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Takt32 –„ID“ (Review + Stream)

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In den letzten Jahren konnte sich Takt32 (Interview) konstant in meinen zehn besten Songs des Jahres aufhalten („#DreiZwei“, „Ouech Ouech“). Auch in diesem Jahr ist er mit „B.A.U.“ (Video) und „Dis wo ich herkomm’“ (Video) wohl wieder mit dabei.

Von daher fiel es mir bei dem Berliner immer schon schwer, einzugestehen, dass ich ihn mir bisher auf Albumlänge nicht anhören konnte. Daher bestand die Hoffnung, dass die neue Solo-Platte Abhilfe schafft.

Short Facts

  • 12 Tracks | 39 Minuten
  • Produced by Jumpa
  • Features: FX, Liquit Walker, Lü Rique
  • Label: Kiezkunst (Chapter ONE / Universal Music)
  • Releasedate: 25. November 2016

Review

In gewisser Weise geben die Video-Singles die Marschrichtung für das Album vor: Takt32 beschreibt darin seinen Lifestyle – entstanden durch seine Erlebnisse in Berlin, USA und Frankreich – auf mindestens genauso vielfältig-inspirierten Beats von Jumpa (Interview). Die Produktionen lassen definitiv die Vorlieben erkennen aber das Klangbild nicht mit anderen vergleichen. Stilistisch wird sich hier zwar an den üblichen Quellen orientiert, aber alles klingt natürlich gewachsen. So klingt das Album nach bedrohlichen Bässen aus bekannten French Rap Songs, den treibenden Südstaaten-808s und nach der stumpfen Kälte Berlin’s. Ein gutaussehender Anzug, der dem Rapper mit seiner aggressiven Stimme und den pointierten Raps auch gut steht und sitzt. Die beiden hatten auch keine Angst vor dezenten experimentellen Elementen wie Autotune und vibenden Text-Passagen.

Textlich bekommen wir hier grundehrliche, wenn auch etwas einseitige Lyrics zu hören. Ob an der Seite von FX und Liquit Walker auf dem wilden „Hungrig“, das die Gesellschaft und ihre Muster als Feindbild nimmt oder auf „Bang Bang“, dem ich am ehesten Hitpotenzial zusprechen würde: Noch nie klang das Sinnbild der drei Affen in Bezug auf die bedingungslose Loyalität gegenüber der Gang und sich selbst aggressiver und kultivierter, soweit es eben die Authentizität zulässt. Im Gegensatz zu seinen Rap-Kollegen verzichtet Takt32 fast komplett auf die Schimpfwörter und wandelt die Frustration und Unzufriedenheit von den Plattenbau Berlins und den französischen Banlieues in Motivation und „Protest-esken“ Drang nach Veränderung um.

Für Verfechter der Realness macht er aus einer vermeintlichen Schwäche eine Stärke indem er Smart und Selbstsicherheit seinen Straßenraps nicht unterordnet, sondern damit vermischt – und das schön subtil. Obwohl er sein intellektuelles Level nicht durch Wortwahl und Vergleiche á la Kollegah dem Hörer auf’s Auge drückt, hat man das Gefühl, dass hinter all den Ansagen gegen das System und dem Plädieren an den Ehrenkodex doch noch etwas steckt. Auch wenn man manchmal ein zweites oder drittes Mal hinhören muss, um nichts zu verpassen. Diese Meta-Ebene wird auf den letzten drei Tracks dann noch etwas mehr in den Vordergrund gerückt und deckt die nachdenkliche Seite der LP ab. Auch driftet nichts ab und untergräbt nicht die vorher aufgebaute Glaubwürdigkeit.

Fazit

„Schuster bleib bei deinen Leisten“ – seltener passte eine Phrase besser als hier. So schafft es der Berliner durchgängig mit seinem homogenen Zusammenspiel aus autobiographischen und authentischen Raps und den Beats, die aus einer natürlicher Entwicklung und keinem Aufgreifen von Trends und Strömungen entstanden sind, zu unterhalten, auch wenn keiner der Tracks diesbezüglich an „Dis’ wo ich herkomm’“ oder „B.A.U.“ herankommt. „ID“ setzt durchgehend auf seine Stärken und versucht nicht etwas zu werden, was es nicht ist und lebt vor allem durch die Authentizität. „Gang“ war thematisch und soundtechnisch eventuell vielseitiger, aber „ID“ ist konzentrierter und bietet für Fans von Straßenrap wie mich genug Tiefgang. Für andere Stimmen ist es wohl zu wenig Tiefgang und zu eindimensional gehalten. Vielleicht ist das Album nicht der Anwärter auf das Album des Jahres, aber Takt32 ist sicherlich ein Kandidat für den MVP.

Album Stream

Album Cover & Tracklist

01. ID
02. Tipp: B.A.U
03. Von mir / Von hier
04. Tipp: Hungrig feat. FX & Liquit Walker
05. Dis wo ich herkomme feat. Lü Rique
06. 110
07. Laber nicht
08. 100 Bilder
09. Tiré
10. Glück
11. Tipp: Bang Bang
12. Was wäre

Der Beitrag Takt32 – „ID“ (Review + Stream) erschien zuerst auf RAP-N-BLUES.com.


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