In der Artist Feature Serie stellen wir euch regelmäßig interessante Musik-Künstler vor. Grundlage des “Artist Feature” sind 15 Fragen, von denen einige immer gleich und einige individuell sind. Heute mit SirPreiss.
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SirPreiss wird am 18. Dezember sein Jubiläumsalbum „Dekade“ veröffentlichen. Wir hatten im Vorfeld die Gelegenheit mit dem Düsseldorfer über seine neue Platte, die Anfangszeit seiner Rap-Karriere, seine Nebentätigkeit als Radio-Moderator und vieles mehr zu sprechen. Checkt hier das Interview.
Welches Restaurant bzw. welches Lokal würdest du jemandem empfehlen, der zum ersten Mal in Düsseldorf zu Gast ist?
Das kommt darauf an, ob dieser Jemand Vegetarier, Veganer, Laktose-intolerant oder gegen irgendwas allergisch ist. Den Allesessern und (vegetarischen) Burgerfreunden empfehle ich das „Stier Royal“. Ansonsten kann man in Düsseldorf sehr gut und fast überall Bier trinken. Ist garantiert laktosefrei und vegan.
Was ist deine Leibspeise?
Frikandel mit Pommes Majo.
Welches Buch hast du zuletzt gelesen?
Das letzte Buch, was ich gelesen habe, war „Die Tore der Welt“ von Ken Follett.
Wie sieht ein typisches Silvesterfest bei dir aus? Halli Galli oder eher ruhig?
Halli Galli, bis es um mich herum ruhig wird.
Du stammst aus Düsseldorf und bist dort im Stadtteil Ratingen aufgewachsen. Wenn du dich heute zurückerinnerst: Wie hast du zur Hip-Hop Kultur gefunden und mit welchen Gedanken verbindest du die Anfangszeit?
Puh, da gibt es so viele Stationen und Gedanken. Am Anfang, und das ist historischer Fakt, steht die Fresh Familee als erste kommerziell erfolgreiche Rap-Gruppe Deutschlands. Das war noch vor den Fantastischen Vier, denen man das ja gerne andichtet. Im Zuge dessen entstand, insbesondere in Ratingen West, eine im positiven Sinne mitreißende Hip-Hop Kultur, die auch die anderen Stadtteile Ratingens erreicht hat.
Meine Oma war zu der Zeit Kindergärtnerin und hat unter anderem dabei mitgeholfen Gigs der Fresh Familiee und Creutzfeld & Jakob in Ratingen zu organisieren oder zumindest zu supporten, wenn man so will. Das war dieses oft belächelte Sozialding „Mit Rap die Kids erreichen“, was aber heute noch sehr gut funktioniert. Fast zeitgleich bin ich in der Grundschule über den großen Bruder eines damaligen Freundes mit den ersten Rap-Sachen in Berührung gekommen. Da ich als Stöpsel wenig Geld zur Verfügung hatte, habe ich mir auch viel Musik aus der Stadtbücherei besorgt (ja, die Ratinger Stadtbücherei hatte z.B. die ersten Gangstarr Alben auf Tape).
Über meinen Onkel bin ich zum Skaten und über dieses Hobby wiederum an weitere rap- und malaffine Kontakte gekommen. Der Rest ist ein musikalischer Werdegang, wie bei vielen anderen auch: Nach dem Fan-Sein folgte das Selber-machen-Wollen bis hin zum Interview mit Rap-n-Blues.
Gab oder gibt es Verbindungen zu Umse, der ja ebenfalls in Ratingen aufgewachsen ist?
Wir kannten bzw. kennen die gleichen Leute, man sieht sich gelegentlich bei gemeinsamen Auftritten und smalltalked. Musikalische Verbindungen gab es nur in Form eines Umse Shout Outs für mein damaliges Album „11“. Dazu kommt ein theoretisch angedachter Track auf einem Beat von Kallsen, der aber nie zu Stande kam.
Du bist vor allen Dingen für deine Tätigkeiten als Rapper und Producer bekannt, betreibst nebenbei allerdings noch einen Blog. Wie hat sich das ergeben und mit welcher Motivation hast du damals den Blog gestartet?
Auf MySpace (die älteren erinnern sich) gab es 2008/2009 einen Blogbereich, den ich anfangs genutzt habe, um meine eigene Musik zu pushen oder um auf Auftritte aufmerksam zu machen. Später habe ich das dann auf engere Bekannte und Musik die ich cool fand ausgeweitet. Dann haben die Penner von MySpace in ihrem Umstellungswahn Nutzerdaten wie Mails und eben auch den Blogbereich ohne Ankündigung gelöscht, was sehr frustrierend war. Facebook wurde zeitgleich immer populärer, bot aber keine Plattform für Schreibwütige wie mich.
Lange Rede kurzer Sinn: Ich stieg auf die Blogging-Plattform WordPress um und seit Anfang diesen Jahres ist der Blog auf meiner Domain blog.sirpreiss.com zu finden. Allerdings bin ich aktuell weitaus weniger aktiv. Die eigene Musik hat wieder mehr Gewicht bekommen, was auch gut so ist.
Des Weiteren bist du einmal im Monat auch in der IMC Radio Mixshow als Moderator zu hören. Wie bist du dazu gekommen?
Ich wurde als Gast eingeladen und da ich mit zwei der Moderatoren, Kilo Meta und DJ Hypa Aktiv, schon zu der Zeit aktiv Musik gemacht hatte, kam eins zum anderen. Der Produzent der Show, KMS, rekrutiere mich als Moderator um „ein bisschen Struktur und Niveau“ in die Sendung zu bringen. Randnotiz: Die Show ist stellenweise ziemlich chaotisch. Ich lade bei YouTube regelmäßig alte und aktuelle Sendungen hoch. Suchbegriff siehe Frage oben. Wir haben neben gestandenen Namen wie Spax, Megaloh, den Snowgoons oder Absztrakkt (Artist Feature #67) auch immer wieder unbekannte Acts zu Gast, die wir vorstellen. Hol dir deinen Fame und so.
Am 18.12. erscheint dein neues Album, mit dem du dein 10-jähriges Bühnenjubiläum feierst. Wenn du heute zurückblickst: Kannst du uns eine Anekdote von deinen Gigs erzählen?
Ich bin einmal in einem links-autonomen Zentrum aufgetreten. Vorher musste ich einen Wisch unterzeichnen, dass meine Texte nicht sexistisch, rassistisch und gewaltverherrlichend sind. Als ich denjenigen erstraunt fragte, ob sich denn mal einer meine Lieder oder die der auftretenden Leute vorher angehört hat meinte der nur „Das macht immer der Veranstalter“. Ich: „Wo ist der denn?“ – Er: „Der ist heute Abend nicht da“.
Bei einem anderen Auftritt, und das ist im Rap-Bereich ja schon ein Klassiker, ging ein Veranstalter mit seinen Gagenversprechungen am selben Abend fast halbstündlich immer eine Stufe runter. Es fing an mit „Es gibt eine Gage, Catering und Freigetränke“ und endete bei einem Minus für Spritkosten und einer Pizza mit einem Belag, den ich nicht bestellt hatte. Das Freibier war natürlich schon alle bzw. hat es das wohl nie gegeben.
Aber es gibt auch positive Anekdoten: Beim Support von EPMD tauchte unangekündigt Redman auf und chillte mit uns im Backstage, ließ sich fotografieren, signierte Platten. In dem Moment fiel mir auf, wie viel bewundernder Fan ich doch noch bin.
Wie lange hast du an dem Album insgesamt gearbeitet und wer ist alles als Featuregast mit dabei?
Circa ein Jahr, wobei zwei Songs schon 2014 fertig waren. Kilo Meta ist ganz bewusst als einziger Featuregast gewählt. Dafür sind aber verhältnismäßig viele DJs (DJ NST, DJ Hypa Aktiv, Kallsen) und Produzenten (Tony McKopfnick, Roboti Niro, Negundo) vertreten.
Eine Hörspiel-CD über mein Leben sollte gesprochen werden von, …
…George Midas
Fünf Minuten, bevor die Show losgeht, …
…sehe ich mir den Act an, der vor mir dran ist und trinke Wasser. Gibt es keine weiteren Acts quatsche ich wassertrinkend mit Leuten.
Fünf Minuten nach der Show …
…sehe ich mir den Act an, der nach mir dran ist und trinke ein Bier. Gibt es keine weiteren Acts quatsche ich biertrinkend mit Leuten.
Dort, wo ich herkomme, ist das wichtigste, …
…nicht zu vergessen, wo man herkommt. Fällt mir immer wieder auf, wenn ich in die alte Heimat zurückkomme.
Vielen Dank für das Interview.
Das neue SirPreiss Album „Dekade“ erscheint am 18. Dezember 2015. Der Longplayer wird auf doppelseitigem Picture-Vinyl, als limitierte Tape-Edition und in digitaler Form erscheinen. Checkt hier das Album Cover und die Tracklist.
Tracklist:
01 10 Jahre
02 Immer unterwegs mit Kilo Meta
03 Die Schönheit im Hässlichen
04 Es kann so leicht sein
05 Times Square @ Midnight (J Dilla Tribute Instrumental)
06 Sag was du willst
07 S-I-R- zum P (Remix)
08 Selbstvertrieb
09 Keks
10 LMS (Last Man Standing)
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