Letzten Freitag erschien über Universal Urban „Das goldene Album“ von Sido. Nach der 2015 veröffentlichten LP „VI“ ist es bereits das siebte Soloalbum, das der ehemalige Maskenmann veröffentlicht. Produziert wurde das ganze von Sido und seinem Berliner Produzenten-Homie DJ Desue.
Short Facts
- 15 Tracks | 46 Minuten
- Produced by Sido, DJ Desue
- Features: Estikay, Der Russe, Kool Savas, Hanybal, Blut & Kasse, Haze
- Label: Universal Urban
- Releasedate: 18. November 2016
Review
Als Verstärkung holt sich Sido Gäste wie Estikay, Der Russe, Kool Savas, Hanybal, Blut & Kasse sowie Haze mit ins Boot. Sogar die Stimme von Popsternchen Mark Forster hat es auf das „Goldene Album“ geschafft. Thematisch rappt der Berliner auf seinem neuesten Werk über den Kampf um soziale Anerkennung, Loser-Typen, einem alkoholabhängigen Obdachlosen oder die unterschiedlichsten Hip-Hop Medien.
Über die letztgenannten hat der Rapper eine ganz eigene Meinung: Halt die Schnauze ist seine Message an alle Medienschaffenden, die über sein Album schreiben wollen. Promo kommt für den 35-jährigen demnach nicht in Frage und so wurden im Vorfeld bereits alle Interview-Anfragen abgelehnt und genauso unmotiviert klingt für mich auch „Das Goldene Album“. Zwar hat Sido noch immer ein Händchen für Beats, aus denen er so einiges herausholt (mir gefällt z.B. „Siggi Siggi Siggi“ besonders gut, dessen Hook eine Reminiszenz an „Hypnotize“ darstellt), doch leider klingen etliche anderen Songs auf dem Longplayer dennoch eher lustlos und langweilig. Tranceartig präsentiert Sido seine Lines, die er mehr runterbetet, als diese glaubwürdig rüberzubringen.
„Diese Gegend hier ist jenseits von Glanzpunkten / In Alis Apotheke sind wir Stammkunden / Hier hat keiner ne Idee, jeder am Pumpen / Der Ort von dem ich rede ist ganz unten“
„Ganz unten“ feat. Hanybal ist so ein Beispiel. Die Hook geht eher unter und erinnert an diesen einen Song mit Mark Forster. Insgesamt entsteht der Eindruck, als habe sich Sido zu sehr an den Reimketten entlang gehangelt, zu viel gewollt und am Ende dann doch zu wenig draus gemacht. Ähnliches gilt für „Striche zählen“. Ansich ein starker Tune: Der Berliner rappt über einen Mörder im Knast, doch leider plätschert der Song am Ende dann doch nur wieder vor sich hin.
„Durch ein kleines Fenster scheint das Tageslicht / Eine triste Aussicht die kaum zu ertragen ist / Er würd‘ so gerne rausgehen doch das darf er nicht /Weil 10 Jahre hier zu hausen seine Strafe ist“
Dennoch: Viele der Tracks sind gute Storyteller und erzählen eine kleine, oftmals spannende Geschichte. „Der einzige Weg“ handelt – unterlegt von einem interessanten Beat – von einem Typen, der Pleite geht. Doch dann fängt Mark Forster an zu singen und der gute Eindruck wird getrübt. Schade. Bei „Alkohol“ wird aus der Sicht eines alkoholabhängigen Obdachlosen gerappt und die Hook mit Samples aus TV Serien versehen, was dem Ganzen eine Besonderheit gibt, die man ansonsten eher auf der Platte vermisst.
Ein besonderes Highlight bietet „Masafaka“. Zusammen mit Kool Savas (Review zu“Essahdamus“) als Featuregast wird gegen Medien gerappt, die voreingenommen über Hip-Hop berichten. Die Lyrics werden durch einen schönen Old School Beat abgerundet.
„Sie reden über Hip Hop / Sie finden uns witzig / Doch wir stürmen in die Redaktion und schreien ‚Fick Dich‘ / Wenn wir alles kleinhauen sagen sie ‚spinnt ihr?‘/ Doch das ist Hip-Hop Motherfucker / So sind wir“
Bei dem bereits im Sommer vorab veröffentlichtem Track „Geuner“ besinnst sich Sido auf seine familiären Wurzeln und präsentiert einen vor Klischees triefenden Song. „Zi-Zi-Zigeuner“ tanzen nämlich gerne, klauen und beachten keine Gesetzte. Ehm, ja. Da muss ich nicht weiter drauf eingehen.
Fazit
Insgesamt fehlt es dem Album aus meiner Sicht an Tiefe, während die Samples gut produziert und sehr divers sind. Die Lyrics klingen jedoch zu gewollt und oftmals unmotiviert. Mir fehlen auf „das goldene Album“ einige Highlights, die herausstechen und andere Songs wieder wettmachen. Ende Januar startet Sidos „Liebhaber“-Tour. Er wird durch diverse Clubs des Landes ziehen, ich bin gespannt, ob die Shows ausverkauft sein werden.
Album Stream
Videos
„Hamdullah“
„Ganz unten“ feat. Hanybal
„Geuner“
„Ja man“ feat. Estikay
„Masafaka“ feat. Kool Savas
Album Cover & Tracklist
01. Intro
02. Ganz unten feat. Hanybal
03. Hamdullah
04. Masafaka feat. Kool Savas
05. Geuner
06. Papa ist da
07. Der einzige Weg
08. Striche zählen
09. Dachboden Skit
10. Diese Mucke
11. Männaz mit Vaginaz
12. Alkohol
13. Bljad
14. Ja man feat. Estikay
15. Siggi Siggi Siggi
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Foto: (c) Murat Aslan
Der Beitrag Sido – „Das Goldene Album“ (Review + Stream) erschien zuerst auf RAP-N-BLUES.com.