in Restaurant-Form wäre eigentlich ganz geil. Du hast quasi die Dinger auf dem Tisch, kannst dich hinsetzen und Raclette machen. Eigentlich total einfach.

Zuerst in meiner Heimatstadt und dann drei Wochen später hat schon jede Großstadt in Deutschland sein eigenes Raclette-Restaurant.

Spontan würde mir auch kein berühmtes Raclette-Restaurant einfallen…

…ja eben. Ich würde jetzt nicht die zehntausendste Pizza-Bude aufmachen.

Der Name Weekend würde sich da auch anbieten…

…voll! Aber eigentlich müsste man ein richtig dummes Raclette-Wortspiel machen. Spontan fällt mir jetzt keins ein. Dann vielleicht doch Weekend.

Welches Buch hast du zuletzt gelesen und um was ging es?

Das ist gar nicht so einfach zu beantworten, da ich sehr lange nicht zum Lesen gekommen bin. Ich bin ein Riesen-Fan der „Känguru-Chroniken“, aber eher als Hörbuch. Du willst bestimmt etwas mit Seiten, oder?

Eigentlich schon, aber wir können den Begriff „Buch“ auch etwas weiter fassen.

Dann nehmen wir die „Känguru-Chroniken“. Auf jeden Fall!

Wie sah dein letztes Silvester aus und wie kam dieses Bild zustande?

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Mein letztes Silvester lief so ab: Raclette! (Gelächter)

Nee, wir haben zunächst mit ein paar Jungs bei mir ein bisschen getrunken und sind dann gegen 24 Uhr in einen Burger-Laden gegangen, der vor kurzem von ein paar Freunden in Gelsenkirchen eröffnet wurde. Wo wir wieder bei der Restaurant-Thematik wären.

Da gab es dann wohl eine Banane und eine Krone auf der 2015 stand. Mein Kumpel Mark (emKay) war an diesem Abend mit dabei und dann habe ich ihn kurzerhand dazu gezwungen dieses Foto zu machen – mit Androhung von Gewalt natürlich. Er freut sich, wie man sieht.

Auf jeden Fall! Aber ansonsten lief dein Silvester ganz entspannt ab?

Es war relativ kurz für mich, da wir direkt ab dem 1. Januar damit angefangen haben die ganzen Cover- und Pressefotos zu schießen und wenn du dich ein Tag vor dem Shooting komplett aus dem Leben beamst ist das bekanntermaßen optisch wahrnehmbar.

Wohl wahr! Ich hätte gleich zu Beginn zwei Anekdoten. Die erste wäre, als ich meinem Mitbewohner von unserem heutigen Interviewtermin erzählt habe, musste ich sagen: „Weekend – nicht der Sänger“. Daraufhin hat er gesagt: „Ja is’ klar! Der DJ, oder?“ Wirst du öfters verwechselt und wie gehst du damit um?

Tatsächlich ist es noch nicht wirklich oft passiert, dass ich verwechselt oder mit Namensähnlichkeiten konfrontiert wurde. Es liegt glaube ich auch daran, das sich der Sänger „The Weeknd“ nennt und nicht nur „Weekend“.

Jetzt komm’ ich aber mit der Anekdote. Es gab tatsächlich mal den Vorfall als wir in einem kleinen Club in einer eher ländlicheren Region für ein Soundsystem gebucht wurden, dass der Besitzer wirklich dachte, er hätte in seiner Mini-Diskothek „The Weeknd“ gebucht und sich als wir ankamen gewundert hat, dass wir weiß sind und deutsch können.

Der gesamte Abend lief eher unprofessionell ab und endete damit, dass wir im Backstage „Identitäts-Würfeln“ gespielt haben, heißt, ich wäre an dem Abend nur noch als Tourmanager aufgetreten, emKay als Weekend auf die Bühne getreten und mein DJ wäre mein Back-Up gewesen usw. Ich hätte dann zum DJ gesagt: „The Weeknd kommt später, der ist jetzt noch hinten und gleich gehts los…“. Leider gab es keine Mikrofone, sonst hätten wir es wohl auch durchgezogen.

Die zweite Anekdote: Als ich 2013 auf dem „Spack Festival“ in Wirges war, habe ich gesehen, wie du und deine Freunde von der Polizei kontrolliert worden seid. Wie kam es dazu? Passiert euch so etwas öfters?

Wir kamen in eine dieser Standard-Festival-Kontrollen, wenn die Polizei jedes zweite Auto rauswinkt, das zum Festival fährt. Es hat auch nicht gereicht zu sagen, dass wir Künstler sind und vom Festival gebucht wurden.

Jetzt kommt wieder meine Anekdote zu deiner Frage: Der Polizist, der uns durchsucht hat, war auch Gelsenkirchener und jemand von meiner ehemaligen Nachbar-Schule mit dem ich vor 15 Jahren einmal Stress hatte, weil er wiederrum mit einem Kumpel von mir Stress hatte. Kein „Schlägereien-Stress“ – wir haben uns einfach über ihn lustig gemacht.

Mittlerweile ist er eine richtige Kante und Polizist geworden, zieht uns zufällig beim Festival raus und lässt uns erst mal dort schön stehen. Das war schon eher ungeil.

Hinzu kam, dass unser Fahrer an diesem Tag die einzige Person in unserer Gruppe war, die kifft und so sind wir mit einem Mann weniger zum Festival gefahren. Er kam dann später nach als wir gespielt haben.

Da hat sich dein „alter Freund“ bestimmt gedacht: „Jetzt nach 15 Jahren kann ich es ihm endlich heimzahlen!“

Er hätte sich sicher noch mehr gefreut, wenn er mir etwas gekonnt hätte, aber ich bin eigentlich jemand, der sich relativ wenig zu schulden kommen lässt und presche aus diesem Grund in solchen Situation relativ gern nach vorn und dränge mich dem Polizisten förmlich auf, im Sinne von „Natürlich können Sie mich durchsuchen – Natürlich geb’ ich eine Urinprobe ab!“

Innerhalb von anderthalb Jahren hast du dich vom Teilzeit- zum Vollzeitrapper gewandelt. Wenn du heute einmal zurückblickst: Was war das Überraschendste, was du in dieser Zeit in der Rapwelt erlebt hast? Was war vielleicht anders, war als du es erwartet hättest?

Für mich war es einfach krass Leute kennenzulernen, die man früher als Fan gefeiert hat und dann gemerkt hat, dass sie auch nur mit heißem Wasser kochen. Damit meine ich, dass sie auch nur Typen wie du und ich sind, die auch manchmal ein Arschloch oder sympathisch sein können. Mit denen ich, wenn ich sie länger kennen würde, auch mal ein Bier trinken gehen würde. Die Aufeinandertreffen laufen meistens weitaus „normaler“ ab. Das weißt du in der Theorie auch, aber es ist doch schon etwas anderes, wenn es sich bestätigt.

Ansonsten, klar es gibt zwei Millionen lustige Anekdoten von uns auf Tour, aber die krassesten Momente für mich waren Solo-Konzerte, bei denen du auf Bühne trittst und einfach zweitausend Leute vor dir stehen. Da denkst du dir „Ey, was geht denn hier ab?!“

Überraschend für mich war, dass hinter dem heutigen Deutschrap schon sehr viel Struktur steckt. Inzwischen habe ich schon ein paar Einblicke in die Label-/ Business-Seite erhalten können und manchmal hat es schon einen 9 to 5-Charakter. Obwohl es nach außen die „hippe“ Jugendkultur ist, gibt es hinter den Kulissen auch die Personen, die in den Büros sitzen, E-Mails schreiben, Papierkram machen und ihre Steuerangelegenheiten in Ordnern abheften. Natürlich wusste ich das irgendwie auch, aber man erwartet es nicht so in der Form, dass es fast schon einem Amt ähnelt. Am Ende des Tages ist es eben auch nur eine Firma.

Ein Zitat von dir aus 2013 war „Eigentlich gehöre ich hier doch gar nicht rein, ich bin nicht der Typ für irgendwelche komischen Star-Geschichten oder so, ich bin kein großer Rapper, ich bin unter der Woche in meinem normalen Leben und machen diesen Scheiß hier nur am Wochenende“. Wie sieht es heute aus? Kannst du uns hier exklusiv einen ersten Skandal präsentieren?

Nö und eigentlich kann ich es auch noch immer so unterschreiben. Ich arbeite zwar nicht mehr in dem Beruf, den ich gelernt habe, aber der Begriff „unter der Woche“ ist bei mir relativ flexibel und anders zu definieren, weil ich eben nicht am Wochenende immer frei haben und unter der Woche arbeite. Also mein Wochenende ist manchmal auch unter Woche und umgekehrt, aber im Endeffekt bin ich eben immer noch ein normaler Typ, wenn ich nicht rappe und sogar wenn ich rappe. Die Aussage ist da schon sehr passend.

Ich bin und war auch noch nie der Typ „Star“. 1. Spielt ein Star in anderen Himmelssphären als ich und 2. wenn jemand mich als solchen bezeichnet, wie es auch in heutigen Interviews schon vorgekommen ist, widerspreche ich immer ganz schnell. Ich glaube, für dieses „Riesending“ fehlt bei mir die heikle Thematik wie einen bösen Backround oder „Wer steckt hinter der Maske“ um mich herum. Ich mache einfach meine Musik und dies funktioniert auch ganz gut, weil ich eben nicht eine komische Figur bin, sondern man sich bei mir auch vorstellen kann gemeinsam in eine Kneipe zu gehen. Klar, ist es dadurch nach oben hin auch begrenzt, aber das ist auch okay.

Der Haupt-Tenor in deiner Musik lässt sich pauschal darauf runterbrechen, dass du Alltagssituationen mit Humor verpackst…

…zynisch ist glaube ich hier das richtige Wort.

Stimmt! Du sagst auch des Öftern, dass dein Leben eigentlich gar nicht so spannend ist und du auch kein so toller Typ bist. Warum glaubst du feiern dich die Leute?

Es ist vielleicht eine Mischung aus vielem. Ich glaube, dass Leute meine zynische Art an vielen Stellen witzig finden und ich durch dieses „Eigentlich-bin-ich-kein-so-toller-Typ“-Ding mir eine gewisse Natürlichkeit bewahrt habe.

Ich habe zwar nicht den Riesen-Promostunt um zu explodieren um morgen der Nummer-Eins-Rapper auf allen TV-Kanälen zu sein, aber dadurch stellt sich bei mir und meiner Musik auch keiner die Frage, ob es denn gestellt oder „gefaket“ ist. Eben weil einfach keine Raum zu lügen existiert. Für Hörer, die sich bei Straßenrapper die Frage stellen, ob denn das alles echt ist, oder ob denn Cro immer so gut gelaunt und ist Marteria denn wirklich so sympathisch, kann das vielleicht ziemlich angenehm sein. Ich kokettiere mit der Normalität.

Ich bin auch einfach ein schlechter Schauspieler. Ein Image würde bei mir nicht funktionieren. Ich habe da sozusagen aus der Not eine Tugend gemacht. Im Gegensatz zu mir gibt es aber auch Leute, die das können, und das finde ich auch voll okay. Ich kann es auch feiern, wenn jemand ein durchkonstruiertes Image besitzt. Sei es ein 100% realer Rapper, der total glaubwürdig ist oder ein Rapper über den ich weiß, dass er nur eine Figur ist.

Es geht darum, dass mich an ihm irgendwas anspricht und unterhält. Das können ganz unterschiedliche Dinge sein. Ich kann einen Straßenrapper feiern, der sich ein Image aufgebaut hat, das nicht stimmt, aber total witzig rüberkommt und gleichzeitig auch jemanden, der total bieder und ernst in seiner Musik, dafür aber geil rappt und die Schwachstellen der Industrie anprangert.

Das zweite Album ist für Künstler angeblich immer das schwierigste. Die einzigen Kritikpunkte an deinem ersten Album, die des Öfteren genannt werden, sind die fehlende Abwechslung und mangelnde Rap-Skills. Waren das die Punkte die dein zweites Album für dich selbst so schwierig gemacht haben oder gab es andere?

Die Kritik der mangelnden Abwechslung am letzten Album war tatsächlich etwas, was mich im Nachhinein stört bzw. ich für das erste Album zwar noch okay finde, aber beim zweiten hatte ich den Anspruch thematisch breiter zu werden. Mich hätte es selbst gelangweilt die gleichen Themen noch mal zu hören. Darum ist das zweite Album definitiv thematisch vielfältiger, wobei die Idee nicht aus irgendwelchen Plattenkritiken entstanden ist. Es war eher das eigene Bauchgefühl, das dazu geführt hat.

Bei dem Punkt der mangelnden Rap-Skills: Es war noch nie mein Stärke und überhaupt mein Anliegen, dass Hörer sagen „Alter, wie er flowt!“ oder „Guck mal, seine Doubletimeansäze“ usw. Das ist mir schon bewusst. Dennoch glaube ich schon, dass das zweite Album eine ganze Ecke besser gerappt und vor allem musikalisch viel stärker ist. Von Platte zu Platte war mein Stimmeinsatz und die Art zu rappen immer eine andere, weil ich gerne viel ausprobiere und sich dadurch automatisch Dinge verändern. Positive Entwicklungen kommen da fast schon von ganz alleine. Das ist auch auf „Für Immer Wochenende“ der Fall.

„Die zweite Platte soll am schwersten sein – ach als wär’ die erste leicht“, ist ein Zitat aus meinem ersten Song („Flucht nach vorn“) auf dem Album und soll diese These mehr oder weniger in Fragen stellen, weil mir die zweite Platte einfacher gefallen ist als die erste. Nach den ganzen Internet-Battles und dem daraus entstandenen Hype, bei dem sich alle gefragt haben „Wie klingt es, wenn er eine Album macht?“ war der Druck viel größer als jetzt. Wenn man das VBT als mein Debüt betrachtet, mit dem ich zum ersten Mal in Erscheinung getreten bin, fühlt sich „Für Immer Wochenende“ fast schon wie mein drittes Album an. „Am Wochenende Rapper“ war somit schon das Album, bei dem die Leute etwas kritischer auf mich geschaut und erwartet haben, dass ich darauf mich und mein Standing in der Szene kommentiere.

Außerdem konnte ich viel akribischer daran arbeiten und bin dementsprechend zufriedener mit dem Endprodukt. Ich denke, ich habe ein gutes Verhältnis aus noch immer über mich sprechen – meinen Witz beibehalten, ihn auf andere Dinge zu übertragen und ein paar ernstere Themen ansprechen, gefunden.

Ein weiteres Zitat von vor zwei Jahren war „Ey, wenn du mich fragst, ist das Album halt das erste, was ich mal von mir gut finde. Wenn du mich in zwei Jahren fragst, finde ich das Album wahrscheinlich auch wieder scheiße. Mit ein bisschen Abstand finde ich die Sachen immer komisch.“ Nun sind fast zwei Jahre vergangen. Könntest du bereits jetzt sagen, was du eventuell 2017 an deinem jetzigen Album nicht so gut findest?

Ne, ich bin aktuell noch zu nah am Albumprozess. Wir haben Dinge totdiskutiert, umgeworfen, als feststand, welche Tracks auf das Album kommen, uns über die Anordnung Gedanken gemacht usw. Da bin ich noch zu sehr drin. Ich habe mir das Album, seitdem wir es ins Master gegeben haben, auch aufgrund von Videodrehs etc., noch kein einziges Mal in aller Ruhe anhören können. Das wird in den nächsten ein bis zwei Jahren auch nicht passieren.

Du gehst mit diesem Album auch noch auf Tour und spielst es live – da hast du einen ganz anderen Bezug dazu als damals.

Ein Kritikpunkt wäre vielleicht der Albumtitel. Dein neues Album ist im Gegensatz zu deinem Debüt viel persönlicher. Wieso hast du dich dennoch für den Titel „Für immer Wochenende“ entschieden, der ja darauf schließen lassen könnte, dass du deine Wandlung zum Vollzeitrapper eher verarbeitest?

Aber genau das ist es ja im Prinzip! „Für Immer Wochenende“ geht über das Kündigen meines Jobs hinaus. Zwischen dem letzten und jetzigen Album gab es irgendwann den Punkt, an dem diese „Rap-Dokumentation“ über mich aufgehört hat. Ich habe die Leute bis dato immer ganz krass an allem teilhaben lassen. Juice-Cover, Chimperator, Splash! usw. – das könntest du bis ins Unendliche weiterführen. Irgendwann hat das Ganze aufgehört. Nicht weil nichts mehr passiert ist, sondern weil es nun reicht und sich bestimmte Dinge einfach wiederholen würden. Alle Punkte waren einfach abgearbeitet.

„Für immer Wochenende“ steht für das Annehmen meiner Rolle und das gleichzeitige Ablegen meines Argwohns und der Selbstzweifel gegenüber meiner Karriere. Ich bin dort angekommen, wo ich mich als Musiker sehe. Ich bin nicht mehr auf dem Weg in die Szene – ich bin ein Teil davon geworden. Ob ich will oder nicht.

Drei Songs auf dem Album behandeln diese Thematik noch mal und schließen damit ab. Das wäre einmal das eher kritische „Sonnenbrand“, „Flucht nach vorn“, auf dem ich die bereits erwähnte zweifelnde Seite noch mal beschreibe und offenlege, welche Gedankengänge dazu geführt haben, dass ich nun darauf „scheißen kann“ und der dritte Track „Für Immer Wochenende“ – ich habe meinen Job gekündigt, eine geilen Beat gehabt und diesen Song direkt nach meinem letzten Arbeitstag geschrieben. Die Aussage von diesem Song ist ziemlich repräsentativ für die Herangehensweise an dieses Album. Ich habe jetzt den Anspruch Songs zu machen sowie meinen Stil und Stärken auf eine andere Art und Weise umzusetzen, sprich wenn ich einen traurigen Songs schreibe soll er auch nach mir klingen und nicht wie der zwanzigste Rapper, der über verlorene Jugendliche in der Großstadt oder Zukunftsängste unserer Generation berichtet.

Im Endeffekt kann ich selbst am schlechtesten beurteilen, was auf diesem Album passiert, aber kann zum jetzigen Zeitpunkt sagen, dass ich all das zu meiner eigenen Zufriedenheit gut zusammengeführt und zu Ende gebracht habe.

Nachdem ich das Album gehört habe, hat der Titel in Kombination mit den Themen auch für mich Sinn ergeben.

Der Titel soll auch Fragen aufwerfen. Anhand des Covers weiß man ja auch nicht ganz genau um was es auf dem Album geht und das ist auch vollkommen okay. Man sollte schon voraussetzen, dass Leute sich das Album anhören müssen um den Titel und das Cover zu verstehen.

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Bela B. äußerte sich zu dem Thema Rapper verkaufen ihre Alben in x-beliebigen Editionen zu hohen Preisen äußerst kritisch und sagt, dass dadurch das Interesse an der Musik verloren geht. Dein Album erscheint ebenfalls als Limited Edition. Wie stehst du zu solch einer Aussage?

Zuerst muss ich sagen, dass diese ganzen Deluxe-Boxen ein zweischneidiges Schwert sind. Keine Ahnung wer damit begonnen hat, aber seitdem ich Musik mache, existieren diese Boxen. Um auf dem Musikmarkt zu überleben, musst du sie auch machen – das ist Fakt! Sonst verkaufe ich 3000 CDs, du 3 Boxen und steigst vor mir in die Charts ein. Das ist keine Sache, die du noch entscheiden kannst ,wenn du finanziell davon leben möchtest. Vielen Dank an die, die sie erfunden haben! Du stehst eigentlich nur noch vor der Entscheidung cool damit umzugehen und Sachen hineinzupacken, die Sinn ergeben, damit du dahinter stehen kannst und die zu dem passen, was du machst.

Anhand des Covers kam ich dann auf die Idee eine Schneekugel zu machen. Damit verarschen wir einerseits diejenigen die „Tassen-Merch“ betreiben und andererseits hat sie einen thematischen Bezug. Des Weiteren hatten sich im Laufe des Albumprozesses viele gute Remixe angehäuft, weil die Produzenten um mich herum einfach Bock hatten, welche zu machen und bevor sie irgendwo versauern geben wir sie lieber den Fans als musikalischen Nährwert. Auch weil nicht jeder etwas mit Instrumentals anfangen kann.

Was mir in diesem Bezug auch sehr wichtig war, ist die Deluxe-Box zeitgleich mit der Standard-Edition anzubieten. Das Spielchen mit „Wir veröffentlichen die Standard-Edition erst wenn die Deluxe-Edition ausverkauft ist“ kennt mittlerweile jeder und ich will sie auch niemanden aufzwingen. Alles in allem finde ich, dass es eine Nummer ist, die für alle in Ordnung geht.

Deine Box schreibt meiner Meinung nach auch nicht „Hey, kauf mich!“…

…es ist keine Wundertüte mit unzähligem Krims Krams. Du musst eben gucken, womit der Fan wirklich etwas anfangen kann. Da finde ich Remix-EP wirklich eine gute Idee, weil sie eben nicht „hingerotzt“ ist, sondern viele interessante Produzenten drauf sind. Auch wenn das typische T-Shirt in Größe L verschrien ist, kann der Fan am Ende mehr damit anfangen, als wenn da die Weekend-Tassen und Kugelschreiber rausfallen.

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Kann man 2017 zum 10-jährigen Jubiläum deiner EPs „Assi“ mit Max Miles und „Auf Repeet“ von der Crew Wunschkinder (Weekend, Uzak, Emkay und Peet) mit einem neuen derartigen Release hoffen? Wie man weiß ist Emkay dein Back-Up und Peet schraubt noch immer die Beats für dich – wie ist dein heutiges Verhältnis zu Max Miles und Uzak?

Geil! Mit Max Miles hatte ich noch vor ca. anderthalb Jahren Kontakt. Davor eine ganz lange Zeit nicht. Er hat mir auch mal einen Beat geschickt, aus dem dann leider nichts wurde, weil ich ihn ziemlich schnell abgehört habe. Ihm gehts soweit ich weiß ganz gut und er macht auch noch immer Musik, aber ist durch seinen Job sehr eingespannt. Man muss auch sagen, als wir die EP gemacht haben, kannten wir uns nicht megalange. Er hat mich damals angeschrieben, weil er meine Sachen mochte und wollte mit mir eine kleine EP machen.

Bei Uzak ist es so, dass ich mich damals mit ihm super verstanden habe, er aber mittlerweile komplett von der Bildfläche verschwunden ist und ich wüsste aktuell auch nicht, wie ich ihn erreichen könnte. Meines Wissens nach rappt er auch nicht mehr und studiert oder arbeitet. Aber vielleicht sieht man sich mal auf einem Konzert oder Festival wieder.

Es kam dir also noch nie das „Hirngespinst“ – wie es Favorite damals mit Hollywood Hank gemacht hat, einen Aufruf zu starten?

„Wo ist Uzak?“

Genau! Hättest du da keinen Bock drauf?

Ich hätte bestimmt Bock mal wieder etwas mit ihm zu machen, in welcher Form ist nur die Frage. Aber ich akzeptiere es auch, wenn er sich zurückzieht und anderen Dingen nachgeht.

Ein krasserer Punkt als die Zusammenarbeit mit Uzak sind die Geschichten mit der sagenumwobenen Maulhelden-Crew (Weekend, Emkay, Raffnek, Piou, Tesa), die außerhalb von Gelsenkirchen keiner kennt. Auf „Fans Gesucht“ wurde es hier und da noch erwähnt. Einer davon war mein Kumpel Tesa, der wenn er heute noch genau so rappen würde wie damals, einiges an Aufmerksamkeit bekommen würde. Da hätte ich auf jeden Fall mal wieder Bock drauf etwas zu machen. Mal gucken!

In Bezug auf Peet und „Für Immer Wochenende“: Wie schafft man es über Jahre hinweg mit den gleichen Leuten zusammenzuarbeiten und sich gemeinsam immer wieder aufs Neue neu zu erfinden?

Es war nicht der Anspruch etwas ganz Neues zu machen, sondern es zu perfektionieren. Ich feier’ es auch bei anderen Leuten nicht, wenn man merkt, dass sie ihren Stil um 180 Grad drehen.

Mit Bennett On ist da jemand reingerutscht, mit dem ich bis dato immer mal wieder etwas gemacht habe und der einfach perfekt in das hineingepasst hat, was wir sonst auch machen. Es haben auch noch viele andere Beats beigesteuert. Wir haben einfach geguckt was noch mit reinpasst um das Ganze an machen Stellen zu ergänzen und es abwechslungsreicher zu gestalten.

Du sprichst von „wir“. Meinst du damit Peet und dich?

„Wir“ ist ein ganz undefinierbarer Matsch an Leuten. Das bin erst mal ich, das ist natürlich auch Peet, das ist inzwischen auch der Dennis (aus Europa), der zwischen den beiden Alben auch ein ganz wichtiger Bestandteil davon geworden ist, weil er erst unseren Live-Sound gemacht, dann wir uns bei ihm für Sessions getroffen haben und der das Album dann schlußendlich auch gemischt hat, obwohl es anfangs nicht so geplant war, aber ich glücklich darüber bin, weil es geil klingt. Dass sind noch immer DJ Upset, emKay und Dobo – meine Partner und Kumpels, die immer dabei sind und von denen ich mir Feedback hole. Ich bin am Ende zwar der Herr der Situation und entscheide, was ich machen will, aber manchmal verrennt man sich in Situationen und dann bin ich sehr glücklich Leute an meiner Seite zu haben, die mir ihre ehrlich Meinung dazu sagen.

Der Hintergrund von der Vielzahl an Produzenten war aber nicht um der Eintönigkeit entgegenzuwirken?

Nein, der eigentliche Grund war, dass Peet gerade sehr stark in seinem Master-Stress ist. Dann habe ich Ben mit ins Boot geholt. So entstand die Idee etwas offener zu sein. Peet war sehr cool mit dieser Situation, dieses Mal nicht alleine die Verantwortung zu tragen, einfach weil er es zeittechnisch nicht unter einen Hut bringen konnte. Er war aber dennoch bei allen Sessions in Hamburg dabei und hat großen Einfluss auf das Album genommen. Ihm kann ich auch noch immer spontan die Spuren zu einem Song schicken und er hat ihn unter Zeitdruck bis morgen fertig gemischt. Er ist einfach die gute Seele dieser Geschichte.

Es kann auch sein, dass auf dem nächsten Album neben Peet und Ben noch fünf andere Produzenten vertreten sind, weil ich mittlerweile weiß, was ich haben will und dann wird es eben dementsprechend ergänzt.

Zum Abschluss haben wir u.a. noch ein paar Sätze zum Vervollständigen: Pillaths beste Punchline?

Kann ich auch eine von Snaga nehmen?

Klar!

„Snagz Bitch – ich hab mehr Eier als du / Selbst ein Huhn ohne Arschloch hat mehr Eier als du“. („Snaga Situation 5″) Einfach weil es so schön platt und witzig ist. Großartig!

„Kinderspiel“ oder „Gottes Werk“?

Gottes Werk!

Eine Hörspiel-CD über mein Leben sollte gesprochen werden von…

Mark-Uwe Kling, der Autor und Sprecher der Känguru-Chroniken.

Fünf Minuten, bevor die Show losgeht…

…stehe ich hinter Bühne und frag’ mich wieso ich nicht sitzen geblieben bin, weil man da rumsteht wie Falschgeld und man eigentlich nur wartet bis es losgeht. Krass nervös bin ich mittlerweile nicht mehr, außer es ist etwas wirklich Großes. Es ist zu einem gesunden Maß an Adrenalin, das du auf der Bühne brauchst, geworden.

Dort, wo ich herkomme, ist das Wichtigste…

…das ist natürlich schwer zu verallgemeinern. Da war das Wichtigste mal Kohleabbau. Für viele ist Schalke in Gelsenkirchen schon wirklich wichtig. Klingt vielleicht etwas komisch, aber es verbindet die Leute dort.

Vor dem Interview…

…war ich gerade in einem Rap.de-Interview. Dann habe ich mein Handy dort liegengelassen und bin hierhingekommen.

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Tracklist: „Für Immer Wochenende“
1. Flucht nach vorn
2. Für immer Wochenende
3. Loser
4. Alles meins
5. Willkommen zuhaus
6. 20 Uhr 15 (feat. Edgar Wasser, 3Plusss)
7. Happy Birthday
8. Alle für einen (feat. emkay, Dobbo)
9. Deine richtigen Hits
10. Papa bezahlt
11. Für immer Kind (feat. Sido)
12. Helene (vs. Kaas)
13. An Sonn- und Feiertagen real
14. Sonnenbrand

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