In der Kategorie “5 Fragen zum Album” stellen wir euch ausgewählte Musik-Künstler und ihre bald erscheinenden oder vor kurzem veröffentlichten Alben vor. Grundlage sind 5 kurze und knackige Fragen.
Die stark gewöhnungsbedürftige Stimme von GALV hat wohl jeder sofort für mehrere Tage im Ohr, wenn man sie zum allersten Mal hört. Doch diese prägnante Stimme ist dann auch das einzige, was bei seinen Veröffentlichungen Kontinuität verbreitet: Denn GALV steht für einen mehr als außergewöhnlichen Musikstil.
Nach seinem letzten Album, „Ogyarre“, einer soundtechnischen Huldigung an den Boom Bap der 90er-Jahre und der raffinierten Samplekunst der Ostküstenschule, veröffentlichte Galv nur zwei Monate später mit „Ehrenbürg Session“ sein nächstes Solo Album. Mit Unterstützung der Live-Band Next Generation Family entstand ein Album, das sich vor allem an den Funk anlehnt.
Interview
Deine letzte LP „Ogyarre“ ist gerade einmal zwei Monate alt. Wie kam es dazu, das aktuell wieder ein neues Release in den Startlöchern steht?
GALV: Warum nicht, gibt es eine Norm fürs Releasen? Falls ja, wusste Frank Zappa aber nichts davon oder? „Ogyarre“ war 6 Monate nachdem ich zusammen mit Fuzl das „Rapito“-Tape rausgehauen habe, bereits die zweite Veröffentlichung in 2015 auf Langspiellänge. Daher ist die „Ehrenbürg Sessions“ sogar mein drittes Release in 2015 gewesen. Wobei es sich bei dem Live-Album bis auf 1-2 Exklusive Tracks um Interpretationen von Rapito & Ogyarre-Titel handelt. Also nichts komplett Neues. Trotzdem, die Frage würde ich lieber an Moka Only weiterleiten. (lacht)
Wie kam der Kontakt mit Next Generation Family und daraus der Gedanke an eine Zusammenarbeit zustande?
GALV: Jan „Fati“ Geuer ist der Mann! Er ist ein alter Musikerfreund und spielt die Keys in der NGF. Im April hat er mich seiner Band vorgestellt – es wurde ein kleines Konzert in München gegeben und alle beteiligten waren sich einig: Das müssen wir mal aufnehmen!
Wie ist die Song-Auswahl abgelaufen?
GALV: Für das gemeinsame Set in München hatte die NGF schon mal eine gute Stunde Galv Show im Petto. Daraus durfte die Band dann ihre Lieblinge aussuchen. Es sind über die Hälfte Beats von meinem Man FUZL geworden. Das kommt glaube ich von dem breiten Spektrum an guter Musik, die er samplet und die die Band dann entsprechend interpretiert. Genau genommen, spielen sie am Ende kurze Figuren, die andere Musiker vor Jahren aufgenommen haben. Das wurde dann gepresst, gehört, gesampled, neu gespielt, aufgenommen und jetzt wieder gepresst. Dreht sich auf jeden Fall im Kreis das ganze.
Wie lies im Studio ab? Gab es besondere Vorkommnisse?
GALV: Der Zeitfaktor. Die „Ehrenbürg Sessions“ fanden an knapp vier Tagen/ Nächten statt. Das Budget für die Platte war ein Bruchteil der eigentlichen Produktionskosten und die Zeit im Studio damit begrenzt. Die Musiker sind alle Profis und mit unzähligen, vor allen Dingen internationalen Shows gut ausgebucht. Alle haben es in erster Linie zur Liebe für den Sound gemacht. Von den Musikern über Engineer, Artworker und so weiter.
Die Studioarbeit war dementsprechend hart. Jeder Song wurde als One Take aufgenommen und nur teilweise im Nachhinein editiert. Bei neun Songs und mehreren Versuchen pro Song kannst du dir ausrechnen: Wir haben quasi im Studio gewohnt. Aber alle im Raum waren vollkommene Herrscher über ihr Element und können jederzeit abliefern, ohne dass ein Produkt an Qualität verliert.
Kurz gesagt: Das FUNKtioniert so gut, weil wir alle so funky sind.(lacht)
Kann daraus eine langfristige Zusammenarbeit entstehen oder war es erst einmal auf das Album beschränkt?
GALV: Das Album ist entstanden, um die Session festzuhalten. Den Moment, das schöne Stück Musik. Wenn das hilft etwaige Umstände zu begünstigen, die eine engere Zusammenarbeit in der Zukunft herbeibringen könnte – umso besser! Ich habe unglaublich tolle Musiker kennengelernt, die ich in Zukunft öfter treffen möchte. Am liebsten natürlich auf der Bühne.
Dennoch würde eine komplette Live-Platte, wie es früher beispielsweise bei Motown der Fall war, nur mit Morlockk und Hiob als Trio in Frage kommen. Nix Motown. MofoDogtown vielleicht (lacht).
Was kann man im Zuge des Releases noch erwarten?
GALV: Im Zuge des Releases sitzt Lokomotivführer Galv und gibt Gas. Er hält bald in deiner Stadt und lässt dich aufspringen wenn du denn ein gültiges Ticket bei dir hast oder eine gute Ausrede.
Blicken wir zum Schluss noch ein bisschen in die Zukunft. Gibt es spruchreife Projekte, die bei dir anstehen?
GALV: Und nun die Brettervorhersage für 2016: Im Frühjahr kommt erst einmal die LP „Galv of the Three MoOonZ“, komplett produziert von Sägewerk Pierre Sonality. Die Platte erscheint über sein Label Muther.
Zwei weitere Tonträger auf Langspielzeit wird es mindestens noch geben in 2016. Wie gesagt, bastel ich auch schon ein paar Dinge mit S.Fidelity zusammen. Zu seinen Beats habe ich tatsächlich eine sehr leidenschaftliche Beziehung. Und wie alle Jahre wieder, nehmen Fuzl und ich uns die nötige Zeit, um durchzudrehen. Der Rapito Nachfolger ist längst in der Mache. Und dann ist das Jahr gefühlt ja schon gut gefüllt. Die Liste endet natürlich nicht.
Es gibt noch ein paar kleinere Releases die in 2016 anstehen: Eine Platte jeweils mit den Bechazzz, DJ Crypt, Knowsum aka Nepumuk und DJ Defekt sind sicher. Mit etwas Glück kommt auch endlich mal eine DogTownPlatte, vielleicht sogar etwas wie ein „Ogyarre“-Nachfolger raus, aber mit ausschließlicher Beteiligung aus der Heimat. Alle weiteren Prognosen gibt’s in der Brettervorhersage fürs nächste Jahr.
Album Cover
Tracklist
01. Nebelberg
02. Crazy Skills
03. Radical
04. G von der HighLow School
05. Shezl Fourty
06. Brettowitsch
07. Boxenturm
08. Fake the Funk
09. Ehrenbürg Session
„Ogyarre“ (Full Stream)
Der Beitrag 5 Fragen zum Album: GALV – „Ehrenbürg Sessions“ erschien zuerst auf RAP-N-BLUES.com.