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Interview mit Lucky Looks über seine neue Free EP „Lieutenant“

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Lucky-Looks-Pressefoto

In der Kategorie “5 Fragen zum Album” stellen wir euch ausgewählte Musik-Künstler und ihre bald erscheinenden oder kürzlich veröffentlichte Alben vor. Grundlage sind fünf kurze Fragen, die sich rund um das Release drehen.

Noch nie von Lucky Looks gehört? Nein? Oder vielleicht doch? So ging es mir am Anfang. Lucky Looks zieht den Zuhörer in die detailliert dargestellten Geschichten über Melancholie in unserer Gesellschaft. Tracks wie „Hinterhalt“ und „Kapitulation“ halten das, was sie versprechen. Nach zwei EP’s („0230AM“ mit CAZ und „zzZ“), den ersten Teil seiner Free Mixtape Reihe „Hallo, ich bin …“ (Oktober 2015) und seinem Solo-Album „Rotznase“ feiert heute seine neue EP „Lieutenant“ ihr Release. Wir haben uns passend dazu mit ihm und seinem Produzent Delapi über das Release unterhalten.

Short Facts

Interview

Welcher Grundgedanke steckt hinter dem Titel und dem dazugehörigen Artwork?

Puh, Grundgedanke ist schwierig. Dazu muss ich etwas ausholen, ich versuche mich mal: Überall ist Krieg. Jeder redet von Krieg. Guckst du Nachrichten? Also ich nicht. Trotzdem komm’ ich nicht drum herum. Ich kenne ein paar Leute, die die übelsten Verschwörungstheorien à la „NWO“ und „demnächst 3. Weltkrieg“ am Start haben. Die sagen bald knallt’s. Aber es knallt doch schon? Es knallt immer. Weil Menschen am Sack sind oder wie Hopsi in Song „Menschen“ einmal sagte: „Es gibt so viele Menschen auf dieser Welt, doch die meisten sind so richtige Hurensöhne“. Gerade ist Frieden. Nein, gerade ist nur eine etwas längere Pause vom Krieg. Bis irgendein Geisteskranker wieder noch mehr Geisteskranke gefunden hat, die bereit sind für eine hängengebliebene Sache zu sterben. Aber mich interessiert das eigentlich gar nicht. Ich hänge auf der Couch, höre Beats, rauche und zocke „Call of Duty“ auf der PS4. Doch ich komm’ irgendwie nicht drumherum. Also um das Geballer. Ich hänge am Handy, gucke was so geht. Facebook ist voll mit Krieg – überall Gehetze und Streit.

Um langsam den Bogen zu bekommen: Meine Herangehensweise an Musik ist ganz einfach: Es gibt keine typische. Ich setze mich nie hin und überlege über was ich jetzt schreiben könnte. Es reicht oft eine Mimik, eine Diskussion oder eine bestimmte Situation, die mir als Aufhänger dient. Um diesen einen Eindruck herum bildet sich dann ein Gerüst und daraus entsteht dann ein Song. Vielleicht war ich in letzter Zeit einfach zu vielen Streitereien, privaten Problemen und Kriegsszenarien ausgesetzt. Ich weiß nicht genau, wieso alles mit so Militärbegriffen betitelt wurde. Es passierte nach und nach. Ich habe nie einen Namen für den Song bevor er komplett steht. Oft kommt der Songtitel nichtmal im Song vor. Aber er fasst den ganzen Track zu einer guten Momentaufnahme zusammen. Und so auch bei diesem Tape. Ich hatte die Songs alle bereits unterbewusst so benannt, als mir aufgefallen ist – dass sie neben der Stimmung auch von der Namensgebung her super zusammenpassten. Im Endeffekt wählte ich dann einen der Songtitel aus bei dem ich dachte, dass er das ganze Tape und die einzelnen Songs ganz gut zusammenfasst. Deshalb heißt die EP „Lieutenant“. Du merkst also, da steckt mehr dahinter als man denkt. Oder auch viel weniger.

Zum Artwork hätte ich mindestens genau so viel zu erzählen. Aber das würde den Rahmen sprengen. Sehen wir es daher einfach als Verbildlichung meiner Meinung, die ich zum Kriegsdienst habe.

Du hast dich gänzlich gegen Features entschieden. Wie kam es dazu? Was kannst du über die Zusammenarbeit mit Delapi sagen, der alles produziert, gemischt und gemastert hat?

Die Platte ist so persönlich, da haben Features einfach nicht gepasst.

Delapi kenne ich nun seit „zzZ“. Er schickte mir damals ganz unverbindlich ein paar Beats. Ich pickte noch in der gleichen Nacht drei Stück davon und nahm die Songs direkt im Anschluss auf. Mit „zzZ“, „Wendepunkt“ und „Dauerschleife“ sind so gute Sachen entstanden, dass ich ihn unbedingt mit in meinen „Produzentenkreis“ aufnehmen wollte.

Delapi: Die Zusammenarbeit war eigentlich ziemlich easy. Im Vergleich zu vorherigen Projekten hatten wir irgendwann einen Punkt erreicht ab dem wir beide die EP unbedingt fertigstellen wollten. Dadurch war ein ziemlich guter Workflow von beiden Seiten da und es war auch Verlass aufeinander. Da wurde dann auch irgendwann nicht mehr nach hinten verschoben obwohl es zuletzt doch sehr viel Stress bedeutet hat.

Wie verlief eine typische Aufnahmesession und wie lange hast du an der EP insgesamt gearbeitet?

Es gibt keine typische Aufnahmesession, aber drei Herangehensweisen bei mir, die ich am besten kurz erläutere. Entweder ich schreibe Fragmente auf bzw. merke sie mir und forme sie über Tage, Wochen, Monate zu einer Skizze. Irgendwann bekomme ich einen Beat rein auf den das Grundgerüst und die Stimmung gut passt und ich mache mich an den Feinschliff. Oder ich bekomme einen Beat, bin direkt geflasht, schreibe direkt drauf und nehme direkt im Anschluss auf. Das ist leider der seltenste Fall. Der häufigste ist nämlich, dass ich bekomme einen Beat bekomme, direkt geflasht bin und ihn mir beim Produzenten sichere. Schreibe ihm „Boah Brutal Bruder da mache ich auf jeden Fall was drauf“ und der vergammelt dann Monte oder Jahre irgendwo auf dem Laptop.

Dann stoße ich irgendwann wieder drauf und wenn es gut läuft tritt der zweite Fall ein. Ein Großteil davon verwest aber irgendwo. Ich schwöre, ich habe noch solche Bretter rumliegen, aber finde sie nicht mehr oder kann sie nicht mehr hören. Sorry vor allem an Buskapé, Menace und Minh.

Bei „Lieutenant“ trat überraschenderweise recht häufig eine Mischung aus Fall eins und zwei auf. Delapi schickte mir das vergangene Jahr oft Beats, die mich direkt flashten und ich direkt wusste, welche Stimmung und Art von Texten ich darauf haben wollte. Dann ging das immer relativ zügig. Der Titelsong der EP entstand beispielsweise innerhalb weniger Stunden. Mit dem Stimmeinsatz, der Melodie und dem Feeling wäre die Atmosphäre irgendwie verzerrt, wenn ich es erst drei Wochen später aufgenommen hätte, als ich es geschrieben habe. Gerade solche Momentaufnahmen machen das Feeling der EP aus.

Zwischen dem „ältesten“ und dem „frischesten“ Song der EP liegt so ein Jahr. Dass ich daran jetzt aber über ein Jahr „gearbeitet“ habe, kann ich so nicht sagen. Ich habe nie an irgendeinem Release gearbeitet. Es entstehen im Laufe der Zeit eben verschiedene Songs und die dürfen ruhig unterschiedlich heißen und unterschiedlich klingen und mit unterschiedlichen Styles eingerappt werden. Das macht das Release nicht weniger rund. Mein damaliger Manager meinte damals bei den Arbeiten zu meinem Debütalbum „Rotznase“, dass es eine einzige Baustelle sei, „weil die Songs nicht zueinander passen und alle unterschiedlich klingen“. Ich finde aber genau darin liegt der Charme. Ich entwickele mich nicht von Release zu Release sondern von Track zu Track.

Gibt es einen Song, der dir ganz besonders am Herzen liegt oder zu dem du eine ganz spezielle Beziehung habt?

Ja, „Ehrenmedaille“. Den Song haben wir bewusst nur auf die CD gepackt, weil ich nicht wollte, dass den jeder hört – weil er zu tief geht. Irgendwie paradox. Einen Song auf eine CD packen, dass ihn nicht so viele hören. Dazu muss gesagt werden, dass wir die EP ab dem 27. Dezember auf lookslucky.de zum kostenfreien Download anbieten werden, aber eben ohne den Song „Ehrenmedaille“. Wer selber Musik macht und selber schonmal so einen persönlichen Song geschrieben und aufgenommen hat, kennt das Gefühl – wenn er steht und man selber Gänsehaut hat wenn man ihn hört. Dela, hast du einen der die am Herzen liegt?

Delapi: Also für mich ist der Track „Abzug“ was Besonderes. Das war der erste Track, der entstanden ist und der Anstoß für die EP. Ich hatte den Beat im Dezember 2015 nach der Arbeit eingespielt, obwohl ich gar keine Zeit dafür hatte. In dem Moment musste das aber als Ventil herhalten. Ich hatte dann einen kleinen Clip auf Facebook hochgeladen und du meintest gleich, dass ich ihn rüberschicken muß. Kurz darauf hatte ich dann schon den fast fertigen Track zurückbekommen. Der Beat hat sich auch nach der ersten Version bis zum Schluss nicht mehr geändert und ist samplefrei geblieben. Nur am Arrangement haben wir ein bisschen geschraubt.

Könntest du uns zum Abschluß noch eine kleine Anekdote rund um die EP erzählen?

Das Foto zu dem Cover habe ich selber geschossen. Das muss man sich erstmal vorstellen: Ich habe mir 100 Spielzeugsoldaten bestellt, bin dann mit einem Freund in den Wald gegangen mit Haarspray und einem Feuerzeug und haben gezündelt wie früher. Dabei haben wir gekichert und fanden es bewundernswert wie Plastik fackelt, riecht und wie schnell sich das Feuer ausbreitet. Mehr sage ich mal lieber nicht, sonst weiß die Polizei bescheid. Nur so viel: es kam niemand zu Schaden.

Cover + Tracklist

01. Lieutenant
02. Hinterhalt
03. Friendly Fire
04. Weiß
05. Kapitulation
06. Abzug
07. Ehrenmedaille

Der Beitrag Interview mit Lucky Looks über seine neue Free EP „Lieutenant“ erschien zuerst auf RAP-N-BLUES.com.


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