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Kollegah –„Zuhältertape Vol. 4“ (Review + Album Stream)

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KollegahFoto: (c) facebook.com/kollegah

Aller guten Dinge sind drei oder manchmal auch vier? Kollegah meldet sich mit seinem neuen, inzwischen vierten „Zuhältertape“ zurück. Kann der bei Selfmade Records gesignte Rapper dabei an alte Zeiten anknüpfen? Wir haben uns das Release genauer angehört.

Album Facts

  • 20 Tracks | 70 Minuten
  • Produced by Alexis Troy, B-Case, Chrizmatic, Hookbeats & Phil Fanatic, King Size, REAF, Rizbo
  • Released by Selfmade Records
  • Releasedate: 11. Dezember 2015

Review

Gleich zu Beginn fallen die zahlreichen Beats mit hochgepitchten weiblichen Vocal-Samples und Retro-80er Synthies auf, die dem Album eine Art Miami-Vibe und somit auch ein Alleinstellungsmerkmal verleihen. Kollegah’s erste drei Alben hatten zwar ebenso einen ganz eigenen Sound, klangen im Vergleich zum „Zuhältertape Vol. 4“ aber deutlich anders. Für sich genommen sind die Beats nicht der Weisheit letzter Schluss (das waren sie bei Kollegah aber auch noch nie) und bewegen sich zwischen kitschigen Rotlicht-Flavor und Selfmade Records-typischen Plastikproduktionen.

Negativ-Höhepunkte sind für mich die seltsame Snare auf „Bye Bye President“ und das Ini Kamoze Vocalsample bei „Mörder“. Auf der anderen Seite erinnern mich die schnelleren Boombap-Beats („Hoodtales IV“, „Carpe Diem“, „Wall Street“, „Kool & The Gang“) an das ganze alte Zeug und wissen durchaus zu überzeugen. Sie haben allerdings höchstens einen untermalenden Charakter, denn im Vordergrund stehen wie immer die altbewährten Punchlines von Kollegah, die an ihrer Tiefe kein Stück verloren haben.

Wenn Kollegah einmal keinen „Wie“- oder „Als-wäre“-Vergleiche raushaut, ist es eine andere geniale Pointe, eine absurd überzogene Line, die Kopfkino erzeugt oder einen zum Schmunzeln bringt. Manchmal ist es auch ein Konstrukt aus allem. Reimtechnisch bewegt sich Kollegah nach wie auf jeden Fall auf höchstem Niveau. Es wird auf jedem Track deutlich, dass ihm diese Art der Physik beim Schreiben nach wie vor Spaß macht.

Nach zehn Jahren und drei gefeierten „Zuhälter“-Tapes wird es auch einmal Zeit, Erinnerungen Revue passieren zu lassen und sich selbst einfach mal zu feiern. Dies wird auf „Zuhältertape #4“ ganz deutlich, da Kollegah einfach einige ältere Lines der alten Tapes nutzt und wiederverwendet. Neben zahlreichen Zitaten klingt die von „Schusswaffengeräusche“ untermalte Hook auf dem gleichnamigen Track ähnlich wie „König Westdeutschlands“ aus dem Jahr 2006.

Abgesehen von den Beats, deren Zusammenstellung im Gesamtbild der Tracks dann doch wieder logisch erscheinen und einigen grenzwertig uninspirierten Hooks, gibt es eigentlich wenig zu kritisieren. Lediglich die Nachfolgetracks werden ihren Titeln nicht gerecht. „Angeberprollrap“ könnte ich mir eher auf „King“ statt auf „Zuhältertape #4“ vorstellen. „Winter“ ist neben „Herbst“ und „Sommer“ einfach nicht stark genug und „Hoodtales IV“ klingt nicht so sehr aus der Hüfte geschossen wie der Vorgänger. Es ist quasi Kollegah selbst, der daran schuld ist, dass man sich hier mit den Superlativen etwas zurückhält.

Hundesohn, ich lasse dich killen von nigerianischen Kindersoldaten / Für ’ne Rittersport-Tafel und paar Digimon-Karten, toller Typ!

Fazit

Dass eine 20-Track starke LP nicht durchgehend unterhaltsam sein kann steht außer Frage. Doch wenn ein Kollegah, ein weiteres „Zuhälter“-Tape veröffentlicht, ist das Gesamtprodukt quasi bereits vorgezeichnet. Scheinbar hat er eine Zeitmaschine erschaffen, denn es ist ein echtes „Zuhälter“-Tape und eine bewusste Vereinigung zu alten Releases und Liedern, die mit so vielen Wortspielen aufwarten, dass ich es erst einmal verarbeiten muss.

Nun mag man es musikalisch und künstlerisch fast schon bedauern, dass Kollegah mittlerweile im Herzen der Gesellschaft angekommen ist, denn das allerletzte Quäntchen Hunger und Elan musste unwillkürlich der Ausgeglichenheit weichen. Mit „Zuhältertape Vol. 4“ kehrt Kollegah dennoch eindrucksvoll zu den Wurzeln seines Erfolgs zurück. Im Gegensatz zu damals wird er damit zwar nicht die Rap-Szene in zwei Lager spalten, aber allen, die diese Ära miterlebt haben, beschert er damit großes Vergnügen.

Und wer nicht dabei war, wird nach diesem Album vielleicht eine Ahnung davon bekommen haben, warum der Name Kollegah immer fallen wird, wenn es darum geht, wer den Punchlinerap in Deutschland geprägt, meinetwegen auch revolutioniert hat.

Full Stream

Tracklist

01. Intro
02. Empire Business (Tipp!)
03. Blutdiamanten
04. Kool & The Gang
05. John Gotti (Video)
06. Schusswaffengeräusche (Tipp!)
07. Bye Bye Mr. President
08. Hoodtales IV
09. Kalter Krieg
10. V.I.P.I.M.P.
11. Wall Street
12. Nebel
13. Tropische Tierpelze
14. Pitbulls & AKs (Video)
15. Carpe Diem
16. Mörder
17. Weißer Testarossa (Tipp!)
18. Winter
19. Angeberprollrap Infinity (Outro) (Audio)

Album Cover

Kollegah_ZHT_4_Cover

Weitere Informationen über Kollegah findet ihr auf Facebook.

Der Beitrag Kollegah – „Zuhältertape Vol. 4“ (Review + Album Stream) erschien zuerst auf RAP-N-BLUES.com.


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