(c) Alle Fotos – Credit: Ezzkah
In der Artist Feature Serie stellen wir euch regelmäßig interessante Musik-Künstler vor. Grundlage des “Artist Feature” sind 15 Fragen, von denen einige immer gleich und einige individuell sind. Für die 122. Ausgabe haben wir uns mit Ex-Optik Army Veteran und Kool Savas Backup Moe Mitchell getroffen.
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Seine souligen Beiträge auf unzähligen Optik Record Relases – insbesonderse auf dem „MMS„-Album (Melbeatz, Moe, Kool Savas) – sowie durch seine letzten Free-Releases „Für Euch Auf Deutsch“ und der EP „Frei„, sorgten dafür, das sich Moe Mitchell in der Szene etablieren konnte. Wir sprachen mit ihm über seine Heimatstadt Bremerhaven, seine Anfänge in der Musik-Szene, deutschsprachigen R’n’B und vieles mehr.
Du gilst als ein großer Burger-Fan – wann warst du das letzte Mal im „Chili Willie’s“ in Bremerhaven und aus welchen Zutaten besteht eigentlich der „Moe Burger“?
Mein letzter Besuch ist bereits ein Jahr her. Der Besitzer Willie Kimbrough ist Afro-Amerikaner und hat eine wunderbare Soulstimme. Dazu kommt, dass er einer der Menschen ist, die mich im frühen Kindesalter dazu ermutigt haben, immer weiter Musik zu machen. Als er dann vor ein paar Jahren „Chilli Willie’s“ eröffnete, haben wir über Facebook hin- und hergeschrieben, wo es u.a. darum ging, dass er gerne einen Moe Burger machen würde und was ich gerne drauf haben würde. Da ich ein Liebhaber von Bacon-Cheese Burger bin, war die Antwort recht einfach. Die restliche Gestaltung habe ich ihm voll und ganz überlassen.
Wie hat sich deine Heimatstadt deiner Meinung nach im Vergleich zu früher verändert?
Also mit Bremerhaven ist es so, dass ich zehn Jahre nach meinem Umzug nach Hannover, die Entwicklung mittlerweile mehr oder weniger gut von außen betrachten kann. Ich denke, dass Bremerhaven an den Stellen, wo es für Touristen interessant ist, mit u.a. dem „Mediterranio“, „Sail City Hotel“ und dem „Auswanderer Haus“ gut aufgestockt hat. Weitere kleine Verbesserungen kommen noch hinzu.
Wenn ich aber heutzutage über meine frühere Gegend Lehe sprechen muss – da habe ich 21 Jahre gelebt – dann muss ich sagen, dass es dort auf jeden Fall noch Verbesserungsbedarf gibt. Bis zu dem Zeitpunkt meines Umzuges nach Hannover sah es zumindest noch anschaulich aus, obwohl die Kriminalitätsrate bereits damals schon genauso hoch war wie heute. Im Moment ähnelt es aber eher der dritten Welt. Mit demselben Ausmaß an Kriminalität, wenn nicht sogar mehr. Wer heute einmal dort durchläuft, der wird wissen was ich meine und ich hoffe, dass es sich in den nächsten Jahren ändern wird.
Welches Buch hast du zuletzt gelesen?
Die Bibel. Grund dafür war meine sehr gläubige Frau, die mir Gott wieder nahe gebracht hat. Ich habe einfach lange nicht mehr geglaubt und versucht nur daran zu glauben, was ich als Einzelperson mache oder nicht. Sprich: „Tu ich jemanden etwas schlechtes dann kommt es zurück“ und umgekehrt. Man kann sagen, dass Karma mein Glaube war, aber dank meiner Frau bzw. seitdem ich wieder die Bibel lese, komme ich Gott wieder ein wenig näher.
Was geht bei dir für gewöhnlich an Silvester? Halli Galli oder eher ruhig?
Mein letztes Silvester war eher ruhig und angenehm. Ich bin sowieso nicht mehr so der Feiertyp und versuche mich von Partys eher fern zu halten. Ich trinke nicht mehr und auch die Clubs sind nach meinem Empfinden sehr beengend geworden, daher meide ich sie lieber.
Normale Bars, in denen man auch mal etwas essen kann und auch eine bessere Atmosphäre herrscht, sind da für mich interessanter geworden.
Kannst du dich noch an den Tag erinnern an dem du dich dazu entschlossen hast Musiker zu werden?
Als ich sechs Jahre alt war gab einen bestimmten Moment, wo ich meiner Mutter gesagt habe, dass ich entweder amerikanischer G.I. oder Musiker werden möchte. (lacht) G.I, weil es in Bremerhaven einen amerikanischen Stützpunkt gab und ich es einfach interessant fand wie die G.Is in ihren Housing Areas (Amerikansche Wohnviertel) gelebt haben. Sie konnten zur jeder Jahreszeit grillen und auch Halloween bzw. Trick or Treat war immer ein wunderbares Erlebnis.
Sänger wollte ich eigentlich nur werden, weil ich selber immer alle Songs mitgesungen habe. Von Tevin Campbell über Luther Vandross, Barry White, New Edition, Bobby Brown, bis Alexander O’neal sowie verschiedenste Gruppen. Und am Ende ist es eben die Musik geworden.
Woran liegt es deiner Meinung nach, dass die R’n’B-Szene hierzulande so klein ist und es nur wenige bekannte Künstler gibt, die dieses Genre vertreten? Damit verbunden: Hat sich in den letzten zwei Jahren etwas an Toleranz gegenüber deutschem Soul und R’n’B verändert?
Zum Einen finde ich, dass die R’n’B-Szene eigentlich ziemlich groß ist. Nur das Problem dabei war und ist es nach wie vor, dass jeder R’n’B Künstler über die Hip Hop Plattformen groß wird und es bis heute keine etablierte und eigenständige R’n’B Rubrik existiert, die einem die Möglichkeit gibt sich dort auf einer großen R’n’B Plattform zu präsentieren – so wie es im deutschen Hip Hop nun mal der Fall ist.
Zum anderen ist der amerikanische Einfluss heute grösser als je zuvor. Darüberhinaus merkt man in Amerika, dass die Hip Hop Szene immer mehr mit der Pop- bzw. mit der R’n’B-Szene fusioniert, was für die Szene dort gut ist, aber hier braucht es noch ein bisschen bis es angekommen ist.
Kommt es im R’n’B eher auf den Inhalt des Textes, die Melodie oder das gesangliche Talent an? Passen dazu: Bestehst du auf ein Mitspracherecht was die Gestaltung der Instrumentals angeht?
Der Inhalt ist mir schon sehr wichtig und wie ich schon sagte, müssen die Leute auch was dabei fühlen, wenn sie es hören. Von daher denke ich auch, das sich Hip Hop und R&B da nichts nehmen.
Ich finde auch, dass egal welche Art von musikalischer Kunst man betreibt, es am Ende authentisch sein muss, damit die Zuhörer sich in der Kunst wiederfinden können.
Was die Gestaltung der Arrangements betrifft lasse ich meinem Produzenten Louis Vitto immer freie Hand. Es kann aber auch mal vorkommen, dass ich ihn anrufe und ihn darum bitte, gewisse Dinge rauszunehmen oder hinzuzufügen, damit ich es am Ende beim Schreiben einfacher habe.
Verarbeitest du beim Schreiben deiner Songs wirklich deine aktuelle Emotion oder nimmst du dir das Recht eines Autors heraus, der sich in andere Personen hineinversetzt?
Es war ja nie ein Geheimnis, dass ich während meiner Optik-Zeit oder was das MMS Album betrifft, die Songs oder Hooks eher von Savas oder Franky Kubrick schreiben lassen musste. Einfach weil ich der deutschen Sprache nicht so mächtig war wie die Beiden es eben sind und meine damaligen Songwriter-Erfahrungen für ein Album nicht ausgereicht hätten.
Doch seit dem Mixtape „Für Euch Auf Deutsch“ war es mir wichtig, dass ich entweder so schreiben würde wie Savas und Franky und es auch genauso lyrisch klingt. Wäre dies nicht der Fall gewesen hätte ich Savas oder Franky noch mal für dieses Projekt angefragt und wäre danach ganz normal arbeiten gegangen. Mein Glück war, dass ich vorab mehrere Stücke Savas geschickt habe. Darunter waren auch schon Piloten, die ich für die EP „Frei“ geschrieben hatte, die Savas gefeiert hat. Somit wusste ich, dass ich definitiv etwas richtig mache.
Seitdem schreibe ich alles selbst und natürlich „muss“ es dadurch mehr oder weniger mit meinem Leben oder bestimmten Lebensabschnitten auch zu tun haben, denn sonst denke ich, dass die Zuhörer sich nicht damit Identifizieren können und es meiner Meinung nach dann auch nicht authentisch klingt.
Was ist es für ein Gefühl für dich, deinen Teil zu Kool Savas’ Erfolgsalben und Mixtapes beigetragen zu haben und wie war rückblickend betrachtet die Zusammenarbeit mit ihm?
Ich muss ganz ehrlich gestehen, dass ich es über die Jahre nicht wirklich mitbekommen habe, was da überhaupt passiert ist. Ich merke es immer erst wenn ich drauf angesprochen werde, dass ich den und den Song besungen habe und die Person es wegen diesem oder jenem gut findet. Dann fällt mir erst auf wie lange es schon her ist und bestimmte Erinnerungen kommen wieder hoch.
Was viele auch so nicht verstehen bzw. mitbekommen haben ist, dass Savas und ich seit zwölf Jahren befreundet sind und der musikalische Aspekt irgendwann einfach organisch passiert ist. Daher habe ich mir nie darüber Gedanken gemacht, was ich für einen Einfluss auf die Alben von ihm habe oder hatte.
Letztendlich hat Savas mich in den acht Jahren Zusammenarbeit sehr geprägt und Einfluss darauf gehabt, was ich heute musikalisch darstelle. Wir sind Brüder und ich bin immer für ihn da, wenn er mich menschlich oder musikalisch braucht.
Deine Fans warten seit langem auf ein neues Album von dir. Wann wird es erscheinen und was wird uns erwarten?
Dazu kann ich im Moment noch nichts sagen, aber ich kann dir versprechen, dass es sehr bald eine Nachricht geben wird und wenn es soweit ist, wir noch für ein weiteres Interview zusammenkommen können.
Zu meiner Stilrichtung kann ich aber sagen, dass ich sehr darauf achte, dass ich meiner Linie treu bleibe und meinen wortwörtlichen Sprachgesang beibehalten werde. Ich denke, dass es genau das ist, was mich von anderen Künstlern unterscheidet.
Moe Mitchell – Mighty Moe – Motta Man & Sizzlac. Jetzt aber Hand aufs Herz: Bist du Rapper, Sänger, DJ oder einfach nur ein Musiker?
Ich habe schon des Öfteren in Interviews gesagt, dass ich in erster Linie ein Künstler bin, der sich nicht mehr in der heutigen Musikwelt in eine Schublade stecken lassen möchte. Trotzdem sind die ganzen Akas mir sehr wichtig und auch ein Zeichen dafür wie vielfältig ich sein kann und möchte.
Ich habe zum Beispiel noch einen Aka namens „Mellow Mitch“, wenn ich mich im House-Bereich bewege. Der Name stammt von meinem Vater ab, der in der Vergangenheit als DJ unter diesem Namen aufgelegt hat. Aber glaub mir, keiner hat so viele Akas wie Savas! (lacht)
Zum Abschluss haben wir u.a. noch ein paar Sätze zum Vervollständigen: Ein Hörspiel über mein Leben sollte gesprochen werden von, …
…dem deutschen Schauspieler Klaus-Dieter Klebsch. Der u.a. einigen Dokumentationen von „N24″ seine Stimme leiht. Außerdem hat er bei GZSZ mitgespielt und ist auch die Sprechstimme von „Doctor House“. Die Stimme hat mich immer fasziniert und aus diesen Gründen wäre er ein guter Kandidat dafür.
Fünf Minuten, bevor die Show losgeht, …
…bin ich nervös und trinke schnell noch ein angewärmtes Red Bull.
Dort, wo ich herkomme, ist das wichtigste, …
…Bodenständigkeit.
Vor diesem Interview habe ich, …
…geschlafen. (lacht)