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Muso –„Amarena“ (Review + Stream)

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Muso meldet sich rund drei Jahre nach seinem Erstlingswerk „Stracciatella Now“ mit einem neuen Album zurück. Es trägt den Titel „Amarena“ und spielt erneut auf eine Eissorte oder wahlweise auf die Farbe des Universums an. Hier erfahrt ihr, was euch auf dem Album erwartet.

Short Facts

  • 12 Tracks | 43 Minuten
  • Features von Xavier Naidoo & Ali As
  • produziert von Muso, LO und Gianni Brezzo
  • Label: Believe Germany
  • Releasedate: 19. August 2016

Intro

2013 – das Jahr des Hipsters. Etablierte Rapper hegen den Wunsch, als Musiker wahrgenommen zu werden und Labels nehmen jeden jungen emcee unter Vertrag, der ansatzweise in das Raster von Cro und Co. passt. Auch die Stuttgarter Jungs von Chimperator agieren so und avancieren prompt zur damaligen Speerspitze der Szene: Teesy, SAM, Weekend und eben Muso sind hierbei die Namen, die nachhaltig auf sich aufmerksam machen.

Wie bei vielen anderen Hypes verschließe ich mich automatisch erst einmal davor, da es mir sonst zu viel wird und die meisten der Acts wohl eh wieder in der Versenkung verschwinden. Dass dabei der eine oder andere vielversprechende Künstler auf der Strecke bleibt, ist wohl unvermeidbar.

Ein Rapper, der sich für sein Cover nackt mit einem Hund auf dem Arm wie eine römische Statue ablichten lässt, war für mich damals sofort unten durch. Heute, mit einigen Jahren Abstand, finde ich es zwar noch immer nicht gut, kann mich aber zumindest darauf einlassen. Also habe ich mir Muso’s Video-Singles zu „Amarena“ gegeben und dabei festgestellt, das ich ihn gar nicht mal so uninteressant finde.

Review

Dennoch: Selten habe ich ein Album so zwiespältig betrachtet wie „Amarena“. Es ist vielleicht das anstrengendste Album, das ich mir in den letzten Jahren angehört habe und vielleicht gerade deswegen so fantastisch. Man weiß nie genau, welche Richtung der Heidelberger auf seinen Tracks einschlägt, aber was er uns damit sagen will hingegen schon – irgendwie. Beispiel gefällig? „Ich war jung, motiviert und verliebt, als ich das erste Mal deine Adresse auf einen Umschlag schrieb und ihn wegwarf, unfrankfiert. Glaubst du mir jetzt, dass es Wunder gibt?“ In dem einen Augenblick denkt man, dass man es gecheckt hat und dann folgt eine Zeile, die uns wieder verwirrt zurücklässt. Und irgendwie glaube ich heraushören zu können, dass es Muso auch Spaß macht diese Verwirrung zu stiften.

Direkt nach dem ersten Track ist also schon einmal klar, dass uns Muso Einblicke in sein Seelenleben gewährt. Oder besser gesagt: In das Zusammenspiel zwischen Mann und Frau. Und auch, wenn das etwas oberflächlich klingen mag, denke ich, das sich Muso durch sein äußere Erscheinungsbild das auch leisten kann, ohne gleich unmännlich zu wirken. Seine tiefe Stimme und die lyrischen Fertigkeiten geben dem Ganzen zudem eine musikalische Relevanz. Hier wird die Stärke zur Schwäche und die Schwäche zur Stärke. Und so möchte ich Muso nach mehrmaligem Durchhören zurufen „Was willst du uns damit sagen?“ oder „Komm endlich zum Punkt!“. Manchmal kann ich nur aufgrund des Refrains oder dem Titel erahnen, wie und wo er sich in seiner zwischenmenschlichen Beziehung befindet. Dieses Album fordert einen von Minute zu Minute mehr heraus und entweder kann man diese Challenge annehmen oder nicht.

Hier werden Redensarten umgedreht, mit Sprichwörtern gespielt und Oxymora gerappt. Man könnte meinen, dass Muso bewusst durch seinen Alltag geht und jeden Eindruck, den er sammelt, auf seine wirklichkeitsnahe „Gefühlswelt-tauglichkeit“ abklopft. Sowohl Indie-Kinder, die sich Songzeilen tätowieren lassen wollen, als auch das Feuilleton können hier etwas für sich herausziehen. Nimmt man den Kampf gegen Muso’s Lyrik gar nicht erst an, ist „Amarena“ im Prinzip eigensinnige und moderne Musik. Obwohl das minimalistische Arrangement – flackernden Trap-Hi-Hats und die tiefen Stimme von Muso – den Text durchgehend im Vordergrund stellen, kann ich auch einfach so zum Album viben. Ob nun „Therapie“ um dessen präsentes Sample ein wahrer Pop-Trap Hit gebaut wurde, das zutiefst gechillte „Two Step Further“ oder das völlig freidrehende „Egofilm“ mit Xavier Naidoo – das Soundbild trifft den Puls der Zeit und kann auch im Mainstream überleben ohne kitschig noch erzwungen rüberzukommen.

Fazit

Man kann es drehen und wenden wie man will, aber „Amarena“ ist ein konsequentes, lyrisch starkes und inhaltlich schlüssiges Album, das einen stellenweise überfordert, aber das irgendwie auf eine schöne Art und Weise. Wenn die Zeile einmal nicht hängen bleibt oder überfordert, dann holt es der Beat wieder raus. Wenn die Musik von Muso nun noch etwas zugänglicher wird, könnten wir es hier mit einem zukünftigen Star der Szene zu tun. So bleibt Muso für sein nächstes Album eben noch ein bisschen Luft nach oben.

Full Stream

Tracklist & Cover

Muso Amarena Cover

01. Acid Trips auf Esspapier
02. Tipp: Therapie
03. Tipp: Two Steps Further (Video)
04. Denn Sie wissen
05. Regen
06. Kopf oder Zahl
07. Tipp: 1001 Morgen
08. Egofilm (feat. Xavier Naidoo)
09. Ultimatum (feat. Ali As) (Video)
10. Über Wunden
11. 0815
12. Kein Zurück


Bereits vor dem Release haben wir mit Muso ein Interview zum Album geführt. HIER nachzulesen.

Der Beitrag Muso – „Amarena“ (Review + Stream) erschien zuerst auf RAP-N-BLUES.com.


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