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Artist Feature #123: Chima

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In der Artist Feature Serie stellen wir euch regelmäßig interessante Musik-Künstler vor. Grundlage des “Artist Feature” sind 15 Fragen, von denen einige immer gleich und einige individuell sind.

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Im Artist Feature #123 haben wir Chima zu Gast. Der Frankfurter hat bewegte Zeiten hinter sich und konnte sich mittlerweile als Singer/Songwriter etablieren. Mit „Von Steinen und Elefanten“ ist im Herbst des letzten Jahres sein aktuelles Album erschienen. Wir sprachen mit dem Sänger über seine Heimatstadt, den neuen Musikstil, die aktuelle Frankfurter Rap-Generation und vieles mehr.

Wo in Frankfurt gehst du gerne essen? Hast du eine Art Lieblingslokal?

Ich bin gerne im Rama V in der Vilbeler Straße 32. Ich mag die schummrige Atmosphäre und die liebenswürdige Bedienung. Ansonsten findet man mich auch im Kenkey House in Sachsenhausen wo westafrikanische Küche kredenzt wird.

Was ist deine Leibspeise?

Meine Leibspeisen varieren zwischen Spätzle mit Gulasch und Fufu mit Okra-Soup.

Welches Buch hast du zuletzt gelesen?

Die Bibel.

Was ging am letzten Silvesterfest bei dir? Halli Galli oder eher ruhig?

Eher ruhig mit Kind und Freunden.

Du stammst aus Frankfurt und hast deine ersten Schritte noch als Rapper unternommen. Wenn du dich heute zurückerinnerst: Wie hast du zur Hip-Hop Kultur gefunden und mit welchen Gedanken verbindest du diese Zeit?

Ich bin über De La Soul und LL Cool J zum Rap gekommen und kann mich gut erinnern, dass diese Kunstform mir Gelegenheit bot ohne viel Umstände die Dinge zum Ausdruck zu bringen, die mich bewegt hatten. Ich bin froh, dass ich mich damals dafür entschied selber zu Rappen und auf die Bühne zu gehen. Die Gigs in den örtlichen Jugendhäusern, die Leidenschaft beim Samplen und Produzieren, der Competition-Gedanke, diese ganze Zeit stellte für mich die Grundlage für meinen heutigen Lebensweg.

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Anfang der 2000er Jahre bist du Mitglied bei den Brothers Keepers geworden – einem Künstlerkollektiv, das sich gegen Rassismus und Fremdenhass einsetzt. Was denkst du heute, wenn du an rechtspopulistische Parteien wie die AfD und islamfeindlichen Initiativen wie Pegida denkst?

Ich kann den Reflex „rechts ist der Teufel“, gerade vor dem Hintergrund der deutschen Geschichte gut nachvollziehen. Ich bin aber auch davon überzeugt, dass diese Strömungen, solange sie sich innerhalb der Verfassung bewegen, zur politischen Vielfalt gehören.

Und deswegen staune ich nicht schlecht über die Unbeholfenheit mit der das Establishment diesen Stimmungen aus dem Volk oft begegnet. Ich glaube gerade die AfD ist vor allem eine Chance für Deutschland, die aktuelle Situation im Land neu zu bewerten. Offensichtlich gibt es eine große Diskrepanz zwischen der Vision der politischen Klasse und der Bevölkerung und das eben nicht nur bei den Arbeitern, sondern auch beim Bürgertum. Ansonsten vertraue ich darauf, dass politische Verantwortung immer auch mäßigt, weil Realpolitik immer auch Ernüchterung forciert.

Nach deinem Solodebüt „Reine Glaubenssache“ (2002) hast du eine Zeit lang den legendären Jazz-Musiker Herbie Hancock als Supportact begleitet. Wie habt ihr damals zusammengefunden und welche Erfahrungen hast du aus dieser Zeit mitgenommen?

Wenn ich ehrlich bin ergab sich die Kooperation aus dem Umstand, dass wir beide bei dem gleichen Label, nämlich EMI Music, unter Vertrag waren. Es war eine prägende Erfahrung, weil Herbie Hancock im Alltag eine beeindruckende Persönlichkeit ist. Er war sehr ruhig und freundlich und erfüllte alle Cliches von praktizierenden Buddhisten. Trotz all seiner Errungenschaften erlebte ich einen in sich ruhenden großen Geist. Das hat mir sehr imponiert.

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In den Folgejahren ist es etwas ruhiger um dich geworden und du hattest mit privaten Problemen zu kämpfen. Wie hast du diese Zeit überstanden und was würdest du jemandem empfehlen, der in einer ähnlichen Situation steckt?

Ich empfehle Glaube, Liebe, Hoffnung. In jedem von uns steckt Gott und die regelmäßige Erinnerung daran setzt besondere Kräfte frei. Ausserdem sollte man versuchen seine Situation – gerne auch mit Hilfe des Umfelds – nüchtern zu analysieren und dann einen Schritt nach dem anderen raus aus der Misere nehmen.

2012 erschien nach längerer Pause dein Album „Stille“. Auf dem Longplayer befindet sich auch der Track „Morgen“, der davon handelt, wichtige Entscheidungen auf den nächsten Tag zu verschieben. Inwieweit ist dieser Song autobiographisch gemeint?

Der Song hatte klar eine autobiographische Note. Das prokrastinieren liegt mir nach wie vor. Am Ende aber mach’ ich immer mein Ding.

Ende 2014 erschien dann dein aktueller Longplayer „Von Steinen und Elefanten“, auf dem du dich musikalisch vor allen Dingen in Richtung Singer/Songwriter weiterentwickelt hast. War das ein schleichender Prozess oder hast du dich schon immer in diesem Genre gesehen?

Es war ein bisschen von beidem, also sowohl ein schleichender Prozess als auch schon immer eine Perspektive die zu verfolgen ich mir vorgenommen hatte. Bei „Von Steinen Und Elefanten“ setzte sich letztlich durch, dass ich deutlich ruhiger werden wollte, also intensive Songs schreiben wollte die nicht über Lautstärke glänzen sondern über eine stille Kraft.

Hast du eigentlich Kontakt zu der aktuellen Frankfurter Hip-Hop Generation um Celo & Abdi, Hanybal oder auch Haftbefehl? Was denkst du über diese Künstler – kannst du dich mit der Musik identifizieren?

Ich durfte auf Capo’s Album „Hallo Monaco“ einen Refrain beisteuern und feier’ ihn sehr. Sein Bruder Hafti ist für mich derzeit der spannendste Straßen-Rapper in Deutschland. Der Typ ist einfach maximal authentisch. Ich mag seinen Spagat zwischen Scheiß-auf-alles-in-die-Fresse Raps und den introvertierteren Tönen.

Fünf Minuten, bevor die Show losgeht, …

… hab’ ich dann doch Schiss.

Dort, wo ich herkomme, ist das wichtigste, …

… dass man die Älteren respektiert.

Was hast du vor dem Interview gemacht?

Eine Gute-Nacht-Geschichte erzählt.

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Tracklist: „Von Steinen und Elefanten“
01. 100 Elefanten
02. Stein für Stein
03. Mit dir teilen
04. Das große Schweigen
05. Das wird alles verändern
06. Weggehen
07. Du bist nicht sie
08. Nüchtern
09. Alles was ich will
10. Löwenzahn
11. Rebstockbad
12. Abschied (Schmeiß raus!)
13. Du kommst wieder


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