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„Dreh was du willst, wir wollen nur die Echos vom Dach schmeißen“– Art Davis über seine Videos für Kollegah & Farid Bang, Pillath + more #fotogeschichten

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Art Davis

Art Davis beim Videodreh mit SXTN zu „Von den fernen Bergen“, 2017

In der Serie „Jedes Foto eine Geschichte“ stellen uns ausgewählte Künstler jeweils zehn Fotos aus ihrem Künstleralltag vor und schreiben darüber. Heute mal mit acht Videos von Art Davis.

Wer sich in der heutigen Zeit für gut gemachte Deutschrap-Videos begeistert, wird nicht am Namen Art Davis vorbeikommen (hier auf Facebook). Sein Katalog ist mehrere Seiten dick und beinhaltet quasi jeden Rapper in Deutschland, der Rang und Namen hat.

Interview mit Art Davis

Seine Videos haben einen großen Anteil daran, dass Songs wie „Lass sie tanzen“ von Ali As und Namika oder „Murcielago“ von KC Rebell & Summer Cem zu Hits, „Klick-Monstern“ und mit Edelmetall ausgezeichnet wurden. Wir sprachen mit dem Berliner über unsere einige Videos, die wir persönlich feiern. Lest euch hier das Interview mit Art Davis durch!

Ali As x Falco – „Jeanny“ (2018)

Art Davis: Das Video ist mit meinem „Partner in crime“ Daniel Sluga entstanden. Für den Nachtdreh waren wir in einem Kölner Wald, auf einem alten Fabrikgelände, mit einer Neonlicht-Anlage.

Natürlich standen wir vor der Herausforderung dem Original „Jeanny“ von Falco gerecht zu werden, weil es zu seiner Zeit ein Hit, aber auch extrem kontrovers war. Ali hat den Song mit einer Analogie zu Codein in die Neuzeit gebracht, was ein Drahtseilakt war.

Wir haben versucht das Video so cool und stylisch wie nur möglich zu gestalten und uns auch etwas am Original anzulehnen. Ich finde die Ästhetik sehr schön, aber fernab davon spalten der Song und das Video Meinungen, weil es viele eingefleischte Falco-Fans gibt. Man muss das Ganze wie eine Hommage und ein großes Kompliment an Falco betrachten.

Ali As & Namika – „Lass sie tanzen“ (2016)

Art Davis: Einer der wichtigsten Videos in meiner bisherigen Laufbahn, der zu einem kleinen „Gamechanger“ geworden ist und ebenfalls mit Daniel Sluga entstand, der damals mit dem Song zu mir gekommen ist. Ich wusste sofort, dass das ein Hit ist.

Wir hatten eigentlich ein ganz anderes Konzept geplant, das aber aus zeittechnischen Gründen nicht möglich war: Wir wollten zu Beginn in Brasilien drehen, haben es dann auf Las Vegas umgeschrieben, um uns zum Schluss auf ein Studiovideo in Berlin zu einigen. Ich habe dazu ein Mood-Video geschnitten, um die Richtung erstmal etwas vorzugeben. Mir war es wichtig, dass es kein plattes Studiovideo wird, sondern dass da was „im Hintergrund lauert“. Deswegen auch die vielen kleines Details und der Grund, weswegen wir es auch so lowkey geschossen haben.

Der Dreh selbst war eine riesige Herausforderung, gerade weil Daniel und ich vorab schon so viel Zeit hineingesteckt haben. Ali kam am Tag etwas später, aber es war von Anfang an eine Energie vor Ort, die wir auch fühlbar festhalten konnten. Das war der springende Punkt.

Das Video wurde am Ende besser als wir gedacht haben. Ich bin wirklich, stolz drauf, kann es mir noch immer geben und es war meine erste goldene Platte.

Wie wäre das Video geworden, wenn ihr es in Brasilien oder Las Vegas gedreht hättet?

Wir hätten aus „Lass sie tanzen“ eine Metapher für Bonnie & Clyde gemacht. Ali und Namika hätten die reichen Leute ausgeraubt und sie mit ihren Schüssen tanzen gelassen. Danach hätten sie ihre Beute unter den Armen verteilt und sie nochmal tanzen gelassen. Dieses Mal vor Glück.

Ali As feat. SXTN – „Von den fernen Bergen“ (2017)

Art Davis: Boston (George) und ich im TagTeam-Match! Das Thema des Songs war sehr sensibel und man musste mit dem Video versuchen niemanden auf die Füße zu treten bzw. nicht zu sehr, sodass sie sich eher davon angestoßen fühlen. Deswegen der „Trash-Faktor“.

Die „großen“ Bilder wurden in L.A. und die ergänzenden Szenen mit SXTN wieder im Studio in Berlin geschossen.

Massiv?

Er kam sah und siegte.

Charnell – „Authentischer Touch / Who Want It“ (2014)

Eines meiner ersten Videos und mit das beste Charnell-Video aller Zeiten. Charnell ist ein straighter Typ und ich hab‘ ihn damals gefeiert. Er kam am Drehtag aus Hamburg nach Berlin-Wedding und ich aus Paris.

Er hat die Energie sofort gebracht und ich hab‘ einfach nur die Kamera draufgehalten. Während der erste Song mit Greenscreen und Animationen funktioniert hat, sind wir für den zweiten Song, der seine Vergangenheit aufgreift, raus auf die Straßen Berlins gegangen.

KC Rebell x Summer Cem – „Murcielago“ (2017)

Der Dreh zu „Bis hier und noch weiter“ von Adel Tawil mit KC Rebell und Summer Cem hat uns allen so viel Spaß gemacht, dass wir direkt weiter zusammengearbeitet haben.

„Murcielago“ ist im Hinterland von Spanien entstanden. Wir haben uns in eine große Villa eingemietet um gleich zwei Videos zu schießen.

Die Gegend hat viele schöne Locations und eine gute Atmosphäre, aber war für die Produktion eine absolute Katastrophe, weil wir alles an Equipment selbst mitbringen mussten. Auch den Murcielago haben wir aus einer anderen Stadt organisiert.

Doch die absolute Vollkatastrophe war: An den Scoutingtagen für die Location hatten wir durchweg gutes Wetter, allerdings zu den Drehtagen hat es richtig mies gestürmt. Der Wind war so stark, dass wir die Kamera nicht einmal stabilisieren konnten. Man sieht es im Video nicht, weil ich mit sehr viel Grading gearbeitet habe um trotzdem das Sommergefühl aufrecht zu erhalten. Wenn man genauer hinsieht erkennt man dennoch den Regen und die Pfützen.

Am Ende kam man den Sturm wohl als „Production Value“ bezeichnen, da die Video-Single zum höchsten Singlecharts-Einstieg für die beiden wurde (#14) und Gold gegangen ist.

Kollegah, Farid Bang & Musiye – „In die Unendlichkeit“ (2018)

Für Kollegah und Farid Bang war und ist es ein sehr wichtiges Video, da es das Ende ihrer JBG-Ära darstellt und deswegen eher ein ernsterer Song ist.

Zuerst dachte ich an ein schwarz-weiß Video, was aber dann doch zu 0815 dafür ist und sie in ihrer JBG-Zeit schon genug Videos dieser Art hatten.

Der Dreh hat in Köln mit einem großartigen Team (Christoph Vitt, Felix Brückner usw.) stattgefunden – teilweise auf einem Dach und teilweise in einem Schloss. Farid, Kollegah und Musiye waren total on point und haben ihr Ding professionell durchgezogen. Gerade Musiye, der als Letzter um drei Uhr dran war. Kollegah hatte an dem Tag sogar Geburtstag und wir haben quasi „reingedreht“.

Die Sache mit dem Echo?

Das war die einzige Vorgabe von deren Seite: „Dreh was du willst, wir wollen nur die Echos vom Dach schmeißen“. Als Statement.

Majoe – Sidechick (2017)

Mit Daniel Zlotin von StreetCinema bin ich damals nach Panama geflogen. Nur wir beide und eine lokale Produktion. Panama ist garnicht so „hood“ wie man es sich vorstellt, sondern besitzt eine gut laufende Infrastruktur und eine Skyline, die schöner als die von Miami ist.

Der Dreh mit 20 gecasteten Models in einer Villa, auf einer Yacht und im Casino – plus einer Party am Ende – hat natürlich sehr viel Spaß gemacht.

Majoe hat es durchgezogen wie ein Boss, gerade weil wir dort noch ein zweites Video („Aus Hatern werden Fans“) gedreht haben und dafür wirklich in die Hood gefahren sind, wo die Leute hinter uns die Tore wieder verschlossen haben. Ich habe darauf geachtet, dass der Vibe immer positiv blieb und die Menschen vor Ort Bock hatten im Video zu sein. Ansonsten kann das Ganze auch mal schnell in die Hose gehen.

Shout out auch an Mo von Banger Musik, den ich dort kennengelernt habe und der überall mitgeholfen hat.

Pillath – Goldesel (2018)

Die Idee den Begriff „Goldesel“ zu etablieren und ihn dafür durch Venice Beach laufen zu lassen, stammt von Pillath und Daniel Sluga.

Pillath hatte auf diese komödiantische Schiene eigentlich nicht so richtig Bock gehabt, aber sobald er die Maske aufhatte, ist er in eine Rolle geschlüpft und konnte dann auch irgendwie unfreiwillig lustig sein.


Beitragsbild: (c) Art Davis

Der Beitrag „Dreh was du willst, wir wollen nur die Echos vom Dach schmeißen“ – Art Davis über seine Videos für Kollegah & Farid Bang, Pillath + more #fotogeschichten erschien zuerst auf RAP-N-BLUES.com.


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