In der Kategorie “5 Fragen zum Album” stellen wir euch ausgewählte Musik-Künstler und ihre bald erscheinenden oder kürzlich veröffentlichte Alben vor. Grundlage sind fünf kurze Fragen, die sich rund um das Release drehen.
Christmaz ist ein 24 Jahre alter emcee, der aus Stockholm stammt. Während eines Besuchs in Berlin entstand die Idee, zusammen mit Figub Brazlevic eine EP aufzunehmen. Das daraus am Ende dann ein ganzes Album wurde, ist eher einem Zufall zu verdanken – denn der Berliner Producer buchte sein Rückflugticket versehentlich einen Monat später, als er Christmaz in Stockholm besuchte. So blieb er noch eine Weile und herausgekommen ist am Ende ein 14 track starkes, kraftvolles und energiegeladenes Album namens „Ego & Soul“.
Wir haben uns im Vorfeld mit Figub Brazlevic über das Release unterhalten. Der Berliner spricht mit uns über die die Entstehungsgeschichte, seinen Produktionsalltag und was alles so passieren kann, wenn er mehrere Rap-Kollegen bei sich zu hause unterbringt.
Short Facts
- 14 Tracks
- Features: Teknical Development, Dookie, Blabbermouf, Omniverses, Tesla, Merlin Alexander, Noritsu, Mad Flows
- Produktion: Figub Brazlevic, Mono:Massive (Track #11)
- Releasedate: 28. November 2016
Stream
„Ego & Soul“ lautet der Titel der neuen LP von Christmaz, die du in Gänze alleine produziert hast. Wie hat sich die Zusammenarbeit zwischen euch beiden ergeben?
Eines Tages war ich am neuen Sound diggen und bin bei YouTube auf ein Video gestossen von Christmaz und Adam Kanyama (Video: „Legal Kingz“). Dieses derbe Brett hatte mich sofort zum repeaten aufgefordet. Klarerweise wollte ich mehr wissen und fand 2-3 weitere Video Clips. Da wir (Krekpek Records) ja auch seit mehr als 4 Jahren die „East-West Sessions“ in Wedding in der Panke Jams fahren, wollte ich ihn unbedingt als Gast bei uns sehen und ihn kennenlernen. Er kam, lieferte ab und ich Trottel habe das Rückflugticket für einen Monat später versehentlich gebucht. Ich bot ihm an zu bleiben und mit mir an einer EP zu arbeiten. Er willigte ein und wir begannen zu produzieren.
Der einzige Song, der nicht zu 100% von mir besteht ist „Livin‘ For The Art“ feat. Noritsu, den hat Mono:Massive gebaut. Wir haben das erste Recording direkt auf den fetten Beat von Mono geparkt. Mit Erlaubnis von Mono habe ich später selbst ein wenig arrangiert, den Intro-Part aus seinen Einzelspuren gebaut und an mein Mixing vom Album angepasst. Wir haben uns auf Anhieb verstanden und somit den Grundstein für „Ego & Soul“ gelegt. Er kam weitere Male von Stockholm nach Berlin, war auch mit Teknical Development und mir bei der „The Everyday Headnod“ Tour Anfang diesen Jahres mit dabei, wo wir auch an weiteren Song gefeilt haben. Die Featuregäste sind bis auf Maniac alle bei mir mit Christmaz Face-to-Face geschrieben und aufgenommen worden.
Clip: „E.U.P.“ feat. BlabberMouf, Teknical Development & Merlin Alexander
Gab es ein spezielles Konzept, mit dem du an das Album herangetreten bist? Wie sahen deine ersten Schritte aus?
Ich habe meistens mit den Drums begonnen. Aber so genau kann ich das nicht mehr sagen, jeder Beat ist anders zusammengesetzt. Wir mussten uns nicht lange aufeinander einstellen. Er feiert meine Sachen, ich feiere seine Sachen. Er hat derbe Skills, ist aber zugleich noch sehr jung und dem Business fremd, besitzt allerdings eine gewisse freche und charismatische Attitude wie ich sie sehr selten gesehen habe.
Ich habe alle Beats auf ihn zugeschneidert. Das musste Energie haben, er hat eine sehr kräftige und tiefe Stimme und einen sehr genialen Flow. Ich glaube das die Zeit reif ist für Christmaz sich als Europäer international zu beweisen.
Vielen Fans ist meistens gar nicht klar, wie meine Aufgabe bei solch einer Album-Produktion aussieht. Meistens bin ich der Drahtzieher für das akkustische und für die Zusammenstellung der Tracklist sowie das Mixing & Mastering zuständig. Ich gebe Hilfestellung, versuche die Visionen der Rapper mit meiner Handschrift umzusetzen, mache die Recording Sessions und vieles mehr. Später geht es um Bookings für die Tour, Social Media Kram, Live Shows, etc. Ich habe das Glück mit Künstlern arbeiten zu können, die meine Arbeit zu schätzen wissen und mich meistens auch mein Ding machen lassen.
In welchem Zeitraum ist die LP entstanden und wie sah ein typischer Produktionsalltag aus?
Wir haben im Mai 2015 angefangen und die Songs im April diesen Jahres fertiggestellt. Normalerweise bin ich ein Fan von Kontinuität während einer Album-Produktion. Ich war viel unterwegs die letzten eineinhalb Jahre und habe auch Studioumbauten vorgenommen, die es nicht immer möglich machten zu recorden. Zwischendrin habe ich ja noch das Album mit MC Rene in Marokko aufgenommen. Wir haben auch mit dem Cover für „Ego & Soul“ länger gebraucht als wir dachten.
Der typische Produktionsalltag hatte oft rauchige Nebelschwadenbilder. Zur gleichen Zeit als Christmaz bei mir war lernte ich einen anderen Ausnahmemusiker kennen. Sein Artistname ist „Tesla Alset“, ein unglaublich genialer Sänger und auch begabt was das Rappen betrifft, der für eine Weile dann bei mir einzog. Wir haben oft zusammen geflext und die Weltherrschaft durch Freestyle an uns gerissen.
Christmaz ist kein ruhiger Typ, er kann vertieft in einen Bildschirm sein, jedoch kommt irgendwann dann wieder ein lauter Aufschrei im Sinne von „Sexy“ oder „maaaa Ninjaaaaz“ gemixt mit afrikanischem Slang. Er ist sehr lustig und wir haben viel gelacht. Aber auch über Themen gesprochen wie Politik, Beziehungen, Musik Business etc. Er ist gut in der Booth am Microphone und somit haben wir oft nicht viel Zeit mit mehreren hunderten Takes verschwendet.
Clip: „Sun & Moon“
Welcher Track auf dem Album gefällt dir persönlich am besten, bzw. zu welchem hast du eine ganz besondere Beziehung?
Die besondere Beziehung habe ich zum Track „Soul & Ego“ feat. Tesla Alset, weil Christmaz und ich einmal in Zürich ausgeflippt sind. (lacht) War nicht so cool wie wir im jüdischen Viertel wie gestört über die Strasse geschriehen haben und uns gegenseitig und den anderen Freunden den Vibe zerstört haben. Als wir zurück kamen, haben wir diesen ehrlichen Song gemacht. Don’t give up, man.
Kannst du uns zum Abschluss noch eine lustige Anekdote bzw. Randnotiz rund um das Album erzählen?
Also das ich ein Album mit ihm habe, weil ich das Rückflugticket verkackt habe, ist schon ganz lustig. Kurz vor dem Hip-Hop Kemp diesen Jahres waren Merlin Alexander, BlabberMouf und Christmaz bei mir untergebracht. Tek hat mittlerweile Freunde und entgeht dem immer. Jeden frühen Morgen gibts Ärger wegen dem Bad: „Make faster, I gotta piss hardcore!“ und solche Sachen. Einmal war Christmaz nicht mehr in der Lage zu warten und dachte er kann bei mir in den Hinterhof sein Ding machen. Aber nichts da – einer meiner Nachbarn hat ihn gesehen und gerade so davon abgehalten an die Wand zu strullern. Ich war nicht da und habe das nicht mitbekommen.
Später am Tag klingelte dieser Nachbar und wollte sich beschweren. Er meinte das meine Künstler keinen Anstand hätten und wo wir denn wären. Ich sagte ihm das es nicht sein kann und er vielleicht unschuldigerweise uns verdächtig. Bis er mir einen Beschreibung von einem großen schwarzen Mann mit hochgebundenen Dreadlocks gab. Ich fragte Chris direkt und er sagte, er sei das nicht gewesen. Ich habe dem Nachbar das versucht zu verklickern und ihn weggejagt. Kurz danach kam es aber raus und wir haben Christmaz zu ihm geschickt um sich zu entschuldigen. So ein Depp. (lacht)
Dann fällt mir noch eine andere Sache ein: Christmaz war mit uns in Hamburg und hat das erste Mal Stage-diving gemacht, nachdem er es vorher angekündigte. Er sprang mit seinen 90 Kg und seinen dicken Timbs direkt einem Typen ins Gesicht – Resultat: Nasenbruch.
Album Cover + Tracklist
Das Vinyl-Release von „Ego & Soul“ ist auf 500 Stück limitiert und bei Vinyl Digital erhältlich.
A1. Living For The Art
A2. Dat Hardcore Ish
A3. Samurai Ninja Wizzards
B1. The Grind (Get It On)
B2. Sun & Moon
B3. Ego & Soul Tesla
B4. Europe Under Pressure
C1. Dem Major
C2. Street Kingz, Wild Lions
C3. Crystal Cypher Noritsu
D1. Adapted Like Water
D2. It’s Really Christmaz
D3. Originoo
D4. Soul & Ego
Der Beitrag Christmaz & Figub Brazlevic – „Ego & Soul“ (Album Stream + Interview) erschien zuerst auf RAP-N-BLUES.com.