In der Artist Feature Serie stellen wir euch regelmäßig interessante Musik-Künstler vor. Grundlage des “Artist Feature” sind rund 15 Fragen, von denen einige immer gleich und einige individuell sind. Heute mit Pillath.
Pillath erlebt gerade seinen zweiten Frühling: Mit seinem Debütalbum landete der Rapper Anfang 2016 auf Platz 17 der Album-Charts. Von September bis November ging es dann mit Eko Fresh auf große „Freezy-Tour“. Seit dem letzten Freitag steht nun sein neues Album „Onkel der Nation“ in den Läden. Im Artist Feature #159 sprechen wir mit dem Ruhrpottler über das Album und viele weitere Themen.
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Welches Lokal würdest du jemandem empfehlen, der zum ersten Mal in Gelsenkirchen zu Gast ist?
Auf jeden Fall das „La Scala“. Ein unfassbarer Italiener, der nicht nur für seine Pizza und Pasta bekannt ist, sondern auch ein unglaubliches Rinderfilet auf der Karte hat. „Tagliata“ – Rinderfiletscheiben mit Rucola und Parmesan. Ich hab’ in meinem Leben selten ein besseres Fleisch gegessen.
Passend dazu: Was ist deine Leibspeise?
Da gibt’s eigentlich nichts Konkretes. Currywurst, Döner, Steak oder auch mal eine klassische Erbensuppe wie damals bei meiner Mutter. Anfang des Jahres wurde die Diät eingeläutet, dementsprechend beläuft sich das ganze aktuell auf Hähnchen und Brokkoli, was ich aber auch ganz gerne esse.
Wie hast du dein letztes Silvester verbracht – Halli Galli oder ruhig?
Ich nehme mir jedes Jahr vor, es immer etwas ruhiger angehen zu lassen, aber letztendlich läuft es dann doch immer anders ab. Letztes Silvester ist um acht Uhr bei Gorex im Studio geendet. Als wir zwei Tage später nach Berlin gefahren sind, hab’ ich es immer noch in den Knochen gespürt.
Welches Buch hast du zuletzt gelesen?
Ich bin leider nicht so die Leseratte, obwohl ich weiß dass es viele gute Bücher gibt. Ich bin dann doch eher in Serien gefangen. Das letzte, was ich tatsächlich gelesen habe, war die Autobiografie von Zlatan Ibrahimovic („Ich bin Zlatan Ibrahimovic – Meine Geschichte“). Nicht der anspruchsvollste Schinken, aber stellenweise ziemlich unterhaltsam.
Wenn du einmal zurückdenkst: Wie bist du eigentlich zum Hip-Hop gekommen?
Zu der Zeit hast du dir keine großartigen Gedanken darüber gemacht. Mit zehn, elf Jahren habe ich viel Rock und Punkt gehört und war Fan von Bon Jovie. Während ihrer letzten Deutschland-Tour war ich zum ersten Mal auf einem Konzert von denen. Die Jungs sind zwar etwas in die Jahre gekommen, aber noch immer ganz nice.
Irgendwann kam dann Rap und schnell hieß es dann auch „Ey, lass mal selber rappen!“ Zuerst zu Hause gefreestyled – wo es keiner hört – und dann später auf die Freestyle-Battles gegangen. Ich glaube auch, dass ich dort vieles gelernt habe und mitnehmen konnte, was mir später, als es professioneller wurde, zugute gekommen ist. Das kann sich die heutige Generation durch ihre Video-Battles gar nicht mehr aneignen. Du musst live auch mal eine richtige Grätsche bekommen, um dich weiterzuentwickeln.
Pillath – „Wie ein Onkel“
Was empfindest du, wenn du an die ersten Snaga & Pillath Mixtapes zurückdenkst?
Eine Zeit, die ich gegen nichts in der Welt eintauschen würde. Wir hatten damals nicht den kleinsten Hype gehabt, muss man an dieser Stelle mal sagen. Es war eine recht wilde Zeit und teilweise unkontrolliert. Lange dachte ich nur „Kommste heut nicht, kommste morgen“ und hab’ mich dementsprechend erst recht spät angefangen mit dem Business auseinanderzusetzen.
Nun steht dein neues Release „Onkel der Nation“ in der Pipeline. Andere verschieben ihr Album nach hinten, du hingegen drei Wochen nach vorne. Wie kam es dazu?
Das war eine spontane Geschichte. Damit wollte ich nicht der erste Rapper sein, der sein Album vorverlegt. Als wir ich mit der PR-Agentur die Termine für die Promophase festgelegt haben, ist uns aufgefallen, dass die Deadline für ein Release Mitte Januar und Anfang Februar – dieselbe ist. So haben wir uns dafür entschieden das neue Jahr zu eröffnen und hinten raus mehr Zeit zu haben, falls wir nachlegen wollen.
Wenn wir richtig recherchiert haben, ist das Album-Cover in Köln entstanden. Wie hat sich das ergeben?
Wir haben die Fotos bereits im September geshootet – noch vor der Tour mit Eko. Eigentlich wollten wir in Köln nur die ersten Pressefotos angehen, Location abchecken und Klamotten shoppen. Doch eine Stunde bevor ich losgefahren bin, hat mich einer von meinem Label angerufen und gefragt: „Hast du noch irgendwo einen blauen Anzug und ein weißes Hemd rumfliegen? Mir ist da spontan noch so eine Idee gekommen…“ Um 22 Uhr – nachdem alle Fotos im Kasten waren – sind wir noch an diesen Kiosk gefahren. Schon nach den Testfotos haben wir gesehen, dass es das Albumcover werden muss. Alles verkörpert einfach den „Onkel der Nation“ und mit Rot, Weiß und Blau machst du nie etwas verkehrt.
Pillath feat. Sido – „Kein bisschen reifer“
Mit wem und wie ist „Onkel der Nation“ entstanden?
Gorex hat alles bis auf einen Beat produziert. Bei Snaga&Pillath haben wir uns Beats von einem kleinen Kreis aus vier, fünf Produzenten schicken lassen und drauf geschrieben. So hab’ ich es auch auf „Onkel Pillo“ gemacht. Heutzutage gehe ich lieber mit dem Produzenten ins Studio und wir arbeiten gemeinsam daran. Gerade, weil ich einen Sound kreieren wollte, der mehr nach 2016/2017 klingt als beim letzten Mal. Gorex war dafür prädestiniert.
Schreibst du deine Texte noch immer auf dem Handy und zu Hause?
In Phasen in denen ich mal nicht im Studio bin und keine Musik mache, fällt mir immer mal wieder etwas ein, was ich dann ins Handy schreibe um es im passenden Augenblick herausholen zu können. Grundlegend bin ich schon jemand, der gerne ins Studio geht, dort den Beat macht, ihn mitnimmt, zu Hause in Ruhe schreibt und wieder ins Studio geht um aufzunehmen. Im Studio zu schreiben ist mir meistens zu hektisch.
Du hast mit PA Sports zusammengearbeitet, der auch schon auf deinem Debütalbum vertreten war. Der Song ist erneut sehr gesellschaftskritisch geworden. Kam ein Battletrack nicht in Frage?
In den Snaga&Pillath-Zeit haben wir das auch schon gemacht. Bei diesem Album hat es sich einfach angeboten. Ich hatte den Beat – übrigens der einzige, den nicht Gorex sondern Joshimixu produziert hat – und recht schnell eine Idee, Strophe und den Refrain. Als ich dann am nächsten Tag an der zweiten Strophe saß, hab’ ich gemerkt, dass ich alles schon gesagt habe, was ich sagen wollte. Ich hätte zwar noch eine zweite und dritte Strophe schreiben können, aber mich dann doch für ein Feature entschieden. Zu der Zeit waren alle Features schon im Kasten, aber eins war noch in Ordnung für mich. PA hat perfekt dazu gepasst und auch dementsprechend schnell und unkompliziert abgeliefert.
Pillath – „Ich bleibe“
Du bist in deiner Karriere schon sehr viel rumgekommen. Hast du eine Anekdote für uns?
Da gibt es so einige. Das erste, was mir jetzt einfällt, war auf einem Gig in Kiel. Wir sind dort im Hotel angekommen und Decino, unser damaliger Backup, musste dringend auf Toilette, aber hat nicht auf’s Klo gepasst. Wir sind dann mit ihm auf sein Zimmer und er hat uns angezogen demonstriert, dass er nicht in die Ecke, in der das Klo stand, gepasst hat. Daraufhin haben wir tatsächlich noch nach der Show das Hotel gewechselt. Der arme Junge muss ja schließlich irgendwo aus Klo gehen – ich hoffe er nimmt mir es nicht übel. (lacht)
Wie jeder weiß, bist du großer Schalke Fan. Warst du das schon immer?
Wenn du aus Gelsenkirchen kommst, hast du keine andere Wahl. Mein Vater und Großvater sind Schalke Fans und haben mich als Kind das erste Mal mit ins Stadion mitgenommen. Dann war das Thema auch schon durch.
Dann hast du wahrscheinlich auch noch die „Euro Fighter“ spielen sehen?
Ja, klar. Mulder, Wilmots, Nemec usw. Mit elf von diesen Spielern gewinnst du heutzutage zwar keinen Blumentopf mehr, aber punktuell würden sie jedem Verein noch immer gut tun.
Damals war noch nichts mit Frisuren und überall Interview geben. Ich kann noch mich dran erinnern, dass Jiri Nemec ein einziges Interview gegeben hat. Kurz nach dem Gewinn des UEFA-Cups. Das Einzige, was er damals gesagt hat, war „Ich ganz kaputt. Ich kann nix reden jetzt.“ Solche Typen gibt es heutzutage einfach nicht mehr.
Schalke hat sich vor kurzem mit Badstuber noch einmal deutlich verstärkt. Was denkst du ist für S04 in dieser Saison noch drin?
Badstuber ist einer der besten Innenverteidiger, den die Bundesliga hat, aber hat in den letzten fünf Jahren nur 20 Spiele gemacht. Wir haben auf Schalke schon andere Spieler kaputt gekriegt, die weitaus verletzungsanfälliger waren. Von daher bin ich etwas skeptisch, wie viele Spiele er in der Rückrunde machen wird. Auch weil er nur für ein halbes Jahr ausgeliehen ist. Wenn er fit ist und spielen kann, wird er uns sicherlich weiterhelfen können. Ansonsten haben wir noch einen Stürmer aus Nürnberg geholt, was funktionieren kann. Mit den Transfer bei Schalke ist das immer so eine Sache. Es wird wohl eine ganz schwierige Rückrunde, zumal auch Säulen wie Höwedes und Hunterlaar und Di Santo, also eigentlich unsere ganzen Stürmer platt sind und sich im Winter da nichts getan hat. Aber im Fußball ist alles möglich und die Euro League ist schon drin. Dafür muss aber vieles stimmen und am besten keine Verletzungen mehr hinzukommen.
Pillath feat. R.E. – „Stummer Schrei“
Bist du eigentlich noch bei den Rosinenbombern am Start?
(lacht) Wir treffen uns noch, aber dieses harte Fanklub-Leben ist in den letzten Jahren schon etwas abgekühlt. Früher haben wir uns schon drei Stunden vor jedem Spiel getroffen und den Grill angeworfen, aber heute haben wir alle immer weniger Zeit. Der eine ist Anwalt geworden, der andere besitzt einen Burgerladen und einer wurde letztes Jahr Europas bester Vertriebsmitarbeiter bei Samsung und ist mittlerweile bei Sony gelandet. Trotzdem machen wir noch immer eine jährliche Weihnachtsfeier. Die war dieses Jahr auch wieder sehr hart und laut.
Zum Abschluss haben wir ein paar Sätze zum Vervollständigen. Fünf Minuten vor der Show, …
… bin ich schon ein bisschen im Tunnel. Nicht aufgeregt, aber angespannt. Kommt natürlich immer darauf an, wie groß die Show ist.
Fünf Minuten nach der Show, …
… bin ich immer noch im Tunnel. Wenn die Show krass war sogar zehn Minuten.
Eine Hörspiel-CD über mein Leben sollte gesprochen werden von, …
… Rudi Aussauer. Wenn er das nicht mehr hinbekommt, könnte mein Vater es auch lesen.
Dort, wo ich herkomme, ist das Wichtigste …
… Schalke. Vielleicht nicht für mich persönlich, aber für die Menschen hier. Sagen wir Familie und Schalke sonst bekomm’ ich zu Hause gleich wieder eine Grätsche und es heißt „Ja, dann geh doch auf Schalke. Schlaf doch auf Schalke!“
Album Cover + Tracklist
01 Onkel der Nation
02 Ich bleibe
03 Wie ein Onkel
04 Willkommen im Affenhaus
05 Sie schämen sich nicht ( feat. PA Sports )
06 Wer ist es
07 Richtig Korrekt ( feat. Snaga )
08 Passé
09 Kein bisschen reifer ( feat. Sido )
10 Stummer Schrei ( feat. R.E. )
11 Ärger in der City ( feat. Manuellsen )
12 Hilfe
13 Keine Gegner mehr
14 Ein Mann ein
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Foto: (c) Mario-Andreya
Der Beitrag Interview mit Pillath: Artist Feature #159 erschien zuerst auf RAP-N-BLUES.com.