Gott erschuf die Erde innerhalb von sieben Tagen – Drake und Future brauchten für ihr neues Mixtape namens „What a Time to Be Alive“ derer nur sechs. Kann sich das Ergebnis sehen lassen? Hier unsere Review!
Einleitung
Drake hatte in diesem Jahr vor allen Dingen mit Themen zu kämpfen, die nur sehr wenig mit seiner eigentlichen Musik zu tun haben. So antwortete er unter anderem auf einen Meek Mill abgesetzten Diss auf seine ganze eigene Art und Weise. Auch vom Sound her ging es in eine andere Richtung: So vermied er auf seinem letzten Album „If You’re Reading This It’s Too Late“ ganz bewusst warme Klänge und einfache Melodien, für die er 2013 noch gefeiert wurde (siehe z.B. „Nothing Was The Same“). Stattdessen gab es finstere Produktionen und die bislang wohl härtesten Strophen seiner Karriere.
Und dennoch: Eigentlich hätte das Jahr für Drake kaum besser laufen können, denn das Album – gespickt mit seinen kalten und lieblos klingenden Singles – ist bis jetzt das einzige Album in 2015, das über eine Million mal über den Ladentisch ging. Außerdem ist es der Beweis dafür, dass Drake mittlerweile ein Standing erreicht hat, zu tun und zu lassen was er will – seine Fans werden ihm trotzdem willenlos folgen. Dies sollte er ausnutzen um zum Pop-Star aufzusteigen!
Die Nachwirkungen aus seinem Clinch mit Meek Mill unterstreichen dies nur noch: Wenn die Leute am Ende des Jahres an Drake’s Musik denken, werden sie sich sicherlich nicht mehr an „Charged Up“ oder „Back to Back“ erinnern. Tracks, die direkt an Meek Mill gerichtet waren – irgendwie lustig aber sehr kurzweilig und vergänglich. Stattdessen wird den Fans am ehesten Drake’s „Hotline Bling“, eine Kreuzung aus The Police’s „Roxanne“ und „Marvins Room“, in den Sinn kommen. Einer der besten Tracks, die Drake jemals gemacht hat und einer der größten „Non Hip Hop“- Songs von ihm, gleich nach „Hold On, We’re Going Home“. Ein atmosphärischer Pop/ R’n’B-Hit, der fast komplett aus Gesangsspuren besteht. All das spiegelte sich auch in den Charts wider: Mit Platz 16 in den Billboard’s Hot 100 war es Drake’s erfolgreichste Single nach eben erwähnten „Hold On, We’re Going Home“.
Review
Kommen wir nun zu Drake’s aktuellem Longplayer „What a Time to Be Alive“, der in Zusammenarbeit mit der Trap-Ikone Future entstanden ist. Man könnte das Album der Einfachheit halber auch als „neues Futter für die Presse und leicht verdauliche Koste für den Zuhörer“ bezeichnen. Ziemlich schnell wird klar, dass Future hier das Ruder in die Hand genommen hat. Dank Metro Boomin als Executive Producer dominiert der Sänger dieses Tape mit seinen bisher besten Verses und lustigsten Lines. Drakes Performance wirkt etwas isoliert und lieblos, fast schon deplatziert. Er nahm das Album zwar gemeinsam mit Future in Atlanta auf, seine Strophen hätten allerdings genauso gut via WeTransfer dorthin geschickt werden können – niemand hätte den Unterschied bemerkt.
Der einzig nennenswerte Moment kommt ganz zum Schluss mit „30 for 30 Freestyle“, auf dem er sich von Future loslöst und sich mit Langzeit-Produzent Noah „40“ Shebib wiedervereint. Ein selbstreflektierendes Stück Musik, das nicht mit dem Rest des Albums harmoniert. Es ist das einzige Mal, dass Drake so klingt, als wäre er zu Hause.
Aus Drake’s Sicht ist „What a Time to Be Alive“ ein Versuch etwas von Future’s Authentizität zu ergattern um seine Hip Hop Fans weiterhin bei Laune zu halten. Ein kläglicher Versuch, der gescheitert ist. Er wirkt ungeschickt und nimmt hier höchstens die Rolle eines Lückenfüllers ein. Wundert es eigentlich jemanden, dass Drake auf Tracks wie „Live From the Gutter“ oder „I’m the Plug“ nicht schafft zu glänzen? Der Kanadier kommt zwar nicht aus einem reichen Elternhaus oder war ein verhätschelter Kinder-Star, aber diese Tracks sind Future’s Terrain und nicht seins.
Seine „PR-technische“ Ausgrenzung und der Großteil der Reaktionen von den Fans bestätigten den Fakt, dass er ständig im Hintergrund lauert, aber seine Chancen so gut wie nie nutzen kann. Drake’s Kampf um sein Allerheiligstes – Hip Hop – ist zwecklos. Anstatt den Erfolg seiner letzten beiden Tapes zu nutzen um seine „echten“ Hip Hop Fans zu unterhalten, sollte er dies als Plattform sehen um eine wahre „Pop-Bombe“ zu basteln und zu einer Ikone á la Taylor Swift aufzusteigen.
Tracklist
01. Digital Dash
02. Big Rings (Tipp!)
03. Live from the Gutter
04. Diamonds Dancing (Tipp!)
05. Scholarships
06. Plastic Bag
07. I’m the Plug
08. Change Locations
09. Jumpman
10. Jersey
11. 30 For 30 Freestyle (Tipp!)
Stream
Drake & Future – „What A Time To Be Alive“ (via Apple Music)
Album Cover
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