Quantcast
Channel: Interviews – RAP-N-BLUES.com
Viewing all articles
Browse latest Browse all 466

Was macht eigentlich… Ninjah (aka Kiki Button/Jeneez)? Ein Interview

$
0
0

kiki-cover

In dem von Männern dominerten Rapbusiness gibt es bislang nur wenige Frauen, die es geschafft haben, sich langfristig durchzusetzen und in der Szene aufgrund ihrer Skills am Mic anerkannt werden.

Eine Frau, die sich das Ziel gesetzt hatte, genau dies zu ändern, war Naomi Knopf. Für mich war sie lange das weibliche Pendant zu einem Raf Camora, was sowohl das sprech- als auch das gesangliche Talent anging. Gut, zu einem Teil mag das auch daran gelegen haben, dass sie abgesehen von She-Raw fast die einzige Interpretin mit diesbezüglichen Stärken war.

Damals noch unter dem Künstlernamen Ninjah fiel sie mir das erste Mal an der Seite von Tempeltainment auf dem ersten Teil der „Rap City Berlin“-DVD auf. Später releaste sie mit Roxy und AnaRey unter dem Pseudonym Jeneez das vielversprechende Free-Mixtape „DisIsEs„, das Lust auf mehr machte. Danach wurde es recht still um sie. Zuletzt konnte man sie an der Seite von Medizin Mann auf dem Track „Tränen trocknen“ hören.

Und was macht Ninjah heute? Nach einer längeren Internetrecherche fand ich zu meiner Freude heraus, dass sie noch immer musiziert. Die Berlinerin mit japanischen Wurzeln ist seit 2013 eine Hälfte des Elektropop-Duos Kiki Button. Mit Jamil Samimi schafft sie einen frischen Sound ohne dabei ihre Hip Hop-Wurzeln zu vergessen. Eine lässige Mixtur aus pumpenden Beats und eingängigen Popmelodien auf Deutsch. Kurzerhand fragte ich sie nach einem Interview zu ihrer vergangenen Zeit und ihrem aktuellen Projekt. Das Ergebnis seht ihr hier:

KikiButton3022715

Hallo Kiki Button. Schön, dass du dir Zeit für das Interview nimmst. Magst Du dich denen vorstellen, die dich nicht kennen?

Hi Gilbert! Kiki Button sind ein Duo, Jamil und ich. Wir mixen elektronische Popmusik mit Hip Hop und deutschen Texten.

Einige werden dich natürlich noch durch die Zeit mit Tempeltainment und der Kaosloge kennen. Derzeit bist du musikalisch auf „electro-poppigeren“ Pfaden unterwegs. Wie kam es dazu?

Ich habe schon immer in verschiedene musikalische Richtungen gearbeitet. Vor dem Rappen habe ich klassisches Klavier gespielt und Popsongs mit einer alten Gitarre geschrieben. Auch beim Rappen habe ich die Hooks meistens gesungen. Ich hatte neben den Hip Hop-Projekten auch immer eine oder mehrere Bands, mit denen Musik im Proberaum entstanden ist. Beweisen musste ich mir also nichts. (lacht) Ich denke auch nicht, dass Rap weniger als Gesang ist. Es ist dasselbe Instrument. Man nutzt es nur ganz anders, man schreibt anders, man flowt anders. Aber es ist dasselbe Instrument.

Der Name Kiki ist der Spitzname, den mir meine Eltern als Kind gegeben haben. Meine Mutter sagt, ich habe mich den ganzen Tag nur kaputtgelacht und das klang so: „Kikikikikiki“

Beim Hören der ersten Hörproben von Kiki Button fiel mir auf, dass der Hip Hop Aspekt noch herauszuhören ist. Ist die eine Herangehensweise in der Erschaffung von Stimmungen und Melodien eine ähnliche zu früheren Songs?

Jamil und ich haben beide Hip Hop-Backround, das hört man dann eben. Das sind nicht immer bewusste Entscheidungen. Das ist am Ende des Tages eine Geschmackssache. Die Musik, die man sein Leben lang gehört hat, fließt automatisch in die eigene Musik ein. Das kann man nicht beeinflussen. Es passiert einfach. Jamil und ich hören privat unterschiedliche Musik. Wenn wir zusammen komponieren, entsteht ein Mix aus dem was wir Beide gerade fühlen und feiern. Ich muss allerdings sagen, dass ich schon immer besser darin war „deepe“ Sachen zu schreiben. Partysongs waren und sind immer ein Krampf! (lacht)

Deine Musik wirkte auf mich immer sehr authentisch. Kannst du uns einen Einblick darin geben wie du deine Songs ausarbeitest?

Jeder Song beginnt mit einer Melodie oder einem Thema. Das kann eine Gesangslinie, ein Satz oder eine Stimmung sein. Dann bauen wir auf dem ersten Stein auf. Manchmal sind auch schon Hauptstimme und Harmonien fertig im Kopf und dann sitze ich am Klavier und suche die Tasten. Ich kann richtig schlecht Noten schreiben, darum sind die Programme so cool, man spielt ein und die sagen einem, was man da eigentlich gemacht hat.

Das Schlimmste ist aber die Soundsuche am Rechner. Das ist langweilig und dauert ewig, weil es nie so klingt wie im Kopf. Ich verstehe diese „Nerds“ nicht, denen das am meisten Spaß macht. (lacht) Mir fangen da die Augen an zu tränen und meine Füße wackeln.

Jami Samimi und du, ihr kennt euch bereits aus Jeneez-Zeiten und habt euch nach einiger Zeit wiedergefunden. Wieso stand nie ein reines Rap-Album zur Debatte?

Was du noch nicht wissen kannst ist, dass wir vor Kurzem beschlossen haben, hier und da auch wieder gerappte Strophen oder Hooks zu machen. Wenn das Interview on ist, kannst du dir fast zeitgleich ein fettes Video reinziehen, in dem der C-Part gesprochen ist.

Wir haben uns anfangs bewusst dazu entschieden die Raps erst mal wegzulassen. So etwas wie Erwachsen werden sollte das sein. Die Sache ist aber, dass man sich selbst nicht so krass verändert, auch wenn das Leben und die Bedeutung vom Leben eine andere wird. Uns hat Rap immer ein bisschen gefehlt. Dann hat Jamil mich angerufen und meinte „Scheiß drauf, das sind wir nun mal“, und alles war klar. Jetzt machen wir uns locker. Wenn der Song einen Rap will, soll er ihn bekommen. Ich hab schon immer Musik aus verschiedenen Genres gehört und gemacht. Den ganzen Kram kennt nur keine Sau, weil ich überdurchschnittlich schlecht im Tracks droppen und Sachen posten bin. (lacht)

KikiButton2022715

Ihr vertreibt eure Musik (noch) in Eigenregie. Ist die unabhängige Distribution weiterhin der Plan oder wendet ihr euch an Plattenfirmen?

Ich denke, es gibt heute genug Wege, sich selbst zu veröffentlichen. Diese Wege fressen allerdings Zeit und Power, die man für das Musikmachen braucht. Wir machen momentan alles selbst, ob Fotos, Videos oder Studioaufnahmen. Wir haben das Glück, dass wir sehr geile Freunde haben, die dabei sind, wenn wir ein Video drehen oder nicht wissen was man da anzieht. Ich hab aber auch kein Problem mit Labels.

Hast du vor allgemein das Genre zu wechseln oder wirst zukünftig auf mehreren Hochzeiten tanzen? Welche Gründe haben dich dazu veranlasst?

Wie gesagt, es waren schon immer mehrere Hochzeiten. Mein Ziel ist es, jetzt alle Hochzeitsgäste auf eine Veranstaltung zu bekommen. So kann ich an einem Ort bleiben und alle sind da. (lacht) Ich muss nur dafür sorgen, dass sie sich verstehen.

Wie kam es zum Bruch von Jeneez?

Jeneez war eine tolle Zeit. Damals habe ich auch Jamil kennengelernt. Es gab nicht den einen krassen Grund, warum wir aufgehört haben, das waren mehrere Gründe die zusammengewirkt haben. Wir sind mehrmals auf die Schnauze geflogen – Businesstechnisch. Dann haben wir einfach unterschiedliche Sachen privat und beruflich gemacht und hatten weniger Zeit. Und dann ist Biggs gestorben.

Wie ist dein aktueller Kontakt zu Roxy und AnaRey? Kann man auch von ihnen musikalischen Output erwarten?

Wir sind immer noch die besten Freundinnen. Wir leben total unterschiedliche Leben, aber wenn wir uns treffen ist es immer wie früher. AnaRey ist busy mit Familie und Job. Die Sau interviewt nebenbei Christian Bale und sowas! Sie ist die krasseste Powerfrau, die ich kenne.

Roxy macht musikalisch ein House- oder Techno-Projekt auf Englisch. Ich kenn mich da nicht so aus, sie lacht sich bestimmt tot, weil ich Techno sage. Frag sie mal selber! (lacht)

Wie ist es in der Zwischenzeit musikalisch bei dir weitergegangen?

Ich hab hier und da Kollegen, wie Bogy, Basstard oder Tierstar mit Parts unterstützt und mit meiner Band gearbeitet. Also Rap, Pop, elektronischer Kram usw. Zu Hause habe ich noch ungefähr „dreimillionenfünfhunderttausendkommadrei“ Songs aus unterschiedlichen Genres liegen. Aber ich bin wie gesagt nicht so gut im Posten.

Wie stehst du allgemein zur Aussage, dass Frauenrap auf dem Vormarsch sind?

Ich feier die Frauen. Die Musik nicht immer. Das Wort Frauenrap klingt für mich komisch, so als ob es eine eigene Musikrichtung wäre. Sagt man eigentlich auch Frauenbeats? Dass es mehr Frauen gibt, die auffallen, finde ich sehr cool. Ich höre aber mehr aus anderen Ländern, so wie die meisten Deutschen. In Amerika gibt es viele gute Frauen, z.B. Angel Haze ist krass.

Was kann man von dem zukünftigen Material erwarten?

Kiki Button ist mein Baby, also kannst du deutschen Pop-Elektronik-Hip Hop erwarten. Da Musik für mich aber keine Grenzen hat, weiß ich nie, wo ich lande. Ich mach dass, weil es mich wirklich glücklich macht. Also wenn mich irgendwann Filmmusik glücklicher macht oder J-Pop, dann mach ich das.

Trotz aller Rückschläge mit Jeneez etc. – was war denn das Schönste und Schrägste, was dir bisher in deinem Musikerleben widerfahren ist?

Ich hab erfahren, eine junge Mama hat ihr Baby Ninjah getauft. Wie geil ist das denn? Aber schräg ist es nicht, ich finde es total logisch und sinnvoll.

Nun lebst du natürlich nicht von deiner Musik, sondern studiert Produktdesign, was definitiv ein sehr zeitraubendes Unterfangen ist. Wie viel Zeit bleibt da noch für deine Musik?

Job, Uni und Mucke ist schon Fulltime, 24/7. Ich mache eigentlich Musik anstatt zu schlafen. Aber Ninjas schlafen ja sowieso nicht. Ich mach das also so, dass ich nicht schlafe und alle meine Freunde vernachlässige. Und ich gehe nie ans Telefon, wenn man mich anruft und antworte nie auf Nachrichten. (lacht)

Nein ernsthaft, zum Glück ist mein Produktdesignstudium geil und ich kann es mit der Musik verbinden. Ich habe z.B. eine Anlage gebaut, eine Installation die Musik macht, wenn man sich berührt, und ein Kleid mit dem man Midi-Spuren abfahren kann. Check das mal auf Youtube: Little Black Midi. Also ich kann mich im Studium mit Musik, bzw. der Technik um Musik beschäftigen. Dadurch gehört es im Großen zusammen und ich zerreiß mich nicht komplett. Arbeit würde ich allerdings weglassen, wenn es ginge. (lacht)

Letzte Frage, ganz anderes Thema: Ich als Asiate kann das Klischee von asiatischen Klavier-, Geigen- oder Cellospielern nur bestätigen. Was ist deiner Meinung nach der Grund dafür?

(lacht) Geile Frage! Ich habe auch Klavier gelernt. Aber ich war anfangs sehr faul. Ich durfte auch Drums ausprobieren und habe eine Gitarre geschenkt bekommen, weil ich es lernen wollte. Ich kenne hier Leute, deren Eltern nicht einmal Musik hören! Wobei ich alle Platten, CDs und Tapes von meinem Vater habe, der Deutscher war. Ich denke in Asien hat Musik eine größere Bedeutung als hier bei uns.

Musik ist in unserer Gesellschaft nicht so wichtig. In Japan ist, zumindest als Kind, ein Instrument zu lernen selbstverständlich, so wie Zähneputzen. Und wenn ich Kinder habe, dann zwinge ich die, Kontrabass, Cello und Geige zu lernen, dann müssen die mir die Streicher einspielen.

Vielen Dank Kiki für das Interview. Die letzten Worte gehören natürlich dir.

Danke Gilbert! Macht weiter so mit deinem Magazin, ihr rockt! Und üb’ schön Cello, dann machen wir zusammen Musik. Und zieh dir „Analog“ rein, unser demnächst erscheinendes Video, mit den weltbesten Tänzerinnen Deutschlands! Bye, Kiki.

Kiki Button auf Facebook folgen


Viewing all articles
Browse latest Browse all 466

Trending Articles